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Weltuntergang bei Würzburg


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Rolf

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Weltuntergang bei Würzburg





Michael Hitziger


Verlag Hans Schiler
ISBN 978-3-89930-227-1
Erscheinungsdatum: 2008
1. Auflage
Gebunden, 296 Seiten
Verfügbarkeit: 01.11.2008
24.90 €
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Gabriele Wittek ist im Verständnis des Universellen Lebens das größte Gottesinstrument nach Jesus von Nazareth. Qualitativ erstrahlt sie als die größte Prophetin aller Zeiten, also im prophetischen Verkünden auch bedeutender als Christus, weil das, was durch sie offenbart wird, alles übersteigt, was jemals zuvor verkündet wurde und jemals danach verkündet werden wird. Stellvertretend für viele Aussteiger schildere ich meinen Weg in die Sekte, mein Leben und später auch Leiden im Friedensreich der Prophetin Gabriele Wittek im Raum Würzburg und die Ereignisse, die mich schließlich bewogen, die Gemeinschaft zu verlassen. Durch Gerichtsprozesse und Schweigegeld versuchte die Sekte, die Veröffentlichung brisanter Tatsachen zu verhindern; mein Anliegen ist aber, daß zumindest ein Teil der Wahrheit ans Licht der Öffentlichkeit gelangt.
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"Ich flehe dich an, schweig "





Interview mit Michael Hitziger

Als Einsteiger hatte Michael Hitziger gedacht, die "Wahrheit" entdeckt zu haben. Kurz vor seinem Ausstieg wünschte er sich den Tod. Michael Hitziger spricht über fast zwei Jahrzehnte beim "Universellen Leben", der Sekte im Dunstkreis der selbsternannten "Prophetin" Gabriele Wittek.

Lesen sie für Hintergründe: Constantin Magnis: Im Friedensreich der Öko-Sekte

Herr Hitziger, sie waren 17 Jahre beim Universellen Leben, wie geht es ihnen heute?

Ach, ich komme leidlich über die Runden. Nach dem Ausstieg musste ich fast drei Jahre vom Arbeitslosengeld leben, durch meine Übersiedlung zum UL habe ich auch den Großteil meiner Altersbezüge verloren. Aber schlimmer ist das Gefühl der innerlichen Leere, und dass ich den Glauben an Menschen verloren habe: Ich traue jedem alles zu. Es macht mich immer noch sprachlos, wie beim UL - so sehen ich und andere Aussteiger das - mit den höchsten Idealen des Abendlandes, der Bergpredigt, Menschen verführt wurden. Aus Begeisterung für Christus habe ich mich damals auf das „Friedensreich“ locken lassen. Heute ist mir Christus ferner als je zuvor.

Wie haben sie sich denn damals „locken lassen?“

Das war 1984, nach einer sehr schmerzhaften Trennung. Ich kam über eine Plakatwerbung an die Sekte, die damals noch „Heimholungswerk Jesu Christi“ hieß. Die haben mich sofort beeindruckt, besonders der damals herzliche und ehrliche Umgang miteinander. Ich dachte: „Hier wird noch authentisches Christentum gelebt.“ Außerdem wirkten die Offenbarungen der Prophetin – trotz ihrer metallisch anmutenden Stimme - so überzeugend. „Das ist die Wahrheit,“ fühlte ich, „diese Offenbarungen können nicht von Menschenhand sein!“

Sie sind schließlich dem Ruf der Prophetin zum Aufbau des „Friedensreiches“ gefolgt, haben alles hinter sich gelassen und sind auch in den Raum Würzburg gezogen?

Ja, ich war damals schon Teil des inneren Sektenkreises, der „Bundgemeinde Neues Jerusalem.“ Nachdem viele schon in den 80ern nach Unterfanken gezogen waren, kamen ich und meine jetzige Frau Anfang der 90er hinterher, als Wittek die Endzeit verkündete und auch auswärtige „Geschwister“ wie mich rief. Und auch dort hatte ich zunächst immer wieder erhebende Erlebnisse. Bei festlichen Abendmahlen zum Beispiel, wo es dann Offenbarungen gab, und ein kleines Orchester harmonische Melodien dazu spielte. „Christus geht durch die Reihen und segnet jeden,“ verkündete die „Prophetin.“ Da ging die Angst schnell weg.

Welche Angst?

