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Christliches Yoga – passt das zusammen?


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Rolf

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Christliches Yoga – passt das zusammen?

 
 
 
5. Mai 2023
 
 

Pia Wick hat das erste christliche Yoga-Institut in Deutschland gegründet. Sie ist überzeugt: Yoga gibt dem Glauben eine Dimension zurück, die verloren gegangen ist.

 

Christlich und Yoga – das passt für viele nicht zusammen. Für Sie schon. Inwiefern?

Pia Wick: Zum einen ganz intuitiv. Yoga führt in die Stille, führt nach innen, wird oft spirituell genutzt. Warum nutzen wir Christen es nicht auch spirituell? Natürlich hatte ich anfangs auch die Bedenken, weil Yoga aus Indien kommt und dem Hinduismus und Buddhismus zugeordnet wird.

 

Die neuesten Forschungen sagen aber, dass das Yoga, wie wir es heute kennen, erst im letzten Jahrhundert entstanden ist. Über die Kolonialisierung durch die Briten wurde auch das Christentum in Indien eingeführt. Der Yogameister, von dem ich meinen Stil habe, war beispielsweise sehr christlich geprägt, weil er auf einer christlichen Missionsschule war. Und was die Spiritualität anbelangt, sagen viele Yogameister: Yoga können alle Religionen nutzen, um ihren Glauben zu vertiefen.

 

In vielen Yogastudios stehen trotzdem oft ein Buddha oder andere fernöstliche Gottheiten und man bedient sich spirituell vermeintlich fernöstlicher Riten und Haltungen. Es ist weniger der reine Sport.

 

Wick: Ja, aber wenn man davon ausgeht, dass das Techniken sind, wie man Spiritualität pflegen kann, bekommt es eine andere Konnotation. Wenn ich meine Hände falte, sagt das noch nichts aus, an wen ich meine Gebete richte. Alle Menschen können ihre Hände falten, entscheiden aber selbst, zu wem sie beten.

 

Es gibt viele Gebetshaltungen in der Bibel, zum Beispiel: Ich verneige mich vor Gott. Im Yoga ist das die Stellung des Kindes, die wiederum bei den Muslimen mit der Ausrichtung nach Mekka als Gebet genutzt wird. Körperhaltungen oder Techniken werden einfach multipel genutzt.

 

Die zweite Antwort ist: Da wird eine Sehnsucht bedient, Spiritualität mit Körperlichkeit zu verbinden. Ich glaube, es ist für viele Menschen ganz wichtig und nötig, den Körper mit Glauben und Spiritualität zu verbinden. Wir haben als Kirche da ein Vakuum hinterlassen und andere bedienen jetzt diese Sehnsucht.

 

Körperlichkeit ist insgesamt kein ganz beliebtes Thema und wird schnell mit Sünde und Körperkult verbunden. Warum ist es aber doch lohnenswert, sich mit seinem Körper zu beschäftigen?

 

Wick: Wenn wir im Kindergottesdienst den Kindern erzählen, dass der liebe Gott alles geschaffen hat, und dass er es gut gemacht hat, warum ziehen wir dann eine Grenze, ab der wir sagen, der Körper ist schlecht?  Wenn wir doch als Geschöpfe Ebenbild Gottes sind, warum ziehen wir überhaupt eine Grenze?

 

Jesus hat Menschen körperlich berührt, auf eine Art und Weise, die wir heute als anstößig empfinden würden und wir schätzen unseren Körper nicht. Da läuft doch was falsch! Unser Körper ist wunderbar geschaffen und er hat Bedürfnisse und Wünsche. Da müssen wir noch mal genauer hinschauen, wo beginnt Sünde und wo ist es ein menschliches Bedürfnis?

 

Inwiefern unterscheidet sich Ihre Art des Yogas von den vielen anderen Yogakursen und Angeboten, die es in Fitnessstudios, auf YouTube oder in Yogastudios gibt?

 

Wick: Ich orientiere mich am Yogastil Hatha-Yoga. Das heißt, es gibt immer wieder mal Pausen dazwischen, wir achten unsere Grenzen, ja lieben unsere Grenzen sogar und gehen nicht über sie hinaus. Und wir versuchen, das Bibelwort wahrzunehmen und zu verkörpern.

