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Angelologie Die Doktrin von den Engeln


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#1
Rolf

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Angelologie Die Doktrin von den Engeln





By: J. Hampton Keathley, III , Th.M. (Bio)


Translated by Anne Shulz



Teil 1


Einleitung

Die Tatsache, dass Gott ein Reich persönlicher Wesen außerhalb der Menschheit geschaffen hat, ist durchaus ein angemessener Gegenstand für systematisch-theologische Studien, denn die Beschäftigung mit diesem Thema erweitert automatisch unsere Erkenntnis Gottes - dessen, was Er tut und wie Er im Universum wirkt.

Wir sollten nicht denken, dass der Mensch die höchste Form aller geschaffenen Wesen darstellt. So wie der Raum zwischen Mensch und niederen Lebensformen angefüllt ist von Wesen unterschiedlicher Entwicklungsgrade, so existieren möglicherweise auch zwischen Mensch und Gott Kreaturen mit größerer als der menschlichen Intelligenz und Fähigkeit. In der Tat impliziert die Existenz niederer Gottheiten in allen heidnischen Mythologien die Existenz einer höheren Klasse von Wesen zwischen Gott und Mensch - höher als der Mensch und niederer als Gott. Diese Möglichkeit wird zur Gewissheit durch die ausdrückliche und unverhüllte Lehre der Schriften. Es wäre in der Tat traurig, wenn wir uns erlauben würden, Opfer solcher Sinnestäuschung zu sein und so materialistisch, dass wir uns weigern, an eine Kategorie spiritueller Wesen zu glauben, nur weil sie unseren Augen und Händen nicht zugänglich sind.1

Die Lehre von den Engeln oder die Angelologie ist einer der zehn großen Themenbereiche der Theologie, der in vielen systematisch-theologischen Werken entwickelt wurde. Es bestand allerdings immer die Tendenz, ihn zu vernachlässigen. Ryrie schreibt dazu:

Um das zu zeigen, muss man nur betrachten, wie viel Platz die Standardwerke der Theologie der Angelologie einräumen. Eine solche Missachtung dieser Doktrin kann schlicht auf Vernachlässigung beruhen, oder sie könnte eine unausgesprochene Ablehnung dieses Bereiches der biblischen Lehre anzeigen. Selbst Calvin war bei der Diskussion des Themas sehr zurückhaltend (Institutionen I, XIV, 3).2

Obwohl die Doktrin von den Engeln einen wichtigen Platz innerhalb von Gottes Wort einnimmt, wird sie doch oft als ein schwieriges Thema angesehen. Das liegt daran, dass Engel zwar vielfach in der Bibel erwähnt werden, die Merkmale solcher Offenbarungen aber nicht mit der gleichen Deutlichkeit beschrieben werden, wie wir sie bezüglich anderer in der Bibel behandelter Themen oft finden.

Jeder Bezug auf die Engel steht im Zusammenhang mit irgendeinem Ereignis. Engel als solche werden nicht behandelt. Gottes Offenbarung zielt niemals darauf ab, uns über das Wesen der Engel zu unterrichten. Wenn sie erwähnt werden, geschieht das vielmehr, um uns über Gott zu unterrichten, über das, was er tut und wie er es tut. Da für diesen Zweck irgendwelche Einzelheiten über die Engel nicht von Bedeutung sind, werden sie im Allgemeinen übergangen.3

Viele Einzelheiten über die Engel finden in der Bibel keine Erwähnung. Dennoch müssen wir drei wichtige Bestandteile der biblischen Offenbarung, die Gott uns über die Engel zuteil werden ließ, unbedingt im Auge behalten.

(1) Die Erwähnung von Engeln ist Bestandteil der Schrift. In der NASB-Übersetzung wird 196 Mal auf diese himmlischen Wesen Bezug genommen, 103 Mal im Alten Testament und 93 Mal im Neuen Testament.

(2) Desweiteren sind diese vielen Bezugnahmen über die gesamte Bibel verteilt und kommen in mindestens 34 Büchern vor - von den allerältesten Büchern (sei es das Buch Hiob oder auch die Genesis) bis hin zum letzten Buch der Bibel (der Offenbarung).

(3) Und schließlich erwähnt auch der Herr Jesus häufig die Engel, Er, der doch der Schöpfer aller Dinge - einschließlich der englischen Wesen - genannt wird. Paulus schrieb: ,,Denn durch Ihn wurden alle Dinge geschaffen, im Himmel wie auf der Erde, die Sichtbaren und die Unsichtbaren, seien es Throne oder Herrschaften oder Regierungen oder Gewalten (ein Bezug auf die Engel) - alle Dinge sind durch Ihn und für Ihn erschaffen worden."

Während also die Erwähnung von Engeln im Zusammenhang mit anderen Themen scheinbar eher zufällig geschieht, stellt sie doch ein wichtiges Element göttlicher Offenbarung dar und sollte nicht außer Acht gelassen werden - vor Allem nicht in Anbetracht des gegenwärtigen Engel-Fimmels und der vielen falschen Vorstellungen über die Engel. Die Doktrin von den Engeln, so wie sie in diesem Studienbrief dargestellt wird, werde ich daher aus dem erweiterten Korpus der Schrift heraus entwickeln. Das Ziel ist es, die Bibel zu unserer Autorität zu machen und nicht die Mutmaßungen oder Erfahrungen der Menschen, oder das, was den Menschen logisch erscheint.

Obwohl die Theologen bei ihrer Beschäftigung mit den Engeln immer recht zurückhaltend waren, sind wir doch andererseits in den letzten Jahren geradezu bombadiert worden durch eine Art Engel-Manie. In Kindred Spirit [Gleichgesinnte] schrieb Dr. Kenneth Gangel einen Artikel über die verbreitete Diskussion und Faszination selbst der weltliche Bereiche über die Engel. Er betitelte diesen Artikel Angelmania [Engel-Manie].4 Gangel schreibt:

Malcolm Godwin gibt 1990 in seinem Buch Angels: An Endangered Species [Engel - Eine gefährdete Art] die Schätzung ab, dass in den zurückliegenden 30 Jahren in jedem zehnten Schlager ein Engel vorkam. Das aber waren nur romantisches Albernheiten.

Heutzutage nimmt unser Kulturkreis Engel dagegen Ernst, wenn nicht sogar ganz genau. In den letzten zwei Jahren haben Time, Newsweek, Ladies Home Journal, Redbook und eine ganze Reihe anderer populärer Zeitschriften Artikel über Engel veröffentlicht. Mitte 1994 strahlte ABC zur besten Sendezeit ein zweistündiges Special aus mit dem Titel Angels: The Mysterious Messengers [Engel - Geheimnisvolle Botschafter]. Unter der Überschrift In Search of the Sacred [Auf der Suche nach dem Heiligen] stellte ein Artikel in der Newsweek-Ausgabe vom 28. November 1994 fest, dass ,,im vergangenen Jahr 20% der Amerikaner eine Offenbarung von Gott erhalten und 13% einen Engel gesehen oder seine Gegenwart gespürt" hatten (S. 54).

Newsweek hat Recht: Die moderne Gesellschaft, so weltlich und hoffnungslos materialistisch sie auch erscheinen mag, sucht verzweifelt nach spiritueller und übernatürlicher Bedeutung. Wenn Engel diese zu bieten haben, na, dann nehmen wir eben Engel. Mit Sicherheit sind sie zumindest fröhlicher und lichter als unsere anhaltende Vernarrtheit in Filme über Dämonen und böse Geister oder die endlosen Drakula-Wiederholungen.5

Die Buchhandlungen sind voll von Büchern über Engel, und viele Menschen behaupten, dass sie Erfahrungen mit Engeln haben. Auf einem unserer größten Sender läuft eine beliebte Sendung unter dem Titel Touched By An Angel [Vom Engel berührt]. Natürlich ist das nur eine Geschichte, die unterhalten soll, aber sie verdeutlicht unsere Faszination von diesem Thema. Zugleich verdeutlicht sie aber auch, wie armselig unser Verständnis dessen ist, was uns die Bibel wirklich über die Engel und über Gott lehrt. Mit diesen Bemerkungen will ich keineswegs pauschal alle so genannen Begegnungen mit Engeln diskreditieren, über die man gelegentlich liest oder hört. Warum? Weil, wie weiter unten im Detail dargestellt, Engel Diener Gottes sind, die vom Verfasser des Hebräerbriefes bezeichnet werden als ,,dienstbare Geister, ausgesandt den Dienst an denen zu vollbringen, die das Heil erben werden". Vergleiche auch Psalm 91:11 und Matthäus 4:11. So können wir sicherlich aufgrund des inspirierten und unfehlbaren Wesens der Schriften voll und ganz auf die Lehren der Bibel über die Engel vertrauen und ,,mit einem vielleicht geringeren Grad an Sicherheit die persönlichen Erfahrungsberichte seriöser Christen betrachten".6

Eine wichtige Frage bleibt zu beantworten: Warum ist unsere Kultur so sehr fasziniert von den Engeln? Erstens hat der Mensch immer eine Neigung zum Wunderbaren oder Übernatürlichen, zu dem, was ihn - wenigstens für den Augenblick - aus dem Alltäglichen und Schmerzhaften des Lebens heraus hebt. Aber das ist nicht Alles. Das Interesse an den Engeln ist auch Teil der Pendelschwingungen der Gesellschaft. In der Vergangenheit bewegte sich die Gesellschaft von den großen mystischen Spekulationen des Mittelalters hin zum Rationalismus des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Jetzt, nachdem Rationalismus und Materialismus dem Leben keine ausreichenden Antworten und keine Bedeutung geben konnten, lassen die Leere im Herzen des Menschen und die Vergeblichkeit seiner Bestrebungen sein Interesse am Mystischen, Übernatürlichen und Spirituellen wieder erwachen. Tragisch daran ist, dass unsere Kultur dies unabhängig von Gottes Offenbarung, der Bibel, vollzieht. Das Pendel schwingt zurück zum Mystizismus, wie man an der New Age-Bewegung, dem Okkultismus und den verschiedenen Kulten deutlich sehen kann. So wird der Glaube an Satan, an Dämonen oder an Engel heutzutage immer gängiger und ersetzt die Beziehung zu Gott durch Christus. Diese Neigungen entstehen also nicht, weil die Menschen der Bibel glauben, sondern durch den Aufschwung okkulter Erscheinungen und durch die Sinnlosigkeit eines Lebens ohne Gott (s. Eph 2:12 und 4:17-19).

Eine einfache Definition

Engel sind spirituelle Wesen, die von Gott erschaffen wurden, um Ihm zu dienen; andererseits wurden sie höher als der Mensch geschaffen. Manche, die guten Engel, sind Ihm gehorsam geblieben und führen Seinen Willen aus. Andere dagegen, die gefallenen Engel, wurden ungehorsam, fielen aus ihrem heiligen Stand und stehen nun in aktiver Opposition zum Werk und Plan Gottes.

Bezeichnungen für die Engel


Allgemeine Bezeichnungen

Engel
Zwar werden auch andere Begriffe für diese spirituellen Wesen benutzt, doch das hauptsächlich in der Bibel verwendete Wort ist Engel. Drei weitere Begriffe, die sich eindeutig auf die Engel beziehen, sind Seraphim (Jes 6:2), Cherubim (Hes 10:1-3) und dienstbare Geister, wobei das Letztere vielleicht eher eine Beschreibung als eine Bezeichnung darstellt (Heb 1:13). Mehr darüber später bei der Abhandlung der Einteilung der Engel.

Das hebräische Wort für Engel ist mal`ach und das griechische Wort angelos. Beide Worte haben die Bedeutung ,,Bote" und beschreiben Jemanden, der die Absichten und den Willen dessen ausführt, dem er dient. Der Zusammenhang muss jeweils klären, ob ein menschlicher Bote zu sehen ist oder eines der himmlischen Wesen, die als Engel bezeichnet werden, oder ob sich das Wort, wie unten ausgeführt, auf die zweite Person der Dreifaltigkeit bezieht. Die heiligen Engel sind Botschafter Gottes; sie dienen Ihm und führen Seine Anweisungen aus. Gefallene Engel dienen Satan, dem Gott dieser Welt (aion, ,,Zeitalter") (2.Kor 4:4).

Beispiele für Verwendungen, die sich nicht auf himmlische Wesen beziehen:

(1) Für menschliche Boten mit Botschaften von Mensch zu Mensch (Luk 7:24, Jak 2:25).

(2) Für menschliche Boten, die eine göttliche Botschaft überbringen (Hag 1:13, Gal 4:14).

(3) Für ein unpersönliches Agens; Paulus' Dorn im Fleisch, der als ein Bote Satans bezeichnet wird (2.Kor 12:7).

(4) Für die Botschafter der sieben Gemeinden (Off 2-3). Das Wort wird auch in Verbindung mit den sieben Gemeinden Asiens gebraucht: ,,An den Engel der Gemeinde in ...". Manche gehen davon aus, dass damit ein besonderer Botschafter oder eine Delegation gemeint sind, die der Gemeinde als Lehrer und Älteste gesandt werden; Andere verstehen die Formulierung als Bezug auf einen Schutzengel.

Damit ist der Begriff angelos nicht nur ein Artname, der auf eine bestimmte Kategorie von Wesen (nämlich die Engel) angewendet wird, sondern er beschreibt und bekundet auch ihr Amt und ihren Dienst. Wenn wir also das Wort Engel lesen, sollten wir es in diesem Sinne auffassen.

Heilige
Die nicht gefallenen Engel werden auch als Heilige bezeichnet (Ps 89:5,7). Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens wurden sie durch die Schöpfung eines heiligen Gottes vollkommen und ohne jegliche Fehler noch Sünde geschaffen. Zweitens werden sie auch ihres Auftrags wegen heilig genannt: Sie wurden von Gott und für Gott ,,abgesondert" als Seine Diener und Gehilfen Seiner Heiligkeit (vgl. Jes 6).

Heerscharen
Heerscharen entspricht dem hebräischen tsaba, ,,Armee, Streitmacht, Heerscharen". Es ist ein Begriff aus dem militärischen Bereich und beinhaltet die Vorstellung einer Kriegführung. Wenn Engel als die Heerscharen bezeichnet werden, ruft das in uns zwei unterschiedliche Vorstellungen hervor. Erstens wird der Begriff gebraucht, um Gottes Engel als die ,,himmlischen Heere" zu beschreiben, die in Gottes Armee der geistlichen Kriegführung dienen (Ps 89:6,8; 1.Sam 1:11, 17:45). Zweitens macht der Begriff uns darauf aufmerksam, dass die Engel als eine riesige Schar himmlischer Wesen Gott umgeben und Ihm dienen, so wie es beispielsweise in dem Ausdruck ,,Herr der Heerscharen" (Jes 31:4) deutlich wird. Daneben schließt tsaba aber manchmal auch das Heer der Himmelskörper mit ein, die Sterne des Universums.

