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Der Kinderprediger


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Rolf

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Der Kinderprediger





Wenn Samuel Boutwell zu Hause in Mississippi mit seiner Hundedame Daisy über die Wiese tobt, sieht er aus wie ein ganz normaler Siebenjähriger. Doch Samuel wird zum Prediger der christlich-evangelikalen Kirche erzogen, so wie es auch der Beruf seines Vaters ist. Samuel predigt, seit er drei Jahre alt ist. Seine Eltern sagen, es war schon damals seine freie Entscheidung.

"Ich glaube, das Wichtigste, was ein Mensch tun kann, ist das Wort Gottes zu predigen. Und wir glauben, dass Leute, die nicht bereuen und nicht an Jesus Christus glauben in die Hölle kommen, so wie es in der Bibel steht", sagt Kendall Boutwell. In Brookhaven, Mississippi, glauben 80 Prozent der Bevölkerung, sie seien wiedergeboren. Man lebt streng nach dem Wort Gottes. Auch Samuel lernte schon früh, dass selbst die kleinste Sünde ihn später in die Hölle bringt. Deshalb ließ er sich im Alter von drei Jahren von seinem Vater ein weiteres Mal taufen, um sich so von den Vergehen seiner frühkindlichen Tage zu befreien. Heute, mit sieben, predigt Samuel gegen alles, was seiner Meinung nach laut Bibel verboten gehört. Er predigt gegen Lügner, Trinker und Diebe, gegen Schwule, Heuchler und Besserverdienende. Er predigt gegen Dinge, von denen ein Siebenjähriger eigentlich noch keine Ahnung haben sollte. "Warum Gott meinem Sohn das Verlangen gab, vor einer Abtreibungsklinik zu predigen? ich weiß es nicht. Ich weiß nur, es war sein Wunsch", sagt Samuels Mutter Vicky Boutwell. Und Der Kinderprediger wüted: "Sie töten Kinder da drinnen, sie lassen sie weg machen. Wir glauben, es ist manchmal weil sie denken, sie haben nicht das Geld. Ihr Kind groß zu ziehen. Und manchmal glauben wir, wollen sie es vielleicht einfach nicht haben. Doch egal wie die Gründe sind, sie töten das Kind, schlimmer als ein Tier."

Und weil Samuel nicht nur die Leute in Brookhaven vor der Hölle bewahren will, geht er mit seinen Eltern auf Missionarsreise. Fünf Tage im Caravan, von Mississippi, einem der ärmsten Staaten der USA, nach New York. Samuel ist ganz aufgeregt: "Ich liebe es, Orte zu besuchen, an denen ich noch nie war. Und einer dieser Orte ist eben New York City. Papa und ich sind schon etwas nervös, aber wir sind auch ein bisschen aufgeregt." Für ihre Reise in das Sündenbabel New York müssen die Boutwells nicht einmal auf die Schulferien warten. Mutter Vicky unterrichtet Samuel und seinen kleinen Bruder Caleb selber.

Samuel hofft, in den nächsten Tagen auf seinem Weg nach New York, soviele Sünder wie möglich zu bekehren. In Roanoak, Virginia, nimmt er sich die Alkoholsünder vor: "Jesus, will, dass du jetzt, noch heute Nacht bereust. Vielleicht erlebst du die nächste Stunde nicht mehr. Du musst bereuen, bevor du stirbst. Du könntest in einem Autounfall umkommen, zum Beispiel weil du einfach schlecht gefahren bist und dann stirbst du." Samuel versucht es mit der Schocktaktik. Doch die Leute, die er damit erreichen will, schauen ihn nur ungläubig an. Dafür erregt er die Aufmerksamkeit der lokalen Presse.

Und dann setzt die Familie ihre Missionsreise fort. Erst als die Kinder schlafen, spricht Vater Kendall über seine eigenen Sünden der Vergangenheit: "Ich war ein ganz schöner Rebell früher. Ich will ihnen wirklich die Details ersparen, aber ich war ein mächtig böser Junge. Ich habe Alkohol getrunken und das war der Weg auch zu anderen Drogen. Ich hatte vorehelichen Sex, habe meine Frau betrogen und so weiter." Heute sei er von diesen Sünden geheilt. Und er will seinen Sohn davor bewahren, ähnliche Fehler zu machen: "Ich hoffe, er wird es mal besser machen. Ich versuche ihn, auf den richtigen Weg zu führen. Wenn er rebelliert, bekommt er ein paar Schläge mit dem Stock. So lernt er, dass jede Rebellion eine Konsequenz hat."



