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Irrweg in der charismatischen Bewegung


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2 Antworten in diesem Thema

#1
jereisa

jereisa

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»Machtvoller Glaube«
und »vollmächtiges Gebet«
in der Charismatischen Bewegung

-Rudolf Ebertshäuser-



B. Charismatische »Glaubensformeln«
und Gebetspraktiken

Der Glaube als der Wesensausdruck der Beziehung der erretteten Kinder Gottes zu ihrem Herrn und Gott
ist grundsätzlich umkämpft und angefochten. Dem Widersacher Gottes ist der kindliche, lautere, feste
Glaube der Heiligen ein stetiger Dorn im Auge; er versucht, diesen Glauben mit allen Mitteln anzugreifen,
zu schwächen oder sogar, wo möglich, zu zerstören. Wir sind deshalb in einen Kampf hineingestellt, den
die Schrift den »guten Kampf des Glaubens« nennt (vgl. 1. Tim. 6,12).

In diesem Kampf geht es darum, alle Angriffe des Feindes, die uns in unserer Vertrauensbeziehung zu Gott
schwächen oder stören wollen, abzuwehren: seien es Zweifelsgedanken, Furcht, Niedergeschlagenheit,
Aufbegehren, Verführung zur Sünde o. ä. Alle diese feurigen Pfeile des Feindes dürfen wir in der
Waffenrüstung Gottes abwehren (vgl. Eph. 6,10-20).

Neben solchen hauptsächlich über die Gedanken und Gefühle laufenden Frontalangriffen des Feindes
verfolgt dieser noch eine besonders gefährliche Taktik: er verfälscht den wahren Glauben der Kinder
Gottes, er schiebt ihnen einen verkehrten, betrügerischen Scheinglauben unter, um sie dadurch zu
verführen und lahmzulegen.

Hier geht es uns um die Verfälschung des wahren Glaubens durch die Glaubenslehren und -praktiken der
Charismatischen Bewegung. Die Grundlinie dieser sich besonders »geistlich« gebenden Verführung
besteht darin, den echten Glauben in seiner demütigen Abhängigkeit von Gott, Seinem Wort und Willen zu
ersetzen durch einen gefälschten Glauben, der ein Machtmittel in der Hand des Menschen darstellt, der
damit eigene, falsche Ziele bei Gott durchsetzen will.

Hier verläuft die heilige Scheidelinie zwischen geistgewirktem Glauben an Gott und fleischlich-ichhaftem,
schwarmgeistig-magischem Irrglauben, der letztlich Gott manipulieren oder zwingen will, bestimmte Dinge
zu tun. Während der biblische Glaube gerade davon ausgeht, daß der erlöste Mensch in sich selbst nichtig
und unfähig zu irgend etwas Gutem ist, und deshalb alles von dem allmächtigen, gnädigen Gott erwartet,
redet der Verführer von Anfang an dem Menschen ein, er selbst sei mächtig und in der Lage, sein Leben,
die Umstände, seine Umgebung nach seinem Willen zu beeinflussen und zu gestalten.

Satan bietet den Menschen übernatürliche, magische Kräfte und Methoden an, mit denen er Einfluß, ja
Macht ausüben kann. Diese Taktik verfolgt er nicht nur bei den Ungläubigen, sondern er schleust sie immer
wieder in »christlicher« Verpackung auch in die Gemeinde hinein.

Grundzüge des gefälschten charismatischen »Glaubens«

Das verführerische Zerrbild des Glaubens, das durch die Charismatische Bewegung verbreitet wird, weist
einige charakteristische Grundzüge auf:

1. Den Christen wird eingeredet, das in der Schrift gelehrte Bittgebet zu Gott sei kraftlos und bewirke nichts.
Angeblich sei es verkehrt, wenn sie Gott um Eingreifen, Hilfe oder Befreiung bitten und alles von Ihm
erwarten – Gott habe es so gewollt, daß sie selbst Macht und Einfluß ausübten und mithilfe magischer
»Glaubens«techniken wie Gebieten, Bekennen, Visualisieren ihre Lebensumstände, ja sogar andere
Menschen beherrschen.
Der Mensch wird groß gemacht und zu einem gottähnlichen oder sogar gottgleichen Wesen aufgeblasen,
das angeblich von Gott göttliche Vollmacht und Fähigkeiten verliehen bekommen habe. Dem allmächtigen,
souveränen Gott dagegen wird eine weitgehend passive Stellung der Machtlosigkeit zugeschrieben; er
könne angeblich nichts tun, wenn der »glaubende« Mensch nicht die Sache »vollmächtig« in die eigenen
Hände nehme.

