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Rhema- oder Glaubensbewegung


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Rolf

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Wort-des-Glaubens-Bewegung
[...]
Andere Bezeichungen: Rhema- oder Glaubensbewegung.
Die Wort-des-Glaubens-Bewegung ist ein Seitenflügel der Pfingst- und der charismatischen Bewegung, welcher innerhalb der Charismatik eine eigene Theologie entwirft und insbesondere neocharismatische Gemeinschaften und deren Praxis z.T. stark beeinflusst hat. Die Lehre der Wort-des-Glaubens-Bewegung beruht in einer Aufnahme von Ansätzen der Neugeist- und Positives-Denken-Bewegung (siehe Kap. VIII) in das pfingstlich-charismatische Weltbild hinein. Historische Nahtstelle für diese Kombination ist der Amerikaner Essek William Kenyon (1867-1948), auf dessen Werken das Schrifttum von Kenneth E. Hagin (*1917), dem Vordenker der Wort-des-Glaubens-Bewegung, ganz wesentlich beruht. Zentrum der Bewegung ist Tulsa/Oklahoma, wo Hagin wirkt. Publizistische Vertreter der Bewegung sind etwa Kenneth Copeland und Charles Emmitt Capps, im deutschen Sprachraum vor allem Wolfhard Margies von der «Gemeinde auf dem Weg» in Berlin. Aus der Wort-des-Glaubens-Bewegung hervorgegangen ist die brasilianische Igreja Universal do Reino de Deus / Kirche Universal vom Reich Gottes. Manche Gedanken der Bewegung vertritt auch der Koreaner David (ehemals Paul) Yonggi Cho.

Die Wort-des-Glaubens-Bewegung geht wie die Neugeist-Bewegung von einer schöpferischen Kraft des gesprochenen Wortes aus. Diese Kraft, die im Schöpfungsbericht 1. Mose 1 zum Ausdruck kommt, ist nicht Gott allein vorbehalten, sondern steht im Grunde auch dem Christen zu (wie denn überhaupt der Mensch nach Ansicht mancher Wort-des-Glaubens-Lehrer an der Göttlichkeit Gottes Anteil hat oder sogar als «kleiner Gott» bezeichnet werden kann). Zum Ausdruck kommt das schöpferische Wort, das auch «Rhema» genannt wird, durch «Proklamation» oder durch «Bekennen»: Es wird nicht um das Gewünschte gebetet, sondern dessen schon geschehener, aber noch nicht sichtbarer Empfang proklamiert resp. bekannt. Durch die Proklamation, das Bekenntnis wird der Empfang realisiert. Dies sieht im Fall einer Heilung so aus, dass die schon geschehene Heilung proklamiert wird &endash; im Gegensatz zum «main stream» der Pfingst- und Charismatischen Bewegung, welcher Gott um Heilung bittet. Voraussetzung für eine erfolgreiche Proklamation ist allerdings der Glaube &endash; nur ein im Glauben gesprochenes Wort trägt schöpferische Kraft (deshalb der Name Wort-des-Glaubens-Bewegung). Glaube meint hier nicht in erster Linie Vertrauen auf Gott, sondern die unerschütterliche Gewissheit der Wirksamkeit des Wortes. Bleibt das Proklamierte aus, hat offensichtlich der nötige Glaube gefehlt. Im Falle der Proklamation einer Heilung können weiterlaufende Symptome im Extremfall als durchzustehende Versuchungen Satans gedeutet werden, denen nicht medizinisch begegnet werden darf (da die Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe ja den fehlenden Glauben in die Faktizität der Heilung dokumentiert). Die schöpferische Kraft des Wortes darf und soll auch zur Gewinnung materiellen Wohlstands eingesetzt werden. Gläubige Christen im Sinne der Wort-des-Glaubens-Bewegung zeichnen sich deshalb auch durch wirtschaftlichen Erfolg aus. Aus diesem Grund wird für die Bewegung auch der Name «Wohlstandsevangelium» verwendet (welcher aber auch Pfingstler meint, die zwar den materiellen Wohlstand als Glaubenszeichen, nicht aber die Lehre von der schöpferischen Kraft des Wortes vertreten, wie es etwa der Heilungsevangelist Benny Hinn vor seinem diesbezüglichen Widerruf tat).

Die Wort-des-Glaubensbewegung stiess auf vielseitige Kritik, auch aus den Reihen von Pfingst- und charismatischer Bewegung selbst: Hier wird insbesondere darauf aufmerksam gemacht, dass die biblische Abstützung der Wort-des-Glaubens-Lehre schwach, deren Herkommen aus der Neugeist-Bewegung aber offensichtlich ist.

In aussenstehender Sicht besonders problematisch wirkt sich die Wort-des-Glaubens-Lehre im Zusammenhang mit dem Wunsch nach Heilung von Krankheiten aus. Hier kann die Lehre zu einem medizinisch gesehen problematischen Verzicht auf die Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe führen, die zumindest in einem belegten Fall mit dem Tod des Betroffenen geendet hat. Jedenfalls ist aber der Mensch, bei welchem eine Heilung ausbleibt, in kritischer Sicht der doppelt Betrogene: Er bleibt nicht nur krank, sondern erhält zusätzlich Unglauben bescheinigt.

In theologischer Sicht ist die Parallelisierung von Gesundheit und Wohlstand mit Glauben und von Krankheit und Armut mit Unglauben unhaltbar.

