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DEUTSCHER ALS VORBETER IN EINER KLEINEN TÜBINGER GEMEINDE


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Rolf

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ARTIKEL VOM 31. JULI 2007



ISLAM / DEUTSCHER ALS VORBETER IN EINER KLEINEN TÜBINGER GEMEINDE



Die Predigt auf Türkisch muss sein

Max Heidelberger leitet als erster konvertierter Deutscher regelmäßig Gottesdienste in einer türkischen Moschee in Deutschland. Die kleine Tübinger Gemeinde freut sich, dass sie einen Vorbeter gefunden hat, der den Islam so gut kennt wie kein anderes Gemeindemitglied.

Freitag in der Moschee des Türkischen Kulturvereins. Der Hodscha sitzt auf einer Empore und rezitiert den Koran. Sein Gewand reicht bis zu den Knien, unter der Kopfbedeckung lugt ein Headset hervor. Sein Singsang erfüllt über Lautsprecher den ganzen Raum. Unter den Gläubigen wippt ein junger Türke mit dem Kopf, alte Männer stoßen Seufzer aus. Eine kleine abgeschlossene türkische Welt mitten in der Tübinger Altstadt. Der einzige Deutsche ist der Hodscha selbst: Max Heidelberger. Er stammt aus Karlsruhe. Laut Islam-Archiv in Soest ist er der erste konvertierte Deutsche, der regelmäßig in einer türkischen Moschee Gottesdienste leitet.

Heidelberger ist 27, er studiert Islam- und Rechtswissenschaften. Muslim ist er, seit er 18 Jahre alt ist. Ein Bedürfnis nach Spiritualität habe er schon als Kind verspürt, erzählt er. Seine katholische Oma lehrte ihn die christliche Religion. Mit ihr verband er aber Schuldgefühle. Zudem leuchtete ihm die Lehre der Dreifaltigkeit nie ein. Als Teenager befreundete er sich dann mit einem Marokkaner, der ihn in die Moschee mitnahm. Da begeisterte er sich für den Islam. "Ich spürte die Brüderlichkeit unter den Gläubigen. Die Männer kannten sich nicht, beteten aber gemeinsam."

Sein Studium begann er in Berlin, lernte Türkisch und Arabisch. Später ging er für ein Jahr an die Universität von Damaskus und erlernte das kunstvolle Rezitieren des Korans. Vor zwei Jahren zog er nach Tübingen, um näher bei seinen Eltern zu sein. Vor einem dreiviertel Jahr begann Heidelberger, Freitagsgebete in der Tübinger Moschee zu leiten. Bald darauf verließ der hauptamtliche türkische Hodscha die Gemeinde, ein neuer Vorbeter aus der Türkei war für die kleine Gemeinde nicht zu finden.

Seither predigt der deutsche Hodscha. Auf Türkisch. Auf Deutsch ging es nicht, die Alten in der Gemeinde waren dagegen. Sie verstehen nicht genug deutsch. Manchmal gehen sie zu Soner Yegir, dem Vorsitzenden des Kulturvereins und fragen: "Warum muss ein junger Deutscher mir meine Religion beibringen?" Den Alten antwortet Soner Yegir, dass der 27-Jährige der einzige in der Gemeinde sei, der die arabischen Gebete kenne. Und dass der junge Mann mehr über den Islam wisse als die anderen Mitglieder der Gemeinde.

Heidelberger bewohnt ein kleines Zimmer in einem Fachwerkhaus der Tübinger Altstadt. Es gibt eine gemütliche Sitzecke mit Kissen und Decken. Auf dem Boden liegen orientalische Teppiche. An den Wänden hängen Bilder mit arabischen Schriftzeichen, ein Krummdolch, Fotos von geistlichen Führern. Überall stehen Bücher.

Bis zum Ramadan

Am Computer arbeitet der 27-Jährige an der nächsten türkischen Predigt. Er trägt ein knielanges Hemd mit luftigen Hosen, nach Art der Pakistani. Auf dem Kopf hat er eine arabische Kappe mit Stickereien. "Ich fühle mich sehr wohl in meinen Kleidern", sagt er. "Mir ist es auch wichtig, dass mich meine Brüder und Schwestern als Muslim erkennen."

Wieder freitags in der Moschee. Als die Gebete zu Ende sind, gehen einige Ältere auf Heidelberger zu, reichen ihm die Hand und geben Segenswünsche. Lange will er die Gebete nicht mehr leiten. Im Ramadan, der muslimischen Fastenzeit, müsste er das täglich tun. So viel Zeit hat der Student nicht. Im September, zum nächsten Ramadan, muss die Gemeinde einen Ersatz für den deutschen Hodscha suchen.

VON ROBERT RYMES
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