Am nächsten Morgen will Samuel die Glücksspieler bekehren. Vor einem Casino in Philadelphia versucht er, sie vor ihren Sünden zu bewahren. Doch das wird hier nicht gerne gesehen. Ein Wachmann knöpft sich den Vater vor: "Sie sollten sich übrigens schämen, dass sie ihren Sohn da mit hineinziehen." Ungläubig beobachtet Samuel den Streit zwischen dem Wachmann und seinem Vater.
Er kann nicht fassen, dass es Leute gibt, denen das Wort Gottes egal zu sein scheint. Sie müssen das Casinogelände verlassen. Samuel und sein Vater wechseln auf die andere Straßenseite und sie versuchen, die ungläubigen Sünder von dort zu erreichen. Nach kurzer Zeit fahren sie weiter. Samuel scheint erleichtert zu sein: "Wir wussten nicht, was noch passieren würde. Jemand hätte eine Waffe ziehen können, und dann hätte es vielleicht geheißen – hört auf zu predigen oder ich töte euch. Und dann hätte er vielleicht geschossen. Ich hätte dann wirklich Angst gehabt obwohl ich mit Gott ja eigentlich keine zu haben brauche."

Nach einem weiteren Tag im Caravan erreicht die Familie Washington und Samuel sieht zum ersten Mal in seinem Leben eine echte Großstadt. Viele Leute – das bedeutet für Samuel viele Ungläubige. Er versucht die Menschen mit selbstgebastelten Flyern zu erreichen. Doch auch in Washington will man sich nicht vor der Hölle bewahren lassen. Niemand will Samuels Flyer mitnehmen. Samuel hat es schwer: "Ich habe festgestellt, dass die Leute mir hier überhaupt nicht zuhören, so wie das zuhause in Brookhaven tun."

Und dann, nach fünf langen Tagen auf der Straße, nach 2000 Meilen im Wohnwagen, erreichen sie endlich New York. In der christlich-evangelikalischen Kirche der Stadt treffen Samuel und sein Vater sich mit zwei Glaubensbrüder. Einer von ihnen, Bruder James, will den beiden bei ihrer heutigen Mission zur Seite stehen. Samuel ist optimistisch, dass sie die Stadt für sich gewinnen können: "Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Predigen ist eben manchmal Spaß und manchmal ist es auch schwierig. Wenn es regnet, dann predigen wir einfach weiter. Und wenn die Leute uns verspotten, dann predigen wir auch weiter. Und dann beginnt Samuel seinen Glaubenszug durch Amerikas größte Stadt. Er steigt auf eine Mauer und er predigt, wie er das zu Hause tut: "Die Menschen glauben an die Evolution, doch das ist nicht richtig. Ich sage euch, der Mensch stammt nicht vom Affen ab." Ansichten eines kleinen Jungen, über die seine Zuhörer zunächst noch schmunzeln.

Der Junge predigt weiter und die Lacher für Samuel werden lauter. Ernst nimmt den kleinen Prediger hier niemand. Ebensowenig wie seinen Vater. Er wird beschimpft, verhöhnt und bespuckt. Die Situation gerät immer mehr außer Kontrolle und Samuel hat Angst. Gott hin oder her. Hier will sich niemand von den Boutwells vor der Hölle retten lassen. Kein Sünder, kein Ungläubiger hört ihnen zu. Ihre Mission scheint gescheitert zu sein. Das wird Samuel nun klar: "Ich will hier nicht sitzen, ich will zu meiner Mam." Dann weint der kleine Prediger leise und tief erschüttert. Sein Glaube an Gott ist unerschütterlich. Doch sein Glaube an die Menschen wurde hier in New York nachhaltig zerstört. Vater Kendall hat dafür auch eine Erklärung: "Jesus Christus ist für solche Menschen gestorben, verstehst du? Für Menschen, die Gott hassen. Denn jeder, der Gott nicht liebt, hasst ihn. Es gibt nur diese beiden Möglichkeiten. Das hast du nicht geglaubt, was? Jetzt glaubst du es, hab ich recht?"

Samuel ist froh, als er wieder im Caravan sitzt, auf dem Weg nach Hause. Nach Brookhaven, Missisippi. Dahin wo die Leute so ticken wie er. Dahin, wo die Leute ihm zuhören und an Gott glauben, so wie er.
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