 

Warum ist es so wichtig, auf seine Grenzen zu hören und sie zu achten? Das widerspricht dem gängigen gesellschaftlichen Narrativ, dass man raus aus seiner Komfortzone und seine Grenzen weiten soll.

 

Wick: Das ist auch der Grund, warum so viele Menschen psychisch so ausgelaugt und im Burn-out sind. Es heißt in der Bibel, dass man seinen Nächsten wie sich selbst lieben soll. Aber wenn ich bei mir ständig über die Grenzen gehe, kann ich auch den Nächsten nicht in seinen Grenzen lieben.

 

Wenn ich meine Grenzen liebe, kann ich selbst entscheiden, welche ich wann und wie erweitern möchte. Wenn ich aber dauernd dazu verpflichtet bin, meine Grenzen zu überschreiten, komme ich in eine Opferhaltung herein, funktioniere nur noch. Dann halte ich das Leben nur noch aus, bin aber nicht mehr Gestalterin meines Lebens. Deshalb ist es ganz wichtig, die eigenen Grenzen wahrzunehmen und zu spüren.

 

Paulus sagt: In meiner Schwachheit bin ich stark. Dafür muss ich aber erst einmal spüren, wo ich überhaupt schwach bin. Wo meine Grenzen sind. Das heißt nicht, dass wir immer nur darunter bleiben, aber es heißt, dass ich autonom und selbstbestimmt entscheiden kann, wo ich über Grenzen gehe.

 

„Wenn ich sanftmütig und demütig mit mir umgehe, wenn ich merke, dass ich diese Grenze habe und auch nicht darüber gehen muss, komme ich in eine tiefere Ruhe, als wenn ich mich selbst dauernd nur antreibe und pushe.“

 

Pia Wick

 

An der Stelle, an der Jesus in der Bibel sagt: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, sagt Jesus auch: Ich bin sanftmütig und demütig, bei mir werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Und ich glaube, das ist ein Schlüsselsatz: Wenn ich sanftmütig und demütig mit mir umgehe, wenn ich merke, dass ich diese Grenze habe und auch nicht darüber gehen muss, komme ich in eine tiefere Ruhe, als wenn ich mich selbst dauernd nur antreibe und pushe.

 

Okay, verstehe. Das heißt aber auch im Umkehrschluss, dass es beim christlichen Yoga weniger um den sportlichen Aspekt von Yoga geht, oder? Weniger Muskelaufbau und Körperstraffung, mehr Meditation und Kontemplation?

 

Wick: Natürlich ist Sport toll! Es ist toll zu schwitzen, Muskelkater zu haben, seine eigenen Grenzen zu spüren und hinterher zu sagen: Ich hab was gemacht. Aber die Gefahr ist natürlich da, wenn wir anfangen, unseren Körper zu tracken, zu shapen, in eine bestimmte Form zu bringen.

 

Man sollte darauf achten, seinen Körper nicht zu verzwecken, menschenfreundlich zu sich zu sein. Und den Körper als Wunderwerk Gottes achten und ehren. Es ist immer das Ziel, Körper, Geist und Seele in eine Ruhe zu bringen, denn dort liegt die Kraft.

 

Was ist ein zentrales oder besonders wichtiges Element Ihrer Yogakurse?

 

Wick: Es heißt ja christliches Yoga – und nicht Yoga für Christen. Das Yoga ist durch und durch christlich geprägt. Wir singen am Anfang ein Segenslied, Shalom, es gibt auch dazwischen einen Segen, es gibt ein Bibelwort. Es ist ein Beten mit Leib und Seele.

 

Es ist eine Zeit, dem Glauben eine Dimension wiederzugeben – die des Körpers. Wenn wir in die Bibel schauen, ist diese Dimension drin. Jesus hat immer wieder Körper berührt, er hat Körper genährt, für Essen gesorgt, hat Menschen geheilt, hat Körperliches angesprochen. Da müssen wir wieder hin, wenn wir Menschen erreichen wollen.

 

 


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