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Ethische Geldanlage


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2 Antworten in diesem Thema

#1
Timm

Timm

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  • 249 Beiträge
Hier zwei interessante Artikel, die ich gerne mit Euch diskutieren möchte. Zum einen dauert die Finanzkrise (so sie denn eine ist) noch an, zum anderen würde ich gerne auch diese Ideen (die uns in den Gemeinden begegnet) auch unter biblischen Gesichtspunkten beleuchten wollen.


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Sauberes Geld
Dass die Geldanlage einer Kirche mit ihren Werten übereinstimmen muss, darüber besteht weitgehend Einigkeit. Aber es gibt unterschiedliche Kulturen der Vermögensverwaltung, der kirchlichen Organisation und der Werte. Antje Schneeweiß zeigt Entwicklungen auf und gibt Hinweise, worauf man achten muss, wenn man sein Geld ethisch anlegen will.

Die christlichen Wurzeln der ethischen Geldanlage liegen im Methodismus begründet. John Wesley, der Gründer des Methodismus, gab in seiner Predigt „Über den Gebrauch des Geldes“ eine Orientierung darüber, wie christliche Überzeugungen in der Vermögensanlage verwirklicht werden sollten. „Geld soll zum größten Vorteil angelegt werden, jedoch nicht auf Kosten unserer körperlichen oder geistigen Gesundheit oder der Gesundheit unserer Nachbarn“ heißt es dort. Konkret hatte Wesley die Investition in Brauereien und Glücksspiel vor Augen, aber auch Rüstungsgüter fielen unter seine Einschränkungen.

Ausgehend von diesem frühen Anstoß entwickelte sich in den christlichen Gemeinschaften der angelsächsischen Länder eine ausgeprägte Kultur, das Geld bewusst nach ethischen Grundsätzen anzulegen.

Umdenken auch in Deutschland
Während die angelsächsischen Kirchen ihr Vermögen zum Großteil in Aktiengesellschaften investieren, legten ihre bundesdeutschen Kollegen bis in die neunziger Jahre hinein die kirchlichen Gelder ausschließlich in mündelsichere, festverzinsliche Papiere an. Das Problem, in Rüstungsunternehmen zu investieren, stellte sich viele Jahrzehnte lang nicht. Ab den neunziger Jahren investierten auch deutsche Kirchen zunehmend in Aktien. Mit diesem Wandel setzte ein Nachdenken über ethische Kriterien bei kirchlichen Geldanlagen ein.

Einige Landeskirchen entschieden sich, nicht in Pornografie oder ausgeprägte Rüstungsunternehmen zu investieren, andere legten die ersten Ökofonds auf. Die für die Kirchen hierzulande wichtigen Kriterien lassen sich am besten am Vorgehen der kirchlichen Banken ablesen. So entwickelte die protestantische Bank für Kirche und Diakonie (KD) einen Ethikfilter für alle ihre Geldanlagen.

Geld ethisch anlegen
Private und kirchliche Anleger sollten folgende Punkte berücksichtigen, wenn sie sich für ein Angebot nachhaltiger Geldanlagen oder für eine nachhaltig arbeitende Bank entscheiden:
• Die Bank oder der Investmentfonds sollte seine ethischen Kriterien öffentlich ausweisen. Es sollten unbedingt auch Ausschlusskriterien darunter sein.
• Die Bank oder der Investmentfonds sollte nachweisen können, dass alle Wertpapiere von Nachhaltigkeitsexperten nach den ausgewiesenen Kriterien überprüft werden.
• Ein Beirat von Nachhaltigkeitsexperten sollte die Vermögensverwaltung in ökologischen und sozialen Themen beraten.

Autorin:
Antje Schneeweiß, Wissenschaftlerin beim Institut für Ökonomie und Ökumene Südwind in Siegburg mit dem Fachgebiet: Ethische Geldanlagen


Gott oder dem Geld dienen
Wie wir Gott mit dem Geld dienen können, darüber macht sich Andreas Kammer Gedanken, der sechs Jahre lang Lebenserfahrung in Afrika gesammelt hat.

Verhaltensregeln, die wir in unserer Kindheit erlernt haben, stellen wir normalerweise nicht in Frage – zum Beispiel, dass man zum Naseputzen ein Taschentuch verwendet. Eine ähnliche Prägung erfahren wir beim Umgang mit Geld. In Europa haben Geld und Besitz einen sehr hohen Stellenwert, was sich unter anderem auch in unserem Strafrecht widerspiegelt – z. B. kann der unbefugte Gebrauch eines Fahrrads mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden. Ganz anders in Afrika: Dort wäre es völlig legitim, dass ein Verwandter beim Besuch das eben erst erstandene Radio mitnimmt, weil er meint, dass er es braucht.

