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Im Dschungel der Neuen Religiosität


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Rolf

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Im Dschungel der Neuen Religiosität





In seinem Buch "lm Dschungel der neuen Religiosität" vergleicht Georg Schmid die Religion der Gegenwart mit einem Dschungel, in dem es eine bunte Vielfalt an Gedanken und Gefühlen gibt. Hier gedeiht fast alles, was im menschlichen Geist aufbrechen und sich entfalten kann. Ein Sichzurechtfinden scheint unmöglich.



1. Das Suchen nach einer neuen Identität

Die Religion der Gegenwart kann nur derjenige in etwa verstehen, der erkannt hat, was sie zutiefst bewegt. Es gilt daher die zentralen Anliegen, Orientierungen und Deutungen zeitgenössischer Religiosität immer besser zu entdecken. Das prägnanteste religiöse Anliegen unserer Zeit ist wohl das Suchen des Menschen nach einer neuen Identität, das Aufbrechen des Menschen zu einem anderen, neuen Menschsein. In diesem Zusammenhang ist häufig von ganzheitlich, natürlich, bewußt, ... die Rede.



2. "Alles ist möglich und nix steht fest"

Anstelle einer verbindlichen religiösen Tradition gibt es gegenwärtig eine Unzahl an unverbindlichen religiösen Angeboten. Viele suchen daher nicht mehr in der eigenen religiösen Tradition nach Antwort und Orientierung, sondern wählen aus diesen Angeboten aus.Was wahr ist und Geltung hat, bestimme letztlich ich selbst. Diese religiöse Ungebundenheit bewirkt nicht selten einen schnellen und unvermittelten Wechsel zwischen den verschiedenen Angeboten ("religiöser Supermarkt"). Johann Baptist Metz karikiert diese relativistische Gleichgültigkeit mit einem ins Gegenteil verkehrten Luther-Wort: "Hier stehe ich, ich kann auch anders. Ich bin nie bloß meiner eigenen Meinung. Alles geht, auch das Gegenteil ...". Dementsprechend verwundert es nicht, daß die Angebote bzw. Entwürfe der religiös-traditionslosen Menschen scheinbar alles überbieten, was bisher an spirituellen Einsichten und Deutungsmustern entdeckt wurde. Georg Schmid spricht in diesem Zusammenhang von einem "Bastelraum der neuen kreativen Religiosität"



3. Formen zeitgenössischer Religiosität

Elemente einer neuen Identität, eines neuen Menschseins versuchen Menschen in der Intuition, in der Entscheidung für die vorgegebene Wahrheit, in der ahnungsfrohen neuen Esoterik oder in erlebnis-nahen offenen Formen christlicher Frömmigkeit zu finden. Vor allem aber drei Grundlinien zeitgenössischer Religiosität zeichnen sich ab:

Entscheidung für äußerste religiöse Diskretion (anonyme Religiosität)
Ruf nach neuen, unerschütterlich gewissen Antworten (religiöser Fundamentalismus)
Wille zur grenzenlosen Intuition bzw. Spontaneität (vor allem in der Esoterik)



4 .Triebkräfte der "Neuen Religiosität"

Die Hinwendung zu einer der neuen religiösen Strömungen, vor allem auch zur Esoterik, hat tiefere Gründe. Sie hängt unter anderem mit den gesellschaftlichen Umbrüchen und der damit verbundenen Hilflosigkeit zusammen. Aber es gibt auch "Negativ"-Erfahrungen mit den Kirchen, die Menschen veranlassen, woanders ihr "Heil" zu suchen. Im einzelnen:

Das Lebensgefühl vieler ist zunächst einmal von der Einstellung geprägt "Uns geht nichts ab". Es ist uns materiell und sozial noch nie so gut gegangen. Von den Mängeln der ersten 50 Jahre unseres Jahrhunderts scheinen die Österreicher weit entfernt zu sein.

Und dennoch gibt es nicht nur Sorglosigkeit und Zufriedenheit, sondern auch hektisches Getriebensein, Aggression, Depression, tiefsitzende Ängste. Menschen tun sich im Miteinanderleben zusehends schwerer. Für viele bleibt keine Zeit für Muße, für das Wahrnehmen des Geschenkhaften und für Orientierung. Darüber hinaus gibt es eine tiefe Spannung und Skepsis gegenüber den modernen Errungenschaften. Der Glaube an den unbegrenzten Fortschritt durch Wissenschaft, Technik, Erziehung und Politik hat für viele an Überzeugungskraft verloren. Der Mensch hat in diesen Bereichen seine Grenzen erfahren (Reaktorunglück von Tschernobyl, Überproduktion, Umweltverschmutzung, trotz aller Technik gibt es Krieg, Vertreibung, Hunger, ...).