In der Praxis erweist sich die Wort-des-Glaubens-Lehre als attraktiv für Menschen, die Heilung oder Behebung materieller Not wünschen, was den Wort-des-Glaubens-Gemeinden zahlreiches Publikum zuführt. Allerdings wenden sich viele Menschen nach Ausbleiben des Gewünschten wieder ab, so dass sich ein recht hoher Durchlauf ergibt, vergleichbar demjenigen esoterischer Angebote mit ähnlich hohen Versprechungen.
Georg Otto Schmid, 2000
[*/Zitatende*]
siehe

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Weitere Informationen über die "Wort des Lebens-Gemeinden" bzw. "Rhema-Bibel-Church" und die "Wort des Glaubens-Lehre" des 2003 verstorbenen Kenneth E. Hagin
(Quelle:

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):

[*Zitatanfang*]
"Wort des Lebens-Gemeinden" und die "Wort des Glaubens-Lehre"
Kritische Informationen aus christlicher Sicht
[...]
Die "Wort des Glaubens-Lehre" (WDG- Lehre) oder Wohlstandstheologie ist eine weltweite neue religiöse Bewegung, die ihre Wurzeln ursprünglich in christlichen Kirchen hatte. Die WDG-Lehre tritt heute auch auf unter den Namen "The Prosperity Gospel", "The Faith Movement" und "Trosforkyndelsen", aber auch "Rhema-Bibel-Church" uvm.; viele neopfingstlerische bzw. extremcharismatische Gruppen sind von ihr beeinflußt und haben mehr oder weniger stark Inhalte der WDG-Lehre übernommen.
Der amerikanische Prediger Kenneth E. Hagin (geb. 1917) wird als Gründer und Leiter der WDG-Lehre betrachtet. Seit Anfang der 1970er Jahre betreiben die "Kenneth Hagin Ministries" das "RHEMA Bible Training Center", eine große "Bibelschule" in Tulsa in Oklahoma, USA. Durch die Zeitschrift "The Word of Faith" und durch eine umfassende Publikationstätigkeit hat diese Organisation Hagins Botschaft verbreitet.
Unter den bekanntesten Predigern der Bewegung sind heute Kenneth Copeland, Jim Kaseman und John Brandström zu nennen (und in Deutschland John Angelina, Peter Wenz und Wolfhard Margies). Es ist deutlich, daß es Übereinstimmung zwischen den amerikanischen, skandinavischen und deutschen Zweigen der WDG-Lehre gibt.

Das Wort des Lebens (Schweden und Dänemark)

In Uppsala, Schweden ist seit 1983 die Institution "Livets Ord" (Das Wort des Lebens) mit ihrem Leiter Ulf Ekman maßgebend für die WDG-Lehre in Skandinavien. Ulf Ekman hielt sich 1981/82 in der Hagin Bibelschule in USA auf. Die Institution "Livets Ord" in Schweden (Das Wort des Lebens) ist eine private Stiftung, die all das besitzt, worüber "Das Wort des Lebens" verfügt. Der Stiftung sind viele Tätigkeitsverzweigungen unterlegt: Eine Gemeinde, eine Bibelschule, ein Gymnasium, ein Kindergarten, ein Verlag u.a.m. Ulf Ekman ist der Leiter dieser Organisationen. Die Bewegung ist in Schweden weit verbreitet. Ihre Zeitschrift "Livets Ord" wird an 35.000 Abonnenten versandt, und die Bewegung hat in ganz Schweden bis zu 200 autonome Ableger.
In Dänemark kennt man die Bewegung als "Nordjysk Bibelcenter" in Hjorring, "Rhema Bibelcenter" in Horsens sowie "Kobenhavns Bibeltrainingscenter". Das letztgenannte wird von einem Pastor Jens Garnfeldt geleitet. Es gibt auch mehrere kleine Gruppen in Dänemark mit Namen wie "Livets trae" (der Baum des Lebens), "Evangelie Centret" u.s.w., die in der einen oder anderen Weise mit der WDG- Lehre verbunden sind.

Geist, Seele und Leib

Die WDG-Lehren stellen ein zusammenhängendes System dar. Der Mensch wird als "Geist" definiert, der "eine Seele hat, welche in seinem Leib wohnt". Es gibt eine scharfe Unterscheidung zwischen Leib und Seele einerseits und dem Geist des Menschen andererseits. Nur Geist ist es, der die Identität des Menschen trägt.
Die Bibel dagegen beschreibt den Menschen zwar auf mehrere unterschiedliche Weisen, es gibt aber einen gemeinsamen Grundzug in den unterschiedlichen Beschreibungen: Das jüdisch-christliche Menschenbild enthält nämlich gerade nicht die wertbeladene Trennung, die man in der WDG-Lehre findet. Im Gegenteil: Der christliche Schöpfungsglaube betont, daß der Mensch vor allem eine Ganzheit ist, die aus unterschiedlichen Gesichtswinkeln betrachtet werden kann: Körper, Seele, Geist, Sinn, Gedanke, Herz, u.s.w. Der Körper ist in christlicher Sicht also gerade nicht der Seele untergeordnet.

Satans Natur

Die WDG-Lehre behauptet, daß der nicht-christliche Mensch die Natur Satans habe. Durch die "Bekehrung" erwirbt er die Natur Gottes in seinem eigenen Geist. Daraus folgend wird der Geist des Menschen vollkommen und sündenfrei. Es gibt auch eine scharfe Trennung zwischen der sichtbaren physischen Welt und der unsichtbaren geistigen Welt. Weiter gibt es einen markanten Trend zur "Spiritualisierung" einer Vielzahl von menschlichen und irdischen Phänomenen, die in der WDG-Lehre eindeutig als Ergebnisse der Wirksamkeit geistiger Mächte interpretiert werden. In der geistigen Welt herrschen demnach Gesetzmäßigkeiten, die zu kennen, zu verstehen und zu interpretieren wichtig sind.
Die Bekehrung und die "geistliche Waffenrüstung" setzen den Menschen in die Lage, Einfluß und Macht in der geistigen Welt zu erreichen, wo ansonsten der Teufel und die Dämonen über einen großen Spielraum verfügen.
Der Christ hat der WDG-Lehre zufolge nicht nur die Möglichkeit, sondern auch das Recht zu Fortschritt und Wohlstand in allen Bereichen des Lebens. Es gibt aber in der geistigen Welt gewisse "Blockierungen", die zuerst beseitigt werden müssen. Diese Blockierungen sind auf den Teufel und die Dämonen zurückzuführen, die die wirkliche Ursache von Krankheiten, Leiden, Armut und Stagnation sind. Rationale Erklärungen zu diesen Problemen werden im wesentlichen abgelehnt.

