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Glaubensbewegung


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Rolf

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Glaubensbewegung




Darstellung

Eine für die gegenwärtige Praxis pfingstlich-charismatischer Frömmigkeit wichtige Strömung ist die „Wort- und Glaubensbewegung“, die am deutlichsten von Kenneth E. Hagins (1917-2003) und Kenneth Copeland vertreten wird. In der Glaubensbewegung (Faith Movement/Positive Confession Theology) verbindet sich der pfingstlich-charismatische Impuls mit der Kraft des positiven Denkens (Positive Thinking). Über Essek William Kenyon (1867-1948), der die Vertreter der Glaubenslehre maßgeblich beeinflusste, kamen zentrale Anliegen der Neugeistbewegung in den Bereich pfingstlich-charismatischer Frömmigkeit. Kenyon hatte seine Ausbildung im Emerson-College, Boston, erhalten, einem Zentrum dieser Richtung, die die „Macht des Denkens“ herausstellte und Einfluss auf Neugeist-Bewegungen wie Christian Science und Unity gewann.

Ein biblisches Schlüsselwort, auf das sich die Glaubensbewegung beruft, ist Röm 10,8. Ein wesentlicher Grundsatz ist die vorausgesetzte Gesetzmäßigkeit von „Glauben, Proklamieren und Besitzen“. Es ist die Überzeugung der Vertreter dieser Bewegung, dass Realität durch die Vorstellungskraft des Geistes und das ausgesprochene Bekenntnis geschaffen wird. Durch das Proklamieren von Gesundheit und Wohlstand könne man Krankheit und Armut überwinden und seine Lebenssituation grundlegend verändern. Von der Erneuerung des menschlichen Geistes ausgehend, sieht man eine umfassende – auch körperliche – Heilung des Menschen als möglich an. Nach dem Verständnis der Glaubensbewegung gilt der Leib als „Vorhof“, die Seele als „Heiligtum“ und der Geist als das „Allerheiligste des Menschen“. Mit Hilfe seines Geistes und seiner Vorstellungskraft habe er teil an der göttlichen Kraft und könne erneuernden und heilenden Einfluss auf Seele und Leib ausüben. Vertreter der Glaubensbewegung sprechen von Gesundheit und Wohlstand als göttlichem Recht, das dem Menschen zusteht.

Seit 1970 bildeten sich auch in Deutschland Zentren, Gruppen und Gemeinden, die von Lehren und Praktiken der Glaubensbewegung beeinflusst sind: Christliche Gemeinde Köln, Gemeinde auf dem Weg, Berlin, die Biblische Glaubensgemeinde in Stuttgart, das Gospel Life Center, früher Wort des Glaubens – Christliches Zentrum e.V. in München.


Einschätzung

Das Glaubensverständnis dieser Bewegung löst den Glauben von seinem Gegenstand ab und macht ihn zu einer göttlichen Kraft im Menschen. Er verliert dabei sein Gegenüber in der Zusage des Evangeliums und wird zum Glauben an eine in der geisthaften Existenz des Menschen begründeten Macht. Lehre und Praxis der Glaubensbewegung werden zugleich mit bestimmt durch zahlreiche fundamentalistische Motive (dualistisches Weltbild, Dämonisierung des Alltags, Unmittelbarkeitspathos, autoritative Führungsstrukturen ...). Theologie und Praxis der Glaubensbewegung werden auch innerhalb der Charismatischen Bewegung kritisch gesehen, der Mut zur deutlichen Abgrenzung ist jedoch schwach ausgebildet. Überzogene Heilungsversprechungen bauen einen Erfolgsdruck auf, der die Gebrochenheit christlichen Lebens unterschätzt und die Verborgenheit Gottes in der Welt nicht ernst genug nimmt. Gegenüber der Heilungspraxis sind Bedenken vor allem deshalb anzumelden, weil Menschen, die keine Heilung erfahren, an ihrem Glauben verzweifeln oder auch psychischen Schaden erleiden können. Es gibt keine bibeltheologischen Gründe dafür, Erfolge und Siege mit Gottes Segen, Misserfolge und Niederlagen mit Gottes Fluch, Gesundheit und Wohlstand mit Gottes Ja, Krankheit und Armut mit Gottes Nein gleichzusetzen. Lehre und Praxis der Glaubensbewegungen können nicht für sich in Anspruch nehmen, Ausdruck eines authentischen christlichen Zeugnisses zu sein.


Dr. Reinhard Hempelmann, Oktober 2005


Literatur
Reinhard Hempelmann, Die Wort- und Glaubensbewegung, in: Panorama der neuen Religiosität, hg. von R. Hempelmann u.a., Gütersloh 22005, 495-499
Dan R. McConnell, Ein anderes Evangelium? Eine historische und biblische Analyse der modernen Glaubensbewegung, Hamburg 1990
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