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Feministische Abendmahls-Ideologie in Württemberg


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Rolf

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Feministische Abendmahls-Ideologie in Württemberg




Walter Rominger


Am Tag der Württembergischen Pfarrerinnen und Pfarrer[ 1 ] bekam Frau Dr. Elisabeth Moltmann-Wendel Gelegenheit, ein Referat zum Thema "Abendmahl aus feministischer Sicht - Abendmahl als Problem" zu halten. Zu diesem Vorgang nimmt Walter Rominger ausführlich Stellung. Wir geben sein Referat, das er zuerst auf der Tagung der Evangelischen Notgemeinschaft in Bonn gehalten hat, hier gekürzt wieder.[ 2 ]

1. Irrlehre zum Abendmahl

"Für viele Christinnen" wäre "das Abendmahl ... zu einem Stein des Anstoßes ... geworden", stellte Frau Moltmann-Wendel einleitend fest. Frauen, "die begonnen haben, ein eigenes Selbstbewußtsein zu entwickeln" nähmen Anstoß daran, daß durch "die Einführungsworte zum Abendmahl alle Menschen global und pauschal ... zu Sündern erklärt" werden. In ihrem Denkhorizont erscheint das so zwingend, daß sie feststellt: "Das Sündenbekenntnis, das dem Abendmahl vorausgeht, verstärkt also das vorhandene Schuld- und Sündenbewußtsein und verhindert das bei vielen anwachsende Selbstgefühl". Freilich vergißt sie dabei, daß das Sündenbekenntnis gerade notwendiger Teil der Sündenvergebung ist, da nur vor Gott bekannte Sünde von Gott vergeben wird.

Als zweites Argument nennt Moltmann-Wendel, "daß das Abendmahl als Sühnopfermahl, als Erinnerung an den Sühnetod Jesu, der für die Sünden der Menschen starb, vielen unverständlich, sogar ärgerlich ist". Aber kann gegen das Abendmahl ins Feld geführt werden, es sei vielen unverständlich? Die allgemeine Verständlichkeit entscheidet doch nicht über die Richtigkeit. Schließlich war "das Wort vom Kreuz", das den Sühnetod Jesu zum Inhalt hat, zu jeder Zeit "Torheit" (1Kor 1,18); man empfand es als "ärgerlich", "unvereinbar mit einem liebenden...Gott". Dieses Empfinden entsteht aber nur dann, wenn ein entscheidender Wesenszug Gottes (bewußt) übergangen wird, nämlich seine Heiligkeit.

Als dritten "Problemkreis" benennt Moltmann-Wendel "das Blut, das sich in vielen theologischen Vorstellungen mystisch aufgeladen hat und entsprechend alten, magischen Vorstellungen mit Leben gleichgesetzt wird". Aber das bedeutet Kritik an biblischer Überlieferung und unterstellt der Schrift, sie verbreite magische Vorstellungen, denn sie geht davon aus, daß im Blut das Leben steckt. Doch es ist genau umgekehrt: gerade die von Moltmann-Wendel vertretene feministische Theologie lädt "das Blut" "mystisch" auf und entwickelt "magische Vorstellungen". Natürlich handelt es sich dann nicht mehr um "das Blut Jesu, das uns rein von allen Sünden macht" und das Moltmann-Wendel zufolge "in manchen christlichen Kreisen diese magische Heilsbedeutung bekommen" habe, sondern "manche Frauen entdecken ... heute" "wieder" "eine Heiligkeit ihres Menstruationsblutes als Lebensblut". Damit wird dem Menstruationsblut der Frau praktisch Heilsbedeutung beigemessen. Logischerweise beschwert sich die Referentin darüber, daß das Menstruationsblut "von dem christlich verklärten männlichen Blut Jesu vollends in den Schatten gestellt" würde. "Ein negatives und nekrophiles Gottesbild und Menschen- und Frauenbild" würde "demnach das Abendmahlsritual" beherrschen. Moltmann-Wendel plädiert für "andere Verstehensweisen" und "möchte" sich "vom Markusevangelium her einem frauenorientierten frühen Abendmahlsverständnis nähern, das" ihr "selbst geholfen" habe, "die gegenwärtigen Frauenfragen nach Sünde, Sühnopfer und Blut in einem neuen Zusammenhang zu sehen".

