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Älteste: Hirten oder Wölfe?


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Rolf

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Älteste: Hirten oder Wölfe?


Als Paulus nach Jerusalem abreiste und von den Ältesten in Kleinasien Abschied nahm, warnte er sie:

Apg 20,28 So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der heilige Geist euch zu Aufsehern gesetzt hat, die Gemeinde Gottes zu weiden, welche er durch das Blut seines eigenen Sohnes erworben hat!

Apg 20,29 Denn das weiß ich, daß nach meinem Abschied räuberische Wölfe zu euch kommen werden, die der Herde nicht schonen;

Apg 20,30 auch aus eurer eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger auf ihre Seite zu ziehen.

Die Warnung des Paulus ist leider ohne Wirkung geblieben, da kurz nach seinem Ableben und bis heute genau diese Wölfe und falschen Männer nach wie vor die Gemeinde heimsuchen und leider sehr erfolgreich sind.

Da Paulus die Ältesten warnte, sie besonders zu sich holte, sehe ich eine besondere Aufgabe und Verantwortung gerade der Ältesten in der Bewahrung und Erhaltung der Gemeinde. Doch leider ist genau die Ältestenschaft ein sehr großes Problem der Gemeinden. Irrlehren, Falschlehren, Spaltungen, Austritte, Gemeindeflucht .... all diese Probleme hängen nicht unwesentlich an Fehlern der Gemeindeleitung, den Ältesten. Ich möchte daher soweit in der Kürze möglich, in Hinblick auf diese Irrungen das Thema "Älteste" behandeln.



Wie die Gemeinde zu Ältesten kam

Man kann diesen Vorgang in der Apostelgeschichte vielfach nachlesen, manchmal muss man auch zwischen den Zeilen lesen und manches spekulieren. Man findet aber folgende Geschichte:

Paulus und die anderen Apostel missionierten, zuerst in den Synagogen bei ihren Volksgenossen, dann aber meist nach Ablehnung durch die Juden bei den Heiden. Diese jung bekehrten Heiden und Juden wurden nun von Paulus unterwiesen in den Grundlagen des Evangeliums. Hier nahmen die Juden einen besonderen Platz ein, da sie durch ihre bisherige Belehrung in dem alten Testament eine enorm gute und tiefe Kenntnis des Wortes hatten. Sie mussten gleichsam nur noch Christus erkennen, um ihn dann im Wort selbst zu finden. Die Grundlagen des Glaubens konnten sie daher aus dem AT durch die Unterweisung des Paulus in relativ kurzer Zeit erfassen und verstehen. Entsprechend waren sie auch vermutlich die Stützen dieser jungen Gemeinde, wenn der Apostel teils nach nur wenigen Wochen diese Stadt wieder verlassen musste. In manchen Orten konnte der Apostel lange, über ein Jahr manchmal verweilen. In anderen Orten konnte er kaum mehr als einige Tage bleiben. Über die Einsetzung von Ältesten ist bei diesen Ereignissen kaum die Rede. Wir finden aber einen deutlichen Hinweis darauf, dass die Apostel in jeder Gemeinde (zumindest bei der ersten Missionsreise) Älteste einsetzten:

Apg 14,23 Nachdem sie ihnen aber in jeder Gemeinde Älteste erwählt hatten, übergaben sie diese unter Gebet und Fasten dem Herrn, an welchen sie gläubig geworden waren.

Auch eine Anweisung von Paulus an Titus legt nahe, die Einsetzung von Ältesten durch den/die Apostel als Normalfall anzusehen:

Tit 1,5 Deswegen ließ ich dich in Kreta zurück, damit du das Versäumte nachholen und in jeder Stadt Älteste einsetzen möchtest, wie ich dir befohlen habe:

Wir können aus diesem Umstand ablesen:

das Einsetzen von Ältesten ist ein allgemein üblicher Vorgang, der in jeder normalen Gemeindegründung enthalten ist

es muss wichtig sein, Älteste einzusetzen, da sonst Titus nicht dieses Versäumnis nachzuholen hätte

die Apostel bzw. deren Beauftragte setzten diese Ältesten ein




Das Amt von Ältesten ist daher eine Grundstruktur der Gemeinde. Dies wird auch an der Liste der Ämter in Eph. 4,11 deutlich.



Begriffsdefinition

Wenn man nun diese Stelle aus Eph 4,11 liest, steht da nichts von Ältesten. Man liest von Hirten und Lehrern. In 1. Tim 3,1 ist von Aufsehern die Rede. An anderer Stelle wie 1. Petr. 5,5 sind dann tatsächlich Ältesten direkt benannt. Die meisten Ausleger sehen diese Begriffe mit einem Gleichheitszeichen:

Hirte=Aufseher=Ältester

Ich will im folgenden mich dieser Gleichsetzung anschließen. Eine genaue Analyse dieser Begriffe wird zwar manches an Unterschieden zwischen diesen Begriffen aufdecken, jedoch umschreiben diese 3 Begriffe zusammen die Tätigkeit und die Aufgabe von Ältesten, so dass diese Gleichsetzung gerechtfertigt ist. Vor allem der Abschnitt aus Apg. 20 verbindet die Begriffe "Älteste", "Aufseher" und den Hirtendienst des "Weidens".

Der Niedergang der Ältestenschaft

Man finden die Hinweise auf den Niedergang der Ältestenschaft bereit in der Apostelgeschichte 20. Paulus lud die Ältesten aus Asien (vermutlich vornehmlich aus der Region Ephesus, wo er die längste Zeit diente) ein und warnte sie:

Apg 20,28 So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der heilige Geist euch zu Aufsehern gesetzt hat, die Gemeinde Gottes zu weiden, welche er durch das Blut seines eigenen Sohnes erworben hat!

Apg 20,29 Denn das weiß ich, daß nach meinem Abschied räuberische Wölfe zu euch kommen werden, die der Herde nicht schonen;

Apg 20,30 auch aus eurer eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger auf ihre Seite zu ziehen.

Paulus sah also bereits die Entwicklung und Gefahr für die Gemeinde voraus. Diese Gefahr betraf 2 Elemente:

Verführung von Außen, Bedrohung der Gemeinde

Verführung von Innen durch falsche Älteste ("aus eurer eigenen Mitte")


Genau diese Entwicklung trat dann während der letzten Zeit von Paulus und vor allem danach ein. Die Gemeinde erlebte blutige und gewalttätige Verfolgung durch den römischen Staat. Parallel breiteten sich Irrlehren aus, bildeten sich Strukturen, die später die römische Kirche bildeten.



Auch in dem 3. Johannesbrief ist ein Problemfall kurz beschrieben:

3Jo 1,9 Ich habe der Gemeinde etwas geschrieben; aber Diotrephes, der bei ihnen der erste sein möchte, nimmt uns nicht an.

Einer, der der Erste in der Gemeinde sein wollte, verbot dem Apostel Johannes die Gemeinde. Blockte die Gemeinde vom Apostel ab und ließ dessen Briefe nicht zur Gemeinde durch. Nicht nur das. Er warf auch jene aus der Gemeinde, die sich seinem Diktat nicht beugten.