2. Der Glaube wird aus der völligen Abhängigkeit von Gott gelöst und zu einem unpersönlich-objektiven
»Gesetz« umgedeutet, das jeder nach Belieben gebrauchen kann. Den Gedanken und vor allem den
Worten des Christen wird eine objektiv-gesetzmäßige, innewohnende Macht und Kraft zugeschrieben, die
in Wahrheit allein den Gedanken und Worten Gottes zukommt. Christen wird eingeredet, ihre Vorstellungen
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und Worte würden Wirklichkeit schaffen und verändern, sie seien übernatürlich wirksam und hätten
schöpferische Kraft ganz wie die Worte Gottes selbst.

Die Wirksamkeit des Gebetes liegt demnach nicht mehr in der Gnade und souveränen Macht Gottes
begründet, sondern dem ausgesprochenen Wort des Christen wird eine Eigenwirksamkeit zugeschrieben,
das es in die Verwandtschaft zu Zauberformeln bringt – im Einklang mit dem trügerischen Urversprechen
des Verführers »Ihr werdet sein wie Gott«.

3. Der Glaube wird somit von einer persönlichen Herzensbeziehung zu einer Methode, einer Technik,
einem Mittel zum Zweck umgefälscht. Er wird vom kindlichen Angewiesensein auf die Gnade des
allmächtigen, souveränen Gottes »befreit« und der sündhaften Eigenmächtigkeit des Menschen unterstellt,
der mit seiner Hilfe angeblich alles erhalten könne, was er wolle. Er wird auch von der Bindung an das
geoffenbarte Wort Gottes und die gesunde Lehre gelöst und macht sich zum Herrn über die Schrift, indem
er Gottesworte nach Belieben herausgreift und benutzt, um von Gott Erhörung zu erzwingen.
Der Glaube wird ein Mittel zur Machtausübung und Selbsterhöhung, mit dessen Hilfe der irregeführte
Mensch meint, sich Gott und seiner Kräfte bedienen zu können, sie für seine eigenen Ziele einspannen zu
können. Damit aber wird die Grenze zur Magie überschritten.

4. Durch alle die charismatischen Lehren, die wir im folgenden betrachten wollen, zieht sich wie ein roter
Faden die Verführung zur Eigenmächtigkeit, zum Heraustreten aus der kindlich-vertrauensvollen
Abhängigkeit des Gläubigen von seinem großen Herrn und Erlöser. Überall sehen wir die Einflüsterung des
Versuchers: »Du bist selber groß! Du bist wie Gott! Handle kühn und mit Vollmacht!«
Wir werden erinnert an die Versuchung unseres Herrn durch den Widersacher, die uns wichtige Einsichten
in dessen Taktik und Absichten auch mit uns Gläubigen gibt. Hinter all dem steckt eines der großen, uralten
Lockmittel des Bösen, mit dem er zu allen Zeiten Menschen vom rechten Weg abzubringen versuchte: die
Macht. Es ist kein Zufall, daß gerade das Wort »Power«, Macht, Kraft, zu einem Lieblingswort der
Charismatischen Bewegung geworden ist.