Problematische Bezeichnungen

Söhne Gottes
In ihrem heiligen Zustand werden die nicht gefallenen Engel Söhne Gottes genannt, in dem Sinne, dass sie durch den Schöpfungsakt Gottes entstanden sind (Hi 1:6, 38:7). Obwohl nirgendwo gesagt wird, dass sie nach dem Bilde Gottes geschaffen wurden, können sie doch als Söhne Gottes bezeichnet werden, weil sie wie Gott Persönlichkeit besitzen. (Darauf werde ich später in diesem Beitrag noch eingehen.). Der Begriff wird auch in Genesis 6:2 verwendet, wo gesagt wird, dass die ,,Söhne Gottes" sich Frauen aus den ,,Töchtern der Menschen" nahmen. Manche Gelehrten fassen das so auf, dass die Söhne Gottes in Genesis 6:2 sich auf die Nachkommen der gerechten Abstammungslinie von Seth bezieht und die Töchter der Menschen auf die gottlose Linie der Kainiten. Andere glauben, in Übereinstimmung mit dem Gebrauch der Söhne Gottes im Buch Hiob, dass sich der Begriff auf gefallene Engel bezieht, die sich mit den Töchtern der Menschen vereinigten und so eine außerordentlich böse und mächtige Nachkommenschaft hervorbrachten; diese war dann für die außergewöhnliche Schlechtigkeit zu Noahs Zeiten verantwortlich. Die meisten Vertreter dieser letzteren Ansicht sehen sich bestätigt durch 2.Petrus 2:4-6 und Judas 6-7.7 Wieder Andere glauben, dass sich der Begriff auf Despoten, auf mächtige Herrscher bezieht. Ross schreibt:

Es geht auf jeden Fall um die Hybris, das stolze Überschreiten von Grenzen. Hier bezieht sich das auf die ,,Söhne Gottes", eine mächtige und begehrliche Truppe, die nach Ruhm und Fortpflanzung strebte. Wahrscheinlich handelte es sich um mächtige Herrscher, die von gefallenen Engeln gesteuert (besessen) waren. Es ist möglich, dass gefallene Engel ihren Aufenthaltsort verließen und die Körper menschlicher Despoten und Krieger, der Mächtigen der Erde, bewohnten.8

Der Engel des Herrn

Das zweite Problem betrifft die Identität des Engels des Herrn, wie er im Alten Testament auftaucht. Eine sorgfältige Betrachtung der zahlreichen Textstellen, wo dieser Begriff verwendet wird, legt nahe, dass es sich dabei nicht um einen gewöhnlichen Engel handelt, sondern um eine Theophanie oder, besser gesagt, eine Christophanie, eine Erscheinung Christi vor seiner Menschwerdung. Der Engel wird dargestellt als Gott, spricht als Gott und nimmt die göttlichen Vorrechte für Sich in Anspruch. An anderen Stellen aber wird Er von Gott unterschieden (Gen 16:7-14, 21:17-18, 22:11-18, 31:11-13; Ex 3:2; Ri 2:1-4, 5:23, 6:11-22, 13:3-22; 2.Sa 24:16; Sach 1:12, 3:1, 12:8). Auch die Tatsache, dass nach der Menschwerdung Christi kein eindeutiger Bezug auf den Engel des Herrn mehr auftaucht, spricht dafür, dass es sich bei dem Engel des Herrn um eine Christophanie handelt. Bei den Erwähnungen eines Engels des Herrn in Lukas 1:11 und 2:8 und in der Apostelgeschichte 5:19 fehlt im griechischen der bestimmte Artikel, so dass es sich dort wohl um einen gewöhnlichen Engel handelt.


Ursprung, Wesen und Anzahl der Engel


Engel sind erschaffene Wesen
Die Tatsache ihrer Erschaffung

Dass Engel geschaffene Wesen sind und nicht die Geister dahingeschiedener oder verherrlichter Menschen, wird in Psalm 148 dargestellt. Dort ruft der Psalmist Alles im Himmel, einschließlich der Engel, auf, Gott zu preisen. Sie sollen dies tun, ,,denn Er gebot, da waren sie geschaffen" (Ps 148:1-5). Die Engel wie auch die Höhen des Himmels werden also als von Gott geschaffen bezeichnet.

Da Gott Geist ist (Joh 4:24), liegt die Annahme nahe, dass es geschaffene Wesen gibt, die Gott ähnlicher sind als die weltlichen Geschöpfe, die das Materielle und das Immaterielle in sich vereinen. Es gibt ein Reich der Materie, das Tierreich und das Reich des Menschen. Entsprechend kann man annehmen, dass es auch ein englisches oder geistiges Reich gibt. Angelologie stützt sich jedoch nicht auf Argumente oder Annahmen, sondern auf Offenbarung.9

Der Zeitpunkt ihrer Erschaffung
Obwohl nirgends die genaue Zeit ihrer Erschaffung erwähnt wird, wissen wir doch, dass sie vor der Erschaffung der Welt geschaffen wurden. Im Buch Hiob wird gesagt, dass sie anwesend waren, als die Erde geschaffen wurde (Hi 38:4-7). Also lag ihre Erschaffung vor der der Erde, wie sie in Genesis 1 beschrieben wird.

Das Werkzeug ihrer Erschaffung
Die Schriften stellen ausdrücklich fest, dass Christus - als derjenige, durch den alle Dinge geschaffen sind - der Schöpfer der Engel ist (vgl. Joh 1:1-3 und Kol 1:16).

Die Schöpfung des Sohnes umfasst ,,alle Dinge" im Himmel und auf Erden, Sichtbare und Unsichtbare. Diese stehen für das gesamte Universum, die materielle wie auch die immaterielle Welt. Die Begriffe Throne (thronoi), Mächte (kuriothetes), Herrscher (arcai) und Gewalten (exousiai) beziehen sich auf eine streng geordnete Hierarchie englischer Wesen. Das deutet nicht nur auf ein streng geordnetes Reich in der geistigen Welt der Engel hin, sondern zeigt auch, dass Paulus mit seinem Schreiben eine drohende Form des Gnostizismus widerlegen wollte, die die Anbetung von Engeln anstelle der Anbetung Christi propagierte (vgl. Kol 2:18). Darin zeigt Paulus die Vorrangstellung und den rechten Ort für die Anbetung als vorrangig auf (vgl. Eph 1:21, 3:10, 6:12; Php 2:9-10; Kol 2:10,15).10

Die Anzahl und die Art ihrer Erschaffung
Die Engel wurden auf Einmal als Heer oder Gemeinschaft erschaffen. Gott schuf den Menschen und das Tierreich paarweise, mit dem Auftrag und der Fähigkeit zur Fortpflanzung. Die Engel dagegen wurden alle zugleich erschaffen als eine Gemeinschaft, als das ungezählte Heer von Zehntausenden (Kol 1:16; Ne 9:6). Das wird durch die Tatsache nahe gelegt, dass Engel nicht sterben oder sonstwie ausgelöscht werden und dass sie sich nicht fortpflanzen oder vermehren wie die Menschen. Hebräer 9:27 sagt: ,,... wie es dem Menschen zugewiesen ist, einmal zu sterben, und nach diesem kommt das Gericht, ...". Während die gefallenen Engel in der Zukunft gerichtet und für immer dem Feuersee übergeben werden (Mat 25:41; 1.Kor 6:4; 2.Pe 2:4; Jud 6), gibt es doch nirgendwo irgendeine Erwähnung dessen, dass Engel sterben (s. Luk 20:36). Und doch sind sie eine unzählbare Schar, erschaffen vor der Erschaffung der Erde (vgl. Hi 38:7; Ne 9:6; Ps 148:2,5; Heb 12:22; Da 7:10; Mat 26:53; Off 5:11 mit Mat 22:28-30; Luk 20:20-36).

Engel sind geistige Wesen

Ihre Wohnstätte
Formulierungen wie ,,die Engel im Himmel" (Mar 13:32) und ,,ein Engel vom Himmel" legen nahe, dass es für Engel festgelegte Wohnsitze oder Zentren ihrer Aktivität gibt. Im Rahmen ihres Dienstes und ihrer Fähigkeiten, die ihnen als Diener Gottes zuteil wurden, haben sie jedoch Zugang zum gesamten Universum. Sie werden als im Himmel und auf der Erde Dienende dargestellt (vgl. Jes 6:1ff; Da 9:21; Off 7:2, 10:1).

Obgleich die gefallenen Engel offenbar eine andere Wohnstätte als den Himmel selbst haben, wird doch kein spezifischer Ort dafür angegeben, außer dass Satan nach der Wiederkunft Christi tausend Jahre lang im Abgrund gebunden sein und dann losgelassen werden wird (Off 20:3). Genauso werden die Plagen, die ja anscheinend von Dämonen herrühren, als vom Abgrund her kommend bezeichnet (Off 9:1-30). Die gefallenen Engel haben auch einen König, der als ,,der Engel des Abgrunds" bezeichnet wird (Vers 11). Der Bestimmungsort für die gefallenen Engel ist der Feuersee (Mat 25:41); die heiligen Engel aber werden in den neuen Himmeln und auf der neuen Erde wohnen, die in Offenbarung 21-22 beschrieben werden.11

Die Erwähnung des Abgrunds bringt uns noch auf einen weiteren wichtigen Gesichtspunkt im Hinblick auf den Wohnsitz der gefallenen Engel. Ryrie schreibt:

Die Schriften weisen eindeutig auf zwei unterschiedliche Gruppen von gefallenen Engeln hin: die Einen, die etwas Freiheit haben um Satans Pläne auszuführen, und die Anderen, die gefangen gehalten werden. Von den Gefangenen werden Manche vorübergehend festgehalten, während Andere für immer im Tartarus gefangen sind (2.Pe 2:4 und Jud 6). Die Griechen sahen den Tartarus als einen Ort der Bestrafung noch unter dem Hades an. Die vorübergehend Festgehaltenen befinden sich im Abgrund (Luk 8:31; Off 9:1-3,11). Einige wurden offenbar dorthin übergeben, um dort auf das Jüngste Gericht zu warten; Andere aber werden losgelassen werden, um auf der Erde aktiv zu werden (Off 9:1-3,11,14, 16:14).12 (Hervorhebung durch den Verfasser)

Auch Judas spricht von einer Wohnstätte der Engel:

Judas 1:6 Und die Engel, die ihre ursprüngliche Stellung nicht wahrten, sondern ihre angemessene Wohnstätte verließen, hat Er in ewigen Fesseln unter der Finsternis für das Gericht des großen Tages aufbewahrt.

Über die Bedeutung dieser Textstelle herrscht Uneinigkeit; sie zeigt uns aber auf jeden Fall, dass Engel nicht nur ein zugeteiltes Gebiet bzw. einen Aufenthaltsbereich, sondern auch einen Wohnsitz haben.

Am wahrscheinlichsten bezieht sich diese Stelle auf die Engel (,,Söhne Gottes"; vgl. Gen 6:4; Hi 1:6, 2:1), die auf die Erde kamen und sich mit Frauen einließen. Diese Interpretation wird im pseudo-epigraphischen Buch Henoch (7, 9:8, 10:11, 12:4) dargelegt, aus dem Judas in Vers 14 zitiert, und sie ist verbreitet in der intertestamentarischen Literatur und bei den frühen Kirchenvätern (z.B. Justin, Apologie 2.5). Diese Engel ,,wahrten nicht die ihnen zugewiesene Stellung" (ten heauton archen). Die Verwendung des Wortes arche für Reich, Stellung oder Sphäre ist ungewöhnlich, hier aber wohl so beabsichtigt (vgl. BAG, S. 112). Daraus folgt, dass Gott den Engeln festgelegte Verantwortlichkeiten (arche, ,,Stellung") und einen festgelegten Ort (oiketerion) zuwies. Wegen ihrer Rebellion aber hat Gott die gefallenen Engel in Finsternis und ewigen Fesseln gehalten oder aufbewahrt (tetereken, Perfekt), wo sie das Jüngste Gericht erwarten. Offenbar sind einige der gefallenen Engel gebunden, während Andere nicht gebunden und als Dämonen unter den Menschen aktiv sind.13

Ihre Immaterialität
Obwohl sie sich bei verschiedenen Gelegenheiten, wie z.B. in Genesis 18:3, in menschlicher Gestalt offenbarten (Angelophanien), werden sie in Hebräer 1:14 doch als ,,Geister" beschrieben, was vermuten lässt, dass sie keinen materiellen Körper wie die Menschen besitzen. Dafür spricht auch, dass sie im Hinblick auf Heirat und Fortpflanzung nicht wie ein menschliches Wesen funktionieren (Mar 12:25) und dass sie auch nicht sterben müssen (Luk 20:36).

Die Menschheit, einschließlich unseres Fleisch gewordenen Herrn, steht ,,niedriger als die Engel" (Heb 2:7). Engel sind nicht den gleichen Begrenzungen unterworfen wie die Menschen, insbesondere deshalb, weil sie nicht sterben können (Luk 20:36). Engel besitzen mehr Weisheit als die Menschen (2.Sa 14:20), aber ihre Weisheit ist dennoch begrenzt (Mat 24:36). Engel besitzen mehr Macht als die Menschen (Mat 28:2; Apg 5:19; 2.Pe 2:11), und doch ist ihre Macht begrenzt (Da 10:13).

Jedoch unterliegen Engel auch Beschränkungen im Vergleich zum Menschen, insbesondere in Bezug auf ihre Zukunft. Engel sind nicht nach dem Bilde Gottes geschaffen und daher teilen sie auch nicht die herrliche Bestimmung des Menschen zur Erlösung in Christus. Wenn das gegenwärtige Zeitalter zum Abschluss kommt, werden die erlösten Mensch über die Engel erhöht werden (1.Kor 6:3).14

Millard Erickson schreibt:

Dass Engel Geister sind, kann man auch aus den folgenden Erwägungen ableiten:

Dämonen (gefallene Engel) werden als Geister beschrieben (Mat 8:16; Luk 7:21, 8:2, 11;26; Apg 19:12; Off 16:14).

Es wird uns gesagt, unser Kampf sei ,,nicht gegen Fleisch und Blut, sondert gegen die Mächte, gegen die Gewalten, gegen die Weltenherrscher der gegenwärtigen Finsternis, gegen die geistigen Heerscharen des Bösen an himmlischen Orten (Eph 6:12).

In Kolosser 1:16 entspricht das Unsichtbare, das Paulus erwähnt, anscheinend den himmlischen Heeren.

Dass Engel Geistwesen sind, folgt anscheinend (aber nicht unbedingt) auch aus Jesus' Äußerungen, dass Engel nicht heiraten (Mat 22:30) und nicht sterben (Luk 20:36).15

Obwohl Engel Geistwesen und sehr mächtig sind, sind sie doch nicht allmächtig, allwissend oder allgegenwärtig. Sie können nicht überall zugleich sein.

Ihre Erscheinungsformen
Da Engel Geistwesen sind, kann man sie normalerweise nicht sehen; es sei denn, Gott verleiht die Fähigkeit sie zu sehen oder aber sie manifestieren sich als Erscheinung. Bileam konnte den Engel, der ihm im Weg stand, nicht sehen, bis der Herr ihm die Augen öffnete (Num 22:31), und Elisas Knecht konnte die Schar der Engel um ihn herum nicht sehen, bis Elisa darum betete, dass ihm die Augen geöffnet würden (2.Kö 6:17). Wenn Engel gesehen wurden, wurden sie nach dem Bericht der Schrift häufig für Menschen gehalten, weil sie sich in einer Menschen-ähnlichen Erscheinung manifestiert hatten (Gen 18:2,16,22, 19:1,5,10,12,15,16; Ri 13:6, Mar 16:5, Luk 24:4). Manchmal erscheinen sie so, dass sich Gottes Herrlichkeit darin manifestiert (Luk 2:9, 9:26), oder mit einer Art von leuchtendem Gewand (vgl. Mat 28:3; Joh 20:12; Apg 1:10 mit Hes 1:13; Da 10:6). Immer aber erschienen sie als wirkliche Menschen, nie als Gespenster oder als geflügelte Tiere (vgl. Gen 18:2, 19:1; Mar 16:3; Luk 24:4).

Gelegentlich werden sie allerdings in anderen Gestalten und Manifestationen dargestellt, zum Beispiel mit Flügeln oder als ein Mischwesen aus Mensch, Tier und Vogel, wie in Hesekiel 1:5f. und Jesaja 6:6. Anscheinend kamen solche Manifestationen aber nur im Rahmen von Visionen oder besonderen Offenbarungen Gottes vor. Kein Engel erschien buchstäblich in einer solchen Gestalt.

Auch erschienen sie offenbar immer als jugendliche oder erwachsene Männer (Mar 16:5), aber niemals als alte Männer - vielleicht deshalb, weil sie weder altern noch sterben (Luk 20:36).

In der gegenwärtige Faszination unserer Kultur, oben als Engel-Manie bezeichnet, stellt man sich Engel gemeinhin als geflügelte Kreaturen vor, und meistens als weiblich.

