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Das Geheimnis der Freimaurer


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Rolf

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Das Geheimnis der Freimaurer






Vor 300 Jahren wurde Friedrich der Große geboren – einer der ersten deutschen Freimaurer. Ein Besuch bei einer Loge in Lübeck.


Die Männer tragen schwarze Anzüge, weiße Hemden und weiße Fliegen. Plaudernd stehen sie an der Treppe des Logenhauses in Lübeck. In der Hand halten sie Zylinder und weiße Handschuhe. Die werden sie anlegen, wenn sie oben das Allerheiligste betreten, den Ritualraum. Einer wird sich an der Tür aufstellen und darauf achten, dass kein Fremder hineingeht. Die anderen werden ihre Plätze einnehmen. Was dann geschieht, darüber kann man manches sagen und manches vermuten, aber sicher wissen es nur die, die dazugehören: die Freimaurer der Loge „Zum Füllhorn“ in Lübeck.
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz, Humanität, das sind die Werte der Freimaurer. Aber folgt man den vielen Wirrköpfen, die in den vergangenen gut 200 Jahren Verschwörungstheorien in Umlauf gebracht haben, dann streben die Freimaurer hartnäckig nach der Weltherrschaft – im Schulterschluss mit den Kommunisten, den Satanisten, den Illuminaten, den Scientologen, den Jesuiten, den Weisen von Zion, dem Opus Dei und, wenn’s sein muss, auch den Faschisten. Wenn es für die Weltherrschaft nicht reicht, dann sind sie zumindest für politische Morde, Ritualmorde und erzwungene Selbstmorde gut.

„Man hört solche Sachen immer mal wieder“, sagt Norbert Plath, ehemaliger Bundeswehroffizier und Freimaurer: „Wenn man in Konkurs gehe, müsse man sich in den Kopf schießen. . .“ – „Völliger Blödsinn“, sagt sein Logenbruder Björn Hasselmeier: „Man kann sich auch ins Herz schießen!“ Die Freimaurer sind, das zeigen solche Scherze, lockerer geworden, humorvoller. Sie haben ihre ersten Erfahrungen mit der Öffentlichkeit gesammelt. Sie haben Internetseiten, Tage der offenen Tür, Ausstellungen. Doch nach wie vor gilt Verschwiegenheit ihnen als Tugend.

Fünf Männer sind zum Gespräch gekommen. Sie bekennen sich öffentlich mit Namen, sie zeigen dem Reporter den Ritualraum, sie lassen es zu, dass dort fotografiert wird. Die Offenheit hat allerdings eine Grenze: die Arbeiten. So nennen die Freimaurer ihre rituellen Sitzungen. Dazu sind Außenstehende nie zugelassen, und wenn man sie nach Einzelheiten fragt, werden die Freimaurer, je nach Temperament, ausweichend bis einsilbig. Sie sind die Hüter eines Geheimnisses. Das Ritual und was sie dabei erleben und empfinden, das wollen sie für sich behalten.

Viel lässt sich aber schon aus einem Blick in den Ritualraum schließen, und im Internet sind Abläufe und Texte einiger Rituale zu finden. Architektur und Einrichtung des Saals sind von Symbolik durchdrungen: Der Altar, hinter dem der Vorsitzende Meister auf einem prächtig geschmückten Holzstuhl sitzt, steht im Osten. (Jedenfalls ungefähr. „Ausgenordet ist das Ding hier nicht“, sagt einer der Brüder.) „Gleichwie die Sonne im Osten den Tageslauf beginnt und den Tag erleuchtet, so muß auch der Meister seinen Sitz im Osten haben, um die Loge zu erleuchten, sie zu regieren und die Arbeiter an die Arbeit zu stellen.“ Dem Vorsitzenden Meister gegenüber, im Westen, sitzen zwei Aufseher. „Dem Meister zu gehorchen!“ Im Zwiegespräch mit dem Meister gestalten sie das Ritual. Außer ihnen redet nur der Mann, der am Pult einen Vortrag hält – aus der Kunstgeschichte, der Philosophie oder einem ganz anderen Gebiet. Diskutiert wird während der Arbeit nicht. „Die Bruderschaft kommt hier rein und hat den Mund zu halten“, sagt Plath. Meistens sind es zwischen 30 und 50 Brüdern, die in Stuhlreihen an den Längsseiten des Saals sitzen. In einer Ecke steht ein Steinway-Flügel.

Im Osten, Norden und Süden ist der Raum von einem auf Säulen ruhenden Architrav (Balken) gesäumt. An der Westseite läuft er ins Leere – ein Symbol für das Unfertige des Menschen, der bis zuletzt nie aufhören darf, an sich zu arbeiten wie ein Steinmetz am Stein. „Für den Meister, der nach Westen blickt, ist das immer eine Erinnerung“, sagt Plath. „Der Mensch vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe; er wächst auf wie eine Blume, fällt ab und verschwindet wie ein Schatten.“

Jede Einzelheit hat ihre symbolische Bedeutung: Auf den Stühlen der Aufseher liegen (stumpfe) Degen: Bei der Aufnahme eines neuen Bruders stehen sie, so erklärt es Jens Störtebecker, der Vorsitzende Meister der Loge, für die Verteidigung der Brüder nach außen, aber auch für die Strafe, die ihr eigenes Innere ihnen bereiten wird, wenn sie die Werte der Freimaurerei verraten. Wer eine rituelle Funktion hat, trägt an einem Band eine Miniatur: Schwert und Schlüssel (Wachhabender), Buch (Redner), Winkel (Vorsitzender Meister). Der „hohe Hut“, der Zylinder, ist das Zeichen des freien Mannes, die weißen Handschuhe symbolisieren die Reinheit des Geistes und des Gewissens. In der Mitte des Raumes wölbt sich eine blau ausgemalte Kuppel mit einem Sternenhimmel. Auf dem Altar liegt ein Buch, auf dem steht: „Die Heilige Schrift“. Das „Füllhorn“ ist eine christliche Loge. Die Brüder müssen nicht Mitglied einer Kirche sein, aber sollen an Gott glauben, den „großen Baumeister“.

Winkel, Senkblei, Maurerkelle, – ein Großteil der Symbole kommt aus dem Bauhandwerk. Ihre handwerklichen Ursprünge legten die Freimaurer schon bei der ersten Logengründung ab – aber ein reiner Akademiker- und Kaufleuteclub sind sie heute nicht. Der Bäckermeister Holger Thomsen (78), seit 36 Jahren dabei, lobt: „Was mir von Anfang an gefallen hat, war, dass ich als Handwerksmeister akzeptiert wurde von denen, die studiert hatten.“

120 Mitglieder hat das „Füllhorn“, die größte Lübecker Loge – alles Männer, die meisten über 50. Werden eines Tages Frauen dazustoßen, in 20 Jahren vielleicht? „Nein! Niemals!“, rufen die fünf Brüder wie aus einem Mund. „Wenn nur eine Frau dabei ist“, erklärt Norbert Plath, „fangen die Jungs sofort an zu balzen. Versuchen Sie dann mal, an sich zu arbeiten.“
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