Zuletzt beschreiben die Sendschreiben an die 7 Gemeinden in der Offenbarung den Niedergang der Gemeinde. Es ist beachtlich, dass genau hier Ephesus die erste Gemeinde in der Liste ist, genau jene, die von Paulus die Ermahnung und Warnung erhielt. Die 2. Besonderheit ist, dass diese Sendschreiben den Engel der jeweiligen Gemeinde ansprechen. Ob damit nun eine konkrete Person oder die Ältestenschaft oder gar gesamte Gemeinde angesprochen ist, kann aber nicht klar beantwortet werden. Die Botschaft ist sehr ernst. Wir finden in diesen Gemeinden folgenden Abstieg:

Ephesus: verlässt die erste Liebe

Smyrna: Verfolgung

Pergamus: Irrlehre des Bileams, Irrlehre der Nikolaiten

Thyatira: Irrlehre der Isebel

Sardes: schlafen, befleckt, sterbende Gemeinde

Philadephia: keine Kritik

Laodizea: lauwarm, äußerlich reich, innerlich arm


Hier finden wir nun genau die Elemente, die Paulus nannte: Irrlehre und Verfolgung. Zusätzlich wird noch der innere Verfall durch die halbherzige Nachfolge bzw. die fehlende Beziehung zum Herrn (erste Liebe) genannt. Da diese Entwicklungen untrennbar mit der Ältestenschaft sind, sind diese Elemente und Entwicklungen unbedingt an diese Leiterschaft der Gemeinde gebunden. Gerade das Belassen der Irrlehrer in der Gemeinde (Nikolaiten, Isebel, Lehre Bileams) zeigt klar, dass teils kein Hirte mehr seinen Dienst korrekt ausübt und die falschen Schafe hinaus tut. Es ist erkennbar, dass die Gemeinde insgesamt als verloren und abgefallen gelten muss und nur noch einzelne Gläubige als richtig angesprochen werden. Es muss daher ganz massiv zu Irrungen und Verirrungen gerade in der Leiterschaft der Gemeinde gekommen sein.

Geschichtlich finden wir die Fortsetzung dieses Niedergangs in den frühchristlichen Schriften. Es treten immer mehr Irrlehren auf. Die Ältestenschaft wird zunehmend durch eine benannte Ältestenschaft (durch überregionale Bischöfe) ersetzt (siehe Clemensbrief an Korinth). Im Laufe der Zeit fokusiert sich die ganze Entwicklung auf das römische Bischofsamt, welches die Oberhoheit über alle anderen Bischöfe und Gemeinden verlangt. Durch die Bildung der kath. Kirche ist die biblische Gemeindeordnung aus Ältesten quasi beseitigt und abgeschafft worden. Daran hat letztlich auch die spätere Reformation nicht geändert. Diese übernahm in dem Pfarramt, der überregionalen Strukturen und der Zuordnung zu den Landesfürsten letztlich dieses katholische System, wenn auch in deutlich gemildeter Form. Erst später bildeten sich im größeren Umfang wieder Gemeinden, die dieses biblische Ältestensystem wieder aufrichteten.


Älteste - Gibt es sie heute noch?

Betrachtet man die Geschichte der Gemeinde, ist die Kette der Ältestenschaft durch die kath. Kirche unterbrochen worden. Die von den Aposteln geschaffenen Gemeindestrukturen sind Stück für Stück in der kath. Kirche verschwunden. Zuletzt blieb nur noch ein zentralistisches System aus Papst, Kardinälen, Bischöfen und Priestern über, die über den einzelnen Gläubigen herrschten. Der einzelne Gläubige hatte keinen Einfluss mehr auf die Kirche. Es gab keine Ältestenschaft mehr im biblischen Sinne. Als nun mit der Reformation die biblische Kenntnis wuchs und auch eine biblische Gemeindestruktur gesucht wurde, begann man auch wieder mit der Einsetzung von Ältesten. Doch auch dies erfolgte nicht ohne Widerspruch und Unstimmigkeit. Das Problem liegt nämlich in folgenden Punkt:

Die ersten Gemeinden bekamen die Ältesten durch den Dienst der Apostel oder durch die Beauftragten der Apostel. Diese Zeit und diese Personen sind aber längst vergangen. Wer also hat die Befugnis, das Recht, Älteste einzusetzen? Diese Frage ist letztlich noch immer strittig. Es haben sich hier mehrere Lösungen in der Gemeinde verbreitet:

Darby´s Ablehnung der Ältesten

Darby, die prägende Person der Brüderbewegung vertrat die Ansicht, dass es keine Ältesten mehr gibt. Er begründete diese Ansicht damit, dass die Gemeinde aus ihrer ursprünglichen Stellung gefallen ist, die Heiligkeit der Apostelzeit verloren hat. Mit dem Niedergang der Zeit der Apostel ist auch das durch Einsetzung der Apostel geschaffene Ältestenamt vergangen. Daher folgerte er, dass es keine Älteste mehr geben kann, da die für die Einsetzung notwendigen Apostel eben nicht mehr da sind bzw. keine entsprechende Autorität mehr in der Gemeinde existiert. Statt dessen vertrat er Brüdergemeinschaft, d.h. die Brüder sind einander gleichgestellt und lassen sich gemeinsam vom Heiligen Geist im Dienst und der Gemeindegestaltung leiten. So lehnte Darby selbst die Organisation der Predigtdienste völlig ab (dies war einer der Gründe für erste Spaltungen unter der Brüderbewegung). In den geschlossenen (exklusiven) Brüderversammlungen wird dieses Prinzip noch heute gepflegt. Es gibt hier keine Älteste, sondern nur einander gleichgestellte Brüder (soweit die Theorie!).

Das Wählen von Ältesten

Diese Methode hat sich vielfach durchgesetzt. Es werden hier die Ältesten demokratisch oder undemokratisch von einer kleinen Gruppe gewählt. Die Legitimation des Ältesten liegt daher in einem Wahlvorgang. Es versammeln sich also Christen zu einer Gemeinde, zuerst unstrukturiert und wählen dann im Laufe der Zeit einen oder mehrere Personen zu Ältesten. Hier gibt es dann noch Unterschiede in der Dienstzeit. Bei manchen Gemeinden haben sich diese Personen in gewissen Abständen wieder zur Wahl zu stellen, in anderen Gemeinden gilt diese Wahl für Lebenszeit.

Die Ernennung von Ältesten

Die Ernennung der Ältesten erfolgt zumeist durch bereits als Älteste benannte Personen. Diese suchen sich quasi ihre Mitältesten oder Nachfolger aus der Gemeinde aus. Im anderen Fall ist es eine Person, die diese Gemeinde gegründet oder eben massiv geformt hat und dadurch besonderes Gewicht hat. Dieses Verfahren wird beispielsweise von B. Peters oder auch von der KFG empfohlen. Man vergleicht hier diese Gemeindegründer mit einem Missionar gleich wie es Paulus auch war. So wie Paulus die Gemeinde gründete, sich für sie verantwortlich fühlte, treten diese Gemeindegründer in diese Verantwortung, der Gemeinde Struktur und Ordnung zu geben.

Es gibt also heute definitiv Älteste. Viele von ihnen tun diesen Dienst sehr vorbildlich und biblisch. Leider ist aber angesichts der Irrungen in den Gemeinden, der vielen Trennungen, Austritten usw. unverkennbar, dass dieser Dienst vielfach mangelhaft und unbiblisch erfolgt. Es ist hier aber nicht erkennbar, dass diese Irrungen an eine bestimmte Form von Ältestenschaft oder Gemeindeform gebunden ist. Vielmehr tritt dieser Verfall in allen Gemeinden unabhängig von dem Weg, wie diese zu ihren Ältesten kam, auf. Viele dieser Irrungen sind an den Ältesten fest zu machen. Gerade deren Fehler und Schwächen brachten viele Gemeinden in Not. Es argumentiere nun viele mit der Art, wie diese Ältesten dazu wurden, um diese Probleme zu erklären. In den allermeisten Aufsätzen ging es immer um die Fragen: Wie setzt man Älteste ein? Welche Älteste setzt man ein? Welchen Dienst sollen Älteste tun Ich möchte hier einen anderen Weg einschlagen und folgende Frage zu Grunde legen:

Warum gehen Älteste so häufig fehl?