Einige der gängigen Vorstellungen finden keine Unterstützung aus dem Zeugnis der Schrift. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Engel in weiblicher Gestalt erscheinen. Auch werden sie nirgends ausdrücklich als geflügelt bezeichnet, obwohl Daniel 9:21 und Offenbarung 14:6 davon sprechen, dass sie fliegen. Die Cherubim und Seraphim (Ex 25:20; Jes 6:2), wie auch die symbolischen Geschöpfe aus Hesekiel 1:6 (vgl. Off 4:8) werden als geflügelt dargestellt. Wir haben jedoch keine Gewähr, dass das, was für Cherubim und Seraphim gilt, auch für Engel im Allgemeinen zutrifft. Da nirgends ausdrücklich festgestellt wird, dass Engel als Solche geflügelt seien, kann man das bestenfalls als Schlussfolgerung - aber nicht als zwangsläufige Schlussfolgerung - aus den Bibelstellen betrachten, in denen Engel als fliegend beschrieben werden.16

Engel erscheinen in den Schriften zwar allgemein als Männer; Sacharja 5:9 könnte aber vermuten lassen, dass das nicht immer so ist. Die zwei Frauen, von denen in diesem Text die Rede ist, werden zwar nicht ausdrücklich als Engel bezeichnet, aber sie sind eindeutig Werkzeuge Gottes oder Kräfte Satans, wie - gute oder böse - Engel.

Ihre Heiligkeit
Alle Engel wurden heilig erschaffen, ohne Sünde und in einem Zustand vollkommener Heiligkeit.

Ursprünglich wurden alle englischen Geschöpfe als heilig erschaffen. Gott sprach, dass Seine Schöpfung gut sei (Gen 1:31), und Er konnte natürlich keine Sünde erschaffen. Selbst nachdem die Sünde in die Welt kam, werden Gottes Engel, die sich nicht gegen Ihn aufgelehnt haben, noch heilig genannt (Mar 8:38). Diese sind die auserwählten Engel (1.Tim 5:21), im Gegensatz zu den bösen Engeln, die Satan in seiner Rebellion gegen Gott folgten (Mat 25:41).17

Ihre Kreatürlichkeit
Als geschaffene Wesen sind sie natürlich reine Kreaturen. Sie sind nicht göttlich und dürfen ausdrücklich nicht angebetet werden (s. Kol 2:18; Off 19:10, 22:9). Als eigenständige Klasse von Geschöpfen sind sie anders und höher als die Menschen, und ihre Macht übertrifft die Fähigkeiten des Menschen in diesem gegenwärtigen Zeitalter bei Weitem (vgl. 1.Kor 6:3; Heb 1:14, 2:7). Aber als Geschöpfe sind ihre Fähigkeiten, ihr Wissen und ihre Aktivitäten doch begrenzt (1.Pe 1:11-12; Off 7:1). Wie die gesamte Schöpfung stehen die Engel unter Gottes Autorität und unterliegen Seinem Gericht (1.Kor 6:3; Mat 25:41).

Nach der Offenbarung, die Johannes gegeben wurde, fiel der Apostel bei zwei Gelegenheiten in Anbetung auf sein Gesicht. Der Engel aber verbot Johannes umgehend, ihn anzubeten, und er gab auch den Grund dafür an: Engel sind nur ,,Mitdienende" und aufgerufen Gott so zu dienen, wie es alle Kreaturen Gottes tun sollten. Daher wurde Johannes aufgefordert, ,,Gott anzubeten". Die Verehrung von Engeln (wie auch von allen anderen Dingen religiöser Verehrung) lenkt von der Anbetung Gottes ab und spricht dem Gegenstand der Verehrung gottähnliche Macht zu. Engel sind mächtig und in vielerlei Hinsicht überwältigend, aber sie sind, wie wir auch, nur Geschöpfe und Diener des lebendigen Gottes, der allein unsere Anbetung verdient. Das bedeutet, dass wir nicht zu ihnen beten oder auf sie vertrauen sollen, wenn Gott sie auch einsetzen mag, um unseren Bedürfnissen auf mancherlei Art nachzukommen. Unser Vertrauen muss auf Gott ruhen, nicht auf Engeln. Sie dienen für uns auf Gottes Geheiß, unter Seiner Autorität und Macht. Obwohl das Werkzeug zur Hilfe oder Befreiung manchmal ein Engel war, erkannten die Gläubigen des Neuen Testaments doch, dass es der Herr war, der sie befreite (s. Apg 12:11).

In der Apostelgeschichte 27:23-25 erzählt Lukas von einer Begegnung des Paulus mit einem Engel, der ihm eine Botschaft des Herrn überbrachte. Paulus aber verehrte nicht den Engel, sondern sein Glauben ruhte auf dem Gott, dem er diente.

23 Denn in derselben Nacht stand ein Engel des Gottes, dem ich angehöre und dem ich diene, vor mir 24 und sprach: ,,Fürchte dich nicht, Paulus; du musst vor Cäsar treten, und siehe, Gott hat dir alle, die mit dir segeln, versprochen." 25 Darum seid guten Mutes, ihr Männer, denn ich glaube Gott, dass es genau so eintreffen wird, wie mir gesagt wurde.

Chafer macht eine interessante Bemerkung über die Tatsache, dass Engel für die Menschen unsichtbar sind:

Dass Engel unsichtbar für das menschliche Auge gemacht wurden, mag daran liegen, dass sie, wären sie denn sichtbar, sicher angebetet würden. Der Mensch, der so sehr zum Götzendienst neigt, dass er sogar das Werk seiner eigenen Hände verehrt, könnte der Anbetung der Engel kaum widerstehen, wenn sie vor seine Augen träten.18

Die Gemeinde in Kolossä war von falschen Lehrern unterwandert worden, die eine falsche Bescheidenheit und die Verehrung von Engeln als Bestandteil des spirituellen Weges lehrten. Es scheint, dass diese Lehrer behaupteten, durch Visionen in Verbindung mit ihrer Engelsanbetung besondere mystische Einsichten gewonnen zu haben. Diesbezüglich schreibt Paulus:

Kolosser 2:18 Lasst euch nicht um den Siegespreis bringen von irgendeinem, der Gefallen hat an falscher Bescheidenheit und der Anbetung von Engeln. Solch ein Mensch geht bis ins kleinste Detail über das, was er gesehen hat, und in seinem ungeistlichen Sinn ist er aufgeblasen durch eitle Vorstellungen (NIV).

Der ein solches Urteil zu fällen versucht, wird als Jemand beschrieben, ,,der Gefallen hat an falscher Bescheidenheit und der Anbetung von Engeln." Der Zusammenhang legt die Vermutung nahe, dass er diese Dinge auch den Kolossern aufnötigen will, und dass das der Weg ist, auf dem er sie um ihren Siegpreis zu bringen versucht.19

Das war der Versuch, sich widerrechtlich die herausragende und alleinzureichende Stellung Christi als Erlöser und Herr anzueignen, und damit ein dämonischer Akt (vgl. Kol 2:10). Kein Wunder also, dass der Verfasser des Hebräerbriefes, in der ausführlichsten Abhandlung über die Engel innerhalb des Neuen Testamentes (Heb 1:5-29), den Vorrang Christi selbst vor den mächtigen Engeln hervorhebt (Heb 1:2-4,13). Dabei beschließt er seine Argumentation mit einer Frage, die zeigen soll, dass Christus, Gottes eigener Sohn und Leuchte Seiner Herrlichkeit, der zur Rechten Gottes sitzt, gegenüber den Engeln eine Vorrangstellung hat, denn er fragt: ,,Sind sie nicht allzumal dienstbare Geister, ausgesandt den Dienst an denen zu vollbringen, die das Heil erben werden?" (Heb 1:14).

Ihre Persönlichkeiten
Zu einer Persönlichkeit gehören mehrere Eigenschaften, und die Engel weisen alle davon auf - persönliche Existenz, Intellekt, Emotionen und Willen. Überall in der Bibel sehen wir sie immer wieder als Persönlichkeiten agieren. Ryrie schreibt:

Engel können also als Persönlichkeiten betrachtet werden, denn sie weisen diese Aspekte von Intelligenz, Emotionen und Willen auf. Das trifft sowohl für die guten wie für die bösen Engel zu. Gute Engel, Satan und die Dämonen besitzen Intelligenz (Mat 8:29; 2.Kor 11:3; 1.Pe 1:12). Gute Engel, Satan und die Dämonen zeigen Emotionen (Luk 2:13; Jak 2:19; Off 12:17). Gute Engel, Satan und die Dämonen machen ihren Willen deutlich (Luk 8:28-31; 2.Tim 2:26; Jud 6). Daher kann man sagen, dass sie Personen sind. Die Tatsache, dass sie keinen menschlichen Körper haben, tut ihrem Person-Sein keinen Abbruch (ebensowenig wie dem Gottes).20

Für die gefallenen Engel werden sogar persönliche Handlungen, wie Lügen und Sündigen, beschrieben (Joh 8:44; 1.Jo 3:8-10). Manche Menschen betrachten Engel - Satan eingeschlossen - nur als die abstrakte Personifizierung von Gut und Böse; so etwas aber steht überhaupt nicht im Einklang mit der Lehre der Schrift.

Ihre Kräfte und Fähigkeiten
Ihr Wissen: Jesus sagte: ,,Von dem Tag aber und von der Stunde weiß Niemand, nicht einmal die Engel im Himmel und auch nicht der Sohn, sondern nur der Vater allein" (Mat 24:36). Diese Äußerung des Herrn legt zwei Schlussfolgerungen nahe: (1) Der Ausdruck ,,nicht einmal die Engel" impliziert, dass Engel übermenschliches Wissen haben, aber (2) die Hauptaussage dieses Bibelverses zeigt, dass ihr Wissen begrenzt ist; sie sind nicht allwissend. Auch die Tatsache, dass sie bei einigen der himmlischen Beratungen anwesend waren, dass sie an der Übermittlung von Offenbarungen beteiligt waren (Gal 3:19) und dass sie von Gott benutzt wurden, um - wie bei Daniel und Sacharja - Visionen zu deuten, lässt vermuten, dass ihr Wissen größer ist als unseres.

Ryrie schlägt drei Gründe für ihr überlegenes Wissen vor:

(1) Engel wurden als eine höhere Klasse von Wesen im Universum geschaffen, als es die Menschen sind. Daher besitzen sie von Natur aus größeres Wissen. (2) Engel studieren die Bibel sorgfältiger als es manche Menschen tun und erlangen daraus Wissen (Jak 2:19; Off 12:12). (3) Engel erwerben Wissen durch langfristige Beobachtung der menschlichen Aktivitäten. Im Gegensatz zu den Menschen müssen sie die Vergangenheit nicht erforschen, denn sie haben sie erlebt. Daher wissen sie, wie Andere in bestimmten Situationen agiert und reagiert haben, und können mit größerer Genauigkeit voraussagen, wie wir unter ähnlichen Umständen handeln werden. Die Erfahrungen aus ihrer Langlebigkeit verleihen ihnen höheres Wissen.21

Ihre Kraft: Da der Mensch niedriger als die Engel geschaffen wurde und Beschränkungen unterliegt, die die Engel nicht kennen, sollte man annehmen, dass sie auch übermenschliche Kräfte besitzen. Unter Anderem aus den folgenden zwei Erwägungen geht hervor, dass Engel mehr Kraft haben als ein Mensch:

(1) Direkte Aussagen der Schrift: Die Schrift spricht ganz konkret über die überlegene Kraft der Engel. Psalm 103:20 impliziert zumindest große Kräfte, wenn es heißt: ,,Segnet den Herrn, o ihr, seine Engel, ihr Mächtigen, die ihr Sein Wort ausführt." Außerdem erwähnt 2.Thessalonicher 1:7 die Wiederkunft des Herrn mit Seinen mächtigen Engeln in flammendem Feuer. Weiterhin lautet 2.Petrus 2:11: ,,Engel dagegen, die doch größer sind an Stärke und Macht, bringen keine schmähende Anklage gegen sie vor vor dem Herrn." Die einzige Frage, die sich hier stellt, ist: Mit wem werden sie verglichen? In dem gegebenen Zusammenhang ist hauptsächlich von den falschen Lehrern (menschlicher Natur) die Rede. Aufgrund von Vers 10 wird gelegentlich jedoch auch angenommen, dass der Vergleich zwischen den ,,englischen Herrlichkeiten" aus Vers 10 gezogen wird, also zwischen den guten und den bösen Engeln. Wenn das zutrifft, sagt dieser Vers aus, dass die guten Engel stärker sind als die bösen.

(2) Beschreibung ihrer Taten in der Schrift: Obwohl ihre große Macht immer eine von Gott übertragene Macht ist, zeigen die großen Werke, die sie beispielsweise bei der Vollstreckung des göttlichen Gerichts vollbringen, doch ihre übermenschliche Stärke (vgl. 2.Ch 32:21; Apg 12:7-11; sowie die zahlreichen Erwähnungen von Taten der Engel in der Offenbarung). Für die überlegene Stärke der Engel spricht in dieser Hinsicht auch Elisas Vertrauen und sein Gebet, dass auch sein Diener das Heer der Engel sehen könne, das sie im Angesicht menschlicher Streitkräfte umgab (2.Kö 6:15-17). Sein Vertrauen beruhte sicher nicht einfach nur auf der großen Anzahl der Engel. Beispiele für ihre Kraft werden in der Apostelgeschichte 5:19 und 12:7,23, sowie im Matthäus-Evangelium 28:2 dargestellt (Der Stein, den der Engel beiseite rollte, wog ungefähr 4 Tonnen.).

Der Psalmist rief aus: ,,Gesegnet sei Gott der Herr, der Gott Israels, Der alleine Wunder wirkt" (Ps 72:18). Alle wunderbaren Kräfte haben ihren Ursprung in Gott. Als Geschöpfe sind die Engel den Beschränkungen ihrer Kreatürlichkeit unterworfen. Sie sind mächtig, doch nicht allmächtig. Selbst Satan, ein gefallener Engel, kann mit seinen englischen Kräften nur soweit tätig werden, wie es Gottes Willen zulässt (Hi 1:12, 2:6).

Ihre Stellung

In Bezug auf den Menschen
Gemäß der Schöpfung steht der Mensch unter den Engeln (Heb 2:7-9). Engel sind ihm an Intelligenz, an Fähigkeit und an Wirkungsmacht überlegen, und doch dienen die Engel als ,,dienstbare Geister" zugunsten der Menschen (Heb 1:14) und werden ungeachtet ihrer hohen Stellung und Macht ausgesandt, um den Heiligen zu dienen. Wie bereits erwähnt, werden die Menschen ermahnt, Engel niemals anzubeten, denn sie sind nur Geschöpfe.

Heute stehen die Gläubigen in praktischer Hinsicht unter den Engeln; ihre Stellung aber ist höher als die der Engel durch ihre Vereinigung mit Christus (vgl. Eph 1:20-22; mit Eph 2:4-6 und Heb 2:9). Christen teilen Christi Sitz zur Rechten Gottes. Eines Tages dann werden die Gläubigen sowohl gemäß ihrer Stellung als auch in praktischer Hinsicht über den Engeln stehen und über diese richten (1.Kor 6:3). Diese Aussage bezieht sich zweifellos auf eine Art von Regierungsgewalt, die die Gläubigen über die Engel haben werden.

In Bezug auf Christus
Durch das Wesen Seiner Natur und Existenz steht Christus höher als die Engel, denn Er ist Gott, der Schöpfer (vgl. Heb 1:4ff mit Kol 1:15-17). Durch Christi Inkarnation wurde Er für eine kleine Weile erniedrigt (Heb 2:9), das aber galt nur für Sein Menschsein. Durch Christi Tod, Begräbnis, Auferstehung und Himmelfahrt wurde Er den Engeln weit übergeordnet als der letzte Adam und der zweite Mensch (vgl. 1.Kor 15:45-48; Eph 1:20-22; 1.Pe 3:18-22; Kol 2:15). Als der verherrlichte und erhöhte Gott-Mensch wurde Er der letzte Adam. Adam war das Haupt der ersten Menschheit, aber Christus wurde das Haupt der zweiten, wiederhergestellten Menschheit. Er wird der Letzte genannt, weil es nie wieder einen Sündenfall geben wird und weil Er, als der verherrlichte und erhabene Erlöser, ein Leben spendender Geist ist. Als der zweite Mensch vom Himmel wird Er als das Haupt und der Anfang einer neuen und erhabenen Menschheit angesehen.

