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Der Glaube


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Rolf

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C.H.Spurgeon





Der Glaube





"Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen."
Hebr. 11, 6.


Wenn man fragt: "Was ist die Hauptaufgabe des Menschen in dieser und jener Welt?" so ist die gewöhnliche Antwort: "Daß er Gott verherrliche und Ihn genieße immer und ewiglich." Diese Antwort ist sehr richtig; sie könnte aber, kürzer ausgedrückt, ebenso richtig sein. Der Hauptzweck des Menschen ist: "Gott, seinem Schöpfer, zu gefallen." Wer Gott gefällt, der befördert von selbst das, was seinem eigenen zeitlichen und ewigen Heil am dienlichsten ist. Der Mensch kann Gott nicht gefallen, ohne sich selbst ein großes Glück zu bereiten, denn wenn jemand Gott gefällt, so hat er die Kindschaft Gottes und alle seine Gnadengüter, hat manchen Segen schon in dieser Welt, und wird einst die Krone des ewigen Lebens tragen, wenn alle irdische Herrlichkeit verschwunden ist. Wenn dagegen ein Mensch Gott nicht gefällt, so bereitet er sich unvermeidlich Kummer und Not in diesem Leben; er bringt einen Wurm und eine Fäulnis in das Innerste aller seiner Freuden; er füllt sein Totenbett mit Dornen, und bereitet sich den Brennstoff zu den Flammen, die ihn auf ewig verzehren werden; er wird, wie die heilige Schrift deutlich erklärt hat, verbannt werden von dem Angesicht Gottes, und folglich auch von dem Genuß wahrer Glückseligkeit. Wenn wir also mit Recht sagen: "Gott gefallen heißt glückselig sein," so entsteht die wichtige Frage:

"Wie kann ich Gott gefallen?" Unser Text antwortet: "Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen." Das heißt, tue was du willst, ringe noch so ernstlich, lebe noch so vortrefflich, bringe alle möglichen Opfer, sei noch so ausgezeichnet in allem, was gut und wohllautend ist, nichts von allen diesen Dingen kann Gott gefallen, wenn sie nicht mit Glauben verbunden sind. Wie der Herr den Israeliten geboten hat, "mit allen ihren Opfern Salz zu opfern," so sagt er auch uns: "bei allem eurem Tun müßt ihr Glauben bringen, sonst ist es unmöglich, Gott zu gefallen!"

Dies ist ein altes Gesetz, so alt wie der Mensch selbst ist. Kaum waren Kain und Abel in diese Welt hineingeboren und kaum waren sie herangewachsen, so verkündigte Gott das Gesetz: "ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen," auf eine tatsächliche Weise. Kain und Abel errichteten miteinander einen Altar. Kain brachte von den Früchten der Bäume und von dem Überfluß des Bodens, und legte alles auf den Altar. Abel brachte von den Erstlingen der Herde und legte seine Gabe auch auf den Altar. Kain hatte sein Bestes dargebracht, aber er hatte es ohne Glauben getan; Abel brachte auch sein Bestes, aber er opferte es im Glauben an Christus. Die Opfergaben waren gleich an Wert, und beide gut, sofern man sie selbst betrachtete. Aber das himmlische Feuer zündete nur Abels Opfer an, denn auf dieses sah Gott mit seinem Wohlgefallen, während Kains Opfer verworfen wurde, daher dieser auch gegen seinen Bruder ergrimmte. So wird es gehen bis an das Ende der Welt. Kein Opfer kann Gott angenehm sein, das nicht mit Glauben vermengt ist - denn Er hat für immer erklärt: "Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen."


Ich werde deshalb heute den Glauben zum Gegenstand meiner Betrachtung machen. Ich werde
1) erklären, was Glauben heißt,
2) beweisen, daß es ohne Glauben unmöglich ist, selig zu werden,
3) fragen: Habt ihr den Glauben, der Gott gefällt?
Ich werde also zuerst eine Erklärung, dann einen Beweis und zuletzt eine Frage vorlegen.



1) Was ist Glauben?