1. Das schwärmerisch-drängende »Glaubensgebet«
In der Pfingst-und Charismatischen Bewegung wird viel gebetet; es wird oft mit großem Eifer und Einsatz
gebetet, und das wäre eigentlich ein Grund zur Freude, wenn nicht das Gebetsleben in dieser Bewegung
verunreinigt und durchsetzt wäre von einem schwärmerischen Drängen und Herabzerrenwollen von
unbiblischen »Segnungen«, von einem seelisch-irrgeistig angeheizten Enthusiasmus, der sich nach Dingen
ausstreckt, die Gott uns nicht verheißen hat, oder aber echte, biblische Segnungen in seinen Besitz bringen
will, ohne die Vorbedingungen zu erfüllen.1

Dadurch wird das Gebet des Glaubens zu einem eigenwillig-fleischlichen Erzwingenwollen; der Mensch will
Gott bedrängen und um jeden Preis von Ihm etwas erhalten; er versucht letztlich, Gott zu manipulieren. Es
ist bezeichnend, daß viele charismatische Prediger solches vermessene Fordernwollen bewußt
rechtfertigen, z. B. mit dem Verweis auf Ps. 2,8 oder auf Mt. 11,12: Man müsse das Reich Gottes
gewaltsam an sich reißen!

Das wahre Glaubensgebet jedoch schöpft seine Kraft aus der völligen Unterwerfung unter Gottes Willen,
aus der demütigen Abhängigkeit von Ihm, aus der nüchternen Ausrichtung seiner Bitten am Wort Gottes.
Dort, wo eigenwillige, selbstsüchtige, hochmütige Herzensmotive im Spiel sind und die Gebetsanliegen
dem geoffenbarten Willen Gottes in der Heiligen Schrift widersprechen, ist die Gefahr der Verführung groß.

Satans Taktik: Verführung zur Eigenmächtigkeit

Wir sehen die verführerische Taktik des Widersachers in der Versuchung Jesu: »Wenn du Gottes Sohn
bist, so sprich, daß diese Steine Brote werden«, sagt der Versucher (Mt. 4,3). Er will den Herrn dazu
verleiten, »seinen Glauben zu betätigen«, um sich selber zu helfen. Aber der Sohn Gottes, dem es jederzeit
ein Leichtes gewesen wäre, so etwas zu bewirken, weiß sich durch den Willen des Vaters auf den Weg der
Niedrigkeit und Abhängigkeit gewiesen; er widersteht der Versuchung, eigenwillig von seiner Vollmacht
Gebrauch zu machen.

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Im zweiten Anlauf hält Satan dem Herrn Jesus sogar eine biblische Verheißung vor Augen. Er spricht, so
wie heute viele von ihm irregeführte Verführer: »Aber es steht doch im Wort Gottes! Die Verheißung gehört
dir, nimm sie nur im Glauben in Anspruch!« Doch der Herr Jesus wehrt auch diese fromm getarnte
Versuchung ab. Wir sehen hier, daß es auch einen betrügerischen Mißbrauch von göttlichen Verheißungen
durch den Widersacher geben kann. Der Feind kann das Gotteswort benutzen und verdrehen, um Gläubige
dazu zu bringen, Gott zu manipulieren, zu einem eigenmächtigen, sündhaften Erzwingenwollen von
»Segnungen«.

In der Pfingst-und Charismatischen Bewegung wird genau solch ein eigenwilliger, manipulativer »Glaube«
gelehrt und verbreitet, der von Gott Dinge »einnehmen« will, die nach Gottes Ratschluß und Heilsplan den
Gläubigen in der Heilszeit der Gemeinde nicht zugedacht sind.

Der religiös-eigensüchtige Mensch will dem Kreuzes-und Niedrigkeitsweg ausweichen und greift nach
»höheren Segnungen«. Er will sich selbst vervollkommnen, über Kraft und übernatürliche Offenbarungen
verfügen, will Dinge sehen und fühlen, die ihm der nüchtern-biblische Wandel im Geist versagt.
  • 0

#2
Guest_Cornelia_*

Guest_Cornelia_*
  • Guests
Danke für den Beitrag von Rudolf Ebertshäuser, den ich sehr schätze!

Wer mehr zu diesem Thema sucht: www.charismatik-info.de

  • 0

#3
1.Kor.1,30

1.Kor.1,30

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  • 849 Beiträge
Der Erfahrungsbericht, den ich gefunden habe, spricht heute vielen Christen aus dem Herzen. Es kommt nicht an auf "Charismatik" oder "Anti-Charismatik".


