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Mit hohen Spenden das Himmelreich erkaufen


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Rolf

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Mit hohen Spenden das Himmelreich erkaufen





Christliche Fundamentalisten missionieren gern alte Leute und erschleichen gelegentlich grosse Spenden. Die Angehörigen sind meist machtlos.

Von Hugo Stamm

Zürich. – Gläubige aus christlich-fundamentalistischen Gemeinschaften fallen durch ihren grossen Missionseifer auf. Sie fühlen sich berufen, im Namen Jesu und mit der Bibel in der Hand Seelen zu retten. In ihrer religiösen Euphorie drängen sie manchmal alte Leute, sich mit Spenden angeblich das Himmelreich zu sichern.

Opfer einer übereifrigen Frommen wurde auch die betagte TA-Leserin Rosa Bertschinger (Name geändert). Eine Bekannte, die sie in einer Freikirche kennen gelernt hatte, riet ihr, das Geld von der Bank abzuheben, weil es dort nicht mehr sicher sei. Auf der Erde werde demnächst das grosse apokalyptische Chaos ausbrechen, behauptete sie. So prophezeie es die Bibel für die bevorstehende Endzeit. Bald darauf besuchte die Gläubige Rosa Bertschinger und erzählte ihr, sie arbeite für das christliche Werk Return Organisation (Reto), das Juden aus der Sowjetunion und andern Ländern nach Israel führe. In der Bibel stehe nämlich, dass sich die christliche Heilsgeschichte erst dann erfüllen könne, wenn das über die ganze Welt verstreute israelische Volk wieder im Gelobten Land vereint sei.

Die fromme Christin sprach mit Engelszungen und überredete die betagte Frau, Juden in Israel zu helfen. Sie erhalte das Geld in wenigen Wochen zurück. Rosa Bertschinger vertraute der frommen Frau und lieh ihr 12 000 Franken. «Wir beten für dich», bedankte sich die Frau von der Reto.

Monate verstrichen, nichts geschah. Erst auf Druck von Rosa Bertschinger, die das Geld dringend benötigte, zahlte sie eine kleine Rate von 200 Franken zurück. In ihrer Not wandte sich die Rentnerin an die Reto. Das Missionswerk wusste nichts von der Spende und distanzierte sich von ihrer Volontärin. Diese habe eigenmächtig gehandelt. Auch eine Betreibung und eine Verhandlung beim Friedensrichter halfen wenig. Die vereinbarten Raten erhält Rosa Bertschinger nur auf Drängen. Sie ist verbittert und verärgert, dass die Reto sich aus der Verantwortung stiehlt.
Eine Villa erschlichen

Beim TA melden sich immer wieder Leser, die schlechte Erfahrungen mit übereifrigen Frommen machen. Diese suchen oft den Kontakt zu Betagten in Altersheimen. Es wird gebetet, die Gläubigen versprechen den alten Leuten das Seelenheil. Der Himmel will aber verdient sein. So spenden Betagte immer wieder unter moralischem Druck grosse Beträge. In frommen Kreisen ist der Spruch «Jesus liebt die grosszügigen Spender» ein geflügeltes Wort. Manchmal erledigen Fromme die finanziellen Angelegenheiten alter Leute, was das Erschleichen von Spenden erleichtert.

In einem Fall realisierten die Angehörigen erst nach dem Tod ihres Vaters, dass er einen Grossteil seines Vermögens christlichen Werken gespendet hatte. Da ihr Vater bis zum Tod geistig vif war, hatten sie sich nicht in seine finanziellen Belange eingemischt. Sie kannten zwar die fromme Bekannte ihres Vaters, doch sie ahnten nicht, dass diese die Freundschaft missbrauchen könnte. Die Angehörigen hatten rechtlich keine Chance, das Geld zurückzufordern. Es waren legale Spenden.

Noch dreister gingen Fromme bei einer reichen alten Frau vor. Sie mieteten sich in ihrer Villa ein und gewannen bald grossen Einfluss. Nach etwa zwei Jahren überschrieb sie ihren Untermietern das Haus. Diese machten der Frau den Kuhhandel mit dem Versprechen schmackhaft, die Spenderin zu betreuen und ihr lebenslänglich Wohnrecht einzuräumen.

Obwohl die Angehörigen noch zu Lebzeiten ihrer Mutter vom fragwürdigen Handel erfuhren, waren ihnen die Hände gebunden. Die Frommen hatten sich von einem Juristen beraten lassen, der Vertrag erfüllte die rechtlichen Erfordernisse. Ein moralischer Appell an die Frommen wurde mit schnippischen Antworten abgeblockt.

In ihrem Missionseifer sehen Strenggläubige oft nur ihren «göttlichen Auftrag» und verlieren den Blick für menschliche und moralische Belange. Angehörige müssen hellhörig werden, wenn fromme Leute überraschend den Kontakt zu ihren betagten Eltern suchen. Missbräuche lassen sich nur verhindern, wenn Angehörige ihre Eltern beim Erledigen der finanziellen Angelegenheiten unterstützen. Sinnvoll ist oft auch eine Kontovollmacht eines Sohnes oder einer Tochter.


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