Stand: 15.02.2017
Die Berichte von der US-Kehrtwende in der Nahostpolitik kommen kurz vor dem Besuch des israelischen Premiers Netanyahu in Washington. Ihm dürfte die Entwicklung nützen, denn sie nimmt der rechts-religiösen Opposition im Land eine ihrer Forderungen.
Von Torsten Teichmann, ARD-Studio Tel Aviv, zurzeit Washington
Die Meldung, dass die Trump-Administration nicht mehr am Begriff Zwei-Staaten-Lösung festhalten will, dürfte für Regierungschef Benjamnin Netanyahu eine Erleichterung sein. Innenpolitisch steht er unter Druck. In Israel hatte sein politischer Konkurrent Bildungsminister Naftali Bennett verlangt, beim Besuch in Washington auf die Worte "Palästinenser Staat" ganz zu verzichten.
Netanyahu hatte zuletzt erklärt, er sei bereit, den Palästinensern einen "Staat Minus" zu geben. Fraglich, ob genug Zeit blieb, daraus mit den Amerikanern einen politischen Vorschlag zu erarbeiten. Zumal soeben erst der wichtigste Partner Israels in der neuen US-Administration zurücktrat, Trumps Sicherheitsberater Michael Flynn.
Israel hatte früh auf den Ex-Militär gesetzt. Bereits im Dezember und im Januar war Mossad-Chef Yossi Cohen in Washington, um mit Flynn über die israelische Sicht auf Syrien, Iran und den Nahost-Konflikt zu sprechen. Genau das werden auch Netanyahus Themen beim Treffen mit US-Präsident Donald Trump sein.
Um Harmonie bemühtDer Regierungschef will im Gespräch offenbar jede Konfrontation mit seinem Gastgeber vermeiden. Netanyahu soll in der Kabinettssitzung am Sonntag gewarnt haben, man müsse Trumps Persönlichkeit berücksichtigen. Teilnehmer der Sitzung plauderten den Satz aus.
Über die Veröffentlichung beschwerten sich wiederum Berater von Netanyahu während des Flugs nach Washington bei mitreisenden israelischen Journalisten. Es gehe um nationale Interessen, so der Vorwurf.