Der Glaube verlangt drei Dinge: erstens Erkenntnis, zweitens Beipflichtung und drittens Vertrauen. Der Erkenntnis, die wir erlangt haben, stimmen wir bei und eignen sie uns an durch Vertrauen. Der Glaube beginnt also mit Kenntnis oder Erkenntnis. Niemand kann etwas glauben, das er nicht kennt. Wenn ich nie von etwas gehört habe, und etwas nicht kenne, so kann ich nicht daran glauben.

Ich halte daher dafür, daß keiner einen festen Glauben hat, der nicht weiß, was er glaubt. Der Apostel Paulus sagt daher: "Wie können sie glauben an den, von dem sie nichts gehört haben? Und wie können sie hören ohne Prediger?" Es ist also notwendig zum wahren Glauben, daß ein Mensch die Bibel in etwas kennt. Jede Lehre des Wortes Gottes muß vom Menschen in Betrachtung gezogen werden, so daß schon ein Grad von Erkenntnis vorhanden ist, ehe der Glaube entstehen kann. "Forschet in der Schrift, denn ihr meinet, ihr habt das ewige Leben darin; und sie ist's, die von Christus zeugt." Durch Forschen und Lesen kommt Erkenntnis, und durch Erkenntnis kommt Glauben, und durch Glauben kommt Heil.

Aber ein Mensch kann eine Sache kennen und doch nicht daran glauben. Es muß daher Beifall mit Glauben verbunden sein, das heißt, wir müssen dem, was wir wissen, beipflichten als einer sicheren und göttlichen Wahrheit. Zum Glauben ist es aber notwendig, nicht nur, daß wir die Schrift lesen und verstehen, sondern auch, daß wir sie in unser Herz aufnehmen als die Wahrheit des lebendigen Gottes, und daß wir in Demut mit unserem ganzen Herzen die ganze Schrift als von Gott eingegeben glauben. Wir dürfen die Schrift nicht halbieren und nur glauben, was wir wollen - sonst haben wir nicht den Glauben, der allein auf Christum blickt. Der wahre Glaube gibt der Schrift den vollen Beifall; er nimmt ein Blatt um das andere und spricht: "Ich glaube alles, was auch auf diesem Blatt stehen mag." Er nimmt ein zweites Blatt und spricht: "Hierin sind einige Dinge schwer zu verstehen, aber ich glaube sie dennoch." Der Glaube sieht in der Schrift die Dreieinigkeit; er kann sie nicht verstehen, aber er glaubt sie. Er sieht das Versöhnungsopfer Christi; er kann es sich nur schwer vorstellen, aber er glaubt es; und so spricht er zu allem, was er in der Bibel findet: "Ich liebe das alles; ich pflichte mit vollem, freiem und ganzem Herzen jedem Wort bei, ob es eine Drohung, eine Verheißung, ein Sprichwort, eine Lehre oder einen Segen enthalten möge. Ich glaube, da es Gottes Wort ist, daß es ganz gewiß wahr sein muß." Wer selig werden will, muß die Schrift kennen, und muß ihr den ganzen Beifall seines Herzens schenken.

Aber ein Mensch mag dieses alles haben und doch ohne wahren Glauben sein; denn die Hauptsache des Glaubens liegt in dem Vertrauen auf die Wahrheit, nicht das bloße Glauben, sondern das Festhalten der Wahrheit als einer solchen, die uns gilt, das Ruhen auf derselben, das macht, daß wir die Wahrheit glauben zu unserer Seligkeit. Der wahre Glaube lehnt sich an Christus. Es ist nicht hinreichend, zu wissen, daß ein Heiland ist, sondern du mußt Ihm das Zutrauen schenken oder glauben, daß Er dein Heiland ist. Das Wesen des Glaubens liegt also darin, daß wir uns auf die Verheißung, auf das Wort Gottes lehnen oder werfen. Auf einem Schiff ist es nicht das Rettungsseil, das einen Menschen rettet, wenn er am Ertrinken ist, auch ist es nicht der Glaube, daß dieses Seil eine gute und vortreffliche Erfindung ist; nein! der Mensch muß das Seil um seine Lenden binden oder es in der Hand halten, sonst wird er sinken.