Macht über Dämonen

Gleichtzeitig behauptet die WDG-Lehre, daß Jesus seine ganze Macht an die Christen abgegeben habe. Die Christen selbst müssen daher notwendigerweise diese ihnen verliehene Autorität all den Ereignissen gegenüber gebrauchen, die ihnen "böse" erscheinen: Also gegenüber Krankheit, Armut, Leiden und Mißerfolg, aber auch bei Kriegsgefahren und gegenüber linksorientierten, politischen Gegnern. Diese Probleme haben nämlich alle eine geistige Ursache, nämlich die Tätigkeit der Dämonen.
Jesus ist sogar abhängig davon, daß die Christen die Autorität, die er ihnen über die Dämonen gegeben hat, nützen, da er selbst keine weitere Hilfe leisten kann. Er hat schon alles getan, was er tun konnte. Er hat ja an die, die glauben, seine ganze Autorität abgegeben.

WDG-Lehre und Politik

Die WDG-Lehre ist Ausdruck für einen radikalen Rechtstrend, religiös wie auch politisch. Zum Beispiel ist es Ulf Ekmans Ziel in Schweden, "die sozialistische Geistesmacht zu brechen, die die Leute in Schweden lenkt, dominiert, infiltriert, kontrolliert, manipuliert und einfängt". Außerdem setzt sich Ekman für eine starke militärische Verteidigung ein und wünscht Offiziere, die - vom heiligen Geist geleitet - "militanter als je werden".PAGE 19

Das Wort verleiht schöpferische Kraft

Das gesprochene Wort hat nach der WDG-Lehre schöpferische Kraft. Die Prediger geben deshalb sogenannten "Proklamationen", deren Zweck es ist, in der geistigen Welt "zu binden und zu lösen", eine hohe Priorität. "Das Gesetz über das Bekenntnis des Mundes" bewirke, daß das, was gesprochen wird, sich ereignen wird. Man wird auch selbst gebunden vom Bekenntnis seines Mundes. Negative Aussagen, wie z.B. "ich bin krank" oder "mir geht es nicht gut" sind gefährlich, da man dadurch Krankheit und Elend in seinem eigenen Leben erschafft.

Ihr seid Götter

Eine Konferenz von "Wort des Lebens" (1986) hatte das Thema "Ihr seid Götter". Später hat Ulf Erkman allerdings abgeschwächt, dies dürfe nicht buchstäblich verstanden werden. Viele Kritiker sind aber der Ansicht, diese Aussage sei eine natürliche Konsequenz der WDG-Lehre, die behauptet, daß der Mensch durch die Bekehrung seine Natur gänzlich wandelt, - nämlich von der Natur Satans in die Natur Gottes.

Die Quelle der WDG-Lehre

Dan McConnell hat in seinem Buch "A Different Gospel" (Ein anderes Evangelium) nachgewiesen, daß Kenneth Hagin große Anleihen bei dem amerikanischen Prediger Essek W. Kenyon (18671948) gemacht hat. Hagin hat lange Kenyon-Zitate in seine eigenen Bücher eingesetzt ohne anzugeben, daß es Zitate sind. Aber auch Bücher von Kenyon selbst sind in WDG-Gemeinden direkt verwendet worden. Kenyon war um die Jahrhundertwende durch die sogenannte "New Thought"-Bewegung in Boston (aus der auch die Sekte der "Christlichen Wissenschaft" von Mary Baker-Eddy stammt, inspiriert worden . Auch "New Thought" unterscheidet zwischen der materiellen und der metaphysischen Welt. Die letztere sei als die wesentlichere zu betrachten.
(So sind die vielen, heute festzustellenden Parallelen zwischen der WDG-Lehre und der "Christlichen Wissenschaft" zustande gekommen.)

Jesus starb geistlich "Jesus died spiritually"

Die von Hagin gestaltete "Jesus Died Spiritually - Jesus starb geistlich"-Lehre ("JDS-Lehre") besagt allen Ernstes, daß Jesu Versöhnungswerk erst begann, nachdem er am Kreuz gestorben war und in der Hölle Satans Natur angenommen hätte. Drei Tage hindurch soll Jesus in der Hölle durch Satan gequält worden sein, bis zur Auferstehung, die eigentlich Jesu Wiedergeburt war (wie Christen noch einmal geboren werden). Dabei habe Jesus die Natur Gottes erhalten.
Diese Lehre ist klar unbiblisch und drückt die scharf dualistische Grundauffassung aus, die das Weltbild der WDG-Lehre prägt. Nach dieser Sicht kann nur ein geistliches Leiden - nicht ein physisches - ein geistliches Ergebnis bringen. Das ist eindeutig ein nichtchristlicher Gedankengang. Die Bibel lehrt, daß Christus durch sein Fleisch das Gesetz und die Feindschaft gegen Gott abschaffte (Eph 2, 14f). Im übrigen stellt es eine Leugnung der Göttlichkeit Jesu dar, wenn die JDS- Lehre behauptet, daß Jesus eine satanische Natur bekam.

