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Hier irrt die Kanzlerin


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Rolf

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Hier irrt die Kanzlerin






Für Angela Merkel beginnt Islamismus da, wo Gewalt angewendet wird. Doch er fängt schon früher an. Auch in deutschen muslimischen Verbänden gibt es Unterdrückung.


Ein Gastbeitrag.


02.02.2015,


von Alice Schwarzer




Der Islam zwischen Glauben und Ideologie.

Die „Trennlinie zwischen Islam und Islamismus“ definiert die Bundeskanzlerin so: „Der Islamismus findet statt, wo unter Berufung auf die Religion Gewalt angewendet wird oder zur Gewaltanwendung aufgerufen wird, um andere zu unterwerfen.“ Gesagt hatte sie dies in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Doch mit Verlaub, Frau Bundeskanzlerin: An diesem Punkt ist es bereits zu spät. Viel zu spät. Denn die Gewalt ist nur die Spitze des Eisberges des politisierten Islam, des Islamismus. Ihr geht eine ideologische Indoktrinierung voraus, der Drill der Gläubigen zur Selbstgerechtigkeit und Verachtung der „Anderen“, als da sind: Frauen, Juden, Homosexuelle, Kreative, „Ungläubige“. Dieses Schüren von Hass auf die Anderen ist die Saat der Gewalt. Mit der Kalaschnikow in der Hand geht die Saat auf.

In allen totalitären (Denk-)Systemen ist die Entmenschlichung der Anderen die Voraussetzung dafür, dass die Einen sich zu Herren über Leben und Tod der Anderen aufschwingen. Der Kadavergehorsam der Indoktrinierten beginnt in der patriarchalen Familie, in Koranschulen und in den orthodoxen oder gar islamistischen Moscheen. Und da reden wir nicht nur von salafistischen Moscheen. Wir reden unter anderem auch von den heute etwa 1000 Ditib-Moscheen in Deutschland, die finanziell wie personell von der Türkei abhängig sind. Vor der Machtergreifung Erdogans waren das Stätten eines echten Dialogs, heute weht da ein anderer Wind.

Die Islamisten missionieren seit den achtziger Jahren

Die frühe Unterwerfung von Söhnen, Töchtern und Frauen findet ihre konsequente Fortsetzung in den Schmieden der Gottesstaatler, die aus Ich-schwachen jungen Männern waffenstarrende Gotteskrieger formen und aus verlorenen jungen Frauen hörige Bräute. Die Islamisten missionieren seit den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, seit der Ausrufung des Iran zum Gottesstaat. Erstes Ziel dieser mit Petrodollars aus Saudi-Arabien und Qatar ausgestatteten Gottesstaatler waren die islamischen Länder, doch sind sie auch sehr rasch in den muslimischen Communities der westlichen Welt angekommen.

Dennoch zeigen aktuelle Umfragen, dass die überwältigende Mehrheit der Menschen aus dem muslimischen Kulturkreis in Deutschland die Demokratie schätzen. 90 Prozent aller Muslime halten laut Bertelsmann-Studie nicht etwa den Gottesstaat, sondern die Demokratie für „eine gute Regierungsform“; ebenso viele haben „regelmäßigen Freizeitkontakt“ zu Nichtmuslimen. Und 60 Prozent bejahen nicht nur die Homosexualität, sondern sogar die Homoehe – was für Islamisten des Teufels ist.

Das sind wirklich gute Nachrichten! Die Muslime in Deutschland sind also mehrheitlich integriert. Doch genau darum sind sie die ersten Opfer der Islamisten, nicht wir. Sie sind es, die in den Augen der Fanatiker „Verräter“ sind. Sie sind es, die von den Islamisten agitiert, unter Druck gesetzt und bedroht werden. Sie sind es, deren Söhne sie vergiften und deren Töchter sie entrechten. Sie sind es, die wir im Stich gelassen haben.

Ausgerechnet die freiheitsliebenden Muslime haben wir in den vergangenen Jahrzehnten alleingelassen. Stattdessen hat die Politik den Islamisten nach dem Mund geredet. Sie hat es zugelassen, dass leichtfertig einem Kulturrelativismus das Wort geredet wurde, bei dem die Menschenrechte zwar für uns gelten – aber nicht für muslimische Männer und schon gar nicht für muslimische Frauen. Höchste Zeit also, dass sich das ändert! Denn die Gefahr wächst.