Die Teilung der Engel - Gut und Böse

Nachdem ursprünglich alle Engel heilig und sündlos erschaffen worden waren, gab es eine Rebellion durch Satan, der, hochmütig geworden durch seine eigene Schönheit, sich auflehnte und sich über Gott Selbst erheben wollte. Bei seiner Rebellion zog er ein Drittel der Engel mit sich (Off 12:4). Diese Rebellion und ihr Scheitern wurde wahrscheinlich in Jesaja 14:12-15 und in Hesekiel 28:15 für uns beschrieben, in der Verkörperung durch die Könige von Babylon und Tyrus.22 Johannes prophezeite einen zukünftigen englischen Konflikt, der sich mitten in der Zeit der Großen Trübsal zutragen wird, und schrieb: ,,Und Krieg brach aus im Himmel; Michael und seine Engel führten Krieg gegen den Drachen. Und der Drache und seine Engel führten Krieg" (Off. 12:7). Mit anderen Worten: Es gibt gute Engel und böse Engel. Über ihren Fall schreibt Bushwell:

Wir ziehen den Schluss, dass die Engel, die sündigten, dies in vollem Bewusstsein alldessen taten, was damit verbunden war. Sie korrumpierten sich selbst und wussten dabei genau, was sie taten. Sie sündigten ohne eine Möglichkeit zur Heilung, und es gibt keine Versöhnung für sie (2.Pe 2:4; Jud 6). Auf der anderen Seite scheint es, dass die heiligen Engel, die vor derselben ethischen Entscheidung standen und dieselbe gottgegebene Möglichkeit zur Entscheidung besaßen, standhielten und in ihrem heiligen Stand bestätigt wurden. Sie haben die Erfahrung der Sünde nie gemacht.23

Wie aus Offenbarung 12:7 und vielen anderen Textstellen deutlich wird, ist es Satan, der die gefallenen Engel - oder Dämonen, wie sie auch genannt werden - anführt (vgl. Mat 12:25-27). Satan, als Anführer dieser unheiligen Engel, ist ein Lügner, Mörder und Dieb (Joh 10:10). Als Gottes großer Gegenspieler hasst Satan Gott und Sein Volk, und er durchstreift die Welt ständig wie ein brüllender Löwe auf der Suche nach denen, die sich von seinen ruchlosen Intrigen verschlingen lassen (1.Pe 5:8). Als englische Wesen sind Satan und auch seine dämonischen Engel übermenschlich mächtig und intelligent, und er setzt seine ganze Macht gegen die Menschheit ein. Er ist nicht nur ein Lügner, ein Dieb und ein Wortverdreher, sondern eines seiner Hauptmerkmale ist die Täuschung. Johannes beschreibt ihn als einen, ,,der die gesamte Welt täuscht" (Off 12:9). In seiner List nimmt er die Gestalt eines Engels des Lichts an (2.Kor 11:14). Im Hinblick darauf schrieb der Apostel Paulus: ,,Es ist daher nichts Verwunderliches, wenn auch seine Diener immer wieder die Gestalt von Dienern der Gerechtigkeit annehmen ..." (2.Kor 11:15).

Die Ordnung der Engel

Die Tatsache einer englischen Ordnung
Die biblische Offenbarung über die Organisation der Engel ist zwar nicht üppig, doch sie reicht aus um zu zeigen, dass es offenbar eine Ordnung innerhalb der englischen Welt gibt. Engel scheinen in verschiedene Ränge, Klassen und Stellungen eingeteilt zu sein. Das wird durch die Tatsache nahe gelegt, dass Michael der Erzengel oder das Haupt der Engel genannt wird (Jud 9). In Daniel 10:13 wird er dann als einer der Hauptfürsten bezeichnet. Andere Ränge und Klassen lassen die Bezeichnungen für die Engel in Epheser 3:10 und 6:12 und in 1.Petrus 3:22 vermuten. Ryrie schreibt:

Die Schriften sprechen von der Versammlung und dem Rat der Engel (Ps 89:5,7), von ihrer Organisation zum Krieg (Off 12:7) und von einem König der dämonischen Heuschrecken (9:11). Auch Bezeichnungen wie für eine Regierung werden ihnen zuteil, die auf Organisation und Rangordnung hindeuten (Eph 3:10 für die guten Engel und 6:12 für die bösen Engel). Fraglos hat Gott die erwählten Engel organisiert; und Satan hat die bösen Engel organisiert.

Daraus ergibt sich ein sehr wichtiger praktischer Aspekt: Engel sind organisiert, Dämonen sind organisiert - und doch meinen Christen, als Einzelne oder als Gruppe, oft, dass es unnötig sei, sich zu organisieren. Das gilt besonders dann, wenn es darum geht, das Böse zu bekämpfen. Die Gläubigen denken oft, dass sie es ,,auf eigene Faust" schaffen können, oder sie erwarten, dass ihnen ein Sieg ohne vorherige geordnete Vorbereitung und Disziplin zufällt. Es gilt auch dort, wo es darum geht, das Gute zu befördern. Manchmal bringen sich die Gläubigen um das Beste, weil sie ihre guten Werke nicht organisieren und planen.24

Auch Judas' Feststellung in Judas 6 über die Engel, die ihren Bereich (NASB), bzw. ihren befugten Bereich (NIV) verlassen, untermauert diese Tatsache. ,,Bereich" entspricht hier dem griechischen arche, das ,,Bereich", ,,Reich", ,,Herrschaftsbereich" oder auch ,,Einfluss-Sphäre" bedeuten kann.25

Die Klassifikation der Engel
Paul Enns gibt uns einen ausgezeichneten Überblick über die meisten der verschiedenen Ränge und Einteilungen in der organisierten englischen Welt:

Engel als regierende Herrscher. Epheser 6:12 erwähnt eine Art ,,Rangordnung der gefallenen Engel": Herrscher sind ,,die von höchstem oder hohen Rang"; Mächte sind die, ,,denen Autorität verliehen wurde"; Weltenkräfte dieser Finsternis ,,drückt die Macht oder Autorität aus, die sie über die Welt haben"; geistige Kräfte des Bösen beschreibt die bösen Geister und ,,bringt deren Charakter und Wesen zum Ausdruck". Daniel 10:13 erwähnt den ,,Fürsten vom Königreich Persien", der Michael entgegen tritt. Das war nicht der König von Persien, sondern vielmehr ein gefallener Engel unter der Kontrolle Satans; er war ein Dämon ,,hohen Ranges, dem durch das Haupt der Dämonen, Satan, Persien als sein besonderer Handlungsbereich zugewiesen worden war" (vgl. Off 12:7).

Engel von höchstem Rang. Michael wird in Judas 9 ,,der Erzengel" und in Daniel 12:1 ,,der große Fürst" genannt. Michael ist der einzige Engel, dem die Bezeichnung Erzengel zuteil wird, und daher möglicherweise der Einzige dieses Ranges. Der Auftrag des Erzengels ist es, Israel zu beschützen. (In Da 10:21 wird er ,,Michael, dein Fürst" genannt.) Als die höchstrangigen Engel Gottes gab es die ,,ersten Fürsten" (Da 10:13), zu den Michael gehörte. ,,Herrschende Engel" werden ebenfalls erwähnt (Eph 3:10), ohne dass jedoch weitere Einzelheiten benannt werden.

Herausragende Individuen unter den Engeln. (1) Michael (Da 10:13, 12:1; Jud 9). Der Name Michael bedeutet ,,Wer ist wie Gott?" und bezeichnet den einzigen Engel, der in der Schrift als Erzengel klassifiziert wird. Michael ist der Beschützer Israels, der in der Großen Trübsal für Israel Krieg gegen Satan und seine Horden führen wird (Off 12:7-9). Michael war es auch, der sich mit Satan über den Leib Mose auseinandersetzte, doch Michael enthielt sich eines Urteils und überließ dieses Gott (Jud 9). Jehovas Zeugen und auch einige andere Christen setzen Michael mit Christus gleich. Diese Ansicht würde aber bedeuten, dass Christus geringere Autorität hat als Satan - das jedoch ist unhaltbar.

(2) Gabriel (Dan 9:21; Luk 1:26). Sein Name bedeutet ,,Gottes Mann" oder ,,Gott ist stark". ,,Bei jedem seiner vier Auftritt im Bericht der Bibel scheint Gabriel Gottes besonderer Verkünder Seines Königreiches zu sein. ... Er offenbart und erklärt den Propheten und dem Volk Israel Gottes Absichten und Pläne bezüglich des Messias und Seines Königreiches." In einer besonders wichtigen Bibelstelle erklärt Gabriel die Ereignisse der Siebzig Wochen für Israel (Da 9:21-27). In Lukas 1:26-27 teilt Gabriel Maria mit, dass Der, den sie gebären wird, groß und ein Herrscher auf dem Thron Davids sein wird. In Daniel 8:15-16 erklärt Gabriel Daniel die aufeinander folgenden Reiche von Medo-Persien und Griechenland, ebenso wie den frühzeitigen Tod Alexanders des Großen. Gabriel ist es auch, der Zacharias die Geburt Johannes' des Täufers ankündigt (Luk 1:11-20).

(3) Luzifer (Jes 14:12) bedeutet der ,,Leuchtende" oder ,,Morgenstern". Er war möglicherweise der weiseste und der schönste aller von Gott geschaffenen Wesen und war ursprünglich mit Befehlsgewalt über die Cherubim gestellt worden, die den Thron Gottes umgeben.

Engel zur Aufwartung Gottes. (1) Cherubim ,,gehören zur höchsten Ordnung oder Klasse und wurden mit unbeschreiblicher Fähigkeit und Schönheit erschaffen. ... Ihre Hauptaufgabe und -tätigkeit könnte folgendermaßen zusammengefasst werden: Sie sind Verkünder und Beschirmer der herrlichen Gegenwart Gottes, Seiner Souveränität und Seiner Heiligkeit." Sie bewachten das Tor zum Garten Eden und verwehrten dem sündigen Menschen den Zutritt (Gen 3:24); sie waren die goldenen Figuren, die den Gnadenthron über der Lade im Allerheiligsten bedeckten (Ex 25:17-22), und sie begleiteten die Herrlichkeit Gottes in Hesekiels Vision (Hes 1). Cherubim zeigten ein außerordentliches Erscheinungsbild mit vier Gesichtern - denen eines Menschen, eines Löwen, eines Stiers und eines Adlers. Sie hatten vier Flügel, und ihre Füße waren wie die eines Kalbes und schimmerten wie polierte Bronze. In Hesekiel 1 begleiteten sie die Herrlichkeit Gottes in Vorbereitung auf das Gericht.

(2) Seraphim - was ,,die Brennenden" bedeutet - werden in Jesaja 6:2 als den Thron Gottes umgebend dargestellt. Jeder von ihnen hat der Beschreibung nach sechs Flügel. Ihr dreifacher Ausruf ,,heilig, heilig, heilig" (Jes 6:3) bedeutet, ,,Gott als außerordentlich, vollkommen heilig anzuerkennen. Damit preisen und verkünden sie die vollkommene Heiligkeit Gottes. Auch indem sie verkünden, dass der Mensch von der sittlichen Befleckung durch die Sünde gereinigt werden muss, bevor er Gott gegenübertreten und Ihm dienen kann, verleihen die Seraphim der Heiligkeit Gottes Ausdruck."26

Die Regierungsmächte in der englischen Welt werden von Ryrie wie folgt beschrieben:

1. Regierungen oder Fürstentümer. Diese Begriffe, die insgesamt sieben Mal von Paulus verwendet werden, zeigen an, dass es bezüglich der Führung des Universums eine Rangordnung sowohl der guten als auch der bösen Engel gibt (Rö 8:38; Eph 1:21, 3:10, 6:12; Kol 1:16, 2:10,15).

2. Befehlsgewalten oder Mächte. Diese Begriffe betonen wahrscheinlich die übermenschliche Autorität, die Engel und Dämonen bezüglich der Angelegenheiten der Welt ausüben (Eph 1:21, 2:2, 3:10, 6:12; Kol 1:16, 2:10,15; 1.Pe 3:22).

3. Mächte. Dieses Wort unterstreicht die Tatsache, dass Engel und Dämonen größere Macht haben als Menschen (2.Pe 2:11). Siehe auch Epheser 1:21 und 1.Petrus 3:22.

4. Regierungsort. An einer Stelle werden die Dämonen als ,,Weltenherrscher dieser Finsternis" bezeichnet (Eph 6:12).

5. Throne oder Herrschaften. Diese Bezeichnung betont die Würde und Autorität der englischen Herrscher, wo Gott sie in Seiner Regierung einsetzt (Eph 1:21; Kol 1:16; 2.Pe 2:10; Jud 8).27

Gelegentlich wird infrage gestellt, ob die Seraphim und Cherubim tatsächlich Engel sind, da sie nirgendwo eindeutig als Engel bezeichnet werden. Aufgrund der Natur der Engel und ihres Dienstes als übermenschliche Diener Gottes ist es aber nur logisch, sie an dieser Stelle einzuordnen. In diesem Punkt ist wohl auch die Betrachtung von Ryries Erläuterungen über diese englischen Wesen hilfreich:

Cherubim: Cherubim bilden eine weitere Ordnung von Engeln, offensichtlich eine von hohem Rang, da Satan ein Cherub war (Hes 28:14,16). Sie scheinen als Wächter der Heiligkeit Gottes zu fungieren und bewachten als Solche den Weg zum Baum des Lebens im Garten Eden (Gen 3:24). Die Verwendung von Cherubim bei der Gestaltung der Stiftshütte und des Tempels mag ebenfalls Hinweis auf ihre bewahrende Funktion sein (Ex 26:1ff, 36:8ff; 1.Kö 6:23-29). Auch trugen sie den Thronwagen, den Hesekiel sah (Hes 1:4-5, 10:15-20). Manche Exegeten betrachten auch die vier Lebendigen Geschöpfe aus Offenbarung 4:6 als Cherubim; Andere dagegen meinen, dass diese die Attribute Gottes darstellen. Darstellungen von Cherubim werden auch am Tempel des Milleniums zu finden sein (Hes 41:18-20).

Seraphim: Alles, was wir über diesen Rang englischer Wesen wissen, steht in Jesaja 6:2,6. Offenbar bildeten die Seraphim eine Ordnung ähnlich der der Cherubim. Sie warteten am Thron Gottes auf und dienten als Werkzeug der Reinigung. Ihre Aufgabe war es auch, Gott zu preisen. Die Beschreibung lässt vermuten, dass sie sechsflügelige, menschenähnliche Wesen waren. Das Wort kann von einer Wurzel mit der Bedeutung ,,brennen" abgeleitet sein, möglicherweise aber auch von einer Wurzel, die ,,vornehm sein" bedeutet.28

Es gibt noch drei weitere Klassifizierungen für Engel:

1. Die auserwählten Engel: In 1.Timotheus 5:21 spricht Paulus von den ,,auserwählten Engeln". Das sind die heiligen Engel, die auf die eine oder andere Weise in die auserwählten Pläne Gottes eingebunden sind. Es sind diejenigen Engel, die Satan bei seiner Auflehnung nicht folgten. Wenig wird über ihre Erwählung offenbart. Anscheinend aber gab es eine Probezeit für die englische Welt, und sie, als die Auserwählten Gottes, blieben treu und wurden in ihrem heiligen Stand im Dienst des Herrn bestätigt. Wie Chafer schreibt: ,,Der Fall eines Teils der Engel kam für Gott ebenso wenig unvorhergesehen wie der Fall des Menschen. Man mag daraus auch folgern, dass Engel eine Zeit der Erprobung absolvierten."29

2. Die Lebendigen Geschöpfe: Das sind Engelswesen, die anscheinend an der Offenbarung der Herrlichkeit des Gottes Israels in Seiner Allwissenheit, Allmacht und Allgegenwart beteiligt waren (Hes 1:5f; Off 4:6, 6:1). Hesekiel 10:15 und 20 zeigt, dass es Cherubim waren. Durch ihre vier Gesichter können sie auch voraussehen, was Gott durch Seinen Sohn zur Erlösung des Menschen tun wird: (a) Das Gesicht des Mannes steht für Weisheit, Mitleid, Intelligenz und repräsentiert Christi Menschsein als der Menschensohn - den besonderen Schwerpunkt, den man im Lukas-Evangelium findet; (b) das Gesicht eines Löwen spricht für königliches Auftreten und steht für Christus als den König - worauf Matthäus die Betonung legt; © das Gesicht eines Stieres oder Ochsen ist Sinnbild eines Knechtes - was Markus betont; und (d) das Gesicht eines Adlers spricht von himmlischem Wirken und steht für die Gottheit Christi - worauf Johannes die Betonung legt.

