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Der Fall Ofarim zeigt, wie gewaltig das deutsche Antisemitismus-Problem ist


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Rolf

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Der Fall Ofarim zeigt, wie gewaltig das deutsche Antisemitismus-Problem ist

 

 

 

 

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Der deutsche Sänger Gil Ofarim erfährt derzeit einen Shit-Storm der übelsten Art: Tausende Judenhasser versammeln sich im Internet und beschimpfen Ofarim antisemitisch. Das Problem ist nicht neu. Im Gegenteil: Antisemitismus ist urdeutsch – und reicht bis in die Mitte der Gesellschaft. Es ist zum Kotzen.

 

Erfuhr Gil Ofarim im Leipziger Westin-Hotel Antisemitismus? Hat er sich das vielleicht nur eingebildet? Oder heischt er gar dreist mit einem erfundenen Vorfall um Aufmerksamkeit?

Die Antwort auf diese Fragen ist nicht unwichtig. Doch letztlich treten diese Fragen angesichts des eigentlichen Problems in den Hintergrund: Der braune Hass, der Ofarim vor allem im Netz und in den sozialen Medien entgegenschwappt, ist besorgniserregend. Die Berichterstattung in den deutschen Medien über Ofarim stachelt bei vielen Menschen die niedrigsten Instinkte an. Auch FOCUS Online erreicht eine riesige Welle des Judenhasses: Über 

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 und der Homepage – viele Kommentare zu Ofarim sind so erbärmlich. Und erschreckend offen antisemitisch:

 

Wer einen Davidstern trage, müsse doch nicht heulen, wenn er beschimpft werde, heißt es. Das Thema Antisemitismus werde in Deutschland „geschichtsbedingt etwas übertrieben behandelt“, meinen manche. Man sei da „überempfindlich“ und müsse in unserem schönen Land nicht gleich die „Judenkeule“ rausholen. Oder: Anderen Menschen sei es damals auch „schlecht gegangen“ und die würden „auch nicht die nächsten 100 Jahre noch rumheulen“.

 

Ofarim hat ganz sicher eines erreicht: Er hat gezeigt, dass der Antisemitismus in Deutschland 75 Jahre nach dem Holocaust weiter fest in den Köpfen der Deutschen sitzt.

Diesen Mai schwappte 

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 die Flut des Judenhasses aus der muslimischen Ecke über Deutschland. Der Anti-Judaismus ist im Islam tief verwurzelt. Doch ebenso unerschütterlich steckt er seit Jahrhunderten in den Deutschen. Und nicht nur in der unverbesserlichen Randgruppe der Neonazis und AfD-nahen Faschisten, sondern in der Mitte der Gesellschaft. Der Antisemitismus hierzulande ist weniger ein islamistisches Problem als vielmehr ein urdeutsches. Und er ist nicht auszurotten:

 

  • In der „Autoritarismus-Studie“ der Universität Leipzig von 2020 stimmen 34,8 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass „auch heute noch der Einfluss der Juden zu groß“ sei. Dass „Juden mehr als andere Menschen mit üblen Tricks arbeiten, um das zu erreichen, was sie wollen“, finden 27,5 Prozent der Deutschen.
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  • Die Friedrich-Ebert-Stiftung ermittelte 2016, dass 29 Prozent der in Ostdeutschland sozialisierten Bürger einen „israelbezogenen Antisemitismus“ pflegen und 22 Prozent der in Westdeutschland aufgewachsenen.
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  • 2351 antisemitische Straftaten hat das Bundeskriminalamt im Jahr 2020 registriert, rund 16 Prozent mehr als im Vorjahr, fast doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren. Etwa ein Viertel der Delikte (580) registrierte der Bund im Osten Deutschlands.
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Deutschland ist antisemitischer als andere Länder

 

Als der US-amerikanische Historiker Daniel Goldhagen 1996 mit seinem Buch „Hitlers willige Vollstrecker“ der deutschen Bevölkerung einen kollektiven Antisemitismus unterstellte, war die Empörung groß. Die Goldhagen-These: Kein Land ist so antisemitisch eingestellt wie Deutschland. Die Deutschen wurden von Adolf Hitler nicht gezwungen, Juden zu töten; sie taten es freiwillig, sie waren willige Vollstrecker. Denn der Antisemitismus, so Goldhagen, gehörte zu den lang tradierten, fast völlig unhinterfragten Grundüberzeugungen der deutschen Kultur.

 

Die Bertelsmann-Stiftung fand in einer groß angelegten Studie zum deutsch-israelischen Verhältnis 2015 heraus, dass 66 Prozent der Deutschen sich darüber ärgern, dass Deutschland immer noch mit dem Holocaust in Verbindung gebracht wird. Die Geschichte ruhen zu lassen, befürworteten 77 Prozent. Das darf nicht passieren. Wer den dunkelsten Teil der deutschen Geschichte ausblendet, läuft Gefahr dauerhaft zu vergessen, welch schreckliche Bestie in den Deutschen lauert. Gerade die Jüngeren neigen dazu, die deutsche Geschichte zu verharmlosen. Laut Bertelsmann-Studie ärgern sich vor allem die Jüngeren, dass den Deutschen weiterhin der Holocaust vorgehalten wird: Die 18-29-Jährigen sehen das zu 79 Prozent so.

 

Der frühere SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher warnte 1932 im Reichstag, dass der antisemitische Faschismus der NSDAP „ein dauernder Appell an den inneren Schweinehund im Menschen“ sei, dass der antisemitischen NSDAP „die restlose Mobilisierung der menschlichen Dummheit“ gelänge. Schumachers Mahnung war vergeblich. 1933 wählten die Deutschen eine antisemitische Regierung. Einen „Schlussstrich“ darf es daher im Nachfolgestaat des „Dritten Reiches“ niemals geben. Das hat auch der Fall Gil Ofarim wieder deutlich gemacht.

 

 

 


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