Gott ist gebunden


Der Gebetsbegriff der WDG-Lehre ist ebenfalls problematisch. Gott ist danach an geistliche Gesetzmäßigkeiten gebunden, die der Mensch verstehen und ausnutzen kann. Für die Souveränität Gottes bleibt nicht viel Raum übrig, d.h. für die Macht Gottes, das zu tun, was er will. So steht in der WDG-Lehre der rechte Gebrauch des Wortes des Mundes, des "positiven Bekennens", vor dem vertrauensvollen Gebet zu Gott als dem Vater, dem man sich immer anvertrauen kann. Im echten Christenglauben dagegen gehört es zum Fundament, daß uns das unerschütterliche Vaterverhältnis zu Gott durch die Taufe als Geschenk gegeben worden ist. Dadurch gibt es Ruhe und Trost für jeden, der glaubt.

Geistliche Kriegsführung

Der Gedanke von "geistlicher Autorität" ist ein Schlüsselbegriff in der WDG- Lehre. Der Mensch ist dieser Lehre nach ein geistliches Wesen. Der Christ kann demnach in die selbe Welt hineintreten, von der aus die Dämonen wirken und kann gegen Satans Geisterheer Krieg führen. Dadurch kann man die Macht der bösen Geister über eine Person oder auch über ein geographisches Gebiet oder ein abstraktes Phänomen (z.B. die hohe Steuerbelastung) brechen.
Eine Sonderform von geistlicher Kriegsführung ist das in Skandinavien sogenannte "barnsnösbön" (Geburtsschmerzgebet). Es besteht darin, daß der Betende ganz hemmungslos schreit. Für Ulf Ekman ist diese Gebetsform wichtiger als in Zungen zu reden.
"Das ereignet sich, wenn der heilige Geist auf Menschen etwas legt, das wie physischer Schmerz erlebt wird – etwa wie wenn eine Frau gebiert. Wenn der Herr uns in dieses hineinführt, glauben wir, daß wir unvernünftig geworden sind", sagt Ekman. "Wir wälzen uns auf dem Boden herum und schreien aus Angst und heulen wie ein gestochenes Schwein. Dies ist eine ungeheuer starke Fürbitte, und der Teufel verabscheut es. Er ruft uns zu, daß wir wahnsinnig und Fanatiker sind."

Okkultismus / Gnostizismus

In der WDG-Lehre wird der Mensch ins Zentrum gestellt. Deshalb bekommt das Gebet den Charakter menschlicher Manipulationen in der geistigen Welt mit der Absicht, in der physischen Welt Ergebnisse herbeizuführen. Daher meinen etliche Kritiker, daß das Gebetsverständnis der WDG-Lehre okkulte Züge enthält. Okkult bedeutet "verborgen". Mit Hilfe von Technik und Einsicht in geheime Regelungen wird im Okkultismus angestrebt, die verborgenen Kräfte auszulösen.
Daß etwas gnostisch ist, bedeutet u.a., daß das Geistliche das Überlegenere und das Entscheidende ist, wogegen das Physische für minderwertig gehalten wird.
Offenbartes Wissen ist eine Mitteilung vom Geist Gottes direkt in den Geist des Menschen. Diese Kenntnis enthüllt z.B., wie eine Bibelstelle zu verstehen ist. Diejenigen, die die WDG-Lehre nicht mitmachen, besitzen demnach keine
Offenbarungskenntnis.

Seelsorge und Abtrünnige


Die Leitungsstruktur ist hierarchisch ("Leiter"-orientiert), und Kritik wird in großem Maßstab unterdrückt. Wenn ein Mitglied die Bewegung ernsthaft Kritik übt, ist die Antwort bereits in der Lehre der WDG-Lehre vorgegeben: Grundsätzliche Kritik stammt immer aus dem "Geist der Kritik" auch "Jsebels Geist" genannt, der dämonisch ist.
Zu den seelsorgerlichen Problemen gehört, daß Angehörige von "Wort des Lebens"-Gruppen Depressionen bekommen, sich mit Selbstmordgedanken tragen, und überdurchschnittlich häufig ins psychiatrische Krankenhaus eingewiesen werden. Es gibt für den Zeitraum 1984 - 1988 16 gutbelegte Suizidfälle von vorher nicht psychiatrisch auffälligen Angehörigen von "Wort des Lebens".

Viele, die die WDG-Lehre verteidigen wollen, weisen darauf hin, daß solche Pro-PAGE 20
bleme gar nichts beweisen. Aber eine Reihe von Leuten in Uppsala, die diese Probleme aus nächster Nähe erlebt haben, zweifeln nicht an dem großen Ernst, der großen Tiefe und dem großen Ausmaß der Probleme. Auch sind die Probleme bei unterschiedlichen Personen in hohem Grade ähnlich . Ein Grund für die ernsthaften psychischen Überbeanspruchungen könnte im Gesetz des positiven Bekennens liegen. Man soll das Negative nicht bekennen bzw. aussprechen, da man es dabei an sich bindet. Wenn für einen gebetet wurde, soll man mit dem Mund "bekennen", man sei gesund, auch wenn man noch nicht gesund geworden ist. Über Sünden, Niederlagen und Schwächen soll man sich Autorität verschaffen. Man soll sie nicht "bekennen". Dadurch wird der Einzelne in einen Kampf mit sich selbst und seinen Gedanken geschickt, ohne die Möglichkeit für andere, ihm zu helfen.
Über Gedanken, Gefühle und Leib Kontrolle zu haben, gilt als der Weg zur Vervollkommnung. Natürlich gibt es aber viele, die mit dieser Isolation und diesem Druck nicht fertig werden können.
Viele Kritiker beschreiben die WDG- Lehre als eine Lehre für Starke. Es beansprucht ja tatsächlich eine beinahe übermenschliche Leistung, ständig mit seinen Gedanken zu kämpfen und sie festzuhalten. Dazu kommt, daß man nur selbst Schuld ist, wenn einem sein Vorhaben scheitert, da von Gottes Seite aus ja alles getan worden ist.
Ein Kritiker hat es so ausgedrückt: Die äußere physische Welt ist nicht die wahre Wirklichkeit, und die geistige Welt ist mit bösen Geistern ausgefüllt, mit denen Gott seine Kinder allein gelassen hat. Jedes Mal, wenn man das Gefühl hat von einem Problem überwältigt zu werden - z.B. von Krankheit, Müdigkeit, Depression, Unfällen oder irgendetwas anderem - handelt es sich um Angriffe der Geisterwelt. Dann muß man all seinen Glauben, seine Geisteskraft und Entschlossenheit in einem aggressiven Gegenangriff sammeln. Aber genau dies ist es ja, was man nicht kann - jedenfalls auf die Dauer nicht.
[...]
[*/Zitatende*]
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Das Versprechen des “Postiven Denkens”

