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“Zahlen machen keine Kinder. Menschen machen Kinder.”


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Rolf

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“Zahlen machen keine Kinder. Menschen machen Kinder.”






Birgit Kelle


3. Februar 2014


Unsere Kolumnistin Birgit Kelle nimmt in Ihrem neuen Beitrag Stellung zur Deutschen Familienpolitik.

„Milliarden-Grab Familie“ titelte gestern die Bild am Sonntag, doch den geneigten Leser erwartete im Innenteil dann doch nur wieder ein Enttäuschung: Immer wieder die gleiche Leier. Wir geben angeblich 200 Milliarden Euro aus jährlich für Familie. Und trotz des ganzen Geldes werden nicht mehr Kinder geboren, wir investieren in die falschen Maßnahmen. Spüren Sie schon den eisigen Wind, den vorwurfsvollen Ton, der mitschwingt? Alle sind sich einigen, die Politik, die Wissenschaft, die „Experten“, die das errechnet haben. So weit, so schlecht.

„Wenn alle Experten einig sind, ist Vorsicht geboten“ stellte der britische Philosoph Bertrand Russel schon vor langer Zeit fest. Recht hat er. Und so kann zunächst festgestellt werden: Je mehr wir versuchen, Familie zu regeln, zu steuern, umso schlechter geht es ihr, umso weniger Kinder werden geboren. Ist es nicht nahezu ein Wunder, dass die Menschheit so lange überlebt hat, ohne dass es staatliche Unterstützung gab? Menschen haben sich fortgepflanzt, ganz ohne Kindergeld, Steuerfreibetrag und Kitas? Haben die einfach Kinder bekommen? Ist ja Wahnsinn, das wäre mal eine Aufmacherzeile Wert in der BILD: „Kind bekommen, ohne es vorher durchzurechnen!“ Und so ist die Feststellung der BILD-Zeitung, „Geld macht keine Kinder“ zunächst also richtig – aber die Konsequenzen sind falsch: Noch mehr Steuerung, noch mehr Lenkung.

Belaufen sich die Ausgaben für Familie tatsächlich jährlich auf 200 Milliarden Euro?

Zunächst aber eine Richtigstellung: Wir geben jährlich nicht 200 Milliarden aus für Familien. Diese Zahl wurde schon derart oft widerlegt - auch vom Familienministerium selbst, das im Kleingedruckten immer mal wieder zugibt, dass nur 50 Milliarden von dieser Summe als wirkliche Familienleistungen gesehen werden können, alles andere sind Dinge, die man gerne dazu rechnet, um das Budget aufzupusten. Man kann es also getrost als gezielte Stimmungsmache bezeichnen und der Effekt ist im gesellschaftlichen Bereich ja messbar. Stichwort „Kalter Wind“. Familie, dies undankbare Pack, das man mit Geld überhäuft. Ist es nicht Konsens, dass wir doch „so viel“ für Familien tun? Und dennoch liefern die nicht, dennoch gebären sie nicht mehr Kinder. Liebe Familien, jetzt strengt euch aber mal ein bisschen an, schließlich geben wir uns so viel Mühe mit euch.

Eure Zahlen machen keine Kinder! Liebe macht Kinder.

