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Eklat um Missbrauchsstudie


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Rolf

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Eklat um Missbrauchsstudie






Vertrauensverhältnis zwischen Deutscher Bischofskonferenz und dem Direktor des Kriminologischen Forschungsinstitutes, Christian Pfeiffer, zerstört


(MEDRUM) Um die Ursachen des Missbrauchs zu untersuchen, wollte die Katholische Kirche eine Studie durch das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. durchführen lassen. Die dazu eingegangene Zusammenarbeit wurde nun von der Deutschen Bischofskonferenz aufgekündigt. Als Begründung wurde angegeben, das Vertrauensverhältnis zum Direktor des Forschungsinstitutes, Christian Pfeiffer, sei wegen seines Kommunikationsverhaltens zerstört. Das Forschungsprojekt soll mit einem anderen Partner fortgesetzt werden.

Im Juli 2011 hatte die Bischofskonferenz das Forschungsprojekt "Der sexuelle Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" vorgestellt. Das Forschungsprojekt war zwischen dem Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) und dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen e. V. (KFN) vereinbart worden. Es sollte vom VDD als Drittmittelgeber finanziert werden. Die Leitung sollte in der Hand von Professor Dr. Christian Pfeiffer, dem Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts, liegen.

Wie die Bischofskonderenz mitteilte, werden die Untersuchungen, die mit den ersten Vorarbeiten in zwei ausgewählten Bistümern begonnen hatten, nun abgebrochen. Der Drittmittelvertrag mit dem KFN wurde mit sofortiger Wirkung gekündigt. Überzahlte Forschungsgelder sollen zurückgefordert werden. Bischof Dr. Stephan Ackermann erklärte als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger im kirchlichen Bereich:

Das Vertrauensverhältnis zwischen dem Direktor des Instituts und den deutschen Bischöfen ist zerrüttet. ... Das Kommunikationsverhalten von Professor Dr. Pfeiffer gegenüber den kirchlichen Verantwortungsträgern hat ... leider einer weiteren konstruktiven Zusammenarbeit jede Vertrauensgrundlage entzogen. Wir bedauern, mit Professor Dr. Pfeiffer keine einvernehmliche Lösung gefunden zu haben, um die wir uns bemüht haben.

Die Deutsche Bischofskonferenz ist aber weiterhin überzeugt von der Notwendigkeit einer kriminologischen Erforschung des Themas sexueller Missbrauch Minderjähriger im kirchlichen Bereich. Sie wird daher einen anderen Vertragspartner für die Durchführung eines solchen Projektes suchen. Dazu wird es in den kommenden Wochen die nötigen Gespräche geben.

Das Forschungsprojekt fügt sich in den Rahmen des weitgesteckten Handlungsplanes, den wir seit nunmehr fast drei Jahren verfolgen. Im Frühjahr 2010 hatte die Deutsche Bischofskonferenz kurz nach der Aufdeckung zahlreicher Missbrauchsfälle einen umfangreichen Maßnahmenkatalog verabschiedet, um sich der Problematik sexueller Gewalt an Minderjährigen im kirchlichen Bereich zu stellen. Dazu gehörten die Schaltung der Telefon-Hotline, die Überarbeitung der Leitlinien im Umgang mit dem Thema, die Mitarbeit am Runden Tisch der Bundesregierung, umfängliche Präventionsmaßnahmen und Fortbildungsangebote sowie die materielle Anerkennung erlittenen Leids. Darüber hinaus wurden zwei wissenschaftliche Projekte auf den Weg gebracht. Neben dem KFN-Projekt handelte es sich um ein weiteres Projekt, das auf die Analyse forensischer Gutachten zu betroffenen Priestern abzielte und von einer Forschergruppe um Professor Dr. Norbert Leygraf (Universität Duisburg-Essen) geleitet wurde. Dessen Ergebnisse konnten wir bereits im Dezember 2012 der Öffentlichkeit vorstellen. Dieses Engagement der Kirche zeigt, dass wir uns nach wie vor um eine gründliche und transparente Aufarbeitung bemühen.