Nach meinem Dafürhalten ist zumeist bei der Einsetzung der Ältesten die Wahl augenscheinlich richtig. Keine Gemeinde würde sich jemanden zum Ältesten wählen, der lügt und betrügt, sündigt und die anderen unterdrückt. Auch kein Gemeindegründer würde solchen Personen die Gemeinde anvertrauen. Es liegt also zumeist in der Entwicklung, in der Veränderung der Ältesten, dass solche Dinge entstehen. Die anfangs tadelfreien Ältesten haben sich meist im Laufe der Zeit verändert, sind aus dem Stand heraus gefallen, den sie haben sollten.

Die Persönlichkeit des Ältesten verändert sich

Paulus legte für die Ältesten höchste Maßstäbe vor. Sie mussten in allen Bereichen vorbildlich und tadelfrei sein. Ein zornig explodierender Ältester, der andere unterdrückt, sein Privatleben pflegt, wäre unvorstellbar. Daher legte Paulus allergrößten Wert auf tadelfreie Charaktere. Leider aber ist nicht jede Charaktereigenschaft erkennbar. Viele Charaktere entwickeln sich, haben dunkle, kaum erkennbare Seiten. Vielen ist die "erhabene" Position des Ältesten zu Kopf gestiegen und hat sie überheblich, arrogant und unbelehrbar gemacht. Andere sind in den ständigen Kämpfen hart und unnahbar geworden, wittern hinter allem einen Angriff und reagieren schnell zu stark.

Die Familie des Ältesten verändert sich

Bei vielen Ältesten ist die Veränderung der Familie ursächlich für manchen Wandel. Als die Kinder klein waren, musste sich die Familie fügen und war die Autorität unangefochten. Doch mit fast oder ganz erwachsenen Kindern gelingt dies nicht. So werden Kompromisse eingegangen, Dinge, die man früher völlig ablehnte, zugelassen und diese neue Toleranz überträgt sich auf die Gemeinde. Noch viel schlimmer ist aber zumeist die Unfähigkeit der Ältesten ihre Kinder im Glauben zu erziehen. Sie sind vielleicht zu einer Zeit Älteste geworden, als die Kinder noch jung waren oder noch gar nicht geboren. Es zeigte sich aber nun, dass sie nicht in der Lage waren und sind, in ihrer eigenen Familie, den eigenen Kindern das Evangelium glaubhaft zu vermitteln. Die Kinder folgen weder ihrem Vorbild noch ihrem Glauben. Hier liegt vielfach der Fehler darin, dass die Männer zu jung zu Ältesten wurden, keine erwachsenen Kinder hatten, an denen erkennnbar gewesen wäre, ob sie in der eigenen Familie ihre Aufgabe erfüllt haben, um dann diese auch in der Gemeinde zu übernehmen.

Die Lehre des Ältesten verändert sich

Dieser Punkt ist meines Erachtens der schwerwiegendste. Viele Älteste verändern im Laufe ihres Dienstes ihre Ansichten, lassen neue Lehren und Praktiken zu, die dann zum Verfall der Gemeinde führen. Diese Veränderungen sind oft unmerklich und langsam. Nicht selten sind es Bücher, die dann über Büchertisch, über Verwendung in Predigten in der Gemeinde sich ausbreiten und so eine massive Veränderung in der Lehre der Gemeinde bewirken. Bei etlichen tritt diese Veränderung durch Schulungen und Bibelkurse ein. Dort werden ihnen neue Dinge, Impulse und Kontakte vermittelt. So gelangen gerade über die Ältesten, die doch die Gemeinde vor den Irrlehren schützen sollten, gerade diese Lehren in die Gemeinde hinein.

Man sollte bei der Betonung der Verantwortung aber nicht das Zusammenspiel von Ältesten und Gemeinde außer Acht lassen. Viele Älteste haben dynamisch und frisch angefangen, um dann nach Jahren ausgeblutet und ausgebrannt nur noch formal einen Dienst auszuführen, hinter dem sie kaum noch stehen. Es ist in vielen Gemeinden nicht unüblichen, den Leitern und Verantwortlichen, zumeist den Ältesten alle Last der Arbeit und Verantwortung aufzubürden. Man sieht in dem Amt des Ältesten die Funktion eines Gemeindemanagers, eines Frontmannes, der immer und überall dabei sein muss, immer das erste Wort spricht usw. Leider gefallen sich viele gerade in dieser Rolle, haben die Gefahren dahinter zuerst gar nicht erkannt und kommen auch aus dieser Rolle von selbst nicht heraus. Gerade diese Überlastung macht aber den Ältesten zu einem Negativbeispiel in der Familie. Es steht häufig in diesen Familien nicht die Familie sondern die Gemeinde an erster Stelle und schreckt daher die Kinder von solche einem Leben ab. Auch führt diese Überbelastung dazu, dass diese Ältesten nach Hilfe suche, diese in Kursen und Seminaren zu finden hoffen und so nicht selten erst recht auf den falschen Weg kommen.

Das Grundproblem des Ältestenamtes in der Gemeinde

Ohne das Problem richtig zu kennen oder einordnen zu können, kann letztlich keine Therapie oder Änderung im Verhalten erfolgen. Woran aber krankt das Ältestenamt? Wo sind die Ursachen zu suchen?


Die Art der Einsetzung der Ältesten ist das Problem

Viele machen an der Art, wie die Ältesten zu Ältesten wurden das Problem fest. So führen einige Erprobungen durch, andere Wahlen, andere lassen berufen oder verzichten ganz auf Älteste. Sicher liegt ein Problem vor, wenn ein bereits gewählter Ältester sich seine Mitältesten selbst erwählt und so eine Art Hierarchie aus Gleichgesinnten aufbaut. Wenn man aber die Warnung des Paulus an die Ältesten in Kleinasien betrachtet, fällt folgendes auf:

Diese Ältesten sind unstrittig mit voller Autorität und Befugnis eingesetzt worden

trotzdem warnt Paulus und sagt, dass unter diesen Ältesten falsche Männer aufstehen werden, d.h. diese von Paulus und den Mitarbeitern berufenen Ältesten werden also zum Teil schon selbst fehl gehen, zum Teil in der nachfolgenden Generation


Es scheidet daher die Art der Einsetzung letztlich als Grund für den Niedergang der Ältesten aus. Bevollmächtigter und autorisierter als durch die Apostel konnte damals nicht eingesetzt werden. Dennoch ist bereits noch im 1. Jahrhundert ein deutlicher Verfall der Gemeinde hin zur Bildung einer religiösen Oberschicht erkennbar. Bereits in der jungen Kirche traten die Irrlehren auf und verbreiteten sich sehr schnell.

Die Ältesten sind das Problem

Bei vielen besteht die Ansicht, dass einfach falsche Männer zu Ältesten wurden. Für den einen sind die Ältesten zu wenig ausgebildet im Wort, der andere sieht sie als zu jung eingesetzt, der dritte macht den Ruf, das Auftreten als Kriterium fest. Über die Art der Ältesten, deren Lebenswandel usw. ist bereits viel geschrieben worden. Dennoch, trotz Anwendung dieser Kriterien, sind viele Älteste nicht in diesem Rahmen geblieben. So mutierte manch ruhiger, demütiger und besonnener Mann im Ältestenamt zu einem harten Tyrannen. Es fragt sich, ob überhaupt ein Mensch diesen hohen Kriterien eines Ältestenamtes entsprechen kann. Manche sind der Ansicht, dass ein Ältester nie alle Kriterien erfüllen kann und daher nur in der Summe der Ältesten diese Kriterien erfüllt sein können. So würde nach der Vorgabe von Paulus nie ein unverheirateter Mann ohne Kinder Ältester sein können, da er gar keine Familie besitzt, der er vorzustehen und worin er sich zu bewähren habe.

