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Platzt die „Blase“ der Mega-Gemeinden?


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Rolf

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Platzt die „Blase“ der Mega-Gemeinden?






Nashville (idea) – Wie sieht die Zukunft der evangelikalen Großgemeinden in den USA aus? Ist der Zwangsverkauf der insolventen Glaskathedrale in Garden Grove (Kalifornien) ein erstes Anzeichen dafür, dass die „Blase“ der sogenannten Mega-Gemeinden mit jeweils mehr als 2.000 Gottesdienstbesuchern platzen könnte? Darüber ist eine Diskussion in den USA entbrannt.

Zweifel an der Zukunftsfähigkeit speisen sich vor allem aus folgenden Überlegungen: Die Gründergeneration nähert sich dem Rentenalter, und charismatische Nachfolger sind meist nicht in Sicht. Zudem haben die Großgemeinden kostspielige Gebäude und einen personalintensiven Dienstleistungsapparat, der angesichts der Finanzkrise immer schwerer zu finanzieren ist. In den USA gibt es keine Kirchensteuer; die Gemeinden sind zum größten Teil auf freiwillige Mitgliederbeiträge, Spenden und Kollekten angewiesen. Einige Großgemeinden wie etwa die Willow-Creek-Gemeinde in South Barrington bei Chicago oder die Saddleback-Gemeinde in Lake Forest (Kalifornien) sind in Übersee zu Vorbildern für missionarischen Gemeindeaufbau geworden.

„Gläsernes Gefängnis“

Weltruhm erlangte die Glaskathedrale durch den Fernsehgottesdienst „Hour of Power“ (Stunde der Kraft), der international etwa 20 Millionen Zuschauer hat und im deutschsprachigen Europa über die Sender Bibel TV und Tele5 zu sehen ist. Im Augenblick ist die von einem eigenen Missionswerk getragene Fernsehserie durch die Insolvenz der Glaskathedralengemeinde nicht gefährdet, aber die skeptischen Stimmen werden lauter. Zwar betont Hauptpastorin Sheila Schuller Coleman, dass die Gemeinde kein „Gebäude“, sondern eine Versammlung von Menschen sei; trotzdem bezweifeln viele Mitglieder, ob die „Stunde der Kraft“ noch dieselbe Ausstrahlung hat, wenn sie spätestens in drei Jahren von der mit 10.000 Glasscheiben ausgestatteten Kirche in eine weniger spektakuläre Kulisse umziehen muss. Nach Ansicht des Religionssoziologen Scott Thumma vom Hartford-Institut für Religionsforschung (Hartford/Bundesstaat Connecticut) ist die Gemeinde wie in einem „gläsernen Gefängnis“ in die Glaskathedrale „eingekapselt“. Die vor 55 Jahren von dem reformierten Pfarrer und Fernsehprediger Robert H. Schuller (85) gegründete Gemeinde mit nach eigenen Angaben etwa 10.000 Gottesdienstbesuchern hat umgerechnet rund 50 Millionen Euro Schulden aufgehäuft. Um den Großteil der etwa 400 Gläubiger zu bedienen, wird die Immobilie für 42,5 Millionen Euro an die katholische Diözese von Orange County verkauft. Die Glaskathedralengemeinde ist vor allem durch die Verkündigung einer vom positiven Denken geprägten Botschaft bekannt geworden. Ihre Finanzkrise wurde im Jahr 2008 durch einen Zwist in der Großfamilie Schuller verstärkt, die die Leitung dominiert. Robert A. Schuller (57), ältester Sohn und designierter Nachfolger des Gründers, hatte sich 2008 von der Gemeinde getrennt.