Die Brille unserer Prägung
Das Problem ist, dass wir die Aussagen der Bibel über den Umgang mit Geld immer mit der Brille unserer eigenen Prägung lesen. Wir neigen dazu, die Aussagen an unsere Prägung anzupassen, statt unsere Prägung an die biblischen Aussagen.
Wir Europäer nehmen z. B. das 8. Gebot gegen das Stehlen sehr ernst, während ein Afrikaner versucht ist, es zu relativieren, etwa so: „Ich habe das Geld dringend für etwas anderes gebraucht und hatte ja auch vor, es irgendwann zurückzugeben.”
Wenn andererseits wir die Geschichte des „reichen Jünglings” lesen, relativieren wir schnell die Aussage Jesu: „Verkaufe alles und folge mir nach!”

Nicht am Besitz hängen
Natürlich geht es letztlich darum, dass wir unser Herz nicht an den Besitz hängen. Wie aber schaffe ich es, nicht am Besitz zu hängen, wenn ich ihn nicht tatsächlich abgebe? Bin ich wirklich bereit, meinen wertvollsten Besitz zu verkaufen, um Jesus mit ganzem Herzen zu folgen?

Ein guter Indikator für unsere innere Bereitschaft ist unsere Praxis des Opferns. Wenn es wahr ist, dass letztlich alles Gott gehört, gibt es für uns Christen keinen Besitz, sondern nur Leihgaben. Den Zehnten geben heißt, die Hände wegnehmen von dem, was schon immer Gott gehört.

Ein guter Freund hat einmal erzählt, wie er seinen Söhnen eine Riesenportion Pommes Frites bestellt hatte. Als er selbst auch eine davon nehmen wollte, protestierten sie: „Wenn du Pommes willst, musst du dir selbst welche kaufen!”

Strategisch anlegen
Vielleicht sollten wir in Europa auch das Gleichnis von den anvertrauten „Talenten” nicht immer nur übertragen verstehen. Wir werden vor Gott auch dafür Rechenschaft ablegen müssen, wo und wie wir das uns anvertraute Geld angelegt haben. Setzen wir es im Reich Gottes ein, dann wird es eine Rendite bringen, von der man in der Finanzwirtschaft nur träumen kann (vgl. Mt.13, 8)!

Autor:
Andreas Kammer war als Dozent an einer theologischen Ausbildungsstätte in Angola tätig. Seit September 2008 ist er Pfarrer in Heidenheim-Mergelstetten und Geschäftsführer von Overseas Council Europe, einer Organisation, die weltweit die Ausbildung christlicher Leiter fördert.

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#2
1.Kor.1,30

1.Kor.1,30

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Ja, das Thema Geld ist sehr wichtig.

Ich weiss nicht, ob Christen überhaupt Finanzprodukte wie Wirtschaftsbeteiligungen in Anspruch nehmen sollten. Es gibt doch genug Möglichkeiten, in Menschen und deren Befähigungen zu investieren, das bringt die besten Renditen. Was die Kirchenhierarchien da für Kapriolen machen, fällt für mich gar nicht mehr in den Bereich "christlich". Vor einiger Zeit machte eine Bekannte von mir eine Bustour durch einen Bereich Norditaliens. Einmal kamen sie mit dem Reisebus an einer Spielbank vorbei. Die Reiseführerin erklärte ganz ungeniert, dass diese dem Vatikan gehört. Die Bekannte ist nicht wiedergeboren und Mitglied der Römisch-Katholischen Kirche. Für sie war das ein Grund mehr, die Institution zu hinterfragen.