Das Grundproblem der Ältesteneinsetzung liegt darin, dass ein Ältester ab einem Zeitpunkt Ältester wird und nun ein Amt inne hat. Seine weitere Entwicklung, sein Werdegang als Ältester können nun so sein, dass er irgendwann einmal zum Teil nicht mehr diesen Kriterien entspricht. Es ist aber im Wort nie und an keiner Stelle von einer Absetzung eines Ältesten die Rede. Wir finden immer nur Hinweise auf Ernennung und Berufung, nicht aber ein Wort über die Absetzung. Wie wird also eine Gemeinde einen Ältesten los, der nicht mehr den Anforderungen eines Ältesten entspricht? Hier liegt ein großes Problem für die Gemeinden vor. Diese Frage der Absetzung führt aber zum eigentlichen Grundproblem des Ältestenamtes:

Die Stellung der Ältesten ist das Problem

Die Frage nach der Stellung der Ältesten ist eine zentrale und schwer zu klärende Frage. Nimmt man das alttestamentarische Vorbild des Familienältesten, so ist diese Funktion gleichzusetzen mit Führerschaft. Die anderen hatten je nach Rang mehr Mitspracherechte, jedoch gab es eine generelle Unterordnung unter diese Führerschaft des Ältesten.

Nimmt man als Bezugpunkt den Begriff "Hirte" ist auch hier wieder Herrschaft über die Schafe ausgedrückt. Der Hirte gibt der Herde die Richtung vor und führt sie. Die Herde folgt ihrem Hirten. Daher ist auch dieser Begriff mit dem Herrschen verbunden. Entsprechend dieser Auslegung verstehen viele Älteste ihr Amt als das eines Führers. Sie fordern daher von der Gemeinde Gefolgschaft und Nachfolge. Mir sagte ein Ältester einmal: "Wenn wir Ältesten uns einig sind, dann wird das gemacht, auch wenn die Gemeinde das ganz anders haben will". Es ging also nicht darum, Einmütigkeit in der Gemeinde zu haben, sondern nur innerhalb der Ältesten, der Leiterschaft. Entsprechend nimmt der Älteste in den Augen der Gemeindeglieder auch eine hervorgehobene Stellung ein. Die Entscheidungen des Gremiums werden akzeptiert (man folgt dem Hirten) und als gottgegebene Ordnung nicht hinterfragt. Kritisiert man einen dieser Ältesten, greift man den "Gesalbten Gottes" an. Es entsteht ein System aus Machern (der Leiterschaft) und der Masse (den Gemeindegliedern). Die Macher ordnen, verwalten und führen, die Gemeindeglieder können sich entsprechend dem von der Ältestenschaft vorgegebenen Rahmen einbringen und mitarbeiten. Kritische Gemeindeglieder werden entweder gar nicht oder nur eingeschränkt eingebunden. Verdiente und der Führung treu ergebene Glieder werden belohnt und stiegen zum Teil selbst in die Leiterschaft auf.

Diese abgehobene Leiterschaft aus Ältesten und deren Anhänger ist für mich das Grundproblem der Ältestenschaft, des Ältestenamts. Es lassen sich viele Probleme genau auf diesen Punkt zurückführen:



Die Folge der hervorgehobenen Stellung der Ältesten
Wer korrigiert und überwacht die Ältesten?



Die Prüfung der Ältesten hinsichtlich der in der Bibel vorgegebenen Kriterien mag bei der Einsetzung erfolgt sein. Doch was tun, wenn nach Jahren eine negative Veränderung eintritt? Wie sollen die Schafe sich gegen den Hirten auflehnen? Wenn also die Ältestenschaft einzeln oder insgesamt falsche Wege geht, fehlt dem einzelnen Gemeindeglied häufig die Stelle, der Ansprechpartner, diese Kritik vorzutragen. Die Stellung der Ältesten steht über dem der normalen Gemeindeglieder. Ein Einzelner ist hier nicht in der Lage hier etwas vorzubringen oder gar publik zu machen, da die Gemeinde, die Gemeindeveranstaltungen zumeist von dieser Leiterschaft beherrscht werden. Wir sehen solches Verhalten im 3. Johannesbrief. Dort herrschte ein Einzelner (Diotrephes), wollte der Erste in der Gemeinde sein. Er verbot den Umgang mit anderen, warf Brüder aus der Gemeine hinaus und nahm sogar die Briefe des Apostel Johannes nicht an. Er war als Ältester von einzelnen Gemeindegliedern, die den Irrtum erkannt hatten, nicht korrigierbar, weil er die Macht besaß und ausnützte. Die Kritiker wurden kurzum ausgeschlossen und mundtot gemacht. Das war damals so und ist leider auch noch heute sehr verbreitet. Es fehlt also bei der hervorgehobenen Stellung der Ältesten die Möglichkeit, diese Ältesten zu korrigieren und zu kontrollieren.

Wie soll man falsche Älteste absetzen?

Die Absetzung von Ältesten ist das Problem schlichtweg. Man kann Älteste auf unterschiedlichsten Weg bekommen. Wie aber falsche Älteste los zu werden sind, schreibt eigentlich niemand. Ich habe unzählige Artikel gelesen über das Ältestenamt. Keiner aber hat sich damit beschäftigt, eine falsche Ernennung rückgängig zu machen. Es wird seitenlang über den Beginn des Ältestenamtes geschrieben, wenig oder gar nichts aber über Probleme mit diesem Amt. Was tun also, wenn ein Ältester nicht wie ein Ältester ist, jedoch die Macht eines Ältesten besitzt. Wenn jemand Macht hat, kann er nur durch eine stärkere Macht abgesetzt werden. Wenn die Gemeinde sich wie Schafe verhält, nur Einzelne den Irrtum erkennen - dies muss leider als Normalfall gesehen werden - hat der Älteste immer die Mehrheit und zusätzlich seine Machposition hinter sich, so dass eine Absetzung kaum gelingt. Das nächste Problem der Absetzung ist in dem Machtfaktor zu sehen. Wer so viel Macht hat, einen Ältesten abzusetzen, ersetzt eine Machtposition durch eine neue Macht, ändert aber an dem Machtgefälle zwischen Ältestenschaft und Gemeinde nichts. Darum ist meist durch einen Sturz der Ältesten keine Besserung der Gemeinde erreicht worden. Viele kamen ehr noch schlimmer in die Not.

Wer richtet die Ältesten bei deren Fehlern, wo verklagt man Älteste?

Im Grunde ist diese Frage oben bereits gestellt, gerade aber an diesem Punkt wird vielfach die Macht der Ältesten fest gemacht. Paulus schrieb an Timotheus:

1Tim 5,19 Gegen einen Ältesten nimm keine Klage an, außer auf Aussage von zwei oder drei Zeugen.

Es verlangen daher die Ältesten zumeist bei Kritik diese Mehrheit an Zeugen und berufen sich auf diese Stelle. Mit dieser Stelle wird aber auch ein Unterschied zwischen Ältesten und normalen Gläubigen markiert. Ich will die Frage auf die Klagestelle fokussieren. Wo verklagt man einen Ältesten mit 2 oder 3 Zeugen?. Diese Stelle gibt eindeutig an, dass Paulus hier Timotheus, den Beauftragten des Apostels meinte. Wo ist aber heute der "Timotheus", der Beauftragte, wo verklagt werden kann und der Älteste dann öffentlich zurecht gewiesen wird. Wer steht über der örtlichen Gemeinde? Es gibt innerhalb der Ortsgemeinden keine Ebene darüber (außer eben bei den organisierten Gemeinden mit ihren Verbänden usw.). Man kann also im Grunde diese Stelle heute gar nicht mehr anwenden, da die Verklagestelle nicht mehr verfügbar ist. Entsprechend ist die auf dieser Stelle aufbauende Machtbasis der Ältesten nicht gültig bzw. stark in Frage gestellt.

