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Die Psychologie


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Eine Antwort in diesem Thema

#1
Rolf

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Auszug aus dem Aufsatz Weg vom Wort: Psychologie, Theater und Kunst – Stützen für die Predigt? von Bernhard Kaiser





Die Psychologie





Auch die Psychologie findet Eingang in die Predigt. Dies darf uns nicht verwundern, denn die Psychologie prägt unser Menschenbild ganz nachhaltig. Psychologie oder psychologische Kategorien werden uns in den Medien und Schulen geradezu automatisch mitgeliefert, sobald über den Menschen gesprochen oder ein Mensch speziell betrachtet wird. Wer sich in irgendeiner Form für den Menschen interessiert, wird sich auch für die Psychologie interessieren. Die Psychologie fragt nach der Seelenlage des Menschen und erklärt sein Verhalten aus dieser. Geht man heute mit einem bestimmten Menschen um, dann will man dessen Prägung in der Kindheit kennen, seine geheimen oder offen ausgesprochenen Wünsche, seine Probleme, seine Komplexe und seine Konflikte. Es wundert einen nicht, wenn sich auch die moderne Predigt für die Seelenlage des Menschen interessiert, und zwar besonders, wenn er als so genannter Gottesdienstbesucher oder Predigthörer in Erscheinung tritt. Indem sowohl auf die Erwartungen als auch auf die Probleme, die die Hörer haben, eingegangen wird, versucht man, deren Interesse zu sichern.

Aber mehr noch: Ihre Probleme werden auch psychologisch behandelt. Das Evangelium wird in den Dienst eines therapeutischen Prozesses gestellt. Unausgesprochen wird dabei vorausgesetzt, dass der heile Mensch, wie ihn die Psychologie beschreib, derselbe ist wie der, der durch das Evangelium gerettet ist. Das aber heißt im Klartext: Das Evangelium und seine Frucht wird von der Psychologie, ihren Inhalten, Zielen und Methoden überfremdet. Dies geschieht dann, wenn der Prediger den Menschen so behandelt, wie es in unserer Kultur üblich geworden ist: nicht in erster Linie als einen Sünder, sondern als einen individuellen Menschen, der zwar einige psychische Probleme hat, aber sich mit Hilfe biblischer Imperative und psychologischer Einsichten neu orientieren kann. Der Wunsch des Menschen ist es, ein seelisch gesunder, heiler und ganzer Mensch zu sein. Er fragt dabei nach innerer Heilung. Er fühlt sich von seiner Umwelt (seinen Eltern, Geschwistern, Kollegen, Vorgesetzten usw.) verletzt und erwartet, dass das Evangelium sowohl die eigenen Wunden als auch die zerbrochenen Beziehungen heilen kann. Er will sich wieder wohl fühlen und wieder Kraft zum Leben haben. Das ist die – an sich nicht unrechte – Erwartung, die er hat und die er an den christlichen Glauben heranträgt.

Akzeptiert man als Prediger einen psychologisierenden Ansatz, dann ist das Resultat eine Vereinseitigung der Botschaft und manchmal sogar deren Verfälschung. Verfälscht wird das Evangelium dann, wenn die Erwartungen der Hörer zum einzigen Inhalt der Erlösung in Christus gemacht werden. Wenn also Christus zum Therapeuten gemacht wird, der mit seinen Ratschlägen die seelischen Wunden und die zwischenmenschlichen Beziehungen heilt, dann wird das Evangelium verdreht. Wenn der eigentliche Inhalt der biblischen Botschaft – Schöpfung, Sünde, Christus, Rechtfertigung, Glauben, ewiges Leben – nicht mehr wahrgenommen wird oder nicht mehr trägt, dann wir ein anderes Evangelium gepredigt und es werden falsche Christen und eine falsche Kirche erzeugt. Es mag sein, dass man noch von der Heilung der Beziehung zu Gott spricht, aber diese verblasst, weil von Gottes Heiligkeit, der Rechtfertigung und dem Glauben nicht mehr gesprochen wird und weil nicht mehr gezeigt wird oder werden kann, wie aus der Rechtfertigung und dem Glauben das neue Leben kommt.

