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Mohammed Bouazizi, Persönlichkeit der Geschichte


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Rolf

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Mohammed Bouazizi, Persönlichkeit der Geschichte





von Daniel Pipes
National Review Online
20. April 2011

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Englischer Originaltext: Mohammed Bouazizi, Historical Figure
Übersetzung: H. Eiteneier


.
Die Selbstverbrennung eines unbekannten Tunesiers, Mohammed Bouazizi, am 17. Dezember 2010 setzte einen politischen Feuersturm im gesamten Nahen Osten in Gang, der immer noch nicht abgeklungen ist. Seine Geschichte enthielt, als sie das erste Mal geschildert wurde, einige Ungenauigkeiten; daher ist es jetzt, da die Fakten und seine Hinterlassenschaft belegt sind, nützlich sich nochmals anzusehen, wie die regionalen Unruhen begannen.

(Die folgende Schilderung greift auf viele Quellen zurück, besonders aber auf Marc Fisher: "In Tunisia, act of one fruit vendor unleashes wave of revolution through Arab world" (In Tunesien löst die Tat eines Obstverkäufers einen Revolutionswelle in der gesamten arabischen Welt aus) in der Washington Post.)

Sidi Bouzid, eine Stadt in Zentraltunesien mit 40.000 Einwohnern und keinerlei Besonderheiten (außer ihren Namen einer nahe gelegenen "Schlacht von Sidi Bouzid" zwischen deutschen und US-Streitkräften im Zweiten Weltkrieg zu geben) dient als unwahrscheinlicher Schauplatz des Dramas.

Dort, wie überall in Tunesien in der Ära Zine el-Abidine Ben-Alis, kommandierte die Polizei die Zivilisten herum. Besonders trieben sie es auf dem landwirtschaftlichen Markt, auf dem Mohammed Bouazizi Obst verkaufte – in Fishers schillernder Beschreibung war es"ihr persönlicher Picknickplatz, wo sie Taschen voller Früchte ohne auch nur ein Nicken als Bezahlung an sich nahmen. Die Cops genossen es sichtlich, die Verkäufer einer Demütigung nach der anderen zu unterwerfen – indem sie sie mit Bußgeldern belegten, ihre Waagen konfiszierten, ihnen sogar befahlen das gestohlene Obst zu den Autos der Polizisten zu tragen."

Als 26-jähriger, unverheirateter Hauptverdiener einer achtköpfigen Familie ohne Vater litt Bouazizi unter diesen Plünderungen. An diesem schicksalhaften 17. Dezember zog er seinen nicht lizenzierten Obstkarren voller Früchte wie üblich um 10 Uhr morgens auf den Markt. Zwei Polizisten am Weg – darunter Fadiya Hamdi, weiblich, 36 und seit 11 Jahren im Dienst – begannen sich an seinen Früchten zu bedienen.

Bouazizis Onkel griff für ihn ein und brachte die Beamten dazu zu verschwinden. Der Onkel ging dann zum Polizeichef und begehrte, dass die Beamten Bouazizi in Ruhe zu lassen. Dieser stimmte zu, rief Hamdi zu sich, wies sie zurecht und befahl ihr den jungen Mann nicht weiter zu belästigen.

Die Polizistin Hamdi ging wütend auf den Obstmarkt und zu Bouazizi. Sie nahm einen Korb seiner Äpfel und stellte ihn in ihr Auto. Als sie zurückkam und mehr Obst wollte, versuchte Bouazizi sie abzublocken, aber nach der Aussage von Ala al-Din Al-Badri, der am Stand neben Bouazizi arbeitete, "stieß sie Mohammed und schlug ihn mit ihrem Schlagstock".

Voll in Rage griff Hamdi dann nach Bouazizis Waage und als er wieder dazwischen ging, warfen Hamdi und zwei weitere Polizisten Bouazizi auf den Boden. Sie nahmen weitere Waren und seine Waage an sich. Bouazizi weinte und bettelte. "Warum tut ihr mir das an? Ich bin ein einfacher Mensch und ich will einfach nur meine Arbeit tun." Dann, als rund 50 Personen auf dem Markt zuschauten, kam die Tat, die einen Flächenbrand im gesamten Nahen Osten entfachte: Hamdi gab Bouazizi eine Ohrfeige.

Bouazizi war gedemütigt. Er ging zum Rathaus in Sidi Bouzid, um einen Beamten zu finden, bei dem er sich beschweren konnte. Nein, wurde ihm gesagt, alle befänden sich in Besprechungen. Geh nach Hause. Statt die Sache ruhen zu lassen, ging er jedoch zu seinen Kollegen und kündigte an, er werde gegen die Ungerechtigkeit und Korruption protestieren, indem er sich selbst verbrennt. Er hielt Wort, übergoss sich um 11.30 Uhr vormittags mit einer entzündlichen Flüssigkeit, zündete ein Streichholz an und stand in Flammen.

Rettungsversuche mit einem nicht funktionierenden Feuerlöscher schlugen fehl. Ein Anruf bei der Polizei brachte – vorhersagbar – keine Reaktion. Schließlich, nach eineinhalb Stunden, kam ein Krankenwagen. Anfänglich überlebte Bouazizi die Tortur und wurde schließlich in ein Krankenhaus für Verbrennungsopfer bei Tunis gebracht.

In Sidi Bouzid folgten Krawalle. Diese wurden mit Video aufgezeichnet und auf Facebook hochgeladen und lösten weitere Unruhen aus, erst vor Ort, dann landesweit. Die Polizeibeamtin Hamdi wurde verhaftet. Präsident Ben-Ali besuchte am 28. Dezember den schwer verbrannten Bouazizi im Krankenhaus und empfing seine Familie in seinem Präsidentenbüro.

Bouazizi erlag am 4. Januar seinen Verbrennungen. Seine Beerdigung bei Sidi Bouzid zog eine riesige Menschenmenge an, etwa 5.000 Personen, die skandierten: "Lebewohl, Mohammed, wir werden dich rächen. Heute weinen wir um dich, wir werden dafür sorgen, dass die, die deinen Tod verursachten, weinen werden." Sein Grab wurde zum Pilgerort.

In der Tat wurde Mohammed Bouazizi gebührend gerächt. Seine Verzweiflungstat hat bereits zum Sturz von zwei Tyrannen (in Tunesien und Ägypten) geführt, zwei Bürgerkriege ausgelöst (in Libyen und im Jemen) und zwei Regierungen destabilisiert (in Bahrain und Syrien). Das Internet hat aus ihm eine Persönlichkeit der Geschichte gemacht.
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