Das falsch verstandene Ältestenamt

Diese hier kurz skizzierten Punkte zeigen überdeutlich, dass das heute existierende Ältestenamt überaus kritisch zu sehen ist. Solange die Ältesten 100% dem Wort Gottes entsprechen und sich genau daran halten, gibt es natürlich keine Probleme. Es gibt auch wenig Probleme, wenn die Gemeinde aus kritischen, lebendigen Kindern Gottes besteht, die sich kein "x" für "u" vormachen lassen, sich nicht vor den Wagen anderer spannen lassen und daher korrigierend auf die Ältesten einwirken können.

Praktisch aber sind diese Voraussetzungen kaum gegeben. Die Ältesten beherrschen die Gemeinde in der Lehre, in der Organisation und zumeist auch seelisch durch Seelsorge, Beziehungsgeflechte usw.

Die Ältesten nehmen daher in den Gemeinden häufig eine Stellung ein, wie sie die Priester und Pfarrer in den Kirchen haben. Sie stehen über der Gemeinde und verordnen der Gemeinde ihre Sicht der Dinge. In gewisser Weise haben die meisten Freikirchen mit ihrem Ältestenämtern diese hierarchische Kirchenstruktur übernommen. Geht man zurück in der Kirchengeschichte, so findet man genau in diesem Punkt einen der ersten Ansätze für den Verfall der Gemeinden. So setzte die Gemeinde in Korinth die Ältesten ab (Gründe sind nicht bekannt). Hier aber mischte sich Clemens, der Bischof von Rom in die Angelegenheit ein und ermahnte diese Gemeinde, diese Ältesten wieder einzusetzen (1. Clemensbrief). In diesem Brief wird ausdrücklich die Führungsrolle der Ältesten (Presbyter) betont und deren Amt von den Priestern des alten Testaments her abgeleitet (Kap. 40 ff). Clemens belehrte die Korinther also darin, diese Presbyter anzuerkennen, sich ihnen unterzuordnen und letztlich sich auch seinem Rat/Anordnungen als Bischof von Rom zu unterwerfen.

Ein weiterer Hinweis auf diese falsche Herrschaftsstellung finden wir in den 7 Sendschreiben der Offenbarung. Es wird dort mehrfach die Irrlehre der Nikolaiten genannt. Das Wort "Nikolaos" bedeutet "Besieger des Volkes". Die Lehre, die sich hinter diesen Nikoaiten verbirgt, ist heute kaum noch zu rekonstruieren. Es gibt hier 3 Interpretationen:

es soll eine gnostische Sekte mit diesem Namen gegeben haben, die lehrte, übermäßig zu sündigen, um damit die Macht der Sündenvergebung in Christus zu vergrößern, also Ehrung der Gnade Christi (der Sündenvergebung) durch übermäßiges Sündigen

aufgrund eines Streits soll der Diakon Nikolaus sich von seiner Frau abgesondert und getrennt haben, um allein dem Herrn zu dienen => Ableitung des Zölibats, an anderer Stelle wird aber genau das Festhalten an der Ehe der Hauptverantwortlichen (der Ältesten, Bischöfe usw.) als Nikolaitensekte gerügt

Für mich der unspekulativste Punkt: Nikolaus steht für die Beherrschung des Volkes, übertragen ausgedrückt, die Herrschaft einer oberen Klasse über der Gemeinde

Es geht im Wortsinn des Namens bei der Lehre der Nikolaiten um eine Lehre, die den Gläubigen entmachtet und besiegt und die Herrschaft in der Gemeinde an sich reißt. Genau in diese Richtung verlief die Entwicklung der Gemeinde, die dann letztlich in der Schaffung einer von Rom kontrollierten Priesterkaste und einer entmachteten Gemeinde endete.

Wie ich aus dem Wort das Amt des Ältesten verstehe

Ich denke, dass uns Jesus Christus in seinem Wort alle Informationen und Angaben gegeben hat, um auch dieses schwierige Thema der "Ältestenschaft" zu klären. Wir können am Wort mehrere Punkte fest machen:

1. Brüder unter Brüder, Christus ist der Meister
Mt 23,2 Die Schriftgelehrten und Pharisäer haben sich auf Moses Stuhl gesetzt.

Mt 23,3 Alles nun, was sie euch sagen, das tut und haltet; aber nach ihren Werken tut nicht; denn sie sagen es wohl, tun es aber nicht.

Mt 23,4 Sie binden aber schwere und kaum erträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf die Schultern; sie selbst aber wollen sie nicht mit einem Finger berühren.

Mt 23,5 Alle ihre Werke aber tun sie, um von den Leuten gesehen zu werden. Sie machen ihre Denkzettel breit und die Säume an ihren Kleidern groß

Mt 23,6 und lieben den obersten Platz bei den Mahlzeiten und den Vorsitz in den Synagogen

Mt 23,7 und die Begrüßungen auf den Märkten und wenn sie von den Leuten Rabbi genannt werden!

Mt 23,8 Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen, denn einer ist euer Meister, Christus; ihr aber seid alle Brüder.

Mt 23,9 Nennet auch niemand auf Erden euren Vater; denn einer ist euer Vater, der himmlische.

Mt 23,10 Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn einer ist euer Lehrer, Christus.

Mt 23,11 Der Größte aber unter euch soll euer Diener sein.

Mt 23,12 Wer sich aber selbst erhöht, der wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.

In diesem Abschnitt warnt Christus seine Jünger das im jüdischen vorhandene System der Rabbi´s, der Meister und Väter zu übernehmen. Christus allein beansprucht diese Titel, diesen Rang (bzw. der himmlische Vater). Es steht keinem zu, sich über die Brüder zu erheben und über diesen zu stehen. Das Streben nach Vorrang, nach Macht und Ansehen wird von Christus als falsch und nicht seinem Willen entsprechend abgelehnt. Wer groß in der Gemeinde sein will, muss ein großer Diener werden, also letztlich im Dienst für andere unter die anderen sich beugen. (Im übrigen ist diese Textstelle in den wenigsten der Aufsätze über das Ältestenamt behandelt worden)


2. Die 3 Schritte im Umgang mit Sünde in der Gemeinde
In Mt. 18,12ff hat uns Christus einen weiteren wichtigen Anhaltspunkt im Umgang miteinander gegeben. Man kann aus dieser Textstelle folgende Hierarchie der Gemeinde ableiten:

Es gibt keine Einzelperson, vor der einer den anderen verklagen kann. Es gibt keinen Ausschuss, der über diese Sachen befindet. Allein die Gemeindeversammlung ist für solche Sachen zuständig, wenn in der direkten, persönlichen Ebene (ohne und mit Zeugen) keine Klärung und Einigung gefunden werden kann. Es gibt keine Hierarchie in der Gemeinde. Die heute übliche Praxis, Probleme der Gemeinde entweder unter den Tisch zu kehren oder in kleinen Klüngeln zu klären, ist unbiblisch. Selbst die Zurechtweisung der Ältesten im Timotheusbrief war öffentlich, nicht im Kämmerchen.

siehe hierzu "die Selbstverletzungsgemeinde"



3. Älteste sind Vorbilder, nicht Herrscher
Aus dem Begriff des "Hirten" wird häufig das Herrschen und das Regieren der Ältesten über die Gemeinde abgeleitet. Doch gerade an diesem Punkt führt die Analogie (Hirte = Ältester, Vergleich mit Viehhirte) in die falsche Richtung. So schreibt Petrus:

1Petr 5,1 Die Ältesten unter euch ermahne ich nun als Mitältester und Zeuge der Leiden Christi, aber auch als Mitgenosse der Herrlichkeit, die geoffenbart werden soll:

1Petr 5,2 Weidet die Herde Gottes bei euch, nicht gezwungen, sondern freiwillig, nicht aus schnöder Gewinnsucht, sondern aus Zuneigung,

1Petr 5,3 nicht als Herrscher über die euch zugewiesenen [Seelen], sondern als Vorbilder der Herde!

