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Die Bedeutung der Bibel für die Christliche Wissenschaft


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Rolf

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Die Bedeutung der Bibel für die Christliche Wissenschaft

aus: Informationsblatt Nr. 1, Februar 1978

In den Gottesdiensten der Church of Christ, Scientist, der Christlichen Wissenschaft, wird regelmässig aus der Bibel vorgelesen. Mrs. Mary Baker Eddy (1821-1910), die Gründerin der Christlichen Wissenschaft, hat die einzigartige Bedeutung der Bibel ausdrücklich hervorgehoben. Sie schreibt in ihrem Hauptwerk "Wissenschaft und Gesundheit": "Als Anhänger der Wahrheit haben wir das inspirierte Wort der Bibel zu unserem geeigneten Führer zum ewigen Leben erwählt" (S. 497). Es ist Mrs. Mary Baker Eddy zweifellos ernst, wenn sie weiter ausführt: "Während ich den Führungen der wissenschaftlichen Offenbarungen folgte, war die Bibel mein einziges Lehrbuch" (S. 110).

Im Sonntagsgottesdienst wird allerdings neben der Bibel auch "Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift", das Buch von Mrs. Mary Baker Eddy aufgeschlagen. Die freie Predigt ist unbekannt. Statt dessen werden von zwei Kanzeln aus abwechselnd Zitate aus der Bibel und aus "Wissenschaft und Gesundheit" vorgelesen. Die Lektoren oder Lektorinnen halten sich dabei auf der ganzen Welt an das "Vierteljahrheft der Christlichen Wissenschaft", in dem Bibelstellen und Abschnitte aus dem Lehrbuch der Gründerin für jeden Sonntag angegeben sind. Auch zur privaten Besinnung werden beide Bücher gemeinsam verwendet. Das "Kirchenbuch der Ersten Kirche Christi, Wissenschafter" schreibt ganz klar vor: "Die BIBEL in Verbindung mit WISSENSCHAFT UND GESUNDHEIT und Mrs. Eddys andern Werken sollen (für das Mitglied) die einzigen Lehrbücher sein beim Selbstunterricht in der Christlichen Wissenschaft wie beim Lehren und Ausüben des metaphysischen Heilens" (S. 34).

Doch passen das Evangelium der Bibel und die Lehren von "Wissenschaft und Gesundheit" ohne weiteres zusammen? Kommt denn die Bibelauslegung in den Kirchen nicht zu wesentlich andern Aussagen über Gott, Jesus Christus und Gnade als die Gründerin der Christlichen Wissenschaft? Mrs. Mary Baker Eddy selber war sich offenbar bewusst, dass die beiden Bücher für die übliche Auslegung keineswegs das gleiche über Gott und sein Werk zum Ausdruck bringen. Dazu müssten besondere Voraussetzungen erfüllt sein. So schrieb die Gründerin der Christian Science im Anschluss an ein Bibelzitat: "Die Aussenstehenden verstanden dieses Walten des Christus damals nicht und verstehen es auch heute nicht; daher können sie die hei lende Kraft Gottes nicht demonstrieren. Diese Offenbarwerdung Christi kann nicht begriffen werden, ehe ihr göttliches Prinzip wissenschaftlich verstanden wird" (Wissenschaft und Gesundheit, S. 141).

Die "Uebereinstimmung" zwischen der Bibel und dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft ist also nur möglich, wenn der Bibelleser zuerst seine Grundanschauungen ändert und Gott als Prinzip im Sinne der Christlichen Wissenschaft auffasst. Im Werk von Mrs. Mary Baker Eddy heisst es: "Der Ausgangspunkt der göttlichen Wissenschaft ist, dass Gott, Geist, Alles-in-allem ist, dass es keine andere Macht und kein anderes Gemüt gibt..., dass Gott Liebe ist, und dass er daher das göttliche Prinzip ist" (S. 275). Die Christliche Wissenschaft stellt sich vor, alles, auch der Mensch, sei im tiefsten Sinne Gott, Geist, Prinzip, und was in diesem Sinn nicht Gott sein könne, z. B. Bosheit, Krankheit, existiere in Wirklichkeit nicht. Diese Ueberzeugung ist, wie H. D. Reimer schreibt,"so stark, dass die Scientisten die Bibel in dem ihr eigenen Wortsinn gar nicht mehr wahrnehmen können; sie sehen sie ausschliesslich durch die Brille ihres 'wissenschaftlichen' Verständnisses und entdecken auf diese Weise überall Entsprechungen" (H. D. Reimer, Metaphysisches Heilen, 1966, S. 61).

Natürlich wird der äussere Wortlaut der Heiligen Schrift nicht verändert. Das Ziel wird durch die von Mrs. Baker Eddy geschaffene "geistige Auslegung" der Bibel erreicht. Die "geistige Auslegung" steht nach einer Aussage in "Wissenschaft und Gesundheit" "weit über den rein kirchlichen und äusserlichen Anwendungen" von Bibelabschnitten (Wissenschaft und Gesundheit S. 118). Durch die "geistige Auslegung" werden die Aussagen der Heiligen Schrift an die Christliche Wissenschaft angeglichen und damit ihrem ursprünglichen Sinn entfremdet. Jesus wird als der wissenschaftlichste Mensch im Sinne der Christlichen Wissenschaft betrachtet. Christus wird zur göttlichen Idee (S. 473). Die Aussagen der Bibel über Sünde, Vergebung, Erlösung und Gnade werden im Sinne der Christian Science umgedeutet, oder sie werden, weil sie nicht zur Grundanschauung der Christlichen Wissenschaft passen, fallengelassen. Als Beispiel sei die christlich-wissenschaftliche Auslegung von 2. Kor. 12,10 angeführt. Paulus schreibt in diesem Vers: "Darum bin ich guten Muts in Schwachheiten, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen, in Aengsten um Christi willen". Mrs. Mary Baker Eddy erklärt diesen Vers folgendermassen: "In der heiligen Ruhe einer wohlerprobten Hoffnung begegnete Paulus keinem Hindernis und keinem Umstand, der grösser gewesen wäre als der Sieg eines vernünftigen Glaubens an die Allmacht des Guten, die ihrem göttlichen Prinzip, Gott, innewohnt. Die sogenannten Leiden und Freuden der Materie waren beide für Jesus gleich unwirklich, denn er sah in der Materie nur eine lächerliche Laune der sterblichen Annahme und er überwand sie durch diese Erkenntnis" (Vermischte Schriften 1883-1896, S. 200). Wer sich weiter in den Paulusbriefen umsieht, entdeckt allerdings andere Ueberlegungen und Aussagen. Paulus ist nicht guten Muts, weil er Gott als alles umfassendes Prinzip, Geist, Gemüt erkannt hätte. Er ist guten Muts im Vertrauen auf den gekreuzigten und auferstandenen Herrn.
Oswald Eggenberger, 1978
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