3. Wächter: Wächter ist ein aramäisches Wort, das ,,wach", ,,wachend" oder ,,wachsam" bedeutet. Vers 17 lässt vielleicht darauf schließen, dass es sich dabei um einen besonderen Engels-Typ handelt (sofern überhaupt eine besondere Klasse gemeint ist). Das Wort scheint heilige Engel zu charakterisieren, die beständig wach zum Dienst am Herrn sind und die über die Regierenden der Welt und die Angelegenheiten der Menschen wachen (Da 4:13,17,23). Die zusätzlich angefügte Beschreibung ,,ein heiliger" in Vers 13 könnte bedeuten, dass es auch unheilige Wächter gibt, also dämonische Kräfte, die die menschlichen Angelegenheiten beobachten und nach Einflussnahme und Zerstörung trachten.

Besondere Engel

Engel in Verbindung mit der Großen Trübsal
In der Offenbarung stehen einige Engel ausdrücklich mit bestimmten Teilen des Gerichts in Verbindung, das über die Erde ausgegossen werden wird, wie die sieben Trompeten und die sieben letzten Plagen (Off 8-9, 16). Zudem werden einige Engel mit speziellen Funktionen in Verbindung gebracht, die ihnen in diesen letzten Tagen zugeteilt werden. Es gibt den Engel, der Macht über das Feuer hat (Off 14:18), den Engel der Wasser (9:11), den Engel des Abgrunds, der Satan binden wird (20:1-2).

Engel in Verbindung mit der Gemeinde
In Offenbarung 2-3 ist jeder der sieben Briefe an die sieben Gemeinden ,,an den Engel der Gemeinde in ..." adressiert. In der Vision des ersten Kapitels werden sie außerdem alle in der rechten Hand Christi gesehen (Off 1:16,20). Da das Wort für Engel jedoch die Bedeutung ,,Bote" hat und auch für Menschen gebraucht wird, gehen die Meinungen darüber auseinander, ob sich diese Stellen auf Engelwesen beziehen oder auf die menschlichen Vorsteher der sieben Gemeinden. Es könnten Schutzengel dieser Gemeinden gemeint sein oder aber diejenigen Männer, die eine Funktion als Lehrer des Wortes innehatten, wie menschliche Pastoren oder Älteste.

Fortsetzung folgt
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#2
Rolf

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Angelologie Die Doktrin von den Engeln





By: J. Hampton Keathley, III , Th.M. (Bio)


Translated by Anne Shulz



Teil 2




Der Dienst der Engel




Das grundlegende Merkmal der guten Engel lässt sich aus ihrer Beschreibung als dienstbare Geister in Hebräer 1:14 ablesen, und ebenso auch aus den Aufzeichnungen über ihre vielen verschiedenen Tätigkeiten des Dienstes im Bericht der Schrift. Im Wesentlichen fungieren sie als priesterliche Boten (leitourgika pneumatata) im Tempel-Universum Gottes.30 Gemäß der biblischen Berichten über ihre Aktivitäten kann ihr Dienst zusammenfassend beschrieben werden als Dienst (1) durch die Anbetung Gottes (Jes 6:3; Off 4:8); (2) als Boten Gottes (Da 9:22; Luk 1:11,26, 2:9; Off 1:1); (3) als Soldaten im geistigen Kampf (Da 10:13f; Off 12:7) und (4) zugunsten von Gottes Volk (Heb 1:14). Über ihre Tätigkeit als dienstbare Geister gibt Bushwell folgenden Kommentar:

Es stellt sich die Frage: Wofür ist die Doktrin gut, dass Engel ,,dienstbare Geister" sind, wenn wir sie nicht verehren oder in irgendeiner Form zu ihnen beten sollen? Als Antwort kann man zumindest sagen, dass die Lehre der Schriften über den Dienst der Engel eine wundervolle Bereicherung unserer Vorstellungen von Gottes Herrschaft über die Welt darstellt.31

Wir können feststellen, dass ihr Dienst als Gottes himmlische Diener, die Seine Absichten ausführen, unterschiedliche Aspekte umfasst:32

In Bezug auf Gott: Bei ihrem Dienst für Gott sieht man sie um Seinen Thron herum aufwarten, bereit Ihm zu dienen und Seine Anweisungen zu befolgen (Ps 103:20; Jes 6:1f; Hi 1:6, 2:1; Off 5:11, 8:1f), weiterhin in anbetendem Lobpreis (Jes 6:3; Ps 148:1-2; Heb 1:6; Off 5:12), als jubilierende Beobachter Seiner Taten (Hi 38:6-7; Luk 2:12-13, 15:10), als Soldaten in der Schlacht gegen Satan (Off 12:7) und als Werkzeuge Seines Gerichtes (Off 7:1, 8:2).

In Bezug auf die Völker: In Bezug auf das Volk Israel scheint Michael, der Erzengel, einen sehr wichtigen Dienst als Wächter zu versehen (Da 10:13,21, 12:1; Jud 9). In Bezug auf andere Völker wachen sie über die Regierenden und das Volk (Da 4:17) und versuchen, Einfluss auf die menschlichen Führer zu nehmen (Da 10:21, 11:1). In der Zeit der Großen Trübsal werden sie Gottes Werkzeuge sein, um Sein Gericht über die Völker zu bringen (s. Off 8-9 und 16).

In Bezug auf Christus: Da im Mittelpunkt von Gottes Plan die Person Seines Sohnes Jesus Christus steht, versehen die Engel natürlich auch in vielerlei Hinsicht Dienste für den Erlöser.

· In Bezug auf Seine Geburt sagten sie diese voraus (Mat 1:20; Luk 1:26-28) und kündigten sie später auch an (Luk 2:8-15). Ein Engel warnte Joseph, dass er Maria und das Kind Jesus nehmen und nach Ägypten fliehen sollte (Mat 2:13-15), und ein Engel wies die Familie an, nach Herodes' Tod nach Israel zurückzukehren (Vers 19-21).

· In Bezug auf Sein Leiden dienten Ihm die Engel nach Seiner Versuchung (Mat 4:11) und in Seiner Not im Garten Gethsemane (Luk 22:43). Außerdem sagte Jesus, dass Er, wenn er es nur gewollt hätte, Legionen von Engeln hätte rufen können, die bereit zu Seiner Verteidigung standen (Mat 26:53).

· In Bezug auf Seine Auferstehung rollte ein Engel den Stein vom Grab (Mat 28:1-2), Engel verkündeten den Frauen Seine Auferstehung am Ostermorgen (Vers 5-6; Luk 24:5-7) und Engel wohnten Seiner Himmelfahrt bei und gaben den Jüngern Anweisungen (Apg 1:10-11).

· In Bezug auf Seine Wiederkunft wird die Stimme des Erzengels bei der Entrückung der Gemeinde ertönen (1.Th 4:16), die Engel werden Ihn bei Seiner herrlichen Rückkehr zur Erde begleiten (Mat 25:31; 2.Th 1:7) und sie werden bei der Wiederkunft Christi die Spreu vom Weizen trennen (Mat 13:39-40).

In Bezug auf die Ungerechten: Das Gericht wird durch Engel angekündigt und ausgeführt (Gen 19:13; Off 14:6-7; Apg 12:23; Off 16:1), und Engel sondern auch die Gerechten und die Ungerechten dabei aus (Mat 13:39-40).

In Bezug auf die Gemeinde: Hebräer 14 beschreibt ihren Dienst als ,,dienstbare Geister, ausgesandt den Dienst an denen zu vollbringen, die das Heil erben werden". In dieser Hinsicht weist die Schrift aber auch auf eine Reihe spezifischer Dienste hin: Engel überbringen die Antwort auf Gebete (Apg 12:5-10), sie helfen Menschen zum Erlöser zu bringen (Apg 8:26, 10:3), sie können Mut machen in Zeiten der Gefahr (Apg 27:23-24) und sie sorgen für Gottes Volk, wenn deren Zeit gekommen ist zu sterben (Luk 16:22).

In Bezug auf die Zeitenwenden: Ryrie weist darauf hin, dass Engel besonders aktiv zu sein scheinen, wenn Gott im Verlauf der Geschichte eine neue Epoche anbrechen lässt. Er umreißt das im Weiteren so:

A. Sie vereinten sich im Jubel, als die Erde geschaffen wurde (Hi 38:6-7).

B. Sie waren an der Übermittlung des Mosaischen Gesetzes beteiligt (Gal 3:19; Heb 2:2).

C. Sie traten bei der ersten Herabkunft Christi in Erscheinung (Mat 1:20, 4:11).

D. Sie waren in der Frühzeit der Kirche aktiv (Apg 8:26, 10:3,7, 12:11).

E. Sie werden an den Ereignissen im Zusammenhang mit der Wiederkunft Christi beteiligt sein (Mat 25:31; 1.Th 4:1).33

Natürlich fand der Dienst der Engel auch zu anderen Zeiten statt, aber es ergibt sich natürlich - besonders auch im Hinblick auf die Engel-Faszination unserer Tage - die Frage: Haben wir Hinweise aus der Bibel, dass die Engel ihre verschiedenen Dienste im gegenwärtigen Kirchenzeitalter noch immer ausüben?

Ob Engel in unserem gegenwärtigen Zeitalter noch immer auf all diese Arten wirken, ist nicht sicher. In der Vergangenheit vollbrachten sie diese Dienste jedoch, und es ist gut möglich, dass sie es noch immer tun, auch wenn wir ihrer nicht gewahr werden. Natürlich muss Gott keine Engel einsetzen, Er kann all diese Dinge auch direkt tun. Anscheinend aber zieht Er bei vielen Gelegenheiten den vermittelnden Dienst der Engel vor. Dennoch erkennt der Gläubige, dass es der Herr ist, der diese Dinge tut, sei es direkt oder mittels der Engel. (Denken Sie an Petrus' Zeugnis, dass der Herr ihn aus dem Gefängnis befreit habe, obwohl Gott dafür eigentlich einen Engel benutzt hatte; Apostelgeschichte 12:7-10 im Vergleich mit Vers 11 und 17.)

Eine Inschrift, die ich in einer alten Kirche in Schottland sah, stellt dieses Verhältnis eigentlich recht gut dar:

,,Wenn Gottes Macht auch ausreicht, uns zu führen,
Setzte Er doch um der Schwachheit des Menschen Willen Seine Engel ein,
damit sie über uns wachen"34

Hebräer 13:2 lautet: ,,Vergesst nicht, Gastfreundschaft den Fremden zu zeigen, denn dadurch haben Einige schon Engel bewirtet, ohne es zu wissen" (NIV). Unbewusst Engel zu bewirten lässt an Abraham (Gen 18:1ff) und Lot (Gen 19:1ff) denken; selbst dieser Satz aber beweist nicht, dass Engel heute noch wie zu Zeiten des Alten und Neuen Testaments wirken. Ryrie weist darauf hin, dass sich ,,das Wort Engel auf ein übermenschliches Wesen beziehen kann (s. Gen 18:1-8 als Beispiel für eine solche Bewirtung) oder auf einen Menschen, der eine Botschaft von Gott bringt (s. Jak 2:25 als Beispiel für eine solche Bewirtung)".35

Von keinem Aspekt ihres Dienstes ist wohl mehr die Rede als von der Vorstellung eines ,,Schutzengels" für den Menschen. Oft wird gefragt: ,,Hat denn jeder Mensch einen Schutzengel?" Diese Vorstellung, dass jeder Mensch einen besonderen Schutzengel hat, ist aber nur eine Schlussfolgerung aus der Erklärung in Psalm 91:11, dass Engel leiten oder schützen. Diese Textstelle bezieht sich jedoch auf diejenigen, die ihre Zuflucht im Herrn suchen.

Der Psalmist erklärte, dass kein Leid noch Unglück denen widerfahren kann, die den Herrn zu ihrer Zuflucht (mah£seh, ,,Schutz vor Gefahren"), gemacht haben, weil Er Engeln befohlen hat, für sie zu sorgen. Engel schützen vor körperlichem Leid und geben den Gläubigen Kraft, um Schwierigkeiten zu überwinden, die hier mit dem Bild von wilden Löwen und gefährlichen Schlangen dargestellt werden. Als Satan Christus versuchte, zitierte er Psalm 91:11-12 (Mat 4:6), was zeigt, dass selbst die wunderbarsten Zusagen Gottes töricht angewendet werden können.36

Manche Menschen fordern, dass diese Stelle aus dem Alten Testament nicht auf die modernen Zeiten angewendet werden sollte. Der Verfasser des Hebräerbriefes scheint eine solche Unterscheidung in Heb 1:14 aber nicht zu treffen. Dass Engel dienstbare Geister sind, die zum Wohle der Heiligen dienen, wird in der Bibel generell als eine Tatsache dargestellt und sollte nicht auf die biblischen Zeiten beschränkt gesehen werden.

Gewiss ist es tröstlich zu wissen, dass Gott uns durch Seine Engel beschützen, versorgen und stärken kann; aber diese Tatsache allein garantiert nicht, dass dies auch immer geschehen wird, und sicherlich sollten wir uns niemals auf eine derartige Versorgung durch Gott verlassen. Nachdem wir also die verschiedenen Arten des englischen Dienstes betrachtet haben, sollten wir doch im Kopf behalten, dass Gott uns nicht immer aus Gefahren befreit oder unsere Bedürfnisse auf wunderbare Weise befriedigt, sei es mithilfe der Engel oder durch Sein unmittelbares Eingreifen. Wie das Leben deutlich zeigt und auch die Schrift erklärt (s. Heb 11:26-40), ist manchmal zugunsten Seiner souveränen und weisen Absichten das genaue Gegenteil Sein Wille.

Aber man muss noch einen anderen Sachverhalt über die Engel im Auge behalten: So wie die Menschen im Allgemeinen nicht an den strafenden Dienst der Engel denken, ignorieren sie in ihren populären Ansichten über die Engel auch oft, was uns die Schrift über die Täuschung durch Satans böse Engel lehrt (2.Kor 11:14-15). Nicht ohne Grund ignoriert die Gesellschaft dies; und der Grund liegt in Satans Täuschung selbst und in der Leere des menschlichen Herzens, die dort entsteht, wo der Mensch immer wieder außerhalb von Gott und außerhalb der Offenbarung der Schrift über Gott und Seinen Erlösungsplan in Christus nach Antworten sucht. Als der Erz-Betrüger und Gegenspieler von Gott, der Gemeinde und der Menschheit insgesamt ist Satan ein Meister der Verstellung. Vieles, was die Gesellschaft heutzutage in ihrer Engels-Bezauberung denkt, ist ganz eindeutig ein Produkt seiner Maskerade als Engel des Lichts, und seine Engel verstellen sich ebenfalls zur Erfüllung seiner Absichten. Sehen Sie sich einmal an, was in Büchern geschrieben und in Seminaren gesagt wird, und Sie werden zahlreiche Veröffentlichungen und Lehren finden, die mit Nichts als dämonischer Täuschung angefüllt sind. Weiteres zu diesem Thema, soweit es die heutige Faszination über Engel betrifft, finden Sie in der Studie Angels, God's Ministering Spirits [Engel, Gottes dienstbare Geister] auf unserer Website in der Abteilung Theologie.