Der Älteste herrscht nicht, sondern ist Vorbild. Er weidet nur Freiwillige. Er hat auch nicht die Gemeinde erworben oder sich erarbeitet, sondern es sind ihm zugewiesene, seiner Obhut anbefohlene Seelen.

Es sind die nachfolgenden Verse aber auch zu beachten:

1Petr 5,4 So werdet ihr, wenn der Oberhirt erscheint, den unverwelklichen Ehrenkranz davontragen!

1Petr 5,5 Gleicherweise ihr Jüngeren, seid untertan den Ältesten; umschürzet euch aber alle gegenseitig mit der Demut! Denn «Gott widersteht den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er Gnade».

1Petr 5,6 So demütiget euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit!

Es sollen die Jüngeren den Ältesten untertan sein, sich unterordnen. Es wird aber auch hier das Gebot Christi, einander in Demut und Liebe zu begegnen, sich gemeinsam unter Christus zu beugen betont.

4. Älteste sind immer im Mehrzahl
Es gibt viele Gemeinden, die nur einen Ältesten haben, der als zentrale Figur die Gemeinde leitet. Die Bibel kennt den Begriff "Älteste" nur in der Mehrzahl. Die Einzahlform dieses Wortes kommt nur dann vor, wenn sich ein Apostel selbst als Ältester bezeichnet (Petrus und Johannes). Daher sind Älteste immer eine Gruppe aus der Gemeinde heraus, nie eine Einzelperson.

5. Die Listen der Gemeindedienste
Es gibt im Wort verschiedene Listen mit Diensten und Gaben. Eine davon findet sich im 1. Kor. 12:

1Kor 12,28 Und so hat Gott in der Gemeinde gesetzt erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, darnach Wundertäter, sodann die Gaben der Heilung, der Hilfeleistung, der Verwaltung, verschiedene Sprachen.

Es findet sich in dieser Liste kein Ältester, kein Hirtendienst. Wenn Älteste Lehrer sind, dann stehen sie an 3. Stelle, wenn sie Verwalter der Gemeinde sind, sogar erst an 7. Stelle. Diese Liste lässt also in keinem Fall eine über den anderen stehende Stellung der Ältesten erkennen.

Die 2. Liste findet sich in Epheserbrief:

Eph 4,11 Und Er hat gegeben etliche zu Aposteln, etliche zu Propheten, etliche zu Evangelisten, etliche zu Hirten und Lehrern,

Eph 4,12 um die Heiligen zuzurüsten für das Werk des Dienstes, zur Erbauung des Leibes Christi,

Eph 4,13 bis daß wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen und zum vollkommenen Manne [werden], zum Maße der vollen Größe Christi;

Diese Liste ähnelt der im 1. Kor. 12. Es ist aber auch hier trotz mancher Unterschiede so, dass die Hirten und Lehrer zuletzt genannt werden, nicht an erster Stelle. Also auch diese Stellen geben keine Hinweise auf eine hervorgehobene Stellung der Ältesten in der Gemeinde.

6. Folgt euren Führern
Diese Verse aus Hebr. 13,7+17 sind für viele die Grundlage für die Herrschaft über die Gemeinde. In der Schlachterbibel 1951 sind die Verse wie folgt übersetzt:

Hebr 13,7 Gedenket eurer Führer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; schauet das Ende ihres Wandels an und ahmet ihren Glauben nach!

Hebr 13,17 Gehorchet euren Führern und folget ihnen; denn sie wachen über eure Seelen als solche, die Rechenschaft ablegen sollen, damit sie das mit Freuden tun mögen und nicht mit Seufzen; denn das wäre euch zum Schaden!

Zentral sind hier die Begriffe "Führer" und "gehorchet". Hier kann man mit einem Wörterbuch die genauere Bedeutung finden:

Führer:

Wie aus dem V7. deutlich zu erkennen, sind die Führer bereits verstorben. Wie anders sollten wir sonst das Ende ihres Wandels anschauen. Entsprechend kann eigentlich kein lebender Ältester diesen Führungsanspruch auf sich beziehen. Aus dem Kontext heraus hat der Schreiber des Hebräerbriefes vermutlich die vorher aufgezählten Glaubenshelden genannt, deren Glaube und Taten für die jetzigen Gläubigen Vorbild und Ansporn sein sollten.

Der Führer aus V17 kann aber kaum identisch mit V7 sein, da er als Toter vermutlich nicht über die Seelen der Lebenden wachen kann. Daher ist hier unter Umständen die Ältestenschaft gemeint.

Das griechische Wort für "Führer" heißt "hegeomai"

subst.Ptz.Präs.: d.Leitende
1)NT nur subst.(w.leitend, führend):D.Leiter,d. (An)Führer:
1a)von weltlichen Führern:politische Beamte, Herrscher.Hes 43,7;
Mt 2,6;Lk 22,6;Apg 7,10;

1b)von geistlichen Führern unter d. Gläubigen (=Älteste?);von
Paulus als dem Wortführer bzw.Sprecher im Apostelteam.
Apg 14,12;15,22; Hebr 13,7.17.24;

Aus der Parallelstelle:

Apg 15,22 Da gefiel es den Aposteln und den Ältesten samt der ganzen Gemeinde, Männer aus ihrer Mitte zu erwählen und mit Paulus und Barnabas nach Antiochia zu senden, nämlich Judas mit dem Zunamen Barsabbas, und Silas, leitende Männer unter den Brüdern.

wird die Bedeutung dieser "Führer" deutlicher. Wir finden hier Älteste, Apostel und dann eben noch diese "Führer", leitende Männer. Diese leitenden Männer sind daher Personen, die sich unter den Brüdern durch ihren Dienst, ihre Nachfolge ausgezeichnet haben und daher eine besondere Stellung erworben hatten. Diese leitenden Männer werden aber wiederum nicht den Ältesten und auch nicht den Aposteln gleichgesetzt. Diese Führer sind schlichtweg besonders tüchtige und vorbildliche Männer, die eine leitende oder dominierende Stellung unter den Brüdern einnehmen.


gehorchet

dieses griechische Wort "peitho" wird im Strong-Lexikon wie folgt übersetzt (als passiv)

Pass.:überzeugt sein
1)sich überreden bzw.überzeugen lassen; Glauben haben in etw. oder
an jmdn.;glauben, zum Glauben kommen. Lk 20,6;Röm 8,38; Hebr 6,9; ua.
2)sich fügen, jmdm.(bereitwillig)Folge leisten,auf jmdn.hören,
gehorchen,folgen.
Apg 5,36.37.40;23,21; 27,11;Röm 2,8; Gal 5,7;Hebr 13,17; Jak 3,3

Die Bedeutung ist daher nicht ein befehlshaftes Nachfolgen, sondern ein im Glauben und Vertrauen begründendes Nachfolgen. Es geht hier um eine Freiwilligkeit als Ursache in der Nachfolge. Übertragen ist es ein Nachahmen eines guten Vorbildes, dem guten Beispiel nachfolgen. Grundlage ist daher nicht der äußere Befehl seitens der Führer, sondern die Einsicht und die Überzeugung des Nachfolgenden, eben dem guten Beispiel, dem guten Wandel nachzueifern. Wir finden also auch hier wieder nicht das Herrschen, sondern das Vorbild wie im Petrusbrief.