Es gab in der Bundgemeinde, so habe ich es empfunden, eine starke Stimmung des Misstrauens. „Geschwistern“ wurde mangelnde Verwirklichung die Lehre der Prophetin vorgeworfen, es fanden Befragungen statt, die mir und anderen Aussteigern wie Verhöre vorkamen. Wiederholt wurden Menschen aus der Gemeinde ausgeschlossen, für mich ohne klaren Grund. Ich erlebte, wie Erwachsene um Gnade winselten, nur um drin bleiben zu dürfen. Eine „Schwester,“ mit der ich einmal über Wittek sprach, schrieb mir kurz danach einen panischen Brief: „Ich flehe Dich an, schweige über unser Gespräch, sonst Kopf ab für uns beide.“ Das „Kopf ab“ war übrigens sinnbildlich gemeint. Ich sage das, weil die UL-Anwälte meiner Erfahrung nach Kritik mimosenhaft auslegen.

Wenn das so beklemmend war, warum ging man nicht einfach?
Es gab einige „Glieder der Bundgemeinde,“ die genau das taten. Die Anzahl kenne ich nicht. Aber ein Verlassen der Bundgemeinde bedeutet nach der Lehre der „Prophetin“ einen Bruch des Bundes mit Gott, mit gewaltigen Folgen, wie Krankheit und Schicksalsschläge. Das wäre für mich - und andere sagten mir, dass es ihnen genauso ging - schlimmer gewesen, als zu sterben. Außerdem: Wer so lange aus dem Berufsleben raus ist, hat auf dem Arbeitsmarkt kaum eine Chance. Deshalb finde ich es unredlich, wenn die Sekte sagt, jeder könne frei gehen. Die hatten in perfekter Weise etwa 800 Menschen streng an sich gebunden.

Wie war die Arbeit in den Betrieben im Umfeld der Sekte mit der Heilslehre Witteks verknüpft?

Sehr eng. Ich arbeitete zuerst in einem Seminarhaus, das einmal „Christusbetrieb“ im „Universellen Leben“ - die Sekte hatte sich bereits umbenannt - werden sollte. Dafür musste unter anderem genug Umsatz gemacht werden. Wer die Lehre der „Prophetin“ umsetzt, hat Umsatz, hieß es damals. Eine „Schwester“ und ich verdienten trotz häufigen Arbeitens bis in die Nacht nicht genug und fürchteten schreckliche Konsequenzen. Sie bekam Krebs und starb, ich selbst wünschte mir zeitweise einen Herzinfarkt, nur um nicht den Bund mit Gott zu brechen, falls der Betrieb zuwenig Geld einbrachte. Es gibt keinen beweisbaren Zusammenhang zwischen dem Tod der „Schwester“ und ihrer Situation in der Sekte, aber ich weiß, wie schwer sie unter der Verantwortung für den Betrieb und der Situation in der Bundgemeinde gelitten hat.

Gabriele Wittek bezeichnet sich selbst bescheiden als „Fürstin und Regentin der Himmel.“ Wirkt sie auch so?

Von einer göttlichen Erhabenheit habe ich wenig gespürt. Sie wirkte auf mich eher ungeduldig, und nicht sehr verantwortungsvoll gegenüber ihren Anhängern. Sie kam mir vor, wie eine alles beherrschende Priesterkönigin, deren Wort in ihrem Friedensreich Gesetz war.

Wie ist ihnen letztlich der Ausstieg gelungen?

Mitte der 90er bekam ich einen Job in der HG Naturklinik Michelrieth, der „Christusklinik“, wo ich über viele Jahre die Patienten im Saal betreute . Durch den freiwillig enormen Einsatz in der Klinik, wie er in den „Christusbetrieben“ üblich war und die vielen zusätzlichen Verpflichtungen für das UL, konnte ich irgendwann vor Erschöpfung nicht mehr schlafen und mein Herzrhythmus veränderte sich. Ich war ausgebrannt, und spürte auf einmal den Wunsch, wieder ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Hat man versucht, sie am Ausstieg zu hindern?

Nein, man hat mich 2001 problemlos ziehen lassen und gab mir sogar ein einwandfreies Arbeitszeugnis. Erst als ich ein Buch über meine Erlebnisse ankündigte, rührten sich die UL-Anwälte, und zerrten mich vor die Gerichte. Zwischenzeitlich bot man mir 150.000 Euro wenn ich - das war eine der Bedingungen - auf eine Veröffentlichung des Manuskriptes verzichten würde. Aber ich schreibe mein Buch jedenfalls!

Das Interview führte Constantin Magnis
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