Die Saat geht auf

Aus Frankreich ist zu hören, dass nach den Attentaten auf „Charlie Hebdo“ und den jüdischen Supermarkt keineswegs alle erschrocken waren. Schulen mit hohem Muslim-Anteil melden, dass manche Schüler in der verordneten Schweigeminute „Allahu Akbar“ riefen, aufklärende Lehrerinnen und Lehrer anpöbelten und drohten: „Das war erst der Anfang.“

Sicher, Frankreich, wo die Söhne, Enkel und Urenkel der einst Kolonialisierten leben, hat ein noch größeres Problem als Deutschland. Doch auch aus Berlin oder Köln ist seit Jahren, ja Jahrzehnten zu hören, dass unverschleierte Mädchen als „Nutten“ beschimpft werden und Lehrerinnen als „Huren“. Die Saat geht auf. Es ist zu befürchten, dass die nächste Generation der Muslime nicht mehr zu 90 Prozent die Demokratie bejahen wird.

Die einzige sinnvolle Antwort darauf ist eine wirklich konsequente Trennung von Staat und Religion. Es darf in den staatlichen Schulen keine Extraregelungen wegen Glaubenszugehörigkeit geben; Deutsch muss Sprache für alle sein; wir brauchen Aufklärung über Rechtsstaat und Gleichberechtigung der Geschlechter in den Klassen. Schluss mit der falschen Toleranz!

In den Tagen nach dem Attentat in Paris demonstrierten deutsche Politiker gemeinsam mit Muslimen gegen die islamistische Gewalt. Was im Prinzip eine gute Sache ist. Doch mit wem demonstrierte die Kanzlerin da Arm in Arm?

Mit Aiman Mazyek, dem Vorsitzenden des Zentralrates der Muslime. Weiß die Kanzlerin wirklich nicht, dass der Zentralrat der Muslime (dessen Namensgleichheit mit dem Zentralrat der Juden Kalkül ist) 1994 von einem deklarierten Islamisten, dem Konvertiten und Ex-Botschafter Wilfried Murad Hofmann mitgegründet wurde?

Der Zentralrat ist eng verbandelt mit den ägyptischen Muslimbrüdern, die die historische Keimzelle des Islamismus sind. Weiß das die Kanzlerin nicht? Ist ihr entgangen, dass die Stimme des gerne „beleidigten“ Zentralrates vor den Anschlägen in Paris kaum je zur Verteidigung der Pressefreiheit oder Ermutigung innerislamischer Reformen zu hören war? Dafür aber häufig, wenn es zum Beispiel um „das Recht“ von Lehrerinnen auf das Kopftuch oder die „Befreiung“ von Mädchen vom Schwimmunterricht oder von Ausflügen geht.

Scheidungsregeln auf islam.de

Auf der Internetseite islam.de, Redaktion Ayman Mazyek, wird dargelegt, wie ein Muslim zu leben hat. Denn der traditionelle Islam regelt nicht nur Glaubensfragen, sondern das ganze Leben des Mulims, bis ins letzte Detail. Hier eine exemplarische Kostprobe:

„Punkt 2: Scheidung seitens des Mannes. Stufe 1: Wenn der Mann den Entschluss gefasst hat, sich scheiden zu lassen, muss er erst einmal warten, bis die Frau sich in einer blutungsfreien Phase befindet, in der sie keinen Beischlaf hatte. Erst dann darf er mündlich und in besonnenem Zustand die Scheidung aussprechen. Nachdem er dies getan hat, ist die Scheidung noch nicht vollzogen. Die Frau soll weiterhin zu Hause wohnen. Es beginnt eine Zeit, die drei Monatsblutungen der Frau (oder drei Monate, falls keine Monatsblutung mehr vorkommt) dauert und während derer der Mann die Scheidung zurücknehmen kann. Tut er dies, gilt die Ehe als nicht geschieden. Tut er es nicht, ist die Ehe nach Ablauf der Frist geschieden.“

Für die „Scheidung seitens der Frau“, Punkt 8, genügen drei Zeilen: „Ist die Scheidung seitens der Frau gewollt, so muss sie sich an ein Gericht oder einen Schiedsrichter wenden. Dieser kann die Ehe aufheben gegen Rückzahlung des Brautgeldes.“

An dem Punkt „Islamische Trauung in Deutschland“ versäumt Mazyek nicht den Hinweis, dass hierzulande die Eheschließung auch standesamtlich durchgeführt werden müsse, damit sie gesetzlich gilt. Für den Fall empfiehlt er einen Ehevertrag mit den „typisch islamischen Klauseln der Ehe“, als da sind: die Morgengabe, die islamische Erziehung der Kinder und das (Frauen schwer benachteiligende) Erbrecht. So weit die Welt des Zentralrates.