Die Betrachtung dieser Verse aus dem Hebräerbrief zeigt also nochmals mehr, das wir Vorbildern nachfolgen sollen, diese Vorbilder Aufgabe und Funktion haben (über die Seelen zu wachen), nicht aber zu herrschen. Wir Gläubigen folgen jenen wegen deren Beispiel und Vorbild nach, nicht wegen deren Amt und Würde. Zudem ist der "Führer" nicht identisch mit dem Ältesten und daher der Aufruf "gehorchet eueren Ältesten" eine ziemlich schlechte Auslegung dieser Verse.



7. Die Stellung der Ältesten in den Berichten und Briefen des NT
Wir finden keinen Brief des NT der die Ältesten der Gemeinde speziell berücksichtigt in der Begrüßung oder im Ende. Die Briefe sind stets an einzelne Gläubige oder die gesamte Gemeinde gerichtet. Es ist immer direkt die gesamte Gemeinde und nicht eine vorgeschaltete Instanz der Ältesten angesprochen. Einzig im 3. Johannesbrief finden wir das Fehlverhalten eines Ältesten, der die Briefe des Apostels nicht an die Gemeinde weiterleitet.



Der Dienst des Ältesten

Wie wir aus der bisherigen Betrachtung des Wortes wissen, ist der wesentlichste Dienst der Ältesten:

Vorbild zu sein (1. Petr. 5,3)

die Jüngeren im Glauben zu unterwiesen (1. Tim 5,17)

die Gemeinde zu hüten (über die Seelen zu wachen) (1. Petr. 5.2)

Es muss nicht so sein, dass ein Ältester gleichzeitig Lehrer in der Gemeinde ist. (siehe 1. Tim. 5,17). Es ist der Dienst des Ältesten auch kein Herrschen oder Regieren der Gemeinde. Eine weitere Besonderheit ist die Art, wie man Ältester wird. Wir finden zum einen die Einsetzung durch Beauftragte der Apostel bzw. den Aposteln selbst. Dieser Weg ist heute nicht mehr so vorhanden und durch andere Verfahren ersetzt worden. Wir finden aber beispielsweise in 1. Tim. 3,1, dass es erlaubt ist, nach diesem Aufseher- bzw. Ältestenamt zu streben. Dieses Streben ist aber damit verbunden, eben so zu leben, wie es Paulus an Timotheus oder Titus geschrieben hat. Folglich kann dann einer Ältester sein, wenn er in seiner Person und seinem Leben genau diesen Vorgaben entspricht. Hier tritt aber dann der 2. Punkt ein: Älteste werden als solche erkannt. Grundlage hierfür ist die Stelle aus 1. Thess. 5,12:

1Thes 5,12 Wir bitten euch aber, ihr Brüder, anerkennet diejenigen, welche an euch arbeiten und euch im Herrn vorstehen und euch ermahnen;

1Thes 5,13 haltet sie um ihres Werkes willen desto größerer Liebe wert; lebet im Frieden mit ihnen!

Die Betonung dieses Verses liegt auf dem Wort "anerkennet". Im Grundtext bedeutet dieses Wort:

"eido"

< aus d. W.(F)id (ai.und dt.:wissen;--> sehen,erkennen);Vb. (663)

A.)oida (oida) Synonyme siehe:5825
< Pf.aus d.W.(F)id-,mit Präs.Bedeutung;betont eigtlich den
resultativen und durativen Aspekt d.Sehens als Erg.;-->wissen.



I)wissen
1)jmdn.oder etw.kennen (d.h. davon wissen).2Mo 1,8;
Mt 25,13;Mk 6,20;Lk 2,49; Joh 4,25; uva.
2)etw.oder jmdn.(er)kennen,mit etw.oder jmdm.Bekanntschaft machen:
etw.(er)kennen bzw. verstehen (z.B.Fakten oder Menschen).

Mt 25,12;26,72.74; Mk 14,71;Lk 22,57;Joh 7,28; ua.
3)etw.verstehen, erfahren,ergründen;sich auf etw.verstehen,etw.
können,in etw. geübt sein.Jes 53,3;Mt 27,65;Lk 11,13;ua.
4)wissen um..., etw.oder jmdn. (an)erkennen,auf jmdn.achten, sich
annehmen oder sorgen um...;1Sam 20,3; 1Kor 1,16;16,15;Eph 5,5;1Thes
5,12;


Das Wort "anerkennt" bedeutet daher nicht "Nachfolge", "Gehorsam" sondern:

Erkennen im Sinne von sehen, wissen

auf jemanden achten, sich um ihn sorgen, sich seiner annehmen

auf jemanden achten

Bezogen auf das Ältestenamt entsteht dieses also nicht durch eine Ernennung (da die dafür notwendigen Apostel fehlen), sondern indem seitens der Gemeinde erkannt und gesehen wird, wer durch sein Leben, seine Arbeit und durch sein Vorbild diesem entspricht. Man kann sogar dieses "eido" so auslegen: "Sorgt für euere Ältesten", im Sinne von Unterstützung (moralisch, finanziell) Folglich ist ein Ältester dann Ältester, wenn er wie ein Ältester lebt. Er braucht dann keine Wahl, sondern wird erkannt. Die Grundlage für seine Stellung ist also nicht die Ernennung sondern sein Wesen, sein Vorbild und seine Befähigung. Seine Autorität in der Gemeinde, seine Führerschaft beruht daher nicht auf der Ernennung sondern allein auf seiner Wesensart. Wenn man nun diesen Gedanken etwas weiter führt, müsste jeder Gläubige, der dem Herrn recht und aufrichtig nachfolgt, diesen Kriterien eines Ältesten entsprechen. So zu sein, wie Paulus sich einen Ältesten sich vorstellt, ist im Grunde eine Aufforderung an alle, im Glaubensleben so zu wachsen, um genau diesen Stand und Status zu erhalten. Es geht letztendlich dann gar nicht um eine hervorgehobene Stellung Einzelner aus der Masse der Gemeinde, sondern um einen Aufruf an jeden gläubigen Mann, in seinem Glaubensweg, seiner Heiligung und seinem Leben insgesamt so voranzuschreiten, den Ansprüchen eines Ältesten zu entsprechen. Dies aber führt dann aber dazu, dass die länger im Glauben lebenden und somit älteren Christen irgend wann im Laufe der Zeit sich als Älteste in der Gemeinde herauskristallisieren. Dies nicht durch Ernennung sondern durch Wachstum und Entwicklung im Glauben.



Wie sieht aber nun dann der Dienst aus?

Wie oben dargestellt, ist die Stellung des Ältesten die eines Bruders unter Brüdern. Er steht nicht über den Brüdern, da allein diese Stellung Christus bzw. Gott dem Vater zukommt. So wie ein Lehrer durch das Lehren zum Lehrer wird, so wird ein Ältester, indem er die Arbeit eines Ältesten verrichtet und entsprechend lebt zum Ältesten. Er ist Vorbild und hat daher durch seinen Charakter und seine Befähigung Autorität in der Gemeinde. Dieser Umstand wird durch folgende Dinge klar:

wie oben dargestellt, führt der Älteste durch Vorbild. Dies ist kein Vorgang des Herrschens oder Bestimmens

er wird erkannt, er muss nicht sagen, dass er Ältester ist, sondern sein Leben, sein Dienst zeichnet ihn als solchen aus

aus dieser Autorität folgt dann, dass die Jüngeren seinen Rat, seine Ermahnungen und sein Vorbild annehmen

durch seine Reife, sein Leben in Christus und seinen Glaubenserfahrung hört die Gemeinde auf sein Wort, nimmt diese Vorschläge, Ermahnungen usw. an

der Dienst des Ältesten als Hirte ist es auch, auf die Seelen der Gemeindeglieder zu wachen. Er muss also die anderen beobachten, sich deren Nöte und Probleme annehmen, auf die richtigen Lehren und falsche Einflüsse achten. Dieser Dienst ist ehr im Stillen und Unscheinbaren. Daher ist es nicht unbedingt notwendig, dass ein Ältester gleichzeitig Lehrer in der Gemeinde ist. Manchmal kann ein Ältester ehr einem einsamen Turmwächter verglichen werden, der in der Stille wacht und bewacht und nur bei Gefahr Alarm schlägt.