Besonders anstößig sei für Frauen auch "die Wirkungsgeschichte des Abendmahls in der theologischen und kirchlichen Tradition". Demnach könnte die Geschichte des Abendmahls wohl nur die Geschichte von Irrtümern und Unheil gewesen sein. Aber so unsäglich wie Moltmann-Wendel den Eindruck zu erwecken sucht, war trotz aller Abendmahlsstreitigkeiten die Wirkungsgeschichte nie. Für wie viele Christen war die Teilnahme am Abendmahl schon Stärkung ihres Glaubens in Anfechtungen auf ihrem Lebensweg!

Die Referentin stößt sich vor allem an der "Opfervorstellung", aus welcher sich "Opfermentalität" "entwickelt" habe. Unter Berufung auf Forschungen aus der Befreiungs- und der feministischen Theologie[ 3 ] vertritt Moltmann-Wendel die Ansicht, "diese Opfervorstellung" sei "den Evangelien fremd". Bereits innerhalb der neutestamentlichen Überlieferung setzt nach Moltmann-Wendel die "fatale Wirkungsgeschichte" ein, eine falsche Interpretation, eine Tradierung von Mißverständnissen. Zwar will sie nicht bestreiten, daß "in den verschiedenen Abendmahlsberichten ... Spuren" von Opfervorstellungen "zu finden" sind. Das müsse jedoch falsch sein, denn die Evangelien sprächen nie von Opfern, "außer um sie auszuschließen".

Frau Moltmann-Wendel meint, die Absicht Jesu besser zu verstehen, als die biblischen Autoren

Deshalb fordert sie dazu auf, daß wir "uns von den Resten des Opferdenkens befreien, die 'unsere geheimsten Gehirnfalten verschmutzen'". Frau Moltmann-Wendel erkühnt sich damit allerdings, die Absicht Jesu besser zu verstehen als die biblischen Autoren in der Mitte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts. Folglich kann sie mit der paulinischen Beschreibung Gott hat "seinen eigenen Sohn nicht verschont..., sondern hat ihn für uns alle dahingegeben" (Röm. 8,32) auch nichts anfangen. Gott kann für sie "nie" der "Verursacher des Todes Jesu" sein, da sich dies doch mit einem liebenden Gott nicht vertragen würde. Nach ihrer Meinung haben sich Opfervorstellungen "in das christliche Leben und Denken eingeschlichen, teils weil sie den gängigen religiösen Vorstellungen", teils weil sie "menschlichen Bedürfnissen nach einem Sündenbock" entsprächen.

Inzwischen hätten Frauen "biophile Vorstellungen für Rituale" entwickelt, "die ihren besonderen Lebensrhythmen entsprechen". Moltmann-Wendel nennt drei Beispiele. Zum einen gebe es Rituale, "in denen sie ihre Menstruation feiern". Frauen werden sich darin "den Quellen ihrer Kraft ... und ihre® Rhythmen bewußt". Moltmann-Wendel hält es für nötig, "daß Frauen... ihre eigenen Lebensrhythmen wiederentdecken", stellt dann jedoch fest: "Doch dieser Akt einer Geburt der spirituellen Persönlichkeit hat nichts mit dem Abendmahl der Christenheit zu tun". In der Tat!

Weiter behauptet Moltmann-Wendel, daß der "Vorgang der Schwangerschaft als ein 'alternatives Opfer'" verstanden werden kann. Dies käme "dem Abendmahl näher". Noch näher heran käme eine "Theologie des Blutes", die von einer in Indien tätigen Theologin[ 4 ] entwickelt wurde. Sie setzt "bei einem vielfach vergossenen Blut von Frauen in unserer Gegenwart ein". Im Menstruationsblut der Frau "scheint hier ein Christusopfer auf". Damit würde eine Identifikation Christi mit menstruierenden und leidenden Frauen stattfinden. Für Moltmann-Wendel ist so "ein Einstieg zu einem neuen Abendmahlsverständnis denkbar" und es sei "eine direkte Verbindung zum markinischen Abendmahlsverstehen zu ziehen".
Vorgang der Schwangerschaft - ein alternatives Opfer?