Nun wird der Christ, der seine Bibel kennt, sogleich hinzufügen, dass doch auch die Heiligung Inhalt der neutestamentlichen Botschaft sei. Das ist richtig. Doch Heiligung ist nicht dasselbe wie innere Heilung. Heiligung ist nach der Schrift ein Leben im Glauben, ein Leben vor Gott und für Gott, wie es aus dem Glauben kommt. Ohne Frage hat der Glaube eine seelische oder psychische Dimension. Wenn jemand die Vergebung der Sünden in Christus wirklich versteht, dann werden viele Aggressionen abgebaut, dann kehren Friede mit Gott ein und die Gewissheit, dass Gott nichts mehr gegen einen hat. Dann kann der betreffende Mensch mit seinen Mitmenschen anders umgehen: Er wird barmherzig sein und Liebe üben können, wie die Schrift sagt: „So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!“ (Kol. 3.12)

Wenn aber die Erwartung der inneren Heilung an das Evangelium herangetragen wird, wenn die seelischen Verletzungen nicht im biblischen Sinne eingeordnet und bewältigt werden, dann ist zu befürchten, dass ein falsches Evangelium gepredigt wird. Das heißt: Wenn psychologische Kategorien herangezogen werden, um das Problem eines Menschen zu diagnostizieren und die Zielvorgabe der „Seelsorge“ zu bestimmen, und wenn psycho-therapeutische Schritte vorgenommen werden, es zu lösen, dann hat man nicht mehr eine schrift- und evangeliumsgemäße Predigt, sondern dann hat man eine christlich lackierte Psychotherapie. Heiligung wird dann durch die Psychotherapie vereinnahmt.

Die Resultate von Therapie und Heiligung mögen bei formaler Betrachtung ähnlich sein, doch die Methoden sind verschieden. In der Therapie geht es um ein aktives Arbeiten an sich selbst. Der Klient soll sich aus seinen natürlichen Fähigkeiten heraus neue Verhaltensweisen angewöhnen. In der Heiligung geht es gerade NICHT um das Trainieren bestimmter Verhaltensweisen, sondern um ein Handeln aus der Erkenntnis Christi heraus.

Siehe Deutsche Lektion (S. 9) unter der Überschrift „Die Erneuerung des Menschen“.

Die Humanistische Psychologie (zu der die genannte Positive Psychologie zu rechnen ist) mit ihrer Ressourcen-Orientiertheit (natürliche Fähigkeiten des Menschen, die es auszubauen gilt) wird hier fälschlich mit den Geistesgaben aus Gal. 5 (die eben NICHT ressourcen-orientiert sind!) in einem Atemzug genannt.

In der WF, S. 10, begegnen wir unter der Überschrift „Positive Gefühle“ dem gleichen Problem.

Weitere Anfrage an die Ausführungen: Geht es in der „Frucht des Geistes“ um Gefühle?

Barmherzigkeit, die aus der Erkenntnis der Barmherzigkeit Gottes in Christus erwächst, die im Glauben empfangen wird, ist etwas anderes als ein antrainierter sanfter Umgang mit dem Mitmenschen, der aus einer christlich garnierten Menschenfreundlichkeit kommt.

Die Motive für die Aufnahme der Psychologie können verschieden sein:

(1) Besseres Verstehen des Hörers und Abstimmung auf seine Erwartungen.

Man möchte dem Hörer entgegenkommen, ihn in den ihm eigenen Kategorien verstehen, bei seinen von ihm empfundenen Problemen anknüpfen und auf diese Weise sichern, dass ihm das Evangelium bedeutungsvoll erscheint. Also übernimmt man das psychologische Denk- und Erwartungsschema des Hörers, ohne dass man sich allzu viel dabei denkt – angeblich, um ihm darauf bezogen das Evangelium zu sagen. Das mag ein gutes Motiv sein, aber es verkennt, dass die Probleme des Hörers in den Augen Gottes zumeist andere sind. Es ist nicht die mangelhafte Befindlichkeitslage des Hörers, sondern es sind seine Sünden, die ihn von Gott trennen und ihn seinem Nächsten entfremden. Nun hat der Prediger die Sicht Gottes zu vertreten und nicht die Erwartungen des Hörers zu befriedigen. Selbst wenn Gottes Heilsgabe auch die Erwartungen des Hörers erfüllt, so ist doch Gottes Sicht die Maßgabe. Im anderen Fall erzeugt der Prediger einen defizitären Glauben, einen Glauben, der in seiner Einseitigkeit problematisch oder ganz offen falsch ist.