Was wir gelernt haben

In den vergangenen 25 Jahren hat uns Gott in verschiedene Gemeinschaften geführt und wir durften ganz verschiedene Systeme des Gemeindebaus kennen lernen. Leider ist an vielen Orten eine gewisse Person oder eine bestimmte Lehre wichtiger geworden als das Wort Gottes und das Höchste Gebot der Liebe.


Ich bekehrte mich 1979 während eines Sprachaufenthalts zu Jesus ohne Kenntnis der Bibel, sondern durch das liebevolle Zeugnis von Geschwistern in einer kleinen Bibelgruppe. Das war eine sehr schöne Zeit in meinem Leben. Bei meiner Rückkehr nach Hause wurde ich aber schon bald mit den Streitigkeiten unter den Christen konfrontiert.

Die Enttäuschung darüber veranlasste mich und meinen Verlobten 1982 zu einer Gruppe junger Gläubiger zu ziehen. Diese wollten es besser machen als alle anderen. Sie waren begeistert von dem System des Hirtendienstes, welches uns wegen unserer mangelnden Erfahrung und fehlenden biblischen Kenntnisse zu Beginn auch einen guten Eindruck machte. Jeder hatte einen Seelsorger, dieser wiederum hatte auch wieder einen, so dass das ganze Pyramidenförmig aufgebaut war bis hinauf zum Gemeindeleiter. Wir alle wollten aufrichtig Gott dienen, aber durch dieses System schlich sich schon bald der Machtmissbrauch ein. Das Beichtgeheimnis wurde nicht gewahrt und die Frauen hatten eine niedrige Stellung.

Wir haben in dieser Gemeinschaft 1984 geheiratet. Leider besass aber der Hirte (Seelsorger) viel Macht über das Leben des Einzelnen, man war ihm Rechenschaft schuldig bis in die intimsten Details des Lebens hinein, sogar des Ehelebens. Es wurden viele Menschen in dieser Gemeinde verletzt. Heute wissen wir, dass der Herr uns persönlich zur Mündigkeit im Glauben erziehen möchte und dass wir nicht von Menschen abhängig werden dürfen.

Wiederum aus Enttäuschung über das Erlebte gingen wir 1989 in die USA, die Heimat meines Mannes. Dort erfuhren wir was es heisst, erweckte Gemeinschaft zu haben. Es herrschte damals in einer bestimmten Gemeinde eine Sehnsucht nach der Nähe des Herrn und eine Liebe zueinander, wie wir es seither nie mehr erlebt haben. Diese Erfahrung hat uns im Nachhinein sehr geprägt. Wenn wir dieses Erlebnis mit anderen vergleichen, ist uns heute klar, was wir in den Mittelpunkt unseres Glaubenslebens stellen sollten.

1991 kehrten wir in die Schweiz zurück. Es ging uns schon längere Zeit nicht sehr gut, unsere Vergangenheit holte uns ein und wir hatten massive Eheprobleme. Aus dem Bedürfnis heraus, unser Leben vor Gott ganz in Ordnung zu bringen, haben wir uns einer Missionsgesellschaft angeschlossen, die fast ausschliesslich Busse und Heiligung predigte. Das Gute daran war, dass wir unser Leben gründlich aufarbeiten konnten. Durch das regelmässige Aufsuchen eines Seelsorgers sollte man Hilfe dabei erhalten, die Heiligung auch zu leben. Mir hat es anfangs tatsächlich sehr geholfen.