Doch das ist Blasphemie, denn es bedeutet eine Sakralisierung des Menstruationsblutes und damit eine Entheiligung des Blutes Christi. Frau Moltmann-Wendel scheint sich dessen bewußt zu sein, denn sie will auf keinen Fall einen "Rückzug in eine biblische Tradition und Legitimation" antreten.

Die Referentin möchte nun den Sinn der Abendmahlsworte Jesu nach Markus aus der Geschichte der blutenden Frau aufhellen, denn auch in dieser Geschichte kämen die Begriffe "Leib" und "Blut" vor, es handle sich um eine "leibliche, körperliche, leibhafte Kommunikation". Dabei würde "ein Körper-Energie-Austausch" zwischen dem "höchst lebendigen, vitalen Körper" Jesu und dem "kranken und durch Blutverlust sterbenden Körper der Frau" stattfinden. Daraus schließt sie, daß der "Leib Jesu noch" eine "andere Funktion als nur eines sterbenden oder toten Leibes" habe.

Das Abendmahl Jesu ist jedoch ein Todesmahl. Es geschah im Angesicht des Todes. Weil Jesus in den Tod ging, geschieht Erlösung. Er starb, damit wir leben. Hätte er sein Leben nicht hingegeben, so wären wir im Tod geblieben.

Das zweite Deutewort: "Das ist mein Blut" will Moltmann-Wendel ebenfalls von der blutflüssigen Frau her deuten. In beiden Fällen würde es sich um "ausfließendes Blut", damit um "ausfließendes Leben und letzten Endes (um) Tod" und "Todesblut" handeln. Das Schicksal Jesu und das der Frau wären "durch die Blutbilder aufeinander bezogen".

Nach Moltmann-Wendel konnte Jesus nicht mehr, als Frauen auch können

Dann besteht jedoch zwischen dem Blut Jesu und dem Menstruationsblut kein Unterschied mehr. Dann haben beide dieselbe Kraft. Und dann konnte Jesus nicht mehr, als Frauen auch können. Sein Tod brachte dann entweder keine Vergebung vor Gott, oder Frauen können dies auch bewerkstelligen. In jedem dieser beiden Fälle hat der Tod Jesu keine einmalige Bedeutung mehr, weil Frauen dasselbe schaffen. Das ist aber das Ende der Christologie! Aber diese scheint feministische Theologie auch nicht zu brauchen.

Etwas erstaunt ist man nach alledem, daß Jesus nun doch für andere sterben muß. Für "die Ausgegrenzte(n) aus der Gesellschaft" sei "Jesus gekommen". Der Tod Jesu ist Moltmann-Wendel zufolge das Ergebnis seiner Akzeptanz der Ausgeschlossenen. Indem er die Unberührbaren berührt, wird er selbst unberührbar. Indem er die Unreinen berührt, wird er selbst unrein. Er tut dies aus freien Stücken.

In drei Punkten faßt Moltmann-Wendel ihr Abendmahlsverständnis zusammen. 1. "Das Abendmahl" sei "bei Markus ein Vergegenwärtigungsmahl der im gemeinsamen Essen wieder erlebten, Leben gebenden physischen Energie". 2. Es sei dazu da, "Menschen ihrer Körper wieder sicher und gewiß" zu machen und "sie als lebendig erleben". 3. Es sei ein Erinnerungsmahl, "daß Jesus sich für die Ausgegrenzten einsetzte".

Frau Moltmann-Wendel möchte, daß das Abendmahl als "Frauenmahl wieder zugänglich" wird und entwickelte abschließend "Folgen für die Gegenwart". Nach einer "durch lange kirchliche Deformation gegangenes Abendmahlsverständnis" schlägt sie vor, "die in unserer Kirchensprache gängig gewordenen juridischen Heilsformeln, die allesamt die Verurteilung unserer Person voraussetzen", durch "physische Heilszusagen" zu ersetzen. Das Abendmahl soll Moltmann-Wendel zufolge unsere Kräfte initiieren, "den Prozeß des Reifens, des Unabhängig-Werdens, des Ganz-Werdens" in Gang zu setzen. Als zweite Folge für die Gegenwart schlägt die Referentin eine Abkehr "von der Todes- und Auferstehungschristologie", hin zu "dem lebenden, heilenden und damit provozierenden Jesus" vor. Weiter fordert Moltmann-Wendel dazu auf, nach den "Ausgegrenzten" "in unserer Gesellschaft ... (zu) fragen". Sie nennt vor allem "die ins Auge fallenden Minderheiten Juden, Ausländer, Farbige, Obdachlose, Aidskranke".