Da zaubert die BILD also wieder die gleiche Studie aus dem Hut, deren Vorergebnisse schon vor einem Jahr vorlagen, deren Endergebnis schon im Sommer 2013 auf dem Tisch lag und spricht jetzt von einem „Geheimpapier“. Nein liebe BILD, es sind immer noch die gleichen Zahlen und Ergebnisse der Prognos AG, dieses Unternehmen, das normalerweise Rationalisierungen bei Unternehmen vornimmt und Arbeitsabläufe finanziell optimiert. Jetzt Optimiert man den „Ablauf Familie“. Möglichst viel Output (also Kinder) bei möglichst geringem Input (staatliche Leistung). Jetzt doktert man nur an den Ergebnissen herum und versucht sie so umzuschreiben und zu deuten, wie die deutsche Familienpolitik sie gerne als Handlungsanweisung hätte. Der Wissenschaft ist nämlich bahnbrechend gelungen, die Motivation von Menschen, warum sie Kinder geboren haben, in Zahlen zu pressen und dies auch noch bestimmten Maßnahmen zuzuordnen. Das sieht dann so aus: „Sinnvolle Leistung“ Nummer 1 ist demnach der Ausbau der Kinderbetreuung – was für eine Überraschung – sie erhöht die Geburtenrate angeblich um 0,18 Prozent. Auf Platz zwei das Kindergeld und der Kinderfreibetrag (das ist gar keine Familienleistung, sondern die Rückzahlung zu viel gezahlter Steuern, hat hier also gar nichts zu suchen, aber sei es drum), die erhöhen die Geburtenrate angeblich um 0,14 Prozent, dicht gefolgt vom Elterngeld, dass die Geburtenrate angeblich um 0,11 Prozent erhöht, komisch nur, dass diejenigen, die am meisten vom Elterngeld profitieren würden, nämlich die gut verdienenden Akademikerinnen, die wenigsten Kinder bekommen.

Liebe Experten: Eure Zahlen machen keine Kinder. Menschen machen Kinder. Menschen, die Kinder haben wollen. Liebe macht Kinder. Es hat schon etwas von Verzweiflung, wie die Politik hier versucht, etwas in Zahlen zu pressen, was doch emotionalen Ursprungs ist. Verheiratete Frauen bekommen die meisten Kinder, Männer mit sicheren Arbeitsplätzen bekommen die meisten Kinder, Menschen in sicheren Beziehungen bekommen die meisten Kinder.

Weniger Leistungen statt mehr!

Je mehr wir versuchen zu regeln, umso weniger Kinder bekommen wir. Schade, dass in diesem Land revolutionäre Gedanken so selten diskutiert werden, weil wir immer so schnell in der angeblich „alternativlosen“ Sackgasse feststecken. Weil der Blick so verengt ist, diskutieren wir also darüber was und wo und wie der Staat Familie regeln soll, was er bezahlt, übernimmt, wo er Familie ersetzt. Immer weiter nur in diese eine Richtung, als gäbe es keine Alternativen. Dabei existierte die Lösung doch seit Menschengedenken: Die Eigenverantwortung der Familie. Starke Familienbande haben alles überdauert – verschiedene Kulturen, Religionen, Naturkatastrophen, Kriege, Diktaturen. Wir hingegen haben Familien zu Bittstellern gemacht, zu staatlichen Leistungsempfängern, zu Abhängigen. Wir nehmen immer die Eigenverantwortung, die Selbstheilungskräfte der Familien, schnüren ihnen die Luft, die Zeit und das Geld ab – durch immer mehr Steuern, durch immer höhere Sozialabgaben und verteilen dann nach Gutsherrenart an diejenigen Geld zurück, die es in unseren Augen verdient haben. Lasst uns einmal revolutionär denken: Weniger Leistungen statt mehr. Eigenverantwortung statt staatlich betreutes Leben. Kinderbetreuung und Absicherung im Alter waren früher familiäre Domänen, es war die Geburtsstunde der Generationenverantwortung und Generationengerechtigkeit. Und deswegen ist mehr Staat nicht die Lösung, sondern das Problem.

Quelle: Kerstin Pukall



Birgit Kelle ist freie Journalistin und Vorstandsmitglied des EU-Dachverbandes „New Women For Europe“ mit Beraterstatus am Europäischen Parlament. Als Vorsitzende des Vereins „Frau 2000plus“ tritt sie für einen neuen Feminismus abseits von Gender Mainstreaming und Quoten ein. Kelle ist verheiratet und Mutter von vier Kindern. Im August 2013 erschien ihr erstes Buch „Dann mach doch die Bluse zu – ein Aufschrei gegen den Gleichheitswahn“, Adeo Verlag. www.birgit-kelle.de

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