Ich bedauere, dass der jetzige Schritt unumgänglich wurde, der allein mit dem mangelnden Vertrauen in die Person von Professor Dr. Pfeiffer zusammenhängt. Gleichzeitig bin ich zuversichtlich, dass wir schon bald das Forschungsprojekt mit anderen Partnern in Angriff nehmen können.“

Wie zerrüttet das Vertrauensverhältnis ist, zeigt die Reaktion des KFN. Das Forschungsvorhaben sei an Zensur- und Kontrollwünschen der Kirche und daran gescheitert, dass eine KFN-Anfrage, ob systematisch Akten von belasteten Priestern vernichtet worden sind, unbeantwortet geblieben sei, so das KFN in einer Mitteilung an die Medien. Wörtlich heißt es dazu: "Nachdem das KFN zunächst über fünf Monate hinweg bei der Vorbereitung der verschiedenen Datenerhebungen von kirchlicher Seite engagiert unterstützt worden war, ist das Projekt nun jedoch an wachsenden Widerständen im VDD gescheitert." Das KFN kritisierte insbesondere, der VDD habe Mitsprache bei der Auswahl von Mitarbeitern und Veröffentlichung von Forschungsergebnissen bei Vorliegen wichtiger Gründe gefordert. Beides habe das KFN abgelehnt. Trotz vorzeitiger Beendigung des Forschungsprojektes will das Institut jedoch nicht alle geplanten Aktivitäten aufgeben, sondern an der Opferbefragung festhalten. Dazu will es an die kirchlichen Missbrauchsopfer herantreten und sie zu einer freiwilligen Teilnahme an einer anonymen Fragebogenerhebung des Instituts bewegen.

Den Vorwurf von Pfeiffer, es habe seitens der deutschen Diözesen eine „Zensur" und „Kontrollwünsche" gegeben, wies der Münchner Generalvikar Peter Beer vom Erzbistum München und Freising gegenüber der katholischen Zeitung DIE TAGESPOST zurück. Der Vorwurf sei unzutreffend, es gehe vielmehr um die offene Frage, wie „der unbestreitbar vorhandene Wille zur Aufklärung mit der notwendigen Sorgfalts- und Fürsorgepflicht gegenüber kirchlichen Mitarbeitern in eine verantwortliche Korrespondenz zu bringen ist". Der Generalvikar wies auch Pfeiffers Behauptung zurück, das KFN habe alle Vorgaben erfüllt. Laut TAGESPOST erklärte Beer, Pfeiffer habe „eine pointiert eigene Wahrnehmung". Diese Wahrnehmung stimme nicht mit der seinigen und der von vielen anderen überein.

Der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, wies insbesondere den Vorwurf zurück, es habe den Versuch gegeben, die Forschungsfreiheit einzuschränken. Kopp: "Das Gegenteil ist der Fall. Weil die Katholische Kirche zu einem solchen Forschungsprojekt bereit ist, zeigt sie, wie sehr ihr an der Forschungsfreiheit gelegen ist. Wir haben ja versucht, verschiedene Mechanismen mit Herrn Pfeiffer zu erörtern, um eine Publikation von ihm im wissenschaftlichen Kontext, aber auch in den Massenmedien geordnet zu koordinieren. Und es geht uns hier nicht um die Boulevardisierung des Themas, sondern um gegenseitiges Absprechen. Ich verwahre mich gegen die Äußerung von Herrn Pfeiffer, wir würden die Wissenschaftsfreiheit einschränken." Kopp erklärte das Scheitern der Zusammenarbeit insbesondere dadurch, dass Pfeiffer immer wieder mit neuen Ideen gekommen sei und deswegen getroffene Vereinbarungen hätten nachverhandelt werden müssen. Die Sprunghaftigkeit von Pfeiffer, die sich auch in der Datenschutzfrage, in der kein Konsens erreicht worden sei, gezeigt habe, ist nach Darstellung von Matthias Kopp wesentlicher Grund, weshalb es trotz des Versuches der Mediation nicht mehr möglich gewesen sei, die Zusammenarbeit fortzusetzen. Kopp teilte außerdem mit, dass die Bischofskonferenz gegen den Zensurvorwurf auch rechtliche Schritte unternommen hat und Pfeiffer eine "strafbewehrte Unterlassungserklärung" hat zustellen lassen.
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