Es wurde aber in dieser Gemeinschaft ein sehr strenger Massstab der persönlichen Heiligung angelegt, den ich nie erfüllen konnte. Auch die Kinder hatten sich diesen Normen zu beugen. Dies wurde durch Androhen von Hölle und Teufel sowie Schlägen getan. Wir sind nach zwei Jahren ausgetreten, weil wir erkannten, dass wir in unserem Leben mit Gott nicht weiterkamen. Ich hatte zeitweise meine Heilsgewissheit verloren und auch unsere Kinder litten sehr unter dem Erlebten. Erst kürzlich konnte unser ältester Sohn seine Angst ablegen, dass er Jesus nicht genügt. Auch ich habe jahrelang mit Angst gekämpft, dass ich zu wenig heilig sei und Jesus mich deshalb verstösst. Heute wissen wir, dass Jesus uns liebt und dass die Erlösung aus Gnade und durch Glauben ist. Sie kann nicht durch unsere persönliche Heiligkeit erlangt werden. Die Heiligkeit ist keine Voraussetzung, sondern eine Frucht unseres Wachstums im Glauben, und wird während unseres Lebens hoffentlich immer mehr zunehmen.

Wir versuchten es ein halbes Jahr später mit einer grossen Brüderbewegung. Wir brauchten Liebe und Anleitung. Damals wurde diese Gemeinschaft noch von den alten Brüdern beherrscht, von denen viele sehr autoritär regierten. Natürlich haben wir auch viele liebe und aufrichtige Christen kennen gelernt. Es galt jedoch, bestimmte Gesetze einzuhalten, da man Angst davor hatte, die Gläubigen könnten sich mit der Welt beschmutzen. Das berechtigte Anliegen verlor sich deshalb in Äusserlichkeiten. So mussten z.B. die Frauen lange Haare haben und diese aufstecken. Sie durften keine Hosen sondern nur Röcke tragen. Die Männer durften keinen Bart haben und keine Jeans-Hosen tragen. Für Kinder und Jugendliche galten ähnliche Regeln.

Man durfte nicht ins Kino, keinen Fernseher oder Videorekorder haben, nicht auf den Jahrmarkt oder in den Zirkus gehen. Die Kinder durften keine Schullager besuchen, es wurde aber von ihnen erwartet, dass sie sich in den drei Wochen der Unterweisung, die sie mit ungefähr 16 Jahren besuchen mussten, bekehren. Da also durch eine falsche Interpretation von einigen wenigen Bibelstellen eine solche Betonung auf die persönliche Askese gelegt wurde, konnte diese Gemeinschaft kaum noch ihrem göttlichen Auftrag gerecht werden, in dieser Welt zu leben und dadurch Salz der Erde und Licht der Welt zu sein. Für unsere Kinder war es sehr schwer, die langweiligen Gottesdienste abzusitzen.

Leider waren es ausschliesslich die leitenden Brüder, die darüber entschieden, ob jemand für die Mission oder zum Predigtdienst berufen war. Aus diesem Grund wurde eine ganze Generation übersprungen, weil die leitenden Brüder es einfach nicht auf dem Herzen hatten, jemanden nachzuziehen bzw. anderen Geschwistern die Gelegenheit zu geben, in eine solche Berufung hinein zu wachsen. Ich glaube heute noch, dass das nicht der richtige Weg ist. Es ist eine Bevormundung, die das natürliche Wachstum der Gläubigen hindert und uns nicht erlaubt zu lernen, persönlich die Stimme Gottes und Seinen Ruf in unserem Leben zu hören.

Viele der Geschwister in dieser Gemeinde konnten oder wollten sich Fremden gegenüber nicht öffnen, so dass wir nie ganz den Anschluss fanden. Vielleicht wenn wir zehn Jahre lang den Gottesdienst treu jeden Sonntag besucht hätten, hätten sich mehr Leute für uns geöffnet. So war das in dieser Gemeinschaft nämlich Sitte.


Wir haben uns in dieser Zeit immer mehr von der Gesetzlichkeit wegbewegt. Wir glauben, der Herr will, dass wir mündig werden und die Liebe leben, wie sie Jesus vorgelebt hat. Wir müssen eigentlich nur ein Gebot zu erfüllen, nämlich das Gebot der Liebe. Zudem soll niemand über unseren Glauben herrschen, wie es in solchen Gemeinschaften manchmal der Fall ist.