Die Wachsamkeit der Engel

Die Tatsache ihrer Wachsamkeit
Bedeutsamerweise spricht eine ganze Reihe von Bibelstellen über die Engel als Beobachter. Manchen mag diese Tatsache überraschen, aber die Bibel lehrt uns, dass Engel Beobachter der Taten Gottes in der Welt sind und dass sie besonders gespannt die Entwicklung Seines Erlösungsplanes beobachten. Da eine ganze Reihe von Textstellen ausdrücklich erwähnen, dass die Engel Zuschauer bei den Taten Gottes sind, wären wir nachlässig, wenn wir diese biblische Wahrheit ignorieren wollten, denn es gibt mit Sicherheit einen Grund dafür und auch Etwas daraus zu lernen (Hi 38:7; Luk 15:10; 1.Kor 4:9, 11:10; Eph 3:10; Tim 3:16; 1.Pe 1:12).

Der Gegenstand ihrer Wachsamkeit
Wie bereits erwähnt, beobachteten die Engel Gottes Schöpfung jubelnd (Hi 38:7). Als sie die Geburt Christi sahen, jubelten sie und priesen Gott (Luk 2:13-14), und sie waren auch Zeugen des gesamten Lebens Jesu auf der Erde (1.Tim 3:16). Ebenso sind sie auch Zeugen von Gottes Freude, wenn ein Sünder bereut (Luk 15:10).37 Engel sind brennend an der Errettung des Menschen in Christus interessiert und beobachten sorgfältig Gottes mannigfaltige Weisheit bei der Entfaltung Seines Erlösungsplanes (1.Pe 1:12; Eph 3:10). In der Aussage ,,Dinge, in die die Engel hineinzuschauen begehren", sind die Dinge diejenigen Dinge, die zu unserer Errettung gehören (Vers 10), und ,,zu schauen begehren" ist das selbe Wort, das für das Tun von Johannes, Petrus und Maria gebraucht wird, als sie sich bücken, um in das leere Grab zu spähen (Luk 24:12; Joh 20:5,11). Das Verb parakupto, ,,vorbeugen", drückt die Vorstellung aus, das Jemand sich nach vorne beugt, um Etwas deutlicher zu sehen oder um scharf hinzusehen (s. auch Jak 1:24)

Die Gründe ihrer Wachsamkeit
Die zwei Königreiche und der englische Konflikt
Eine Frage ergibt sich wie von selbst: Warum beobachten Engel mit solch großem Interesse, was auf dieser Erde geschieht? - Erstens obliegen ihnen als heiligen Kreaturen Anbetung und Rühmung Gottes, wie sie Ihm als dem heiligen und unendlichen Schöpfer zukommen. Das wird in Jesaja 6:3 ganz deutlich, wo Seraphim im Wechselgesang von Gottes Heiligkeit singen: ,,Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen, Die ganze Erde ist Seiner Herrlichkeit voll." Johannes sagt, dass die Lebendigen Geschöpfe in ihrer Hingabe an die Anbetung Gottes unaufhörlich singen: ,,Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der allmächtige Gott, der war und der ist und der kommen wird" (NIV). Ihre Hingabe an Gottes Ruhm wird insbesondere und ganz speziell in der Offenbarung hervorgehoben. In Offenbarung 4:8-11 ruft ihr andauernder Lobgesang den Lobpreis der vierundzwanzig Ältesten hervor, der Gottes Würde als souveräner Schöpfer zum Gegenstand hat. In Kapitel 5:8-14 richten die Engel dann, begleitet von den vierundzwanzig Ältesten (die die Gemeinde repräsentieren), ihren Lobpreis auf Gottes gnädiges Erlösungswerk durch das Lamm, das würdig ist, die sieben Siegel zu öffnen. Es alleine wird für würdig befunden, das Buch mit den sieben Siegeln zu öffnen und seine Siegel zu brechen (vgl. Off 5:1 mit 5:9ff).

Obwohl uns der genaue Inhalt der Buchrolle mit den sieben Siegeln nicht mitgeteilt wird, so enthält sie auf ihrer Innenseite und der Rückseite doch zweifellos die Geschichte darüber, wie der Mensch seine Herrschaft über die Erde (Gen 1:26) an Satan, den Usurpator, verlor, und darüber, wie sie durch den gott-menschlichen Erlöser, den Löwen, der zugleich das Lamm ist, wieder gewonnen werden wird. Das Lamm alleine ist in der Lage zu vollbringen, wozu Niemand sonst im Universum die Fähigkeit und Macht besitzt. Die folgenden drei Aussagen bilden einen wichtigen Bestandteil von Gottes Offenbarung:

(1) Gottes Absicht wird erklärt: Es war Gottes Absicht, dass der Mensch unter Gottes Befehlsgewalt über diese Erde herrschen sollte (Gen 1:26; Ps 8:4-6; Heb 2:5-8a).

(2) Gottes Absicht wird verzögert: Aufgrund des Sündenfalls, wie er in Genesis 3 aufgezeichnet ist, rang Satan dem Menschen die Herrschaft ab (vgl. Heb 2:5 mit 2:8b). Gottes Absicht war es, dass der Mensch über diese Erde herrschen sollte, nicht die Engel und noch weniger die gefallenen Engel.

(3) Gottes Absicht wird erfüllt: Aber wie in Genesis 3:15 verheißen, bricht das Lamm Satans Würgegriff durch Seine Menschwerdung, Sein sündloses Leben, Seinen Tod, Seine Auferstehung und Seine Entrückung (s. Heb 2:9-14) und wird eines Tages wiederherstellen, was gemäß der Beschreibung in Offenbarung 6:19 durch das Gericht der sieben Siegel verloren ging.

Einer der Schlüsselbegriffe der Offenbarung sind die zwei Königreiche: das Reich der Welt (Satans Königreich) und das Reich Gottes. Die Worte König, Könige, Königreich etc. kommen dreißig Mal in fünfundzwanzig Versen dieses Buches vor. In Bezug auf den Kampf zwischen den beiden Königreichen erheben sich Stimmen froher Festlichkeit beim Klang der siebten Posaune in Vorfreude auf das, was die siebte Posaune vollbringen wird.38 Darin sind die heiligen Engel sicherlich eingeschlossen.

Offenbarung 11:15 Und der siebente Engel posaunte, und laute Stimmen erhoben sich im Himmel und sprachen: ,,Das Reich der Welt ist das Königreich unseres Herrn und Seines Christus geworden, und Er wird für immer und ewig regieren."

Die Tatsache, dass Satan sich gegen Gottes Autorität auflehnte, könnte auch sehr wohl eine Erklärung für Paulus' Aussage in 1.Korinther 11:10 abgeben, dass eine Frau um der Engel Willen ein Zeichen der Autorität auf ihrem Haupt haben sollte. Dies lässt vermuten, dass die Unterwerfung unter eine Autorität zu den Dingen gehört, auf die die Engel achten. Unterwerfung verherrlicht Gott, aber Auflehnung entehrt Gott und fördert die Ziele Satans. Im Zentrum des brennenden Interesses der Engel an Gottes heutigem Tun stehen die Auflehnung und der Fall Satans. Als Beobachter waren alle Engel anwesend, als Satan mit seiner Forderung, dem Höchsten ähnlich zu werden, Gottes souveräne Herrschaft an sich zu reißen versuchte (s. Jes 14:12-15). Das war ein Angriff auf die Herrlichkeit Gottes. Aus Offenbarung 12:3-4 scheint hervorzugehen, dass ein Drittel der englischen Heerscharen sich entschloss, Satan zu folgen. Um seiner Sünde Willen wurde Satan von seinem erhöhten Platz gestürzt und er wurde der große Widersacher von Gott und von Gottes Volk (s. Hes 28:11-19).39 Zudem sagt uns auch der Herr ausdrücklich, dass für Satan und seine Engel der Feuersee bereitet wurde (Mat 25:41). Auch als besiegter Feind (vgl. Kol 2:15) ist Satan jetzt aber noch nicht dort gebunden; er und seine gefallenen Engel werden es dereinst aber sein - und das ist eine der großen Voraussagen der Bibel (vgl. Rö 16:20; Off 20:10).

Satans Charakterisierung als der Verleumder

Hier ist es hilfreich und überaus aufschlussreich, einen von Satans Namen genauer zu verstehen. Der Begriff Teufel, der so oft für Satan benutzt wird, bedeutet ,,Verleumder", ,,Rufschänder", ,,Einer, der falsche Anschuldigungen vorbringt".40 Als der Verleumder ist er Jemand, der Gottes Charakter diffamiert, und er tut das unter Anderem dadurch, dass er die Gläubigen anklagt (Off 12:10). Das Buch Hiob ist ein gutes Beispiel für seine verunglimpfenden Anklagen gegen Gläubige, und wie er dadurch gleichzeitig den Charakter Gottes schlecht zu machen sucht. Wenn Sie die ersten zwei Kapitel im Buch Hiob lesen, werden Ihnen die wahren Absichten von Satans Anschuldigungen schnell klar. Satan behauptete, dass Hiob Gott nur um Alldessen Willen anbetete, was Gott ihm gegeben hatte, und nicht aus Liebe zu Gott Selbst oder weil Gott als der Heilige und Souveräne Schöpfer seine Anbetung verdiente. Wenn Du ihm nur Alles nimmst, was er hat, wird er Dich sogleich verfluchen - das war die Quintessenz von Satans Anklage (vgl. Hi 1:6-11, 2:1-6).

Satans Darstellung von Gott
Aus der biblischen Einschätzung von Satan als Widersacher (1.Pe 5:8)41 und Teufel42 und von dem Bericht der Schriften über seine Aktivitäten her gesehen scheint es nur logisch, wenn Satan argumentiert, dass Gott lieblos und die Verbannung von Satan und seinen Engeln in den Feuersee unfair und ungerecht sei. Kurz nach der Erschaffung von Adam und Eva wird anhand der verleumderischen Fragen und Feststellungen bei der Versuchung Evas (Gen 3:1-5) schon offenbar, wie der Teufel Gottes Charakter als unfair angreifen will. Genauso wird heute, da die Welt unter seiner Täuschung liegt (s. Joh 12:31, 16:11; Eph 2:2; 2.Kor 4:3-4), häufig ein allgemeines Unbehagen geäußert, so dass Viele, die Gottes Wort ablehnen, vielleicht Etwas sagen wie: ,,Der Gott der Bibel ist rachsüchtig. Wie kann ein liebender Gott Menschen in die Hölle schicken? Ich weigere mich, an einen solchen Gott zu glauben."

Ein Grund für den Menschen
Einer der Gründe für die Erschaffung des Menschen und für Gottes Erlösungsplan in Christus liegt darin zu zeigen, dass Gottes Charakter weise, heilig, gerecht, liebevoll, gnädig und gut ist. In Seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit hatte Gott keine andere Wahl als Satan und seine Engel zum Feuersee zu verurteilen; und das gilt auch für den sündigen Menschen. Aber Gott ist auch barmherzig, gnädig und liebevoll, und daher bereitete Er die Lösung durch das Kreuz, damit der Mensch das ewige Leben haben könne. Diesen gnadenvollen Liebesplan antizipiert das Alte Testament nicht nur, sondern er wird in Genesis 3:15 sogar als Erstes vor der Schlange (dem maskierten Teufel) angekündigt. Das ist von Bedeutung im Hinblick auf den englischen Konflikt und die verleumderischen Anklagen Satans. Die Erlösung des Menschen und die Wiedergewinnung des Paradieses ruhten immer auf dem, was Gott durch den Samen der Frau, den Messias und Erlöser, vollbringen wollte, der anstelle des Menschen sterben, aber auch Satan besiegen und damit die Falschheit von dessen Verleumungen zeigen würde (vgl. Jes 53; Rö 3:21-26; Kol 2:10-15; Heb 2:14-16).

Die Schriften enthüllen die Tatsache, dass die Engel viel über Gott lernen, indem sie das Handeln Gottes durch die Person und das Werk Christi und durch die Gemeinde, insbesondere aber auch die Entwicklung von Gottes Erlösungsplan beobachten. Über das Leiden Christi und die Herrlichkeit, die diesem folgen wird, sowie über die Dinge, die den Gläubigen durch Männer angekündigt wurden, die das Evangelium unter dem Heiligen Geist predigten, sagte Petrus, es seien ,,die Dinge, in die die Engel hineinzuschauen begehren" (s. 1.Pe 1:11-12). In ähnlicher Weise schrieb Paulus:

Epheser 3:8-11 Mir, dem Allergeringsten aller Heiligen, wurde diese Gnade erwiesen, den Völkern den unermesslichen Reichtum des Christus zu verkündigen 9 und ans Licht zu bringen, wie das Geheimnis verwirklicht wird, das von Weltzeiten her verborgen war in Gott, der alle Dinge erschaffen hat; 10 damit den Herrschenden und den Gewalten im Himmel die mannigfaltige Weisheit Gottes durch die Gemeinde jetzt kund würde. 11 Dies geschah gemäß dem ewigen Vorsatz, den Er in Christus Jesus, unserem Herrn, ausgeführt hat.

Dem entsprechend wird die Gemeinde zu einem Medium, durch das den Engeln die mannigfaltige Weisheit und Gnade Gottes enthüllt wird, denn in Epheser 2:4-7 schreibt Paulus:

Gott aber, der reich an Barmherzigkeit ist, hat uns Seiner großen Liebe wegen, mit der er uns geliebt hat, 5 selbst als wir tot waren in unseren Verfehlungen, zusammen mit Christus lebendig gemacht (durch Gnade seid ihr errettet worden) 6 und uns mit Ihm auferweckt und mit Ihm an die himmlischen Orte gesetzt in Christus Jesus, 7 auf dass Er in den kommenden Zeitaltern den überschwänglichen Reichtum Seiner Gnade zeige durch Seine Güte gegen uns in Christus Jesus.

Chafer zitiert Otto von Gerlach, der auf Folgendes hinweist:

Durch die Offenbarung Seiner Selbst in Christus, durch die Institution der christlichen Kirche auf der Erde verherrlicht Sich Gott in einer noch nie dagewesenen Weise vor den himmlischen Fürsten. Sie, die Ihn bis dahin voller Ehrfurcht für das Wunder der Schöpfung gepriesen hatten, sehen nun, wie Seine Weisheit in der christlichen Kommunion durch die vielfältigen Wege zur Rettung verlorener Menschen auf ganz neue Weise verherrlicht wird. Vollkommen neuer und unerschöpflicher Reichtum göttlicher Weisheit manifestierte sich im Erlösungswerk.43

Der Sieg steht fest

Offenbarung 4-5 legt aus himmlischer Perspektive die Vorbereitungen auf das Gericht dar, das wie in den Kapiteln 6-19 beschrieben auf die Erde zukommen wird. Durch dieses Gericht werden Satan und sein Weltsystem besiegt und Gottes Sohn auf Seinem Thron auf Erden eingesetzt werden. Jedoch liegt in diesen zwei Kapiteln eine starke Betonung auf der Heiligkeit Gottes, der würdig ist, Ruhm und Ehrung zu empfangen, und auf der Würdigkeit des Lammes, des Herrn Jesus, die Siegel zu öffnen und ergießen, zu regieren und Ruhm und Ehrung zu empfangen. Und wer spielt noch eine herausragende Rolle in diesen zwei Kapiteln? Die Engel!

Im Hinblick auf dieses Szenario erkennen wir, warum Gottes heilige Engel so brennend an unserer Errettung interessiert sind: in ihr sehen sie die mannigfaltige Weisheit, Liebe, Gnade und Heiligkeit Gottes (Eph 3:10; 1.Pe 1:12). Dies wird umso bedeutsamer, wenn man die Auflehnung und die Anschuldigungen Satans im Lichte der Herablassung Christi betrachtet, dessen gesamtes Leben die Engel ja miterlebten (1.Tim 3:16). Zeuge der Herablassung und Unterwerfung von Gottes Inkarnation zu werden, selbst bis hin zum Tod am Kreuz, war eine überwältigende Demonstration der Heiligkeit und Unwandelbarkeit von Gottes Charakter.