Christen werden sich dieser Aufgabe natürlich nicht verschließen, sondern von ihrem Glauben getrieben, "tun, was vor die Hand kommt"(Luther). Aber bei Moltmann-Wendel wird dies zu einem Tun losgelöst vom Glauben, spricht sie doch von einem "Verwobensein" "Gottes ... mit den Leidenden" was eine pauschale Identifizierung Gottes mit ihnen bedeutet.

Moltmann-Wendel findet am Schluß wieder zu dem bereits breit entfalteten Gedanken zurück, Jesu Tod als Opfer abzulehnen, ihn vielmehr als "Hingabe" zu bezeichnen. Der Tod Jesu war ihrer Meinung nach also nicht ein "aus Gottes Hand erlittener Opfertod, sondern ... freiwillige Hingabe Jesu für die Ausgegrenzten und alles Ausgegrenzte und die Vision des Reiches Gottes, in dem es Ganzheit, Gleichheit und Fülle gibt". "Weder war Jesus ein Opfer, noch sollten wir ihn theologisch oder gesellschaftlich zu Opfern machen".

Moltmann-Wendel weiß sich der Feministischen Theologie, die eine Form der Befreiungstheologie ist, verpflichtet. Wie jede Genetivtheologie ist sie so stark an außerbiblische Voraussetzungen gebunden, daß sie ein bereits feststehendes hermeneutisches Raster hat, dem die Bibel bestenfalls als "Steinbruch" dient, aus dem man sich die gerade passend scheinenden Aussagen herausbricht. Damit steht über dem Schriftprinzip ein anderes, nämlich das des Feminismus. Reformatorischer Theologie zufolge hat jedoch die Heilige Schrift oberste Norm zu sein.

Ein falsches Schriftverständnis hebt entscheidende Aussagen zum Abendmahl auf

Das völlig falsche Schriftverständnis Moltmann-Wendels hebt entscheidende Aussagen zum Abenmahl auf, wie die Realpräsenz des erhöhten Herrn, Vergebung der Sünden, Vergewisserung der Versöhnung Gottes mit uns, Zusage des verborgen angebrochenen Gottesreiches und Stärkung im Glauben für den Weg dem Ziel entgegen, nämlich dessen Vollendung, wenn wir vom Glauben zum Schauen gelangen. Weiter ist die im Abendmahl ebenfalls enthaltene eschatologische Wirklichkeit, daß wir "bei dem Herrn sein" "werden" "allezeit" (l. Thess. 4,17), und daß wir versammelt sein werden mit allen und zu allen Zeiten an den einen Herrn Glaubenden, aufgelöst. An die Stelle all dessen tritt eine rein menschliche Feier zur Aufhebung von Ausgrenzungen, die Menschen verursachen und selbst beseitigen müssen.

2. Und die Kirchenleitungen?

Man hält es nicht für möglich, daß solche Äußerungen ohne Widerspruch erfolgen können. Keiner der zahlreich versammelten württembergischen Pfarrer, die alle auf die Heilige Schrift und die Bekenntnisse der Reformation ordiniert sind, hat energisch widersprochen. Auch später geschah nichts dergleichen. Deshalb muß der Eindruck entstehen, daß es für sie nichts Anstößiges war, Moltmann-Wendels blasphemisches Gedankengut aufzunehmen.