Menschlich, sozial und ethisch bleiben wir oftmals hinter unseren Errungenschaften und Idealen zurück. Neue Orientierungen fehlen. Die Wirklichkeit wird daher nicht selten als zu schwierig empfunden. Solche widersprüchliche, unübersichtliche Lagen aber würden überdurchschnittlich hohe Belastbarkeit, Überblick und langen Atem, besonders aber das Aushalten von Frustrationen erfordern. Die Vorbilder, Bezugs- und Leitungspersonen, kirchlich wie gesellschaftlich, sind jedoch selbst unsicher über das, was noch gilt, wo und wie es weitergehen soll. Zwischen den erhöhten Anforderungen solcher Zeiten und den reduzierten Möglichkeiten vieler Menschen, zwischen Belastung und Belastbarkeit entsteht also eine immer größere Schere, ein Spannungsfeld, das in verschiedenen Formen neue Religiosität hervortreibt.

Nicht selten sind Erfahrungen kirchlicher Mängel Gründe für das "Auswandern" und Fernbleiben. So hört man den Vorwurf, daß die Kirche kalt, formal, wortüberladen und erfahrungsarm, ereignis- und phantasielos, freudlos und ängstlich sei. Menschen fühlen sich mit ihren kleinen und großen Lebensfragen entweder nicht gehört, nicht verstanden oder bei ihrer Lösung übergangen.



5. Begriffsklärung

Innerhalb der Neuen Religiosität begegnet uns eine Fülle von Begriffen:

Esoterik
Esoterik stammt vom griechischen Wort "esoterikos". Das bedeutet soviel wie "innen" oder "verborgen". "Esoterisch" sind demnach jene Auffassungen, von denen ihre Anhänger behaupten, sie seien nur einem kleinen Kreis von Eingeweihten und Erleuchteten verständlich. Esoterische Erfahrungen und Erkenntnisse beziehen sich auf intensive meditative Versenkung, Kontakt mit übersinnlichen Mächten, mystisch-intultive Menschen- undGeschichtserkenntnis (Astrologie, Alchemie, ...) oder Vermenschlichung der Natur. Esoterik versteht sich als Weg zu einem neuen, vermeintlich höheren Bewußtsein.
Esoterik

Gnosis - Neugnosis
Das griechische Wort "Gnosis" bedeutet "Wissen", in unserem Zusammenhang das Wissen göttlich-kosmischer Geheimnisse, Einsicht in das geistig-göttliche Wesen des Menschen und der Wirklichkeit im ganzen. Im Gegensatz zum Christentum suchen Gnostiker ihre Erlösung in "Erleuchtung" von außen oder im "Ruf', der von jenseits die Einzelseele trifft. Dabei erfährt der suchende Mensch das not-wendige und erlösende Heilswissen (= Gnosis).

Gegenwärtig wird vielfach dieses "Erlösungswissen" in unterschiedlichen Meditationsweisen und in der Selbsterfahrung gesucht. Dabei kommt es darauf an, zu einem "neuen Bewußtsein" der Allheit und des Eins-Seins durchzubrechen. Das individuelle Selbst soll sich zu einer kosmisch-unendlichen Identität mit der gesamten Wirklichkeit ausweiten und darin sein Heil finden. Alle Merkmale der Neugnosis finden sich auch in der New Age-Bewegung wieder:

Gott ist nur eine unpersönliche Kraft
Der Mensch ist Teil des Göttlichen
Die Welt ist vorläufig und eine Illisuion
Erlösung kommt durch Techniken und Rituale
Gnosis

New Age
New Age kommt aus dem Amerikanischen und bedeutet "Neues Zeitalter". Gleichsam mit einer kosmischen Notwendigkeit und Automatik wird hier der Anbruch des "Wassermann-Zeitalters" (= neue Welt, neue Menschen, neuer Lebensrhythmus, ...) und das Ende des bisherigen (christlichen) "Fisch-Zeitalters" erwartet. Weg und Ziel zugleich ist dabei die Verwandlung (= Transformation) des menschlichen Bewußtseins in ein göttlich-kosmisch-planetarisches Bewußtsein.

Diese Transformation soll mittels verschiedener Rituale und Techniken erreicht werden. Ein Symbol für diesen Glauben ist der Regenbogen. Er drückt die Brücke vom Menschen zum Übermenschen aus. Innerhalb des New Age gibt es keinen personalen, liebenden Gott, vielmehr eine göttliche Kraft bzw. Energie.
New Age

Okkultismus

"Occultus" ist lateinisch und bedeutet "verborgen, geheimnisvoll". Unter den Begriff Okkultismus fallen die unterschiedlichsten Phänomenbereiche, Praktiken und weltanschaulichen Systeme, die häufig als esoterisch, paranormal oder übersinnlich bezeichnet werden. Heute begegnen wir dem Okkultismus vor allem in Form von Praktiken, durch die verborgene Kräfte mobilisiert und zur Erweiterung des menschlichen Bewußtseins, seines Wissens und Handelns eingesetzt werden sollen. Okkultismus besteht demnach in geheimen Techniken der Bewußtseinsveränderung und dazu passenden Geheimlehren, welche die erzielten Erfahrungen deuten sollen.


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