Was für eine erstaunliche Herablassung! Er gehorcht seinem eigenen Gesetz in der Haltung eines Dieners, als sei er nur ein Geschöpf! Das war neu. Sie hatten ihn als Herrscher des Universums gesehen, nie zuvor aber als Untertan! Er ist Satan in Widerstreit und anhaltender Versuchung ausgesetzt! Das war neu.44

Stellen Sie sich das vor! Sie hatten erlebt, wie Satan seines Stolzes und seiner Auflehnung wegen aus seiner erhöhten Stellung geworfen und zum Feuersee verurteilt wurde; aber in der Inkarnation Christi und in seinem Leben der Unterwerfung bis hin selbst zum Kreuz zeigten sich unwiderlegbar Gottes Heiligkeit, Liebe, Gnade und Erbarmen und die Gerechtigkeit von Satans Verurteilung.

Aber was ist mit den gefallenen Engeln? Offenbar gab es vor Satans Abfall eine Zeit der Gnade und der Erprobung für die Engel. Nun aber bleiben sie in ihrem gefallenen Zustand verhaftet; gerade so wie die, die ohne Christus sterben, in ihrem gefallenen Zustand verbleiben und dem Gericht des Großen Weißen Thrones und der ewigen Trennung von Gott entgegensehen.

Der englische Konflikt und das moralische Problem des Bösen

Wenn wir das obige Szenario verstanden haben, haben wir schon eine Teilantwort auf die uralte Frage, wie denn ein guter Gott das Böse zulassen konnte, zumal wenn Er allmächtig und allwissend ist. In dem Bemühen um eine Antwort auf dieses Problem behaupten manche Menschen, dass Gott zwar gut ist, es aber nicht schaffte, die Entstehung des Bösen zu verhindern. Diese Behauptung steht aber im Widerspruch zur Schrift, die die Allmacht und Allwissenheit Gottes erklärt. Die Bibel alleine gibt uns, wenn auch nur implizit, eine Antwort auf das Problem des Bösen, und diese besteht zumindest zum Teil in dem in den vorhergehenden Abschnitten kurz beschriebenen englischen Konflikt. Einige Punkte erscheinen grundlegend für eine Diskussion dieses Themas.

Die Schrift offenbart Gott als vollkommen an Heiligkeit, Liebe, Wohlwollen, Gnade und Erbarmen. Das bedeutet, dass Gott nichts Böses tun kann, weil das Böse im Widerspruch zu Seinem heiligen Charakter steht. Beispielsweise kann Gott nicht lügen (Ti 1:2). Außerdem kann Er kein Geschöpf zur Sünde verleiten (Jak 1:13). Er kann nicht Urheber der Sünde sein, weil Er über alles Böse gerichtet hat - und Anstiftung zur Sünde stünde im Widerspruch zu Seiner vollkommenen Gerechtigkeit. Gott könnte nicht über die Sünde einer Kreatur richten, wenn Er Selbst Urheber der Sünde dieser Kreatur wäre. Daher ging das Böse, wenn Gott es auch zuließ, nicht von Gott aus. Es hatte seinen Ursprung in Etwas außerhalb von Gott.

Gemäß der Bibel war die Sünde des Menschen, wie sie in Genesis 3 berichtet wird, nicht die erste Sünde im Universum. Die Bibel offenbart, dass das Problem von Gut und Böse zu tun hat (1) mit dem Sündenfall Satans und seiner Engel, (2) mit Satans Wesen als verleumderischer Gegenspieler zu Gott, (3) mit Gottes Absicht, dass der Mensch auf der Erde herrsche, und dem Verlust dieser Herrschaft durch die Versuchung und den Sündenfall des Menschen, und (4) mit der Erlösung des Menschen und der Wiedergewinnung dieser Herrschaft durch den sündenlosen gott-menschlichen Erlöser, der die Strafe für unsere Sünde trug.

Bei der Betrachtung des Problems von Gut und Böse werden verschiedene Dinge ersichtlich. Als Gott Engel und Menschen erschuf, schuf er sie eindeutig als moralische Wesen mit der Möglichkeit zu wählen. Das Problem der Sünde ergibt sich, wenn ein moralisches Geschöpf sich für Sünde statt für Gerechtigkeit entscheidet. Das erklärt den Fall der Engel und den Fall des Menschen.45

Die Offenbarung der Schrift über den Fall Satans und den des Menschen und über den daraus hervorgehenden englischen Konflikt führt uns auf ein Gebiet, das weit über unser Verständnis hinaus reicht. Unabhängig davon lehrt die Schrift aber, dass Gott die Engel und den Menschen erschuf. Die Gemeinschaft zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist, wie wir sie in der Dreieinigkeit sehen können, legt nahe, dass Gott schon durch Seine bloße Existenz notwendigerweise Geschöpfe für eine Gemeinschaft hervorbringen würde. Aber Er erschuf diese Kreaturen nicht als Roboter, die keine Wahl haben. Gott gab sowohl den Engeln als auch den Menschenwesen Persönlichkeiten mit Intellekt, Gefühl und Willen. In der Ausübung dieser Persönlichkeit könnten sowohl die Menschen wie auch die Engel Gemeinschaft mit Gott haben und Ihm Ehre machen. Aber obwohl Satan und die Menschheit vollkommen und ohne Sünde geschaffen wurden, bedeutete Entscheidungsfreiheit doch auch - wie Gott von Ewigkeit her wusste - dass sie sich gegen Gott entscheiden konnten. Und das taten sie dann auch. Warum also ließ Gott das zu? Vielleicht finden wir die Antwort in den Auswirkungen der Sünde, denn sie hebt Gottes Herrlichkeit nur umso mehr hervor. Gerade so, wie der Glanz eines Diamanten im Licht durch Nichts so sehr betont wird wie durch einen schwarzen Hintergrund, konnte Nichts die Herrlichkeit von Gottes Barmherzigkeit, Güte, Gnade und Liebe so sehr verdeutlichen wie die Schwärze der menschlichen Sünde.

Weil so Etwas den menschlichen Geist verwirrt, lehnen Viele die Vorstellung von Gott überhaupt ab, oder sie postulieren eine Schwäche Gottes oder finden in sonst irgendeiner Weise Etwas an Gott auszusetzen. Die Bibel aber spricht eine wichtige Warnung gegen solche Reaktionen aus; und diesbezüglich ist die Geschichte von Hiob, von seinen Versuchungen, Satans Aktivitäten und den guten Engeln besonders aufschlussreich. Das Buch Hiob ist wichtig im Hinblick auf Fragen zum moralischen Problem des Bösen und der Existenz von Leiden, weil es uns Einblick gibt in das Tun Satans, des Widersachers, und in die Aktivitäten der Engel, die ,,Gottessöhne" genannt werden (s. Hi 1:6, 2:1-7, 38:4-6).

Es wird erwähnt, dass die Engel anwesend waren und Lobpreis spendeten, als Gott die Erde erschuf (Hi 38:7). In Hiob 1:6 und 2:1 ercheinen die Gottessöhne vor Gott, zweifellos zu Seiner Aufwartung und als Seine unterwürfigen Diener in Anbetung und Preis des Allmächtigen. Aber dann tritt plötzlich Satan als verleumderischer Ankläger auf die Bildfläche. Der genaue Grund für Satans Erscheinen wird nicht ausdrücklich gesagt, aber er geht doch klar aus den Fragen hervor, die Gott Satan stellt: Satan ist da, um seine verleumderischen Aktivitäten im Rahmen seiner fortwährenden Auseinandersetzung mit dem Wesen Gottes fortzuführen.

Kurz gesagt, finden wir eine Antwort auf das moralische Dilemma in dem, was die Bibel über Satan und die Sünde und das Leiden lehrt. Das Buch Hiob und seine Offenbarung über Satan, die Engel, Hiobs Versuchungen und seine Reaktionen auf sein Leiden verhilft uns zu entscheidenden Einblicken für unser Verständnis und unsere Antwort auf das moralische Problem des Bösen.

Hiob war ein Mensch, der gewaltiges Leiden erfuhr. Seine Verluste und Schmerzen waren schrecklich. Also kamen drei Freunde des Weges, die ihm Rat geben wollten - aber wer braucht Feinde, wenn er solche Freunde hat? Im Kern bestand ihr Ratschlag darin, dass sein Leiden durch Sünde verursacht sei. Natürlich ist Leiden manchmal durch die eigene Sünde verursacht, aber das ist nur einer der Gründe, die die Schrift für das Leiden anführt. Im Gespräch mit seinen drei Freunden versuchte Hiob, sich gegen deren Anschuldigungen zu verteidigen. Er versuchte zu zeigen, dass er sich nichts Falsches hatte zuschulden kommen lassen, was seine Schmerzen verursacht haben könnte. Und im Wesentlichen war er auch unschuldig. Aber als das Gespräch und Hiobs Leiden über längere Zeit fortdauerten, wurde Hiob schließlich ärgerlich auf Gott und er wurde fordernd. Das geht aus Gottes Worten an Hiob in den Kapiteln 38-40 hervor, insbesondere aber aus den folgenden Versen:

Hiob 38:2-4 Wer ist Dieser, der den Rat verdunkelt Durch Worte ohne Erkenntnis? 3 Gürte deine Lenden wie ein Mann; Und Ich werde dich fragen, und du lehre Mich! 4 Wo warst du, als Ich das Fundament für die Erde legte? Sage es Mir, wenn du klug bist.

Mit anderen Worten: Es ist absurd anzunehmen, dass ein Geschöpf seinen Schöpfer oder das, was Er als der souveräne Herr des Universums tut, kritisieren könnte. In den folgenden zwei Kapitel wird das Thema von Gottes Weisheit und Macht dann weiterentwickelt.

Hiob 40:1-2 Dann sprach der Herr zu Hiob: ,,Will denn der Krittler mit dem Allmächtigen rechten? Möge der, der Gott zurechtweist, darauf antworten."

Darauf erwiderte Hiob:

Hiob 40:4-5 Siehe, ich bin ohne Bedeutung; was kann ich Dir erwidern? Ich lege die Hand auf meinen Mund. 5 Einmal habe ich geredet, und ich will nicht antworten; Auch zweimal, und ich will Nichts mehr hinzufügen.

Das war schon ein Schritt in die richtige Richtung; aber aus dem, was dann folgt, geht hervor, dass Hiob wohl gedemütigt geworden war, nicht aber sein Handeln bereute, und so befragte Gott ihn weiter. Warum? Darf ich als Antwort vorschlagen, dass Hiob durch seine Kritik an Gottes Wegen und durch sein forderndes Auftreten Gott gegenüber eigentlich in die Fußstapfen Satans getreten war, der immer Etwas auszusetzen findet und Gottes Stellung als Herrscher der Welt übernehmen will. Im darauf folgenden Abschnitt (Verse 6-14), der voller Ironie ist, fragt Gott Hiob, ob er wirklich all das vollbringen könne, was nur Gott Selbst tun kann. Achten Sie auf die Verse 7-9:

Hiob 40:6-9. Und der Herr antwortete Hiob aus dem Sturm und sprach: 7 ,,Gürte deine Lenden wie ein Mann: Ich werde dich fragen, und du lehre Mich. 8 Willst du wirklich Mein Recht ungültig machen? Willst du Mich schuldig sprechen, damit du im Recht bist? 9 Oder hast du einen Arm gleich dem Gottes und kannst du donnern mit einer Stimme gleich der Seinen?"

Das Problem von Satan und dem Bösen stellt den menschlichen Geist vor ein Rätsel, und nur Gottes Wort gibt uns eine vernünftige Erklärung über die Ursache, den Lauf und die schlussendliche Bestimmung des Bösen. Uns steht es nicht nur an zu erkennen, dass Gott souverän und unendlich weise ist, sondern wir müssen uns auch dem Plan Gottes im Glauben ergeben. Das Buch der Offenbarung - ein Buch, in dem immer wieder die Engel erwähnt werden - zeigt uns das Endergebnis: den endgültigen Sieg über die Sünde, den Tod und Satan mit seinen gefallenen Engeln, und die Wiedergewinnung des Paradieses. Dann wird Gott jede Träne abwischen und die Welt wird fortwährend eine Freude und einen Frieden erfahren, wie wir uns in unseren kühnsten Träumen nicht vorstellen können.

Das Wesen und die Komplexität der Schöpfung selbst sind es, die nicht nur nach einer angemessenen Ursache - einem Schöpfer - verlangen, sondern auch dessen unendliche Weisheit und Macht deutlich machen (Ps 19:1-6; Rö 1:18-21). Gott ist unendlich weise. Er ist der Allwissende Eine, in dem alle Schätze der Weisheit und des Wissens verborgen sind. Und obwohl uns Gott einige Dinge enthüllt hat, gibt es offenbar noch Vieles, was Er nicht enthüllt hat, weil wir es in unserem gegenwärtigen Zustand einfach nicht in der Lage wären zu begreifen (vgl. Deu 29:29). Unabhängig davon ist es für die Ausübung unseres Glaubens von Ausschlag gebender Bedeutung, das wir an den Punkt gelangen, wo wir nicht nur anerkennen, dass unsere Gedanken und Wege völlig verschieden von den Seinen sind, sondern auch akzeptieren, was Er offenbaren will. Achten Sie auf die Betonung in der folgenden Textstelle:

Jesaja 55:6-9 Sucht den Herrn, solange Er sich finden lässt; Ruft Ihn an, solange Er nahe ist. 7 Der Böse verlasse seine Wege Und der Ungerechte seine Gedanken Und kehre um zum Herrn, Und Er wird Sich seiner erbarmen, Und zu unserem Gott, Denn Er wird im Überfluss vergeben. 8 ,,Denn Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, noch sind Meine Wege eure Wege", spricht der Herr. 9 ,,Denn wie die Himmel höher sind als die Erde, So sind Meine Wege höher als eure Wege und Meine Gedanken als eure Gedanken."

Bedeutet das, dass wir keine Fragen stellen und nicht nach Antworten auf die Geheimnisse des Universums suchen sollen? Natürlich nicht. Aber wo immer uns Gott Offenbarung gewährt oder wir Gottes Antworten in der Bibel finden - sei es explizit oder sehr deutlich implizit -, müssen wir uns demütig dem beugen, was Er uns lehrt, und geduldig für später aufschieben, was uns dann noch immer verwirrt. Und das ist selbstverständlich ein ganz Ausschlag gebender Punkt: Was lehrt die Bibel wirklich über all unsere Fragen? Wir neigen dazu, die Antworten der Bibel durch die Brille menschlicher Argumentation und Logik zu sehen. Wenn sie dann aber im Widerspruch zur menschlichen Argumentation zu stehen scheinen, neigen wir dazu, sie abzulehnen oder zumindest in Frage zu stellen oder die Wahrheit so zu verdrehen, dass sie zu unserer menschlichen Logik passt. Die Lehre von der Dreieinigkeit, beispielsweise, wird nirgendwo explizit in der Bibel gelehrt, aber sie wird deutlich implizit in der Schrift gelehrt. Andere Doktrinen, wie die von der Menschwerdung Christi, gehen über unser Fassungsvermögen hinaus, werden aber als Doktrin ausdrücklich in der Bibel konstatiert. Und so schreibt Jesaja: ,,Wer demütig ist und reuevollen Geistes und wer vor Meinem Wort zittert, Auf diesen werde Ich schauen" (Jes 66:2b).

Was wir von den Engeln lernen können

Die Beschäftigung mit den Engeln, den guten wie den bösen, gibt uns in guter wie in schlechter Hinsicht Einiges darüber zu lernen auf, wie wir leben sollten und wie nicht. Diesbezüglich führt der Apostel Paulus ein Beispiel an, wenn er in 1.Timotheus 3:6-7 davor warnt, Neubekehrte zu Ältesten zu berufen.

