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Rolf

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Freiburger Pfarrer: "Meine Kirche steht hier auf der falschen Seite"






Kontroverse in der katholischen Kirche: Eine Gruppe von Priestern der Erzdiözese Freiburg erteilt wiederverheirateten Geschiedenen das Sakrament. Dies führt zu einem Zwist zwischen der Kirchenleitung und den Pfarrern vor Ort.


Freiburgs Katholiken haben am Donnerstag das Fronleichnamsfest gefeiert – mit einer prächtigen Prozession durch die Altstadt. Doch an diesem traditionsreichen Festtag gab es Diskussionen um die Zukunft der Kirche. 160 Priester der Diözese fordern einen neuen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Auch nach der Kritik aus dem Ordinariat bleiben sie bei ihrer Meinung: "Diese Gesetzgebung ist nicht für den Menschen da", sagt Pfarrer Hansjörg Rasch, der stellvertretende Freiburger Stadtdekan: "Meine Kirche steht hier auf der falschen Seite."


Zollitsch: Vorstoß "weder hilfreich noch konstruktiv"

Bis zum Feiertag hatten 161 Priester und Diakone die im Internet veröffentlichte Erklärung unterzeichnet, die dringend einen neuen Umgang mit wiederverheiraten Geschiedenen fordern – unter ihnen zehn Freiburger Priester und Diakone.

Am Tag vor Fronleichnam hat auch die Erzdiözese reagiert. Die Pressestelle verbreitete die Erklärung, wonach es in dieser Frage keine einfachen Rezepte gebe. Die katholische Kirche suche nach Lösungen – im Dialog, "nicht durch medial multiplizierte Forderungen und Unterschriftenaktionen." Verantwortliche des Ordinariats würden nun mit den 13 Initiatoren der Erklärung Gespräche führen – auch weil die Pfarrer erklären, dass bei ihnen Geschiedene die Sakramente empfangen können. Erzbischof Robert Zollitsch ließ mitteilen, der Vorstoß sei "weder hilfreich noch konstruktiv".


"Es ist auch nicht hilfreich, wenn gar nicht geredet und gar nichts getan wird." Pfarrer Rasch.
Hansjörg Rasch, Pfarrer aus dem Freiburger Stadtteil Stühlinger, entgegnet: "Es ist auch nicht hilfreich, wenn gar nicht geredet und gar nichts getan wird." Rasch erklärt, dass er schon seit 30 Jahren wiederverheiratete Geschiedene zu den Sakramenten zulasse: "Das mache ich mit gutem Gewissen, ich bin ein Seelsorger, das ist mein Beruf." Seine Gemeinde trage diese Praxis mit. Der Pfarrer berichtet von einer Frau, die vor 50 Jahren geheiratet habe. Die Ehe hielt nur ein Jahr, ein Jahr später wagte sie eine zweite neue Ehe. Rasch: "Sie ist ist mit ihrem Mann jetzt 47 Jahre verheiratet und sie sind seit 47 Jahren nicht mehr zur Kommunion gegangen."

Niemand lasse sich aus Spaß scheiden, diese Menschen würden Wunden davontragen. "Ich denke mit den Augen Jesu. Und er hätte diesen Menschen sicher nicht gesagt: Ihr seid ausgeschlossen von den Sakramenten", so der stellvertretende Stadtdekan. Barmherzigkeit gehe vor Kirchenrecht. Er wolle den Menschen Heil vermitteln – und nicht Bestrafungen und Verbote.


Diskrepanz zwischen Seelsorgebetrieb und Kirchenleitung

Rasch sieht eine Diskrepanz zwischen dem Seelsorgebetrieb und der Kirchenleitung, auch der in Rom: "Da sitzen zu viele Leute, die von Seelsorge keine Ahnung haben." Das Kirchenrecht kann für Rasch nicht der alleinige Maßstab sein: "Der Heilige Geist ist auch im Volk anwesend."

Barbara Henze, Vorsitzende des Dekanatsrats, meint: "Die Kluft zu verringern zwischen dem, was in der Kirche offiziell gelehrt wird oder vorgeschrieben ist, und dem, was Menschen in der Kirche glauben und tun, ist ein dringend notwendiges Anliegen des Internet-Aufrufs." Aus der Sicht des Aufrufs seien die offiziellen Positionen das Problem: "Wenn sich die offizielle Seite nicht bewegt, kann die Kluft nicht verringert werden." Das Gesetz des Handelns liege daher bei der offiziellen Kirche, so Barbara Henze, die selbst Theologin ist. Auch sie findet klare Worte: "Ist der Aufruf damit nicht ein Zeichen der Ohnmacht und des Versuchs, einen Karren aus dem Dreck zu ziehen, der eigentlich von denen gezogen werden müsste, deren Ansehen schon längst beschädigt ist?"

Die Unterzeichner haben prominente Vorredner

Die Forderung nach einem neuen Umgang mit Geschiedenen ist in Freiburg fast 20 Jahre alt: Der frühere Freiburger Erzbischof Oskar Saier hat bereits 1993 einen Hirtenbrief dazu verfasst. Er hatte sich damals gemeinsam mit den heutigen Kardinälen Karl Lehmann, dem Bischof von Mainz und damaligem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz sowie Walter Kasper, damals Bischof von Rottenburg-Stuttgart, in der Frage stark engagiert. Die drei Bischöfe sind in Rom heftig gerüffelt worden.

Auch Erzbischof Zollitsch, der amtierende Chef der Bischöfe in Deutschland, hatte im vergangenen Jahr das Thema vorsichtig in einem Interview angesprochen: Er bezeichnete den Umgang mit den wiederverheirateten Geschiedenen als eine "Frage der Barmherzigkeit". Zollitsch erntete Kritik von konservativen deutschen Bischöfen. Und aus Rom kam die erneute Ansage: kein Pardon für wiederheiratete Geschiedene. Die Pfarrer, welche die Erklärung unterzeichnet haben, sehen ihren Oberhirten denn auch in der Zwickmühle. "Er sieht es eigentlich genauso wie wir", meint ein Priester. "Er täte gerne anders, wenn er könnte."


Fronleichnamspredigt ohne Erwähnung der Kontroverse

In seiner Fronleichnamspredigt im Freiburger Münster hat der Erzbischof die Kontroverse nicht erwähnt. Er sprach aber von den Herausforderungen in einer sich wandelnden Gesellschaft mit einer sinkenden Zahl an Gläubigen. Der Wandel werde weiter gehen, darauf müsse sich die Kirche "sachlich und nüchtern einstellen". Es gehe darum, dass "wir heute Mittel und Wege finden, eine anziehende missionarische Kirche zu sein".
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