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Katholiken und Schiiten einigen sich auf gemeinsame Leitsätz


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Katholiken und Schiiten einigen sich auf gemeinsame Leitsätze






Von Heinz-Joachim Fischer, Rom



Der Vatikan bewertet das Ergebnis der Zusammenkunft als „theologisch revolutionär”

01. Mai 2008 Der Vatikan und führende iranische Theologen haben sich in Rom nach zweitägigen Beratungen auf eine gemeinsame Erklärung zum Verhältnis von Glaube und Vernunft geeinigt. Das vom Vatikan veröffentlichte Papier enthält sieben gemeinsame Grundsätze, deren wichtigste sind, dass sich Glaube und Vernunft nicht widersprechen könnten und dass beide nicht zur Legitimierung von Gewalt missbraucht werden dürften. Dass diese Leitsätze gemeinsam von katholischen Kirchenführern und führenden islamischen Theologen unterzeichnet wurden, wurde in Rom als „religionspolitisch sensationell“ und „theologisch revolutionär“ bewertet.

Von Seiten des Vatikans war an den Gesprächen, die von Montag bis Mittwoch dauerten, der „Päpstliche Rat für den Interreligiösen Dialog“ beteiligt, von iranischer Seite das „Zentrum für Interreligiösen Dialog der Organisation Islamischer Kultur und Beziehungen“ aus Teheran. Leiter der vatikanischen Delegation war der französische Kurienkardinal Tauran, der im Vatikan für die Beziehungen zu den großen Weltreligionen zuständig ist und damit im Auftrag des Papstes mit Autorität verhandeln kann. An der Spitze der iranischen Delegation stand der Leiter des Teheraner Zentrums, Mostafavi. Es gilt als sicher, dass Mostafavi für die Gespräche die Rückendeckung der iranischen Staatsführung und Glaubensbehörden hatte.

Eine Einladung zu einer gründlicheren Reflexion

Gegenstand der lange vorbereiteten Begegnung war das unterschiedliche Glaubensverständnis von Katholiken und Schiiten in drei Fragen: „Glaube und Vernunft - Welche Beziehung? Theologie/Kalam als Untersuchung über die Rationalität des Glaubens; Glaube und Vernunft in Bezug zum Phänomen der Gewalt.“ Es sind jene Themen, die Papst Benedikt XVI. in seiner Vorlesung in der Universität zu Regensburg am 12. September 2006 angesprochen hatte. Diese Anfragen wurden zuerst von vielen Muslimen beanstandet, dann jedoch als Einladung zu einer gründlicheren Reflexion über islamische Glaubensinhalte verstanden. Einen Monat nach der Regensburger Rede antworteten darauf 38 Muslime von Ansehen und intellektueller Autorität.

2007 erklärten sich noch einmal 138 angesehene Muslime bereit zum Dialog. Ein offizieller Besuch des saudi-arabischen Königs Abdallah, des Hüters der heiligen Stätten des Islams, am 6. November 2007 im Vatikan bei Benedikt XVI. hatte zudem die Unterstützung maßgeblicher Staatsführer der islamischen Welt für den Dialog zwischen der katholischen Kirche und dem Islam gezeigt.

Nächstes Treffen in Teheran

Der Vatikan unterhält mit fast allen islamischen Staaten diplomatische Beziehungen; mit anderen steht er in freundlichen Kontakten, ungeachtet der schlechten Behandlung christlicher Minderheiten und feindlicher Gesetzgebungen gegenüber Christen in diesen Ländern. Papst Benedikt XVI. hat die Teilnehmer des Dialogs empfangen und sich laut Vatikan zufrieden geäußert. Das nächste Dialog-Treffen werde nach weiteren gründlichen Vorbereitungen in zwei Jahren in Teheran stattfinden.


Die gemeinsame Erklärung im Wortlaut

1. Glaube und Vernunft sind beides Geschenke Gottes an die Menschheit.


2. Glaube und Vernunft widersprechen einander nicht, aber Glaube kann in einigen Fällen über der Vernunft sein, aber nie gegen sie.


3. Glaube und Vernunft sind in sich nicht gewalttätig. Weder Vernunft noch Glaube sollte für Gewalt gebraucht werden; unglücklicherweise wurden beide zuweilen missbraucht, um Gewalttaten zu begehen. In jedem Fall können diese Ereignisse weder Vernunft noch Glaube in Frage stellen.


4. Beide Seiten stimmten überein, in der gemeinsamen Förderung wahrer Religiosität fortzufahren, in besonderer Spiritualität, um die Achtung für heilig gehaltene Symbole zu ermutigen und moralische Werte zu fördern.


5. Christen und Muslime sollten über Toleranz hinausgehen, in der Anerkennung der Unterschiede, doch im Bewusstsein der Gemeinsamkeiten, und Gott dafür dankbar sein. Sie sind berufen zu gegenseitigem Respekt und verurteilen deshalb die Verspottung des religiösen Glaubens.


6. Verallgemeinerungen sollten im Gespräch über Religionen vermieden werden. Unterschiede zwischen den Konfessionen innerhalb des Christentums und des Islams sowie die Verschiedenheit historischer Kontexte sind wichtige beachtenswerte Faktoren.


7. Religiöse Traditionen können nicht auf der Basis eines einzelnen Verses oder einer Passage in den jeweiligen heiligen Büchern beurteilt werden. Sowohl eine Gesamtschau als auch eine adäquate hermeneutische Methode sind notwendig für ihr faires Verständnis.“



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