Wer wünscht sich nicht, gut drauf zu sein? Aufgehoben in einem sozialen Netzwerk, die Arbeit macht Freude, für die Zukunft gibt es Perspektiven, keine wirklich schwere Krankheit und einen “krisensicheren” Glauben. Hilfen zu so einem Leben sind da gern gesehen. Darum wird auch das “Positive Denken” mit seinem Erfolgsversprechen gern angenommen.
Der Psychologe Dr. Günter Scheich zählt in seinem sehr lesenswerten Buch “Positives Denken macht krank. Vom Schwindel mit gefährlichen Erfolgsversprechen” wesentliche Bedürfnisse des Mensch auf, welche durch das “Positive Denken” angesprochen, aber in Wirklichkeit nicht befriedigt werden:
- das Bedürfnis nach unbeschränkter materieller Unabhängigkeit und Freiheit
- das gleichzeitige Bedürfnis nach Halt und Geborgenheit
- das Bedürfnis nach Bequemlichkeit
- das Bedürfnis danach, einer Auseinandersetzung mit sich selbst aus dem Weg gehen zu können
- das Bedürfnis, sich nicht eingestehen zu müssen, dass man Hilfe von außen braucht
- das Bedürfnis nach dem Vergessen aller Verletzungen, die man erlitten hat
- das Bedürfnis nach einer totalen Vereinfachung der Welt
- das Bedürfnis danach, sich aus der realen Welt “ausklinken” zu können
- das spirituelle Bedürfnis nach Heil und Erlösung
- das Bedürfnis, sich selbst eine eigene Welt erschaffen zu können, also:
- das Bedürfnis nach Allmächtigkeit (Allmachtsansprüche), Harmonie und dem Einssein mit dem Universum
- das Bedürfnis nach absolutem Glück
- das Bedürfnis nach dem Schlaraffenland, in dem einem die Tauben gebraten in den Mund fliegen, kurz: nach dem Paradies.
Die neue Denkrichtung erlaubt es, die als bedrohlich empfundene Realität vollkommen auszuklammern. Der einzelne muß sich nicht mit dem vorgegebenen Lebensrahmen zufriedengeben und braucht sich nicht mehr mit der Umwelt auseinanderzusetzen. Anders ausgedruckt: man darf auf der Stufe der psychischen Unreife verharren und braucht nicht erwachsen zu werden. (1997, 17)

Voraussetzungen des “Positiven Denkens”

“Sie sollten ihr ganzes Leben lang, allmorgendlich beim Erwachen und allabendlich, sobald sie im Bette liegen, die Augen schließen und 20mal nacheinander, an den Knoten einer Schnur mechanisch abzählen, ohne ihre Aufmerksamkeit an irgendetwas Bestimmtes zu heften, unter Bewegung ihrer Lippen und laut genug, um ihr eigenes Wort zu hören, den folgenden Spruch hersagen: ‚Es geht mir jeden Tag und in jeder Hinsicht immer besser und besser.‘” (nach Goldner 1997, 254)
Dieser Ratschlag stammt von dem Apotheker Emile Coué (1857-1926), einem der Urväter des “Positiven Denkens”. Die Empfehlungen heutiger Vertreter dieser Denkweise unterscheiden sich nicht wirklich von dem alten Tipp des Apothekers. Die alles bestimmende Idee dahinter ist, dass jeder Mensch, wenn er seine innere Einstellung verändert, auch sein Leben und seine Umwelt positiv verändern könne. “Viele Menschen arbeiten schwer und versagen dennoch kläglich im Leben. Dafür gibt es eine einfache Erklärung: in ihrem Unterbewußtsein unterhalten sie ein Denkmodell des Versagens. ... Sie fühlen sich unterlegen. ... Dessen ungeachtet kann der Mensch sein Unterbewußtsein neu programmieren. Er kann sich sagen: ‚Ich bin zum Siegen geboren; das Unendliche kann nicht Versagen.‘” So predigte es der große Prophet der Positivdenker, Joseph Murphy und in seinem Kielwasser viele andere.
Mit flachen Erkenntnissen aus der Psychologie und der Esoterik vermischt werden die Theorien immer weiter ausgebaut. Neue Begriffe tauchten in diesem Zusammenhang auf: “Neues Denken”, “Richtiges Denken”, “Planetarisches Denken”, “Kraftdenken”, “Perfekt Mind”, “Mentaltraining” oder “Erfolgstraining” und auch ganz wissenschaftlich klingende Formulierungen wie: “Kybernetische Entwicklungs-Strategie”.
Wenn der alte Ratschlag des Apothekers Coué wenigstens einem noch beim morgendlichen Aufstehen helfen könnte, wird es bei seinen Nachfolgern schon weit bedenklicher. Denn das “Positive Denken” bedeutet ja nicht, mit einer optimistischeren Grundeinstellung unser Leben zu betrachten, um so gelassener den unabänderlichen Problemen entgegen treten zu können. Ein Leben nach dem “Prinzip Hoffnung” ist damit auf alle Fälle nicht gemeint, wenn das auch Positivdenker immer wieder behaupten.
Die Lehre vom “Positiven Denken” transportiert ein Machbarkeitsglaube. Mit der magischen Kraft der “positiven” Gedanken soll der menschliche Geist manipuliert werden. Eine sehr bedenkliche Anschauung: Der Mensch ist eine durch Anleitungen zu programmierende Maschine. Einmal richtig eingestellt, sind Erfolg, Gesundheit, Heilung, Glück und Freude die logische Konsequenz. Mit täglichen Sinnsprüchen, Büchern und Meditations-CDs kann jeder diesen Bewusstseinsoptimismus auf Dauer programmieren.
Oft werden im Dienst dieser Ideologie auch die Begriffe “Liebe Gottes”, “göttliche Kraft” oder “Sünde” missbraucht. “Wenn du aber erkennst, dass es keine Schuld gibt, gibt es auch keine Selbstbestrafung, keine Krankheit. ... Ohne Ursache keine Wirkung. Daher hebt der Gedanke der Schuld- und Sündenlosigkeit die Ursache einer Krankheit auf und eine Heilung ist die Folge”, schreibt der Fohnsdorfer Mentaltrainer Peter Glatz in seinem Buch “Du schaffst es!”.

