Die Christenheit droht immer mehr zu verweltlichen
Ein Rundbrief von Dr. Wolfgang Nestvogel bringt es auf den Punkt: Die Christenheit entscheidet sich mehr und mehr für die Irrlehre und lehnt die Wahrheit an den Erlöser Jesus Christus zunbehmend ab:
„Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.“
Sacharja 9,9
Dr. Wolfgang Nestvogel
Sehr verehrte, liebe Freunde und Förderer der ART,
der Ausruf Johannes des Täufers ist die Speerspitze, auf die alle reformatorische Theologie zielt: den HERRN Jesus Christus als das „Lamm Gottes“ zu verkündigen, durch dessen Opfertod verlorene Sünder auf ewig gerettet werden! Und der dann in seiner Auferstehung Tod und Teufel endgültig überwunden hat. Das ist die größte Botschaft, die in dieser Welt überhaupt vermeldet werden kann. Und dazu wollen wir unsere Studenten ausbilden und ausrüsten.
Unser Schreiben erreicht Sie diesmal in der Passionszeit, die uns diese zentrale Wahrheit besonders deutlich vor Augen stellen will.
Das ist immer wieder nötig – denn selbst bis in evangelikale Kreise hinein ist die Schlüsselstellung der Erlösungslehre längst nicht mehr unumstritten. Da diskutieren Christen über eine „neue Paulus-Perspektive“, die maßgeblich von dem anglikanischen Theologen N.T. Wright propagiert wird und inzwischen viele Anhänger hat. Demnach hätten die Reformatoren und der gesamte Protestantismus den Apostel Paulus gründlich missverstanden. Kurz gesagt: Das Evangelium verkünde zwar die Königsherrschaft Jesu, es sei aber eigentlich keine Botschaft der individuellen Errettung von der Schuld und der Strafe der Sünde. Damit ist die ganze klassische Rechtfertigungslehre in Frage gestellt. Wright wörtlich: „Bei Rechtfertigung ging es im ersten Jahrhundert nicht darum, wie jemand eine Beziehung zu Gott aufbauen kann. ... Woran Paulus bei Rechtfertigung denkt, ... ist nicht so sehr die Frage, wie man Christ wird...“.
Verkündigung noch Hauptsache?
Diese Zurückdrängung der Erlösungsfrage spielt einer anderen neoevangelikalen Tendenz in die Hände, die wir ebenfalls seit längerem beobachten müssen: einer zunehmenden Verschiebung der Schwerpunkte weg von der Verkündigung und hin zu einer stärkeren Betonung der sozialen und politischen Verantwortung. In diesem Sinne fordert etwa Rick Warren seit langem eine „Transformation“ der Christenheit, eine erneute „Reformation“. Dabei solle nicht mehr die biblische Lehre im Mittelpunkt stehen, sondern das gemeinsame weltverändernde Handeln.
In diesem Licht werden auch die dramatischen Vorgänge verständlicher, bei denen führende Sprecher der evangelikalen Szene einen fragwürdigen Brief an muslimische Würdenträger mit unterschrieben hatten (vgl. unsere Hinweise im letzten Freundesbrief).
Darin gestehen sie u.a. zu, daß es zwischen Islam und christlichem Glauben entscheidende theologische Gemeinsamkeiten gäbe: beide verstünden die „Hingabe an einen Gott ... als primäre Pflicht jedes Gläubigen“, beide verkündeten das Doppelgebot der Liebe zu Gott und dem Nächsten.
Noch einmal: Islam-Brief war kein Zufall
Unter diesem „christlichen Brief“, der in seiner Substanz einen unausgesprochenen Verrat an der Gottessohnschaft Jesu darstellt, stehen neben liberalen Theologen inzwischen auch die Unterschriften von Bill Hybels, Rick Warren, George Verwer und Brian McLaren (ein Protagonist der Emerging-Church-Bewegung).
Inzwischen wurden weitere Fakten bekannt. Beim Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum), das jedes Januar in Davos die mächtigsten Wirtschaftsbosse und Politiker der Welt zusammenführt, waren zwei der evangelikalen Briefunterzeichner präsent: Rick Warren und Brian McLaren. Wer hatte sie dorthin eingeladen? Welche Interessengruppen stehen hinter ihnen? Für wen sprechen sie? Auch in Davos gab es einen sogenannten Dialog zwischen dem Islam und der westlichen Welt, der von einem „Rat der 100 Leiter“ (Council of 100 Leaders) durchgeführt wurde. Man strebt verbindende Aktionen an, die zu einer Aufweichung der religiösen Fronten führen sollen. Kein Wunder, daß dies im Rahmen der Weltwirtschaftskonferenz geschah. Dort will man verhindern, daß der Globalisierungsprozess durch religiöse Spannungen verzögert wird. Darum hat man den „christlichen Brief“ als Mosaikstein im religionsvermischenden Gesamtprozeß sicher begrüßt.
Wie dringend brauchen wir junge Theologen, die diese Zusammenhänge verstehen und sich nicht von ihrer Hauptaufgabe ablenken lassen: der Verkündigung des biblischen Evangeliums zur Sünderrettung. Wir nötig ist eine Akademie, die solche geistigen Kämpfe immer wieder an die Öffentlichkeit bringt und zur Mündigkeit der Christen beiträgt. Hier geht es doch nicht nur um Spezialthemen für theologische Hintergrundgespräche (das auch), sondern mehr noch um Schicksalsfragen der ganzen Gemeinde Jesu.
Warnruf aus Sri Lanka
Wie gut, daß auch andere diese Not zu sehen beginnen. Vor wenigen Wochen erhielt ich ein Schreiben des Direktors von „Jugend für Christus“ (JfC). Darin warnt auch er vor einer zunehmenden Zurückdrängung der Erlösungsbotschaft bei den Evangelikalen. Und er beruft sich für diese Diagnose auf den Leiter der JfC-Arbeit in Sri Lanka, Dr. Ajith Fernando. Der hatte erst kürzlich in einem Artikel „zu einer neuen Initiative für Verkündigung“ aufgerufen: „Die Tendenz einiger Evangelikaler, die Verkündigung zu vernachlässigen – und damit auch die Menschen nicht mehr von der Rettung durch Jesus zu überzeugen, verlangt nach einer erneuten Aufforderung an Evangelikale zu aktiver, bekennender Evangelisation.“
Ihr
Wolfgang Nestvogel