Im persönlichen Bereich bin ich, wie der zweite Autor, der Meinung, dass einem Menschen, der Jesus Christus zu seinem Herrn gemacht hat, nichts mehr selbst gehört. Nun spreche ich nicht dem Armutsgelübde das Wort, das ist es auch nicht, was Jesus meinte. Aber Großzügigkeit mindestens sollte die Frucht eines gottgeweihten Lebens sein. Manche reden sich dann damit heraus, dass sie Fehler bei bedürftigen Geschwistern suchen oder gar Sünden feststellen, die rechtfertigen, dass sie ja nicht helfen müssen sollten. Da ist es eine Schande, was so alles bei uns in Deutschland unter "Gläubigen" passiert.
Ich hörte ein Beispiel von einer Frau, die in eine Notlage kam und dringend 2000 DM brauchte (ist schon einige Zeit her); sie bat eine ihr bekannte wohlhabende Schwester um Hilfe. Die sagte, da wäre kein Geld frei. Als wenig später die letztere verstarb, kam heraus, dass sie etwa zur gleichen Zeit einem großen Missionswerk mit einem kernigen Prediger an der Spitze 100000 DM einfach so geschenkt hatte. Ähnliches geschieht leider oft.
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#3
Timm

Timm

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  • 249 Beiträge
Auch ich bin immer wieder überrascht, wenn unter Christen das Thema Geld oder Finanzen ins Gespräch kommt.

Als vor einigen Jahren die Blase des Neuen Marktes platzte (was man schon lange vorher in einschlägigen Magazinen nachlesen konnte) waren einige christliche Bekannte mit unter den Betroffenen. Fortan hörte man nur noch, wie Banken ihre Kunden betrügen würden. Dabei war die Gier die Ursache für den Totalverlust, weil man nicht rechtzeitig aus den Aktiengeschäften ausgestiegen war.

Ich persönlich finde Aktien eine tolle Erfindung: hier kann man wirklich Anteile am Eigentum einer Firma erwerben und auch mitbestimmen (bei Stammaktien). Das kurzfristige Mitzocken finde ich persönlich nicht verantwortungsvoll, vielmehr ziehe ich eine langfristige Anlage vor. Es ist aber nicht egal, wie man sein Geld verdient. Ich persönlich habe keine Aktien von Firmen aus folgenden Bereichen:
- Alkohol
- Tabak
- Spielstätten
- Rüstungsfabrikation
- Wasserversorgung.
Dazu kommen noch Firmen im medizinischen Bereich, die die Abtreibungspille herstellen oder Firmen, die in der Dritten Welt einen schlechten Ruf erworben haben (z.B. Coca Cola).

So machen es ja auch amerikanische Bürger, darunter die Christen, denn in den USA ist dieses Sparen und Anlegen Teil der Versorgung im Alter. Das auch Kirchen dort mitinvestieren ist für mich zunächst befremdlich. Bekannterweise ist die "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" die größte Wirtschaftsmacht westlich des Mississippi. In der Kirche der LDS wird ja auch der Zehnte konsequent gefordert und gezahlt. Da weiß man dann bald nicht mehr wohin mit dem ganzen Geld. Und so beginnt man als Kirche in der Endzeit und endet als Großinvestor bei Coca Cola und MacDonalds.

Ähnlich geht es der Wachtturm-Gesellschaft. Um ihr stattliches Vermögen auch krisensicher anzulegen hat sie längst mit dem Kauf von Ländereien begonnen. Dazu gehören landwirtschaftliche Betriebe genauso wie Geschäftshäuser in Manhattan.

Eine Spielbank gehört sicher zu einer gewinnbringenden, aber auch moralisch zwielichtigen Geldanlage. Eine ähnliche Situation ergab sich ja in den 70er Jahren, als die Vatikanbank Anteile eines Pharmakonzerns hielt, der mit der Herstellung von Antibabypillen seinen Umsatz machte. Als dies bekannt wurde hat die Vatikanbank diese Anteile sofort verkauft. Aber dieses Beispiel zeigt, dass man religiösen Institutionen auch mal auf die Finger hauen muss.
Wäre mir diese Situation begegnet, dann hätte ich mich nach den tatsächlichen Eigentumsverhältnissen erkundigt. Und wenn dieses Speilkasino tatsächlich im Besitz der römisch-katholischen Kirche (wahrscheinlich dem lokalen Bischof?) gehört, dann hätte ich auch einen Protestbrief geschrieben.

Auch Deinem zweiten Absatz kann ich voll und ganz zustimmen. Deutschland ist ja ein Faszinosum, besonders wenn man sich die Freikirchen ansieht. In keinem anderen Land in Europa wird so viel über den Zehnten gepredigt. In keinem anderen Land in Europa nicken die Gläubigen zustimmend zu der Predigt. Und in keinem anderen Land in Europa wird der Zehnte einfach nicht bezahlt. Das herrscht eine große Diskrepanz zwischen dem Wort und der Tat.
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