Gesetzt, es wäre ein Kind in einem oberen Stock des Hauses, wo Feuer ausgebrochen ist, wie will es entfliehen? Es kann nicht herabspringen, denn es würde in einem Augenblick in den Tod fallen. Ein starker Mann ruft von unten: "Fall' in meine Arme." Es erfordert erstlich Glauben, daß der Mann dort ist, und zweitens, daß er stark ist; aber das Wesen oder die Hauptsache des Glaubens besteht darin, daß das Kind sich in des Mannes Arme wirft. So, armer Sünder, sollst du wissen, daß Christus für deine Sünde gestorben ist; du sollst aber auch verstehen, daß Christus imstande ist, dich zu erretten, und du sollst es glauben; aber du wirst nicht gerettet, wenn du nicht dein ganzes Vertrauen auf Christus setzt, daß Er dein Heiland sei in alle Ewigkeit. Dies ist der seligmachende Glaube. Wie unheilig auch bis auf diese Stunde euer Leben gewesen sein mag, dieser Glaube, wenn er euch in diesem Augenblick geschenkt wird, wird alle eure Sünden vertilgen, wird eure Natur verändern, wird euch zu neuen Menschen in Christus Jesus machen, wird euch zu einem heiligen Leben führen, und wird euer ewiges Heil fest und gewiß machen. Habt ihr diesen Glauben? Wer da glaubt an Jesus Christus, der soll selig werden, mögen seine Sünden noch so viel und groß gewesen sein; wer aber nicht glaubt, der muß verdammt werden, mögen seine Sünden noch so wenig sein. Unser Text sagt: "Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen."



Nun wollen wir
2) beweisen, warum man ohne Glauben nicht selig werden kanne.



"Es ist unmöglich, ohne Glauben Gott zu gefallen." In der ganzen heiligen Schrift finden wir nicht ein Beispiel, wo ein Mensch ohne Glauben Gott gefallen hätte. Das 11. Kap. an die Hebräer erwähnt lauter Glaubenshelden, die nur durch den Glauben Gott gefallen haben. So ein Abel, Henoch, Noah, Abraham, Isaak, Jakob, Moses, eine Rahab u. s. w. Dieses waren lauter Leute des Glaubens, viele andere Menschen werden in der heiligen Schrift erwähnt als solche, welche etwas getan haben; aber Gott hat sie nicht angenommen. Ahab beugte sich, und doch wurden ihm seine Sünden nicht vergeben. Ein Judas bereute seinen Verrat, und doch ging er hin und erhängte sich, und wurde nicht selig. Saul bekannte seine Sünden und sagte zu David: "Ich habe wider dich gesündigt, mein Sohn David;" und doch wurde sein Herz und Leben nicht verändert.

Tausende haben den Namen Christi bekannt, und haben viele wunderbare Taten getan, und doch haben sie nie Gott gefallen - einfach deswegen, weil sei keinen Glauben hatten.

Der nächste Beweis, warum der Mensch ohne Glauben nicht selig werden kann, ist der, daß der Glaube ein Werk der demütigenden und beugenden Gnade ist, und nichts kann einen Menschen bestimmen, sich zu demütigen, außer dem Glauben. Wenn der Mensch sich nicht demütigt, so kann sein Opfer nicht angenommen werden. Die Engel wissen dies. Wenn sie Gott preisen, so verhüllen sie ihre Angesichter mit ihren Flügeln. Und die Erlösten werfen ihre Kronen nieder zu den Füßen Gottes, wenn sie ihn preisen.