Es darf jedoch nicht übersehen werden, daß Widerspruch sehr wohl hätte Disziplinierung nach sich ziehen können. Denn wir haben inzwischen die Situation, daß nicht diejenigen, die Irrlehre vertreten, zur Ordnung gerufen werden, sondern diejenigen, die auf die reine Lehre achten. Die zunehmende Zahl der Abberufungsverfahren, die EKD-weit zu beobachten sind, und deren Verlogenheit darin besteht, daß völlig fadenscheinige Gründe
Blasphemisches Gedankengut ohne Widerspruch bei württembergischen Pfarrern
vorgegeben werden, reden hier eine deutliche Sprache. Diejenigen, deren Aufgabe die Überwachung der Lehre ist, saßen in Esslingen dabei und hörten tatenlos zu. Die Fotoseiten in "Pfarrverein aktuell" Nr. 3/1995 dokumentieren, daß die Kirchenleitung der Württembergischen Landeskirche personell gut vertreten war.

Melanchthon hat im 28. Artikel des Augsburger Bekenntnisses: "Von der Bischofen Gewalt" deutlich definiert, was "das bischöflich Ambt" (worunter man alles kirchenleitende Handeln verstehen kann) zu tun hat nämlich u.a. "Lehr urteilen und die Lehre, so dem Evangelio entgegen, verwerfen und die Gottlosen, dero gottlos Wesen offenbar ist, aus christlicher Gemein ausschließen, ohn menschlichen Gewalt, sonder allein durch Gottes Wort".[ 5 ] Dieser Verpflichtung kamen die anwesenden Kirchenleiter nicht nach. Ihnen ist der zweifache Vorwurf zu machen, daß sie zum einen Irrlehre unwidersprochen dulden und so diese als rechte Lehre legitimieren und sich damit andererseits selbst zu ihr stellen. Gerade auf diesen Zusammenhang trifft das zu, was Melanchthon schreibt: "Wo sie aber etwas dem Evangelio entgegen lehren, setzen oder aufrichten, haben wir Gottes Befehl in solchem Falle, daß wir nicht sollen gehorsam sein."[ 6 ] Unter Berufung auf Mt 7,15 sind sie dann nach Artikel 28 des Bekenntnisses von Augsburg falsche Propheten. Ihnen ist, auch wenn sie "ordentlich gewählet" sind, "nicht (zu) folgen, wo sie irren oder etwas wider die heilige gottliche Schrift lehren oder ordnen"[ 7 ] weil dann die clausula Petri eintritt: "Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen" (Apg. 5,29). Kirchenleitungen, die nicht mehr das tun, was nach Artikel 28 des Augsburger Bekenntnisses ihre Aufgabe ist, sind keine Kirchenleitungen und deshalb auch nicht als solche anzuerkennen.

Als der Vortrag Moltmann-Wendels selbst in der Öffentlichkeit kritisch diskutiert wurde, meldete sich endlich auch Oberkirchenrat Küenzlen in einem moderat gehaltenen "Offenen Brief" an Moltmann-Wendel zu Wort[ 8 ]. Im Vorwort bezeichnet er seinen Brief als "einen Beitrag aus der Kirchenleitung", es handelt sich also nicht um Küenzlens Privatansicht. Seit dem Vortrag war inzwischen fast ein halbes Jahr vergangen.

Küenzlen, und damit die Kirchenleitung "kann manchem", was Frau Moltmann-Wendel gesagt hat, "zustimmen", "einiges möchte" er "als Anfrage weiter bedenken", nur "an vier Stellen möchte" er "widersprechen und zur Klarstellung beitragen". Der Widerspruch fällt dann ziemlich bescheiden aus. Daß die Auffassung Moltmann-Wendels radikale Irrlehre ist, kommt an keiner Stelle zum Ausdruck, und daß die Aussagen über das Menstruationsblut der Frau nicht allein geschmacklos sind, sondern blasphemische Aufladung, weil ihm sühnende Bedeutung beigemessen wird, kann er nicht sehen. Ja, die Position Moltmann-Wendels wird als berechtigter Diskussionsbeitrag angesehen, schreibt Küenzlen doch: "Ich freue mich, wenn das Gespräch in der Landeskirche mit Ihnen darüber weitergeht".

"Berechtigter Diskussionsbeitrag?"