Wir versuchten es noch für drei Jahre in einer kleinen Brüdergemeinde. Aber dort hat uns sehr bald die Enge und die Angst bedrückt, die auch in dieser Gemeinschaft herrschte. Die Angst, dem Feind zu viel Raum zu geben, äusserte sich in vielen kleinen Geboten. Zum Beispiel durfte man keine Weihnachten feiern, keine Ostereier suchen an Ostern, keine modernen Anbetungslieder singen, keine Geistesgaben praktizieren, und so fort. Statt die Freiheit im Herrn und seine Liebe und Gnade in den Mittelpunkt zu stellen, war es mehr die Angst vor dem Feind und seinen Machenschaften, die das Leben bestimmten. Gemäss unserer Erfahrung führt eine solche Einstellung zu einem von Menschen abhängigen und ängstlichen Christentum, anstatt zu einem erfüllenden und befreienden.

Wir bezeichnen uns heute nicht als Charismatiker. Wir betonen die Geistesgaben nicht, wir lehnen sie aber auch nicht ab.
In der soeben erwähnten Brüdergemeinde wurde gelehrt, dass diese Gaben mit dem Tod der Apostel aufgehört haben (Dispensationslehre). Wir haben keine Mühe mit einer solchen Lehre, noch damit, wenn jemand anders darüber denkt. Es ist nur schade, wenn solche Lehren plötzlich wichtiger wird, als das, was der Herr in Seinem Wort eigentlich herausstreichen möchte. So schnell werden doch die biblischen Prioritäten falsch gesetzt.

Wir selber durften zu dieser Zeit immer mehr erleben, in was für eine Freiheit uns der Herr führen wollte. Einige dieser Freiheiten stiessen aber bei den anderen leitenden Brüdern auf Widerstand. Wegen einem kontroversen Jugendroman, den wir damals mit unseren Söhnen zusammen lasen und besprachen, kam es dann soweit, dass mein Mann vor den Brüderrat zitiert und von den anderen Brüdern bearbeitet wurde. Nach diesem Erlebnis haben wir uns entschlossen, diese Gemeinde nicht mehr zu besuchen.

Jetzt sind wir seit vier Jahren nirgends mehr fest dabei. Die Wunden in unserer Familie heilen langsam und wir haben mit lieben Leuten in verschiedenen Gemeinden Kontakt. Unsere Erfahrung ist, dass vielerorts ein System, eine Lehre oder eine Person wichtiger wird als Jesus und Sein Gebot der Liebe. Unser Wunsch ist immer noch, mit Menschen Gemeinschaft zu haben, die Jesus lieben. Wir behalten uns aber vor, alle Aussagen von Menschen zu prüfen. Der Wahrheit, so wie wir sie selber von Gott her erkennen können, ordnen wir uns gerne jederzeit unter.

Durch die von uns gemachten Erfahrungen ist unser Glaubensbekenntnis sehr einfach geworden. Wir sind heute bereit, mit allen Geschwistern Gemeinschaft zu haben, die sich zu den drei heilsnotwendigen Lehren des Christentums bekennen:

1) Glaube: Die Gottheit Jesu Christi
2) Hoffnung: Die Auferstehung des Herrn
3) Liebe: Die Erlösung aus Gnaden durch den Opfertod unseres Herrn Jesus


Die Grösste unter diesen aber ist die Liebe: das Höchste Gebot. Ist es nicht seltsam, dass es bei den vielen Streitigkeiten unter den Christen kaum einmal um diese drei Punkte geht? Warum können wir uns denn nicht einfach an die Fundamente unseres Glaubens halten und wieder den Herrn und Sein Gebot in den Mittelpunkt stellen?

Vieles von dem, was wir erlebt haben, habe ich in diesem kurzen Bericht nicht mitgeteilt, weil Freunde und Bekannte davon betroffen sind. Ich hoffe aber, dass dieser Bericht trotzdem einigen Menschen hilft, sich von missbräuchlichen Strukturen zu lösen und zu einem erfüllenden und befreienden Christentum zurückzufinden.

Ganz liebe Grüsse und Gottes Segen

Rita

aus:www.cleansed.de
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