Bedford-Strohms Ansatz „konnte nicht klappen“
14.11.2021
Der bisherige EKD-Ratsvorsitzenden, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm stand sieben Jahre lang bis zum 10. November an der Spitze der EKD. Foto: EKD/Jens Schulze
Frankfurt am Main (IDEA) – Kritisch zur Amtszeit des bisherigen EKD-Ratsvorsitzenden, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), äußert sich die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) in einem Kommentar. Bedford-Strohm stand sieben Jahre lang bis zum 10. November an der Spitze der EKD. Er habe davon geträumt, seine Kirche in eine „Bewegung“ umzuformen.
„Die EKD sollte am besten so engagiert und lautstark wie ‚Fridays for Future‘ sein. Das konnte nicht klappen“, schreibt der politische Redakteur und studierte evangelische Theologe Reinhard Bingener. „Wer tritt schon in die Kirche ein, bloß weil deren Bischof dieselbe politische Meinung hat?“ Umgekehrt habe es hingegen Kirchenmitglieder gegeben, „die eine andere Meinung vertraten und daher sauer waren“.
Die Kommunikation Bedford-Strohms habe auch aus einem weiteren Grund „keine großen Früchte“ getragen. Denn sowohl die Strategie des Mahnens, Warnens und Würdigens als auch die von „Fridays for Future“ seien im Kern „semisäkular“.
Beide Ansätze setzten nicht auf die Überzeugungskraft der religiösen Botschaft, sondern stellten hauptsächlich darauf ab, dass in der Gesellschaft ein weitgehend anerkannter Zusammenhang zwischen Gott und dem Guten existiere. Das sei jedoch nicht mehr der Fall.
Vor allem die katholische Kirche habe durch ihre Skandale viel vom moralischen Kredit des Christentums verspielt. Bingener: „Zur ‚Radikalität‘ der fälligen Erneuerung gehört, „dass die Kirchen sich dieser Situation stellen.“ In einer Gesellschaft, in der es kaum noch nichtreligiöse Gründe gebe, religiös zu sein, könne eine Kirche den nichtreligiösen Teil ihrer Kommunikation zurückfahren.
Auf die Qualität der religiösen Kommunikation achten
Die neue EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus sei in dieser Lage „vermutlich keine schlechte Wahl“. Die Präses aus Westfalen zeige anders als ihr Vorgänger bisher nicht den Drang, das Evangelium in die Begriffe der Parteipolitik zu übersetzen. Stattdessen sei Kurschus recht beharrlich bei der Sprache der Bibel geblieben.
Die mediale Präsenz ihres Vorgängers werde sie damit vermutlich nicht erreichen. Aber darauf komme es gar nicht so sehr an wie oft angenommen. In einer Minderheitensituation müsse eine Kirche vor allem auf die Qualität ihrer religiösen Kommunikation achten: „Wenn die stimmt, werden dann und wann schon ein paar Leute hinhören.“