Die Angebote des “Positiven Denkens”

Das Angebot des “Positiven Denkens” ist bunt und vielfältig. Zu beziehen natürlich über den Buchhandel, dort oft unter der Rubrik “Lebenshilfe”. Die Titel sind vielversprechend: “Sorge dich nicht, lebe!”, “Zum Gewinnen geboren” und “Erfolg durch Geheimes Wissen”.
Im Handel gibt es auch die allseits beliebten Audio- und Videokassetten für Selbsthilfekurse, die alles im Leben verbessern können. Die Wirkung wird damit erklärt, dass “subliminale Botschaften sich am Bewusstsein vorbei direkt ins Unbewusste einprägen, wo sie die Grundlage für die Art von Leben schaffen, die Sie sich wünschen.” Als wissenschaftlicher Beleg dafür wird die “Iß Popcorn/Trink Cola-Studie” aus den späten fünfziger Jahren angeführt. Nur: James Vicary, der Initiator dieser “Studie”, hat später zugegeben, dass dies alles eine reine Erfindung gewesen sei. Keiner will Popcorn und Cola, nur weil in einem Film eine Millisekunde die Sätze “Iß Popcorn! Trink Cola” eingeblendet werden. Solche unterschwelligen Befehle funktionieren nicht!
Ein klassisches Angebot sind Seminare zum “Positiven Denken”, wie zum Beispiel: “Wie du denkst, so bist du - denn Mentales wird Reales”. In diesen Kursen werden Vergangenheit und Partnerschaftsprobleme bewältigt, das Idealgewicht erreicht und selbstverständlich auch Harmonie, Erfolg und Wohlstand. Wenn das erste Seminar dafür nicht ausreicht, können weitere Aufbauwochenenden und Fernkurse gebucht werden.
Sehr häufig stehen hinter diesen Angeboten Autoren und Seminarleiter ohne eine wirkliche fachliche Schulung, die das Manko ihrer unqualifizierten Ausbildung sehr geschickt verbergen und Volkshochschulen und Wirtschaftskammer vorschieben. Es kann ja wohl nichts Schlechtes sein, wenn Firmen ihren Mitarbeitern Seminare beim “Institut für Persönlichkeitsentwicklung” spendieren. Das Wort “Institut” hat bei uns immer noch Gewicht
Aber auch Gruppen und religiöse Sondergemeinschaften, die ihren Hintergrund nicht bekannt geben, werben mit dem “Positiven Denken”. Da lohnt es sich schon, solchen Verbindungen nachzugehen und Qualifikationen zu erfragen.