Negative Lektionen

Satan war, als der geweihte Cherub, nicht nur vollkommen erschaffen worden, sondern er war auch von überwältigender Schönheit. Natürlich waren seine hohe Stellung und seine Schönheit aus Gottes Gnade und schöpferischer Macht entstanden und nicht aus der Satans. Und dennoch wurde er stolz und aufgeblasen über seine eigene Schönheit und Macht. Er vergaß, dass er ein Geschöpf ist, und wollte werden wie Gott (vgl. Hes 28:11-15; Jes 14: 12-13). Für seinen Stolz und seine Auflehnung wurde er gerichtet, von seiner erhöhten Stellung als der geweihte Cherub gestürzt und zum Feuersee verurteilt, wo ihn sein endgültiges Schicksal ereilen wird. Damit ist Satan nicht nur ein klassisches Beispiel für die Versuchung und die Torheit des Stolzes einer Kreatur, sondern der Stolz stellt auch eine von Satans liebsten Fallen dar, mit denen er das Volk Gottes in Schwierigkeiten zu bringen versucht, denn der Mensch neigt ja so sehr dazu, sich auf seine Fähigkeiten und seine Stellung oder auf die Fähigkeiten und die Stellung eines Anderen etwas einzubilden - und dabei sind das doch alles Gaben Gottes. Im Hinblick auf diese allgegenwärtige Gefahr warnte Paulus davor, einen Neubekehrten in eine Autoritätsposition zu wählen, ,,damit er nicht eingebildet werde und der Verdammung verfalle, der der Teufel anheim fallen wird. Und er muss einen guten Ruf bei denen außerhalb der Gemeinde haben, damit er nicht in Schmach und in die Schlinge des Teufels gerate" (1.Tim 3:6-7).

Satan und seine gefallenen Engel sind uns auch eine Warnung vor Schlechtigkeit und Gefahren der Auflehnung im Gegensatz zu Unterordnung und Gehorsam. An keiner Stelle wird das wohl deutlicher gesagt als in 1.Samuel 15:22-23. Hier wird der Ernst des Ungehorsams (Vers 22), der im Wesentlichen als Rebellion definiert wird (Vers 23), dadurch unterstrichen, dass dieser mit Zauberei und Götzenverehrung verglichen wird. Samuel vergleicht ihn mit Zauberei (hebräisch quesem, einem allgemeinen Ausdruck für alle möglichen okkulten Praktiken und Spiritismus; bezüglich einzelner Formen von Zauberei siehe Deuteronomium 18:10-11). Zauberei und Götzendienst sind dämonisch (s. 1.Kor 10:19-22). Hinter dem okkulten und der Götzenverehrung steckt das Werk Satans, dieses Rebellen aller Rebellen.

Letztendlich stehen Satan und seine bösen Engel für alles Böse und auch für die schrecklichen Folgen des Bösen. Satan ist ein Rebell, ein Mörder, ein Betrüger, ein Verleumder, ein Versucher, ein Wortverdreher und Einer, der alles Gute, Gerechte und Heilige bekämpft. Als Mörder von Anfang an und als der Vater der Lüge (Joh 8:44), der Eva im Garten Eden versuchte, wird er schließlich zum Vater alles Bösen.

Das enthebt den Menschen selbstverständlich nicht von seiner Verantwortung, sich für das Gute zu entscheiden. Auch können wir Satan nicht die Schuld an unseren eigenen Sünden geben, wenngleich er jederzeit auf der Jagd ist, um die Sünde zu mehren und uns zu täuschen und zu versuchen. Obwohl Satan uns ständig versucht, stammt die Versuchung zur Sünde letztendlich doch aus unseren eigenen Begierden, die mit unserer Seele im Streit liegen (Jak 1:14; 1.Pe 2:11; Eph 2:3).

Positive Lektionen

Die zahlreichen Erwähnungen von Gottes heiligen Engeln in der Bibel beinhalten hauptsächlich Berichte über ihre vielfältigen Aktivitäten, und zwei Dinge fallen dabei sofort ins Auge. Man sieht sie beständig in anbetender Bewunderung Gottes und in demütigem Dienst in vollkommener Unterwerfung unter den Willen Gottes. Wenn diese himmlischen Wesen mit all ihrer Stärke, Heiligkeit und Gotteserkenntnis Ihm so hingegeben sind - sollten sie uns darin nicht Beispiel und Motivation sein?

Erst nachdem Jesaja gesehen hatte, wie die heiligen Seraphim in Anbetung und Demut (indem sie ihre Füße bedeckten) den Herrn erhöhten, sah und bekannte er seine eigene Sündigkeit und wurde ein williger Diener Gottes. Und dann sagte der Prophet auch als Antwort auf die Frage des Herrn ,,Wenn soll Ich senden?" ,,Hier bin ich, sende mich" (s. Jes 6:1-8). Und nachdem die Hirten die frohe Botschaft von der Geburt des Messias erfahren, Jesus in Bethlehem gesehen und die himmlischen Heerscharen Gott preisen gehört hatten, kehrten sie zurück und folgten dem Beispiel der Engel, indem sie ,,Gott rühmten und priesen für Alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war" (Luk 2:20).

Ein Bewusstsein für die Realität der unermesslichen Scharen englischer Wesen - den Nutzen durch die guten und den Widerstand durch die bösen - kann man nur durch die Betrachtung der Schriften gewinnen, in denen diese Wahrheiten aufgezeichet sind, und durch das Gebet.46


Bibliographie

1 William Evans, The Great Doctrines of the Bible [Die großen Doktrinen der Bibel], Moody Press, Chicago, 1912, S. 215.

2 Charles C. Ryrie, Basic Theology [Grundlagen der Theologie], Victor Books, Wheaton, IL, 1987, Kapitel 17, elektronische Veröffentlichung.

3 Millard J. Erickson, Christian Theology [Christliche Theologie], Baker Book House, Grand Rapids, 1983, S. 434.

4 Kindred Spirit [Gleichgesinnte], eine vierteljährlich erscheinende Veröffentlichung des Dallas Theological Seminary, Sommer 1995, S. 5-7.

5 Gangel, S. 5.

6 Gangel, S. 7.

7 Eine hervorragende Diskussion und Bestätigung dieser Ansicht gibt Deffinbaughs Beitrag über Genesis 6 in seiner Studie über das Buch Genesis auf unserer Website.

8 The Bible Knowledge Commentary, OT [Die Bibel - Erklärt und ausgelegt. AT.]. John F. Walvoord, Roy B. Zuck (Hrsg.), Victor Books, elektronische Veröffentlichung.

9 Lewis Sperry Chafer, Systematic Theology [Systematische Theologie], Bd. 2, Kregel Publications, 1993, S. 3.

10 The Bible Knowledge Commentary, NT [Die Bibel - Erklärt und ausgelegt. NT.]. John F. Walvoord, Roy B. Zuck (Hrsg.), Victor Books, 1983, elektronische Veröffentlichung.

11 Lewis Sperry Chafer, Lewis Sperry Chafer Systematic Theology [Lewis Sperry Chafers systematische Theologie], Bd. 1, Teil 3, Kurzfassung. John F. Walvoord (Hrsg.), Donald K. Campbell, Roy B. Zuck (beratende Hrsg.), Victor Books, Wheaton, Ill., 1988, S. 284.

12 Ryrie, S. 159.

13 Frank E. Gaebelein (Hrsg.), The Expositors' Bible Commentary [Bibelkommentar der Exegeten], Zondervan, Grand Rapids, elektronische Veröffentlichung, 1997.

14 Paul Enns, The Moody Handbook of Theology [Moody Handbuch der Theologie], Moody Press, Chicago, 1996, elektronische Veröffentlichung.

15 Erickson, S. 439.

16 Erickson, S. 440.

17 Ryrie, S. 124.

18 Lewis Sperry Chafer, Systematic Theology [Systematische Theologie], Bd. 2, Kregel Publications, 1993, S. 8.

19 Gabelein, Expositor's Bible Commentary [Bibelkommentar der Exegeten], elektronische Veröffentlichung.

20 Ryrie, S. 125.

21 Ryrie, S. 125.

22 Die hier benutzten Begriffe und Beschreibungen gehen offensichtlich weit über die für irgendeinen menschlichen Monarchen hinaus. Außerdem lehren uns andere Textstellen eindeutig, dass oft englische oder dämonische Kräfte hinter der Herrschaft menschlicher Könige bzw. Königreiche stehen (vgl. Da 10 und Eph 6:10-12).

23 James Oliver Bushwell Jr., A Systematic Theology of the Christian Religion [Systematische Theologie der christlichen Religion], Bd. 1, Zondervan, Grand Rapids, 1962, S. 134.

24 Ryrie, S. 128.

25 Walter Bauer, Wilbur F. Gingrich und Frederick W. Danker, A Greek-English Lexicon of the New Testament and Other Early Christian Literature [Griechisch-Englisches Lexikon zum Neuen Testament und anderen frühchristlichen Schriften], Chicago: University of Chicago Press, 1979, elektronische Veröffentlichung.

26 Paul Enns, The Moody Handbook of Theology [Moody Handbuch der Theologie], Moody Press, Chicago, 1996.

27 Ryrie, S. 129.

28 Ryrie, S. 129-130.

29 Chafer, S. 17.

30 Ryrie, S. 131.

31 James Oliver Bushwell Jr., A Systematic Theology of the Christian Religion [Systematische Theologie der christlichen Religion], Bd. 1, Zondervan, Grand Rapids, 1962, S. 133.

32 Das Material über den Dienst der Engel in seinen verschiedenen Bezügen wird in Anlehnung an Ryries Basic Theology [Grundlagen der Theologie], S 131-132, dargestellt.

33 Ryie, S. 131.

34 Ryrie, S. 133.

35 Charles Caldwell Ryrie, Ryrie Study Bible, Expanded Edition [Ryries Studienbibel, Erweiterte Ausgabe], Moody Press, Chicago, 1995, S. 1964.

36 The Bible Knowledge Commentary, OT[Die Bibel - Erklärt und ausgelegt. AT.]. John F. Walvoord, Roy B. Zuck (Hrsg.), Victor Books 1983, 1985, elektronische Veröffentlichung.

37 Die Hauptaussage von Vers 10 besteht darin, dass es im Himmel große Freude gibt (vgl. Vers 7), wenn ein Sünder bereut. Mancher mag argumentieren, dass der Text nicht sagt, dass Engel sich freuen, sondern nur, dass es dort Freude gibt, wo sie sind. Sie sind Zeuge von Gottes Freude, aber sicherlich werden sich Engel, die dem Willen Gottes ergeben sind, auch selber freuen, so wie wir sie in Lukas 2 Gott bei der Geburt Christi preisen sehen.

38 Die sieben Posaunen gehen aus den sieben Siegeln hervor, und unmittelbar nach dieser letzten Posaune folgen die Plagen aus den sieben Schalen, die am Ende zur Wiederkunft Christi zur Erde, zur Vernichtung von Satans Königreich und zur Errichtung von Christi Herrschaft auf der Erde führen.

39 ,,Dieser Abschnitt mit seinen übermenschlichen Bezügen beschreibt anscheinend einen Anderen als den menschlichen König von Tyrus, nämlich Satan. Wenn das so ist, werden Satans einmalige Vorrechte vor seinem Fall in den Versen 12-15 beschrieben und das Gericht über ihn in den Versen 16-19. ,Du trugst das Siegel der Vollkommenheit' (Vers 12); d.h. Satan war in seiner ursprünglichen Weisheit und Schönheit die Verwirklichung der Vollkommenheit." (Charles Caldwell Ryrie, Ryrie Study Bible, Expanded Edition [Ryries Studienbibel, Erweiterte Ausgabe], Moody Press, Chicago, 1995, S. 1306).

40 Griechisch diabolos, ,,Ankläger", ,,Verleumder", von diabollo, ,,anschuldigen", ,,schlecht machen".

41 Widersacher, das griechische antidikos, wurde für einen Kontrahenten in legalen Angelegenheiten oder Prozessgegner benutzt.

42 Für weitere Einzelheiten über Satan, seinen Ursprung, seine Titel etc. vgl. die Lehre von der Satanologie auf unserer Website.

43 Chafer, S. 25.

44 Chafer, S. 22; dort zitiert er Dr. William Cooke, Christian Theology [Christliche Theologie], S. 622-23.

45 Lewis Sperry Chafer, Lewis Sperry Chafer Systematic Theology [Lewis Sperry Chafers Systematische Theologie], Bd. 1, Kurzfassung. John F. Walvoord (Hrsg.), Donald K. Campbell, Roy B. Zuck (beratende Hrsg.), Victor Books, Wheaton, Ill., 1988, S. 289.

46 Chafer, S. 27.


Ende

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#3
Sister Maggie

Sister Maggie

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(1) Gottes Absicht wird erklärt: Es war Gottes Absicht, dass der Mensch unter Gottes Befehlsgewalt über diese Erde herrschen sollte (Gen 1:26; Ps 8:4-6; Heb 2:5-8a).

(2) Gottes Absicht wird verzögert: Aufgrund des Sündenfalls, wie er in Genesis 3 aufgezeichnet ist, rang Satan dem Menschen die Herrschaft ab (vgl. Heb 2:5 mit 2:8b). Gottes Absicht war es, dass der Mensch über diese Erde herrschen sollte, nicht die Engel und noch weniger die gefallenen Engel.



Aus WARNUNG vor der Irrlehre der "Herrschenden Gemeinde"
Die Wurzel des Irrtums der „Herrschaftstheologie“

Wie kommen nun Menschen zu dem falschen Schluss, sie könnten dem Satan seine Macht entreißen und mit geistlicher Kriegführung die Welt zurückerobern, die sich dieser unberechtigterweise angeeignet habe?

Die dämonisch inspirierte Hintergrundlehre, die zu dieser Annahme führte, besagt, dass Menschen (Adam und Eva), denen Herrschaft über die Erde gegeben wurde dem gefallenen Engel Luzifer diesen Herrschaftsanspruch übertragen hätten, indem sie auf seine Verführungen eingegangen, also auf ihn gehört hätten. Jetzt müssten demnach gehorsame Menschen dem Verführer diese Herrschaftsansprüche wieder entreißen, indem sie den Sieg Jeschuas über ihn zur Vollstreckung bringen. Sie müssen den Satan und seine Heerscharen binden und ihm die Weltherrschaft entreißen. Sie selbst sollten Machtpositionen in Medien und Politik anstreben, um von dort aus das Reich Gottes auf der Erde zu errichten. Christus würde erst zurückkommen, wenn die Übernahme der Welt abgeschlossen sei.

Hierbei wird auch behauptet, aus 1.Mo.1:26 ginge hervor, dass Gott den Menschen diesen Auftrag zu herrschen von Anfang an schon erteilt habe („Macht euch die Erde untertan!“) Jesus sei gekommen, diesen Befehl wieder einzusetzen und somit bestünde in unserer heutigen Zeit die Pflicht ihn zu erfüllen. Dabei übersehen sie auch hier wieder einmal den Kontext, denn Gott erteilte Adam nur die Herrschaft „ über die Fische des Meeres und die Vögel des Himmels …“ usw.

Hebr.2:5ff
"Denn nicht Engeln hat er den Erdkreis unterworfen, von dem wir reden; es hat aber irgendwo jemand gesagt: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, oder des MENSCHEN SOHN, dass du auf ihn achtest? Du hast ihn (den Menschensohn Jeschua) ein wenig unter die Engel erniedrigt; mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt; du hast alles unter seine Füße gelegt. Denn indem ER ihm (Jeschua) alles unterwarf, ließ er nichts übrig, das ihm nicht unterworfen wäre; jetzt aber sehen wir ihm noch nicht alles unterworfen!" Wir sehen aber Jesus, der ein wenig unter die Engel erniedrigt war, wegen des Todesleidens mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt ...."

In diesem Text wird ganz und gar nicht ausgesagt, dass den Menschen alles unterworfen wäre,
sondern Christus, wie wir auch aus Psalm 8:5-7 und 1.Kor.15:27 deutlich erkennen können

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