Dieser Dienst sieht nun völlig anders aus, als es viele Älteste gewohnt sind:


Älteste als Herrscher, über den Brüdern stehend Älteste als Brüder, als Vorbilder unter den Brüdern
Einsetzung Einsetzung durch Wahl, Bestimmung oder Anerkenntnis durch Gemeinde keine Einsetzung, sondern erkennen und anerkennen der Vorbildfunktion in Gemeinde
Absetzung zumeist nicht möglich und vorgesehen sobald der nicht mehr als Vorbild fungiert, in Sünden gerät, fällt seine Vorbildfunktion und damit seine Ältestenschaft
Klage keine Klagestelle vorhanden, evtl. bei übergeordneten Gremien, Gemeindegründer oder mit großem Risiko und Problem durch Gemeindeversammlung, wenn persönliches Gespräch scheitert Älteste ist den Brüdern gleichgestellt und kann wie alle anderen auch angeklagt werden analog Mt. 18

Entscheidungen Ältester oder die Ältesten unter sich können über die Köpfe der Gemeinde hinweg entscheiden Entscheidungen sind nur in Einmütigkeit unter den Brüdern möglich, keine Einzelentscheidung der Ältesten
Dienste Älteste entscheiden über Dienste, Ausführung der Dienste, geben Richtung/Lehre der Gemeinde vor Älteste ermahnen und beraten, Entscheidung über Dienste, Ausführung, Lehrausrichtung erfolgt unter Brüdern einmütig
Brüderrat Brüderrat ist den Ältesten untergeordnet und hat deren Entscheidungen zu respektieren und umzusetzen Brüderrat ist der Entscheidungsrat der Gemeinde, Älteste haben in diesem Rat hervorgehobene Stellung, aber keine Herrschaft

Dienste Älteste sind mit Gemeindeführung, Organisation, Finanzierung, Terminplanung, Veranstaltungen, Predigt-Lehre beschäftigt Älteste können Ämter und Aufgaben übernehmen, können lehren, müssen aber nicht, Älteste beobachten, bewachen die Gemeinde, achten auf das Leben und den Wandel der Gläubigen, gehen den Schwachen, Abfallenden nach
junge Gläubige, neue Gemeindeglieder können durch Wahl zu Ältesten werden, können durch Entscheidung der Ältesten in Dienste genommen werden junge Gläubige können sich bewähren und sind Teil des Brüderrates und bei Bewährung auch im Dienst zulässig, können keine Ältesten werden, da zu jung
ältere Gläubige können meist nur dann Älteste werden, wenn die Ältesten neue Glieder berufen oder abtreten ältere Gläubige können durch Reife und Bewährung als Vorbilder zu Ältesten werden


Frage: Warum hat nun Paulus die Ältesten eingesetzt, mit Autorität ausgestattet, wenn die hier dargestellte Ansicht dies quasi ausschließt?


Wir müssen bei der Beantwortung der Frage folgende Aspekte betrachten:

Die Zeit der Apostel
Die Zeit der Apostel ist unwiederbringlich vergangen. Es sind die Zustände damals einmalig und nicht wiederholbar. Die Einsetzung der Ältesten durch die Apostel und deren Beauftragung ist heute nicht wiederholbar. Daher sehe ich für die Ernennung der Ältesten in dieser Autorität keinen biblischen Rahmen mehr. Es können heute noch Personen von besonderer Autorität und Würde auftreten und einen wichtigen Dienst tun, die Gemeinde wieder aufrütteln (man denke an viele der Glaubensväter), jedoch wird keiner mehr im Rang eine Apostels wie damals auftreten.



Der Grund für die Autorität der Ältesten damals
Die Apostel gaben das Wort, die Lehre mündlich weiter und mussten nach ihrem Weggang darum fürchten (dies trat ja denn auch faktisch ein), dass andere diese Lehre verdrehen und verändern. Es war also notwendig, fähige Männer als Zeugen für die wahre Lehre zu bestimmen, die die Lehre in der Gemeinde weitergeben und bezeugen, gegen falsche Lehren schützen und bewahren. Diese Funktion ist mit der schriftlichen Fassung der Bibel bei weitem zurück gegangen. Es lag die Lehre, die Botschaft damit schriftlich und fixiert vor, konnten nicht verdreht werden. Sicherlich ist die Auslegung der Bibel noch immer ein sehr großes Problem. Dieses Problem liegt aber weniger am Wort als an dem, was Menschen sich daraus zusammenbauen als Lehre.

Zur Zeit der Apostel waren die Apostel die Grundfesten der Gemeinde. Diese Apostel bekehrten Menschen, machten diese wiederum zu Ältesten und damit zu Pfeilern der örtlichen Gemeinde. Diese damaligen Grundfesten sind aber dem Wort gewichen. Nicht mehr Apostel oder Älteste sind die Autorität, sondern allein das Wort.



Die Einsetzung als öffentliches Zeichen der Autorität
Die Einsetzung der Ältesten erfolgte in den Gemeinden öffentlich, vermutlich mit Handauflegung. Es war begleitet von Fasten und Beten (Apg. 14,23). Diese Einsetzung in Öffentlichkeit unterstreicht die Stellvertreterfunktion der Ältesten, deren Bindung als Eingesetzte an die Apostel. Also auch hier ist die Autorität daher weniger an der Person und dem Wesen des Ältesten fest zu machen als an die Art und die Autorität, der die Einsetzung vollzog. Im Wort hingegen ist anhand der oben gezeigten Bibelstellen deutlich, dass die Autorität und die Ältesteneigenschaften an die inneren Werten gebunden ist.



Ich gehe daher davon aus, dass die Autorität der Ältesten als Bewahrer der durch die Apostel übermittelten Lehre dahin ist und daher auch die vielleicht in der Urgemeinde unter Umständen vorhandene dominante Stellung der Ältesten (die aber im Wort so nicht fest zu machen ist, sondern sich ehr aus den außerbiblischen Schriften ergibt) nicht mehr gültig ist.



Schluss


In dieser etwas längeren Ausarbeitung habe ich versucht, auf eine Problematik der Gemeinde hinsichtlich des Ältestenamts hinzuweisen. Diese Ausführungen sind aus dem Wort entwickelt, kommen aber in etlichen Punkten zu einem anderem Ergebnis als viele andere Bibelausleger und herkömmliche Ansichten. Ich bitte daher, diese Ausführung als Grundsatzpapier, als Entwurf zu betrachten, welches noch zu diskutieren und von anderen zu prüfen ist. Es sind auch noch bei weitem nicht alle wesentlichen Aspekte des Themas erarbeitet. Daher bitte ich, diesen Aufsatz nicht für Angriffe oder Aufstand in der Gemeinde zu verwenden, sondern nur als Einzelmeinung, die noch zu prüfen und zu beurteilen ist.



Ich hatte zu Eingangs die Frage gestellt, ob Älteste nun Hirten oder Wölfe sind. Wer diese Ausarbeitung durchliest, wird diese Frage zwiespältig beantworten. Fakt ist, dass bei Ältesten beides vorkommt und der Regelfall ist. Ich persönlich plädiere daher aufgrund dieser Gefahr, das Amt eines Ältesten nicht zu hoch einzuordnen und nicht über die Brüder zu stellen, da unweigerlich der Wolf unter den Ältesten damit die schlimmste Gefahr der Gemeinde wird.




















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