Einige Strömungen und Verbindungen

Wichtig für die gegenwärtige Position des “Positiven Denkens” ist die “Neugeist-Bewegung” (“New Thought”). Zu dieser Sammelbewegung gehören Gruppen mit klangvollen Namen wie: “Church of Divine Science”, “Religious Science”, “Science of Mind” und “Christian Science” (bei uns bekannt als “Christliche Wissenschaft”). Als Dachverband gilt die 1914 gegründete “International New Thought Alliance” = INTA, hier sind alle versammelt, die das “Positive Denken” als “Lebensmeisterung aus der Kraft Gottes des Geistes” verstehen.
Einige der bekanntesten Propheten des “Positiven Denkens” waren und sind Amtsträger amerikanischer “New Thought”-Kirchen, so zum Beispiel Dr. Joseph Murphy (1895-1981) in der “Church of Divine Science”. Die Gottesvorstellung Murphy‘s und seines Kollegen Pfarrer Norman Vincent Peale (1898-1994) deckt sich mit der “Declaration of Principles” der INTA, nach der es eine “untrennbare Einheit von Gott und Mensch” gibt. So kann Gott als “allmächtiger Geist in Ihrem Inneren”, “unendliche Intelligenz in Ihrem Unterbewußtsein” und auch als “universelle Macht” bezeichnet werden. Für Peale ist die Bibel “ein hochaktuelles Buch und ein praktischer Wegweiser zu unserem persönlichen Wohlbefinden”. Auch Murphy kann schon die Klage des Knecht Jahwes wegen der Schmach für seinen Eifer um den Tempel in Psalm 69 “Ich weinte bitterlich und fastete und man spottet meiner dazu.” (Vers 11) in dieser Art sehr offen auslegen: “Weinen, klagen und Selbstkritik wegen irgendwelcher Fehler oder Unzulänglichkeiten zieht noch mehr Mangel, Begrenzung und Leiden heran. Selbstkritik und Selbstverurteilung sind destruktive Geistesgifte, die deinen gesamten Organismus durcheinanderbringen. Spüre die Realität deines Begehrens und wandle im Licht, das jetzt dein ist.” (1988, 229f)
Ein Schüler Murphy‘s ist der “Minister of Divine Science” und “Therapeut” Erhard F. Freitag (*1940). Freitag betrieb bis 1989 in München das “Institut für Hypnoseforschung”, allerdings ohne ein psychologisches oder psychotherapeutisches Studium. Die Mehrzahl der dort angestellten “Therapeuten” hatte keine fachliche Ausbildung, so zum Beispiel Christian Rosenblatt, der vor Gericht als Qualifikation zwei Volkshochschulkurse über Psychologie angab. Ähnlich fundiert sind des Meisters Freitag’s Diagnosen, so sei die Ursache von Gehirntumor falsches Denken, denn alte Gedankenmuster materialisieren sich zum Tumor und entgegen allen Fachleuten empfiehlt er “Autogenes Training” bei Herzneurosen. Nach der Schließung seines Institutes zog sich Freitag kurz nach Teneriffa zurück. Seine Mitarbeiter gründeten eigene Praxen mit klangvollen Namen wie “Private Akademie für Psychologische Bildung” oder “Institut für Spirituelle Psychologie”. Heute ist Erhard Freitag besonders mit Sublimal-Kassetten präsent.
Ein sachlicherer Vertreter dieser Richtung ist Dale Carnegie (1888-1955). Im Gegensatz zu den oben angeführten Positivdenkern gibt er auch konkrete Handlungsanweisungen und Techniken vor, wie mit seinen Ratschlägen zu arbeiten ist. Allerdings soll bei Carnegie nicht vergessen werden, dass seine Lehre letztlich nichts anderes als ein Verkäufertraining ist, mit dem Ziel ein Winner-Typ zu werden.
Manfred Scheich beurteilt in seinem Buch “Positives Denken macht krank” diese Vertreter des “Positiven Denkens”.

Die Lehre vom “Positiven Denken” wird auch in der “Wort- und Glaubensbewegung” (“Faith-Movement” / “Positive Confession Theology”), allerdings unter dem Begriff “Neues Denken” vertreten. Hier verbindet sich der charismatische Impuls mit der Kraft des “Positiven Denkens”. Diese Wohlstandstheologie ist stark durch den amerikanischen Prediger Kenneth E. Hagin (*1917) geprägt. Andere Vertreter sind: Kenneth Copeland, Jim Kaseman, Peter Wenz und Wolfhard Margies und Karl Pilsl, der Gründer des “Glaubenszentrums Gute Nachricht” in Wels.
Die Theologen debattieren noch darüber, ob die Gemeinden der “Wort- und Glaubensbewegung” zu den christlichen Kirchen gehören. Die Lehre steht bestenfalls an der äußersten Peripherie oder ganz außerhalb vom biblischen oder geschichtlichen Christentum. Nicht zuletzt der Gedanke, dass der christliche Glaube einem Reichtum und Fortschritt garantieren soll, ist aus christlicher Sicht besonders absurd, weil er einfach nicht in Einklang mit vielen Textstellen im Neuen Testament zu bringen ist.
Ein wesentlicher Grundsatz ist die vorausgesetzte Gesetzmäßigkeit von “Glauben, Proklamieren und Besitzen”. Es ist die Überzeugung dieser Bewegung, dass die Realität durch die Vorstellungskraft des Geistes und des Bekenntnisses geschaffen wird. Für den koreanischen Evangelisten Yonggi Cho ist “Armut ein Fluch Satans”. Darum predigt er nicht so “luftige Dinge wie Erlösung, sondern das Evangelium des Erfolges”, denn schließlich hätte Jesus seinen Anhängern ein Leben in Fülle versprochen. Voller Pathos wird in Missionsversammlungen dieser Bewegung verkündigt: “Was, du hast kein Haus? Jesus will dir ein Haus geben!”. Einer der Führer des “Neuen Denkens”, der Amerikaner Ralph Waldo Trine, nennt ein eigenartiges Rezept: “Wenn die eigenen Gedanken immer nur um Armut kreisen, dann wird man arm, und man wird sehr wahrscheinlich auch immer arm bleiben. Wenn man allerdings, ganz unabhängig vom jeweiligen Zustand, immer an Wohlstand denkt, dann setzt man Kräfte frei, die früher oder später den Wohlstand ausbrechen lassen ...” (Quadflieg 1996, 57)
Die bisher letzte Welle des “Positiven Denkens” sind die Motivationsseminare für den erfolgshungrigen Klein- und Jungunternehmer, Außendienstler, Verkäufer und Werber. “Alles ist möglich” und “Erfolg ist ein Naturgesetz” versprechen die Anbieter von Powerseminaren und Motivationstagen. Die dort für viel Geld auftretenden Gurus, wie die Deutschen Jürgen Höller, Vera F. Birkenbihl, Ulrich Strunz, der Niederländer Emile Ratelband und die Amerikaner Anthony Robbins und Deepak Chopra, predigen die neue Religion, dass nur weltlicher Wohlstand glücklich macht. Jürgen Höller bezeichnet sein “Power Day” als Weiterbildung, doch Beobachter sehen in diesem Motivationsseminar viel Ähnlichkeit mit dem Erweckungsgottesdienst eines amerikanischen TV-Predigers. Mit ganz einfachen Kalenderweisheiten begeistert er die Teilnehmer: “Spür deine Kraft, spür, du bist Schöpfer deines Lebens.” Dafür verlangt Jürgen Höller 30 000 Mark Tagesgage.