Ein Mensch also, der keinen Glauben hat, beweist, daß er sich nicht demütigen und beugen kann; und er hat darum keinen Glauben, weil er zu stolz ist zu glauben. Er erklärt, er wolle mit seinem Verstand nicht nachgeben, er wolle kein Kind werden und einfältig glauben, was Gott ihm sagt. Er ist zu stolz und kann nicht in den Himmel eingehen, weil die Himmelstüre so niedrig ist, daß niemand durch sie eingehen kann, es sei denn, er beugt sein Haupt nieder. Kein Mensch hat je in aufrechter Stellung in die Seligkeit hineinwandeln können. Wir müssen zu Christus gehen auf gebeugten Knien; denn obgleich Er eine Türe ist weit genug für die größten Sünder, so ist Er doch auch wieder so niedrig, daß Menschen sich bücken müssen, wenn sie selig werden wollen. Deswegen ist also Glaube nötig, weil Mangel an Glauben ein gewisses Zeichen von Mangel an Demut ist. Der Glaube ist notwendig zur Seligkeit, weil nach der Schrift Werke nicht selig machen können.

Ich will euch dies durch eine Geschichte deutlich machen. Ein Prediger ging eines Tages aus zu predigen. Auf seinem Weg kam er auf einen Hügel, von wo aus er die Dörfer und Kornfelder in ihrer Pracht am Fuß des Hügels erblicken konnte. Auf einmal wurde er von einer Frau mit folgenden Worten angeredet: "O Herr, haben Sie keine Schlüssel bei sich? Ich habe den Schlüssel meiner Kommode zerbrochen und ich muß notwendig einige Sachen sogleich haben." Der Prediger antwortete: "Ich habe keine Schlüssel, aber gesetzt, ich hätte Schlüssel, so möchten sie für Ihr Schloß nicht passen, und Sie könnten also doch nicht holen, was Sie wollen. Haben Sie aber schon von dem Schlüssel zum Himmel gehört?" "Ach ja," sagte die Frau, "ich bin lang genug zur Kirche gegangen, um zu wissen, daß wenn wir tüchtig arbeiten und uns gut gegen unsere Nachbarn betragen, wie es der Katechismus verlangt, und wenn wir unsre Pflichten tun und regelmäßig beten, wir selig werden können." Der Geistliche antwortete: "O liebe Frau, das ist ein zerbrochener Schlüssel, denn Sie haben die Gebote gebrochen, Sie haben nicht alle Ihre Pflichten erfüllt. Es ist ein guter Schlüssel, aber Sie haben ihn zerbrochen." "Aber mein Herr, sagen Sie mir, was habe ich denn ausgelassen?" Der Prediger erwiderte:

"Den allerwichtigsten Punkt, nämlich das Blut Jesu Christi. Wissen Sie nicht, daß Christus den Schlüssel zum Himmel in der Hand hat? Er kann auf- und zuschließen. Christus allein, und nur Er kann Ihnen den Himmel öffnen und nicht Ihre guten Werke." Die Frau antwortete: "Wie! Sind denn unsere guten Werke unnütz?" "Nein," sagte er, "sie sind nicht unnütz nach dem Glauben. Wenn Sie zuerst glauben, so mögen Sie noch so viele gute Werke haben, und Sie werden nie Ihr Vertrauen darein setzen - denn wenn Sie darauf trauen, so haben Sie die guten Werke verdorben und sie sind nicht mehr gut. Haben Sie noch so viele gute Werke, wie Sie wollen; aber setzen Sie Ihr ganzes Vertrauen auf den Herrn Jesus, sonst wird Ihr Schlüssel die Himmelstüre nicht aufmachen."

Genau so, meine Lieben, müssen wir wahren Glauben an Christus haben, weil der alte Schlüssel der Werke von uns allen so zerbrochen worden ist, daß wir mit ihm nie mehr in's Paradies eingehen können. So wir sagen, wir haben keine Sünden, so betrügen wir uns, und unsere Hoffnungen werden an jenem großen Tage abfallen wie die dürren Blätter im Herbst. Hütet euch also vor euren guten Werken. Tut sie hinter den Glauben und aus dem Glauben, aber erinnert euch, der Weg zur Seligkeit ist einfach nur der Glaube an Jesus Christus.