Jede Woche müssen 50 Gemeinden schließen

In den USA gibt es etwa 2.000 meist evangelikal geprägte Mega-Gemeinden. Die größte ist die Lakewood Church in Houston (Texas) mit durchschnittlich 43.500 Besuchern; darauf folgen die North Point Community Church in Alpharetta (Georgia) mit 27.400 und die Willow Creek Community Church in South Barrington (Illinois) mit 24.400. Die Saddleback-Gemeinde hat 22.000 Gäste am Wochenende. Insgesamt haben die 100 größten US-Gemeinden mehr als eine Million Besucher. Fast alle sind in den vergangenen 40 Jahren entstanden. Gab es 1970 etwa zehn Großgemeinden, so waren es im Jahr 2005 bereits 1.500. Doch insgesamt ist der Gottesdienstbesuch im ganzen Land nicht gestiegen, schreibt Skye Jethani, Chefredakteur des evangelikalen Magazins „Leadership“ (Nashville/Bundesstaat Tennessee). Vielmehr zögen die großen Gemeinden Kirchgänger ab. Im Durchschnitt müssten wöchentlich etwa 50 Kleingemeinden schließen. Jethani befürchtet, dass – ähnlich wie bei der Finanzkrise im Jahr 2008 – die „Blase“ des Booms der Großgemeinden in Kürze platzen könnte. Sie hätten oft Hunderte Angestellte, und auf vielen ihrer Immobilien lasteten Hypotheken in Millionenhöhe.

Wer folgt auf die charismatischen Gründer?

Ein entscheidender Unsicherheitsfaktor sei auch die Nachfolge der charismatischen Führungspersonen. Die meisten erreichten in zehn bis 15 Jahren das Ruhestandsalter. Willow-Creek-Gründer Bill Hybels vollendet am 12. Dezember sein 60. Lebensjahr; Rick Warren von der Saddleback-Gemeinde ist 57 Jahre alt. Der Übergang zur nächsten Generation sei oft schwierig, so Jethani; Gemeinden, die ihn nicht klug angingen, erlebten oft einen Niedergang: „Das gehört zum Lebenslauf einer Organisation.“

Vermehrung durch Ableger

Eine weitere Gefahr für die Zukunft der Großgemeinden liegt nach seiner Überzeugung in ihren Standorten. 48 Prozent seien in einst jungen, wachsenden Vororten von Großstädten gegründet worden. Doch diese Viertel änderten sich mit der Bevölkerungsentwicklung. Ein Gemeindeumzug sei oft nicht möglich, weil die Grundstücke und Gebäude viel zu groß seien, als dass sie Interessenten fänden und ausreichende Verkaufserlöse erzielen könnten. Viele Großgemeinden hätten diese Entwicklung erkannt und vermehrten sich durch Ableger. So sind die 100 größten US-Gemeinden an insgesamt 328 Standorten vertreten. Wie nachhaltig dieses Modell sei, müsse sich noch zeigen, so Jethani. Auch die Alterung der weißen Bevölkerung mache Großgemeinden zu schaffen. Das US-Statistikamt habe bereits 2008 vorausgesagt, dass die Weißen, die die Mehrheit der Großgemeinden stellen, bis 2042 zur Minderheit werden.

Rick Warren: Keine Zukunftsangst

Jethany betont, dass es nicht zwangsläufig zum Niedergang der Mega-Gemeinden kommen müsse. Viele passten sich den neuen Entwicklungen an. Rick Warren – auch bekannt als Bestsellerautor des Buchs „Leben mit Vision“ mit einer Auflage von über 52 Millionen – macht sich keine Sorgen über die Zukunft der Mega-Kirchen. Die moderne Kommunikationstechnik ermögliche es, dass viele Gottesdienstversammlungen per Videokonferenz miteinander verbunden seien. Auf diese Weise könne man Zehntausende erreichen, ohne ein großes und teuer zu unterhaltendes Gebäude zu benötigen. Er habe auch schon eine Anzahl jüngerer Führungskräfte engagiert, die seine Gemeinde leiten sollen. Warren räumt ein, dass der Generationswechsel entscheidend für die Zukunftsfähigkeit einer Gemeinde sei. Bisher ist das jedoch kein großes Thema in den USA. Sheila Strobel Smith (Minneapolis/Bundesstaat Minnesota) untersucht Mega-Gemeinden für ihre Doktorarbeit. Von den 50 größten haben bisher nur vier einen Leitungswechsel vollzogen – eine von ihnen war die inzwischen insolvente Glaskathedrale in Kalifornien.

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