Etwas früher hatte sich der württembergische Alt-Landesbischof Sorg zu einer Äußerung genötigt gesehen. Dem Informationsdienst der Evangelischen Allianz zufolge nannte er auf einer Regionaltagung der württembergischen Arbeitsgruppe "Lebendige Gemeinde" den Vortrag Moltmann-Wendels ein Beispiel für einen "unbiblischen radikalen Feminismus" und den darin angestellten Vergleich des am Kreuz vergossenen Blutes Jesu mit dem Menstruationsblut von Frauen "theologisch unerträglich"[ 9 ]. "Beunruhigend" ist für Sorg, daß niemand dagegen protestierte. Sorg zufolge endet seine als Bischof abgegebene Verpflichtung, über die in der Kirche verbreitete Lehre zu wachen, nicht mit dem Ruhestand.

Doch auch hier scheint sich die vielfache Erfahrung zu bestätigen, daß kirchenleitende Personen erst dann (wieder) offen reden, wenn sie im Ruhestand sind. Nun war das, was Frau Moltmann-Wendel in Esslingen vortrug, keinesfalls neu. Bereits 1981 hatte sie zusammen mit anderen im Bad Boller Werkstattbuch geschrieben: "Wieso brauchen die Männer eigentlich das Blut aus einer Wunde, auch das Blut aus der Kreuzeswunde, und nicht das Blut, das die Frauen ständig vergießen? Im Blut der Frau liegt etwas Besonderes und Geheimnisvolles in Richtung Verbundenheit mit der Erde"[ 10 ]

Die von Sorg auf der Regionaltagung der württembergischen Arbeitsgruppe "Lebendige Gemeinde" angekündigte eigene Stellungnahme liegt inzwischen vor: "Widerspruch zum Abendmahlsverständnis von Elisabeth Moltmann-Wendel"[ 11 ]. Wie bereits der aus der Kirchenleitung kommende Beitrag Küenzlens ist der Aufsatz Sorgs viel zu kurz, um eine eingehende Analyse und Richtigstellung zu Moltmann-Wendels Vortrag bieten zu können. Zwar bemängelt Sorg den "höchst einseitig(en)" "theologische(n) Ansatz des Vortrags" und kritisiert, daß Moltmann-Wendel "sich fast ausschließlich auf Veröffentlichungen von materialistischen, feministischen und befreiungstheologische Autoren und Autorinnen" stützt, macht jedoch nicht deutlich, daß Moltmann-Wendel damit gegen das biblisch-reformatorische Schriftprinzip verstößt. Tendenz-Exegese scheint Sorg zu vermuten, wenn er schreibt: "Man fragt als Leser am Ende, wo wir in Kirche und Theologie hingeraten, wenn wir solchen Versuchen der Auslegung biblischer Texte folgen, die von Anfang bis Ende von einem geprägten Vorverständnis geleitet sind". Wenn er dann jedoch fortfährt: "Die Autorin muß sich fragen lassen, ob sie mit ihrem Vortrag der feministischen Theologie einen Dienst erwiesen hat", so ist daraus zu schließen, daß er der feministischen Theologie ein Recht zubilligt und nicht erkennen kann, daß dies eine hochpotente Ideologie ist und letztlich eine Absage an den dreieinigen Gott.

Quo vadis - Württembergische Landeskirche?

Ein Pfarrverein ist so gut, wie die Pfarrerschaft, die ihm angehört. Da die meisten württembergischen Pfarrer diesem Verein angehören, ist es legitim, die Schlußfrage Sorgs: "Quo vadis - Pfarrverein?" auch so zu stellen: Quo vadis - evangelische Pfarrerschaft Württembergs? Und da die Württembergische Landeskirche eine Pastorenkirche ist, d.h. in starkem Maße von den Pfarrern und deren Vorgesetzten repräsentiert wird, kann die Frage auch so gestellt werden: Quo vadis - Württembergische Landeskirche? Daß Moltmann-Wendel so ungehindert ihre blasphemischen Ideen vertreten konnte, zeigt das geistig-geistliche "Aus" der Institution Württembergische Landeskirche. Die Zeichen stehen auf Sturm.


Walter Rominger, Jg. 1957, studierte evangelische Theologie in Tübingen, ist Mitglied der Evangelischen Notgemeinschaft und seit 1996 im Bundesarbeitskreis der Bekenntnisbewegung "Kein anderes Evangelium". Anschrift: Mehlbaumstr. 148, D- 72458 Albstadt.
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Phoebe

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