Ferner: Ohne Glauben ist es unmöglich selig zu werden und Gott zu gefallen, denn ohne Glauben ist keine Verbindung mit Christus möglich; Verbindung mit Christus aber ist unerläßlich zu unserer Seligkeit. Wenn ich mit meinen Gebeten vor Gottes Thron komme, so werde ich nie erhört werden, wenn ich nicht Christus mit mir bringe. Als die alten Moloßer sich eine Gnade von ihrem König erbitten wollten, so nahmen sie seinen einzigen Sohn in ihre Arme, fielen auf ihre Knie und sagten: "O König, um deines Sohnes willen verleihe uns unsere Bitte." Er lächelte und sagte: "Ich verleihe alles denjenigen, welche den Namen meines Sohnes anführen." So ist es bei Gott. Er wird demjenigen nichts verweigern, der Christum mit sich bringt, aber wer allein kommt ohne Christo, der wird abgewiesen werden. Verbindung mit Christus ist also der Hauptpunkt in der Sache des Heils. Ich will euch dies durch eine Geschichte deutlich machen.

Manche haben wohl schon gehört von den erstaunlichen Wasserfällen des Niagara-Flusses in Amerika. Vor einigen Jahren ereignete es sich, daß sich ein Schiffer und ein Kohlengräber in einem Boot befanden, das sie nicht mehr steuern konnten. Das Boot wurde von der Strömung so schnell fortgerissen, daß die beiden Menschen einem unvermeidlichen Untergang entgegengingen. Die Leute sahen sie am Ufer, aber konnten nicht viel tun zu ihrer Rettung. Zuletzt jedoch wurde ein Mann gerettet dadurch, daß man ihm ein Seil entgegen warf, das er ergriff. Der gedankenlose und verwirrte Schiffer aber, anstatt das Seil zu ergreifen, ergriff einen Holzblock, der gerade an ihm vorbei schwamm, während der andere das Seil erfaßte. Das war ein gefährlicher Irrtum. Beide waren in augenscheinlicher Gefahr, aber der eine wurde an's Land gezogen, denn er hatte eine Verbindung mit den Leuten am Ufer, während der andere, der sich an den Holzblock hielt, unwiderstehlich fortgerissen wurde, und man nachher nie mehr von ihm hörte. So ist der Glaube die Verbindung mit Christus. Christus ist, sozusagen, am Ufer und hält das Seil des Glaubens, und wenn wir es ergreifen mit der Hand unseres Vertrauens, so zieht Er uns an's Ufer; aber unsere guten Werke, welche keine Verbindung mit Christus haben, werden in den Abgrund schrecklicher Verzweiflung hinab geschwemmt. Und wenn wir sie auch noch so festhalten, gleichsam mit Haken aus Stahl, so können sie uns doch durchaus nichts nützen.

Glaube ist also eine Verbindung mit Christus. Sorgt dafür, daß ihr Glauben habt; wo nicht, so werden auch eure guten Werke den Strom hinab schwimmen, und ihr werdet zugrunde gehen, denn die Werke ergreifen Christus nicht, und haben keine Verbindung mit dem Erlöser. Aber du armer Sünder, der du das Seil um dich hast, und Christus, der das Seil hält, festhältst, fürchte dich nicht mit allen deinen Sünden, die dich quälen.

Ferner: "Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen," weil es unmöglich ist, ohne Glauben in der Heiligung zu beharren.

Welch eine Menge von Schön-Wetter-Christen haben wir in unserer Zeit! Viele Christen gleichen der Schiffmuschel, welche während des schönen, ruhigen Wetters auf der Oberfläche der See schwimmt; sobald aber der erste Windstoß die Wellen unruhig macht, so zieht sie ihre Segel ein und sinkt in die Tiefe des Meeres. So geht es vielen Christen. In guter Gesellschaft, in evangelischen und frommen Umgebungen, in Kirchen sind sie erstaunlich fromm; aber sobald sie ausgelacht oder verspottet werden, so ist ihre Religion zu Ende, bis es wieder schönes Wetter wird, und sie ihre Segel wieder aufmachen können. Laßt uns aber ehrlich sein in unserem Bekenntnis. Laßt uns auch ganz sein, was wir sind. Laßt uns auch wahre Christen und Nachfolger Jesu sein und uns Seiner nicht schämen - nur der Heuchelei sollen wir uns schämen. Ach! was wolltet ihr tun ohne Glauben in Zeiten der Verfolgung?