Zum Glück sind weder der Zentralrat noch die übrigen drei Verbände im Koordinationsrat repräsentativ für die Muslime in Deutschland. Experten schätzen die Zahl der Mitglieder in den Moscheevereinen, die dem Zentralrat angehören, auf maximal 20000. Das ist nicht einmal ein Prozent der in Deutschland lebenden Muslime. Trotzdem ist der ZMD seit Jahren der Hauptansprechpartner für die Politik. Warum? Warum demonstriert die Kanzlerin den Schulterschluss nicht mit Repräsentanten der restlichen 99 Prozent?

Keine Stellungnahme zu Pierre Vogel

Zum Beispiel mit Mouhanad Khorchide. Der muslimische Religionsprofessor könnte das bestens gebrauchen. Er lehrt seit fünf Jahren in Münster islamische Theologie. Er bildet künftige Religionslehrer an deutschen Schulen aus; zurzeit hat er 650 Studenten. Der „Koordinationsrat der Muslime in Deutschland“, in dem auch der Zentralrat Mitglied ist, hatte der Lehrerlaubnis für den Theologen zunächst schriftlich zugestimmt. Doch seit 2013 steht Khorchide unter Polizeischutz. Der Grund sind Morddrohungen von Salafisten.

Aber nicht nur sie machen ihm das Leben schwer. Dem Koordinationsrat passt Khorchide nun nicht mehr. Er hat im Dezember 2013 ein 75 Seiten langes Gutachten gegen den Theologen verfassen lassen, um zu verhindern, dass er weiter lehrt. (Übrigens gibt es gegen den Salafisten Pierre Vogel keine einzige Stellungnahme der Verbände.) Die organisierten Orthodoxen wollten den von Khorchide vertretenen aufgeklärten Islam und seine Annäherung an Europa verhindern. Sie erklärten dessen Interpretation des Islam darum kurzerhand als „unwissenschaftlich“. Es geht also um Deutungshoheit. Und die wollen die Orthodoxen und Islamisten behalten.

Nicht zuletzt darum sollte die Mehrheit der nicht organisierten Menschen aus dem muslimischen Kulturkreis auch ein dringendes eigenes Interesse daran haben, sich zu organisieren: um Ansprechpartner für Politik und Medien zu sein. Bisher gibt es in Deutschland keinen sowohl von der Türkei als auch von den Muslimbrüdern unabhängigen Verband der Muslime, der einen aufgeklärten Islam verträte. Was es den bestehenden Organisationen leicht macht, für alle zu sprechen.

Die Stimmung ändert sich

Einen Tag vor dem unglücklichen Schulterschluss am Brandenburger Tor war der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu zu Besuch bei der Kanzlerin. Unwidersprochen konnte Davutoglu in Berlin die in Dresden demonstrierende „Pegida“-Bewegung mit den in Syrien mordenden Söldnern des „Islamischen Staates“ vergleichen. Meine 14 Jahre alte Nachbarin würde sagen: „Hallo? Geht’s noch?!“ Ausgerechnet die Türkei, die bisher mit logistischer Unterstützung und Waffenlieferungen eine Komplizin des IS war.

In dem zitierten Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hatte die Kanzlerin auch erklärt, sie wolle „die übergroße Mehrheit der Muslime in Deutschland vor einem Generalverdacht schützen“.

Das ist gut und nötig. Denn in der Tat verändert sich gerade die Stimmung. Aggressive Akte gegen Moscheen sind in Deutschland zum Glück selten, aber sie werden mehr. Und fanden 2012 noch 52 Prozent aller Befragten, der Islam passe „nicht zu Deutschland“, meinen das jetzt schon 61 Prozent. Wobei noch zu klären wäre, was mit dem Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“ überhaupt gemeint ist.

Denn „den Islam“ gibt es nicht. Es gibt tausend Interpretationen und Lebensweisen von Muslimen in der islamischen wie der westlichen Welt. Aber es gibt den Islamismus. Und der kommt eindeutig daher: Er will eine wörtliche, fundamentalistische Auslegung des Koran zum Gesetz machen, zum Gottesgesetz.

Auch die Politik sollte darum endlich den Unterschied zwischen Islam und Islamismus begreifen, zwischen Glauben und Ideologie. Das heißt, Frau Bundeskanzlerin, die Politik sollte die nicht-islamistischen Kräfte gezielt fördern und unterstützen. Damit die Saat der Gewalt nicht mehr auf fruchtbaren Boden fällt.


Quelle: F.A.S.

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