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Ich bin bezüglich neuen arabischen Revolte optimistisch


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Rolf

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Ich bin bezüglich neuen arabischen Revolte optimistisch





von Daniel Pipes
National Review Online
1. März 2011

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Englischer Originaltext: My Optimism about the New Arab Revolt
Übersetzung: H. Eiteneier



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Nie da gewesene Erschütterungen im gesamten Nahen Osten, von Marokko bis in den Iran, veranlassen drei Überlegungen:

Erstens: Diese Rebellionen passen in den Kontext eines regionalen Schachbretts; ich nenne es den Kalten Krieg des Nahen Ostens. Auf der einen Seite steht der im Iran angeführte "Widerstandsblock", zu dem noch die Türkei, Syrien, der Libanon, der Gazastreifen und Qatar gehören; er strebt an die bestehende Ordnung mit einer neuen, frommeren islamischen und dem Westen feindselig gegenüber stehenden zu erschüttern. Auf der anderen Seite steht der von Saudi-Arabien geführte Status-quo-Block, zu dem der größte Teil des Restes der Region (implizit einschließlich Israel) gehört; er zieht vor, dass die Dinge mehr oder weniger so bleiben, wie sie sind.


Macht bedeutet im Nahen Osten, dass Mariah Carey mal eben rüber kommt, um auf einer privaten Party vier Lieder zu singen.

Erstere (ohne Syrien) haben eine Agenda, Letztere (außer Israel) wollen in erster Linie die Früchte der Macht genießen. (Wie wäre es mit einem Käfig voller Tiger? Oder einem Privatkonzert von Mariah Carey?) Erstere haben den Vorteil eine Vision anzubieten, Letztere können jede Menge Schusswaffen einsetzen.

Zweitens: Die Entwicklung in Tunesien, Libyen, Ägypten, dem Jemen und Bahrain ist zwar von großer Bedeutung, aber es gibt nur zwei regionale geostrategische Giganten – den Iran und Saudi-Arabien – und beide sind potenziell verletzlich. Unzufriedenheit mit der Islamischen Republik Iran wurde im Juni 2009 offenkundig, als eine manipulierte Wahl riesige Menschenmassen auf die Straßen gehen ließ. Obwohl die Behörden es schafften die "Grüne Bewegung" zu unterdrücken, konnten sie doch nicht ersticken und sie besteht im Untergrund weiter. Trotz Teherans unermüdlicher Anstrengungen sich die Revolten der gesamten Region an Revers zu heften, sie als von der iranischen Revolution 1978/79 und der eigenen Marke des Islamismus inspiriert darzustellen, werden diese Revolten eher dazu inspirieren, ihren eigenen Angriff auf die khomeinistische Ordnung zu erneuern.

Sollte eine solche Gegenrevolution Erfolg haben, würden die Folgen weit über den Iran hinaus gehen und das System des Atomwaffensperrvertrags, die Sicherheit Israels, die Zukunft des Irak, den globalen Energiemarkt und – vielleicht das entscheidendste Element überhaupt – die islamistische Bewegung selbst beeinflussen. Ihrer wichtigsten "Widerstands"-Regierung beraubt, würde die islamistische Bewegung weltweit wahrscheinlich den Niedergang antreten.

Das Königreich Saudi-Arabien ist kein gewöhnlicher Staat. Seine Macht liegt in einer einzigartigen Kombination aus der Wahhabi-Doktrin, der Kontrolle über Mekka und Medina sowie Öl- und Gas-Vorkommen. Zusätzlich prahlen seine Führer mit einer außergewöhnlichen Geschichte unkonventioneller Politik. Dennoch könnten geografische, ideologische und persönliche Differenzen unter den Saudis seinen Fall verursachen; die Schlüsselfrage wäre dann: an wen? Schiiten, die wegen ihres Status der Bürger zweiter Klasse grollen und das Land vermutlich hin zum Iran rücken? Puristische Wahhabiten, die die monarchischen Anpassungen an die Moderne verschmähen und die Ordnung der Taliban in Afghanistan kopieren? Oder im Fall einer Spaltung beides? Oder vielleicht an Liberale, eine bislang vernachlässigbare Kraft, die ihre Stimme finden und einen Sturz der antiquierten, korrupten, extremistischen saudischen Ordnung führen?

Dieser letzte Gedanke führt zu meiner dritten und am wenigsten erwarteten Beobachtung: Die Revolten der letzten zwei Monate fanden größtenteils in einem konstruktiven, patriotischen und offenen Geist statt. Politischer Extremismus jeglicher Art, links oder islamistisch, ist auf der Straße weitgehend abwesend gewesen. Verschwörungstheorien sind die Zuflucht verfaulender Herrscher, nicht ausgelassener Menschenmengen. Die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Israel haben sich auffälligerweise nicht am Sprüche klopfen beteiligt. (Der starke Mann Libyens, Mu'armmar al-Gaddafi machte für die Unruhe in seinem Land die halluzinogene Dogen verbreitende Al-Qaida verantwortlich.)


Den Tahrir-Platz aufräumende Staatsbürger symbolisieren einen neuen Bürgergeist.

Man hat das Gefühl, dass der Extremismus des vergangenen Jahrhunderts – verknüpft mit Personen wie Amin al-Husseini, Gamal Abdel Nasser, Ruhollah Khomeini, Yassir Arafat und Saddam Hussein – am Ende seines Weges angekommen ist; die Bevölkerung sucht etwas, das profaner und brauchbarer ist als Phrasendrescherei, Verweigerung und Rückständigkeit.

Pessimismus dient als Karriereleiter der Nahost-Studien und ich bin bekannt für Untergangszenarien. Doch ist sehe – mit dem gebührenden Zögern – Veränderungen, die ein neues Zeitalter verheißen, eines, in dem bevormundete Arabisch Sprechende zu Erwachsenen werden. Angesichts dieser Verwandlung reibt man sich die Augen, da man das Umgekehrte erwartet. Bisher hat sie allerdings gehalten.

Das vielleicht genialste Symbol dieser Reifung ist das Muster der Demonstranten auf der Straße, die hinter sich aufräumen. Sie sind nicht länger die Mündel des Staates, die von dessen Diensten abhängen; plötzlich sind sie Bürger mit Gespür für Bürgerverantwortung.

Man sollte zwar Vorsicht walten lassen, bei der Außenpolitik auf diese abrupten Verbesserung zu setzen, doch es wäre auch ein Fehler das abzulehnen. Die Rebellenbewegungen brauchen die Möglichkeit sich selbst zu finden und als Erwachsene zu handeln. Es ist an der Zeit die sanfte Engstirnigkeit der niedrigen Erwartungen abzulegen; Arabisch oder Persisch zu sprechen macht nicht unfähig demokratische Mittel aufzubauen, um Ziele der Freiheit zu erreichen.
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