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Israel und der christliche Fundamentalismus in Deutschland 6


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Rolf

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Israel und der christliche Fundamentalismus in Deutschland (6):



Ausblick


Von Dr. Martin Kloke


Vielleicht denkt der eine oder andere: Die fundamentalistischen Gruppen sind doch – zumindest hierzulande – ohne gesellschaftliche Bedeutung. Ja, in der Tat: Ihr geistiger Aktionsradius spielt sich außerhalb des öffentlich-rechtlichen Diskurses unserer Feuilletonspalten ab.
Wenn es eine Gefahr gibt, so ist sie nicht in einem imaginären gesellschaftlichen Einfluss fundamentalistischer Eiferer begründet. Bedrohlicher ist die religionspolitische Dynamik, die solchen international vernetzten Bewegungen innewohnt. Bestimmte Ereignisse, vor allem nahostpolitische Veränderungsprozesse (etwa in der Jerusalem-Frage) könnten nachgerade zum endzeitlichen Funken an der Lunte werden, falls sich spirituell erregte Massen “erwecken” und zu unbedachten Handlungen verleiten ließen. Der ideologische Bodensatz samt organisatorischer und publizistischer Infrastruktur ist im Weltmaßstab seit Jahren vorhanden. In einem 2002 erschienenen Buch von Fritz May zur "Apokalypse über Jerusalem" ist im Klappentext zu lesen:

"Über der Heiligen Stadt mit dem Tempelberg tickt bereits eine Zeitbombe von apokalyptischer Spreng- und Zerstörungskraft. Steht am Ende der 'Große Krieg'? […] Die biblische Prophetie enthüllt, dass Jerusalem in naher Zukunft zum Schicksal und Fluch für die Welt wird. Zum 'Schlachthaus der Völker' […]. Danach aber zum Segen und Heil für die ganze Welt."

Diese sensationslüsterne Eschatologie sehnt die apokalyptische Explosion herbei – wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung: Wenn es drauf ankommt, können fundamentalistische Gruppen jedweder Couleur auch in Deutschland mehr Menschen mobilisieren als Vereinigungen wie die "Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit" oder die "Deutsch-Israelische Gesellschaft". Was, wenn entsprechende Akteure den Kairos für gekommen ansehen? Was, wenn sie nach sichtbaren Aktionen verlangen, die zur Erfüllung drängen…?
"Vorhang zu – und alle Fragen offen …"

Bibliografie

Andrews, R., Tempel der Verheißung. Das Geheimnis des heiligen Berges von Jerusalem, Bergisch Gladbach 1999.

Berkéwicz, U., Vielleicht werden wir ja verrückt. Eine Orientierung in vergleichendem Fanatismus, Frankfurt/Main 2002.

Kloke, M., Israel und die deutsche Linke. Zur Geschichte eines schwierigen Verhältnisses. Mit einem Vorwort von M. Brumlik (Schr. des Deutsch-Israelischen Arbeitskreises für Frieden im Nahen Osten, Bd. 20), Schwalbach/Ts. 21994 (aktualisierte und erweiterte Ausgabe).

–, Israel und die Apokalypse. Wahrnehmungen und Projektionen christlicher Fundamentalisten in Deutschland, in: W. Benz (Hg.), Jahrbuch für Antisemitismusforschung 6, Frankfurt / New York 1997, 266-284.

–, Mobilmachung im Millenniumsfieber. Israel und der christliche Fundamentalismus in Deutschland, in: israel & palästina. Zeitschrift für Dialog (Themenheft 59), Schwalbach/Ts. 2000.

–, Zwischen Scham und Wahn. Israel und die deutsche Linke 1945-2000, in: Gremliza, H. L. (Hg.), Hat Israel noch eine Chance? Palästina in der neuen Weltordnung (Texte 29), Hamburg: 2001, 207-236.

Klappert, W. / Starck, H. (Hg.), Umkehr und Erneuerung, Neukirchen-Vluyn 1980.

Thomas Meyer (Hrsg.), Fundamentalismus in der modernen Welt. Die Internationale der Unvernunft, Reinbek: Rowohlt Verlag 1989

Penkazky, W., Israel – der dritte Weltkrieg – und wir. Ein Beitrag zu aktuellen Fragen, Wuppertal 21994.

Stone, R., Das Jerusalem-Syndrom (Roman). Deutsch von D. van Gunsteren, Wien 2000.

Vogel, F., Israel. Ein Mini-Mega-Staat im Aufbruch zur Weltmacht, Beinwil am See (CH) 1998.

Pragai, M. J., Sie sollen wieder wohnen in ihrem Land, Die Rolle von Christen bei der Heimkehr der Juden ins Land Israel, Gerlingen 1990.

Wolffsohn, M., Wem gehört das Heilige Land. Die Wurzeln des Streits zwischen Juden und Arabern, München 1992.

hagalil.com 23-01-2006


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