Beurteilung

Jeder Mensch lebt unter Bedingungen, die er selbst nicht gesetzt hat. Über die Lebensbedingungen, die er sich nicht aussuchen kann, kann er auch nicht verfügen. Ebenso ist es mit der Zukunft: keiner weiß genau, welche Folgen sein Handeln hat. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit diesen Bedingungen fertig zu werden: Gegen sie hadern, vor ihnen den Mut verlieren und resignieren oder sich ihnen bewußt aussetzen und sie anerkennen. Letztere ist die Haltung des christlichen Glaubens. Nach christlichen Verständnis ist ein Leben jedoch auch im Scheitern sinnvoll.
Es kann wohl kaum einer christliche Ethik entsprechen, wenn solche Erfolgsrezepte des “Neuen Denkens” bedenkenlos allen angeboten werden, die mit materiellen Gütern nicht so gesegnet sind. Muß da noch erwähnt werden, dass dort, wo dieses “Wohlstandevangelium” gepredigt wird, das Leid keinen Platz hat? In solchen Gemeinden glaubt man oft, dass jemand, der leidet oder ernsthaft krank ist, entweder eine Sünde zu verbergen, oder einfach nicht genug Glauben hat.
Aber auch “Positives Denken” ohne diesen “christlichen” Hintergrund ist durch die Annahme, dass die innere Einstellung letzten Endes für alles verantwortlich ist, bedenklich. Letztlich unterstellt diese Vorstellung, dass der einzelne Mensch selbst Schuld an seiner Not trägt. Dieses so zum Beispiel auf kranke oder sozial schwach gestellte Menschen übertragen ist reiner Zynismus. Was ist mit den Unterdrückten und Zukurzgekommenen überall auf der Welt - Sind sie schließlich selbst schuld an ihrem Unglück?
Aus psychologischer Sicht richtet sich die Kritik vor allem gegen ein Manipulieren des Bewußtseins, welche nicht die individuelle Situation des einzelnen Menschen beachtet. Fachlich sehr mangelhaft ausgebildeten “Therapeuten” können solche Zweifel wie: “Warum klappt es bei mir nicht? Bin ich nicht normal?” nicht auffangen und verarbeiten. Wenn solches Denken überbewertet wird, werden viele Negativgefühle einfach verdrängt. Natürlich taugt solch eine “Therapie” nicht, um einen Klienten in seinen Ängsten, Sehnsüchten und Fragen zu begleiten, Eigenständigkeit, Verantwortungsbereitschaft kann mit “Positiven Denken” nicht gefördert werden.
Wenn in Motivations-Seminaren nicht sichergestellt ist, dass auftretende Probleme fachgerecht aufgearbeitet werden, können schwere seelische Probleme entstehen. Ein angebotenes “Training” kann niemals Therapie sein. Aber genau damit werben viele Motivationsgurus. Sprengen, brechen, umkrempeln gehören zu ihrem Standardvokabular. Damit wollen sie Menschen an ihre Grenzen oder über diese hinaus führen.
Auch dahinter steckt eine weitere Problematik des “Positiven Denkens”, besonders der vielfältig angebotenen Motivations-Seminare: Wer, wenn er über kaputtgeschlagene Flaschen oder glühende Kohlen läuft, einen Kick erlebt, will diesen Kick wieder haben. Weil er diese Erfahrung einmal gemacht hat, braucht er immer wieder etwas Neues. Die Gefahr sich unkritisch an ein System oder an eine Autorität zu binden steigt mit solch einer Einstellung.
Günter Scheich dazu: “Mit dem Absolutheitsanspruch, der von allen Propheten des ‚Positven Denkens‘ postuliert wird, begeben sich diese Autoren auf die Ebene von Gurus, die über angebliches ‚Geheimwissen‘ verfügen. Sie verkünden damit eine Heilslehre, die sich jeder wissenschaftlichen Überprüfung entzieht. Sie fordern von ihren Anhängern den absoluten Glauben an die Lehre. Deren Ergebenheit gegenüber den großen Vorbildern mündet nicht selten in regelrechte Abhängigkeit. Parallelen zu Vorgehen und Wirkung von Sekten drängen sich hier auf.” (1997, 119)
Wer an einem Seminar oder Kurs zur Lebensberatung teilnehmen möchte sollte vorher die “Zehn Regeln für Menschen, die Beratung oder Hilfe suchen” beachten.

Literatur

Freitag, Erhard E. (1986): Kraftzentrale Unterbewußtsein. Hilfe aus dem Unbewußten. München.
Glatz, Peter (1997): Du schaffst es! Eigenverlag.
Goldner, Colin (1997): Psycho. Therapien zwischen Seriosität und Scharlatanerie. Augsburg.
Hemminger, Hansjörg und Joachim Keden (1997): Seele aus zweiter Hand. Psychotechniken und Psychokonzerne. Stuttgart.
Kirschner, Thomas: Positives Denken. Psychologie heute 11/1988.
Murphy, Joseph (1988): Die Kraft schöpferischen Denkens. München.
Quadflieg, Kurt (1996): "... und sie werden viele verführen" Die erschütternde Bilanz eines Insiders, Selbstverlag.
Scheich, Günter (1997): Positives Denken macht krank. Vom Schwindel mit gefährlichen Erfolgsversprechen. Frankfurt am Main.

Pfarrer in Leoben/Steiermark - Diözesanbeauftragter für die Sektenberatung


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