Freikirchlicher Theologe: Der Regenbogen gehört Gott
15.07.2021
Der freikirchliche Theologe Eugen Böhler. Foto: privat
Görlitz (IDEA) – Kritik an der Vereinnahmung des Regenbogens durch die LGBTQI-Bewegung (Abkürzung für die englischen Bezeichnungen von lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, queer und intersexuell) hat ein freikirchlicher Theologe in Görlitz geübt. „Der Regenbogen gehört Gott und sonst niemanden“, sagte der Pastor der Freien evangelischen Gemeinde (FeG) Görlitz, Eugen Böhler, in einer Predigt.
Zum Hintergrund: Der Regenbogen wird von homosexuellen und queeren Aktivisten weltweit als ihr Symbol genutzt. Vor kurzem gab es einen Streit in München, als die Europäische Fußball-Union (UEFA) es ablehnte, das Münchner Stadion am 23. Juni bei einem Spiel der Fußball-Europameisterschaft als Zeichen für Toleranz und Gleichstellung in den Regenbogenfarben erstrahlen zu lassen.
Ungarn hatte Mitte Juni ein Gesetz erlassen, dass „Werbung“ für Homosexualität oder Geschlechtsumwandlungen bei Minderjährigen verbietet. Der UEFA zufolge zielte der Antrag des Münchner Stadtrats auf genau diese Entscheidung des ungarischen Parlamentes ab.
Der Regenbogen steht heute auch gegen das christliche Familienbild
An Anhänger der LGBTQI-Bewegung gerichtet sagte Böhler in der Predigt: „Ihr könnt eure Perversionen ausleben, wie ihr wollt. Aber ich möchte einfach den Regenbogen zurück haben.“ Dem Alten Testament zufolge hat Gott den Menschen den Regenbogen gestiftet als Zeichen für seine Zusage, dass es nie wieder eine Sintflut geben wird. Sie war nach Böhlers Worten eine Gerichtshandlung für die geschlechtliche und sexuelle Verwirrung der Menschen zur Zeit Noahs.
Heute sei der Regenbogen dagegen auch ein Zeichen gegen das biblische Familienbild, nach dem die Familie aus Vater, Mutter und Kindern besteht. Böhler kritisierte ferner ein Christentum, das biblische Werte und Gebote einem immer lauter werdenden und aggressiveren Zeitgeist kampflos überlasse: „Solch ein Christentum hat keine Zukunft und schadet der Gesellschaft.“
Pastor: Lokalpresse macht Front gegen mich
Wie Böhler der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA sagte, hat eine Lokalzeitung einige seiner Predigten über den Livestream aufgegriffen, um gegen ihn Front zu machen. Er werde als völlig intolerant dargestellt, was nicht stimme. Denn einige Gottesdienstbesucher seien homo- oder transsexuell, würden aber freundlich in der Gemeinde aufgenommen. Vermutlich wegen der Berichterstattung in dem Blatt über ihn habe er vor kurzem sein Amt als städtischer Familienbeauftragter verloren, das er fast zehn Jahre lang wahrgenommen habe.
Böhler: „Christliche Werte auch in der Kommunalpolitik zu verankern, wird immer schwieriger.“ Das Blatt wollte unter anderem von der örtlichen Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) wissen, ob sie sich nicht von der FeG trennen wolle. Das lehnt aber deren Vorsitzender, Pfarrer Albrecht Bönisch, ab. Der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Schlesische Oberlausitz, Thomas Koppehl (Görlitz), plädierte dafür, mit Böhler das Gespräch zu suchen.
Seit 2006 in Görlitz
Der Pastor hat im Auftrag der Inlandmission des Bundes Freier evangelischer Gemeinden (Witten) die Gemeinde Görlitz 2006 gegründet. Sie sei seitdem stark gewachsen und habe sich 2014 das ehemalige Kulturhaus Tivoli gekauft, das zu DDR-Zeiten als Hochschule mit Turnhalle diente. Bis 2016 hatte die Gemeinde mehr rund 700.000 Euro – darunter etwa 300.000 Euro Spendengelder – und Tausende Arbeitsstunden in die Instandsetzung des Gebäudes gesteckt.
Nur eine Woche vor der Eröffnung war es durch Brandstiftung zerstört worden. Innerhalb von zehn Monaten sei der renovierte Teil des Gebäudes dann wiederaufgebaut worden, so Böhler. Doch nicht alle Schäden seien durch die Versicherung abgedeckt worden. Hilfe sei durch die Görlitzer Nachbarstadt Zgorzelec in Polen gekommen. Die Stadt wollte das dortige Kulturhaus sanieren und beantragte dazu auch Fördermittel für die Alte Mälzerei, einen Anbau des Tivoli.
Tatsächlich seien 2,7 Millionen Euro aus EU-Mitteln für beide Projekte bewilligt worden, so dass man nun auch die übrigen Teile des historischen Gebäudes habe renovieren könne, so Böhler: „Allerdings sind manche politische Kräfte in Görlitz skeptisch, wie es einer kleinen Freikirche gelingen konnte, so viele EU-Gelder zu erhalten.“ Die Gemeinde hat heute 55 Mitglieder und rund 100 Gottesdienstbesucher. Darunter sind Christen aus Albanien, Brasilien, Griechenland, Iran, Südkorea, Polen und Südafrika.