(2) Manipulation des Hörers.

Anders als im vorgenannten Fall ist die Aufnahme psychologischer Kategorien in die Verkündigung mit dem Zweck, den Hörer zu beeinflussen, verwerflich. Ich meine damit, dass der Hörer in seinem Herzen dann nicht mehr vor dem Angesichts Gottes steht, sondern dass andere Faktoren sein Denken und Entscheiden bestimmen: Der Eindruck der Professionalität der Veranstaltung, des Erfolgs, den der Prediger hat, des Gewinns, den man in der Begegnung mit dem Prediger gewinnt, ferner die seelische Vereinnahmung durch eindrucksvolle Filme oder Theaterstücke, unter die Haut gehende Erlebnisberichte oder Lieder, die das Gefühl ansprechen, die die Seelenlage des Hörers aufnehmen und seine Gefühle in eine bestimmte Richtung lenken. Hier wird die Freiheit, in die die rechte, biblische Verkündigung einen Menschen stellt, preisgegeben. Wenn der Hörer darauf positiv reagiert und sich „für Jesus entscheidet“, dann wird der Prediger eine solche Manipulation rechtfertigen nach dem Motto: “Der Zweck heiligt die Mittel“. Ich bezweifle aber, ob alle „Entscheidungen“, die auf diese Weise zustande kommen, wirklich vom Heiligen Geist gewirkt sind, und ob sie wirklich zum Glauben and den gekreuzigten und auferstandenen Christius führen.

Nehmen wir schließlich an, dass ein Pastor und eine Gemeinde programmgemäß auf die Erwartungen des Hörers in der Weise eingehen. Sie vermitteln ihm das Gefühl, er sei akzeptiert, so dass sich dieser in der Gemeinde wohl fühlt. Sie bieten ihm ein abwechslungsreiches Programm, wie er es vom Fernsehen her gewohnt ist. Er findet in der Gemeinde stabile soziale Kontakte und Hilfe, wenn er sie braucht – etwa beim Umzug, bei Krankheit oder in den vielen kleinen und großen Sorgen des Alltags. Wenn dieser Hörer deswegen positiv auf die Botschaft reagiert und Mitglied der Gemeinde wird, dann haben wir es ebenfalls mit einer manipulierten Bekehrung zu tun. Eine solche ist eigentlich keine Bekehrung, wenn der Glaube an Christus fehlt oder nicht auf dem Boden des Evangeliums steht.
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#2
1.Kor.1,30

1.Kor.1,30

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Es ist wirklich so eine Gratwanderung. Man kann vielleicht psychologische Erklärungsmuster als hermeneutischen Ansatz mit einbeziehen. Mit manchen Menschen kann man sonst keine Gesprächsebene bekommen.

Aber eine exakte Wissenschaft ist diese Disziplin eh nicht.

Es kann sehr schnell in Richtung Selbsterlösung abtriften, wie das zum Bespiel der Fall ist, wenn ein erwachsener Mensch mit dem Kind "versöhnt" werden soll, dass eine falsche, sündhafte Entscheidung getroffen hat. Manchmal haben Geschwister dann auch visionäre Eindrücke von sich, dass sie dieses Kind wiedertreffen und umarmen und mit ihm weitergehen.

Wir sind versöhnt mit Elohim (Vater, Sohn, Heiliger Geist) durch das Kreuz Jesu. ER hat uns diese Gnade erworben durch sein Blut, und der Glaube ist der Weg, sich dies anzueignen.
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