Ihr guten und frommen Leute, die ihr keinen Glauben habt, was würdet ihr tun, wenn abermals Scheiterhaufen errichtet, und wenn nochmals die Heiligen zu Asche verbrannt werden würden? Laßt mich eine Geschichte erzählen. Ein Sklaven haltender Amerikaner kaufte einmal einen Sklaven. Er sagte zu dem Verkäufer: "Sagen Sie mir ehrlich, was sind die Fehler des Sklaven?" Der Verkäufer erwiderte: "Ich kenne keine Fehler an ihm, außer dem einzigen Fehler, daß er betet." "Ach!" sagte der Käufer, "ich liebe das nicht, aber ich weiß, ich kenne ein Mittel, das ihn ziemlich bald vom Beten heilen wird." Schon in der nächsten Nacht überraschte der Meister den Sklaven, der ernstlich für seinen neuen Meister, seine Frau und seine Familie betete. Der neue Meister stand und hörte, aber sagte nichts zu der Zeit. Am nächsten Morgen aber rief er den Sklaven und sagte: "Ich will nicht mit dir zanken, aber ich kann das Beten in meinem Hause nicht leiden, somit laß es künftig bleiben." Der Sklave versetzte: "Massa, ich kann das Beten nicht unterlassen, ich muß beten." Der Meister sagte: "Ich will dich das Beten lehren, wenn du so fortfährst." "Massa, ich muß fortfahren." "Gut," sagte der Meister, "ich will dir jeden Tag 25 Streiche geben, bis du das Beten unterläßt." "Massa, ich muß beten, wenn Sie mir auch 50 Streiche geben." "Du sollst sie sogleich haben, wenn du so frech gegen deinen Meister bist."

Der Meister band den Sklaven und gab ihm 25 Streiche und fragte ihn dann, ob er wieder beten würde. "Ja, Massa, ich muß immer beten, ich kann es nicht lassen." Der Meister war erstaunt; er konnte nicht verstehen, wie ein armer Heiliger fortfahren konnte im Beten, wenn er doch keinen Vorteil davon hatte, sondern nur noch mehr verfolgt wurde. Der Meister sprach davon mit seiner Frau. Diese sagte: "Warum kannst du denn den armen Mann nicht beten lassen? Er verrichtet seine Arbeit recht, du und ich bekümmern uns nichts um's Beten, aber es ist kein Schade, wenn wir ihn beten lassen, wenn er seine Arbeit wohl verrichtet." "Aber," sagte der Meister, "ich habe es eben nicht gerne; der Sklave hat mich beinahe zu Tode erschreckt. Du solltest sehen, wie er mich anblickte." "War er zornig?" "Nein, ich würde das nicht beachtet haben; sondern nach dem Schlagen sah er mich an mit Tränen in den Augen, als ob er mehr mich als sich selbst bemitleiden wollte." In jener Nacht konnte der Meister nicht schlafen, sondern wälzte sich beständig in seinem Bette herum; seine Sünden wurden ihm zu Gemüte geführt; er erinnerte sich, daß er einen Heiligen Gottes verfolgt habe.

Indem er sich in seinem Bett erhob, sagte er: "Frau, willst du für mich beten? Ich bin verloren, wenn nicht jemand für mich betet; ich selbst kann nicht beten." Die Frau antwortete: "Ich weiß niemand auf unserem ganzen Gut, der beten kann, außer dem Sklaven." Die Glocke wurde geläutet und der Sklave herbeigeholt. Der Meister ergriff die Hand seines schwarzen Sklaven und sagte: "Kannst du für deinen Meister beten?" "Massa," sagte jener, "ich habe für Sie immer gebetet, seitdem Sie mich gepeitscht haben, und ich gedenke, allezeit für Sie zu beten." Der Sklave fiel auf seine Knie und goß seine Seele aus in Tränen, und sowohl der Herr als die Frau wurden bekehrt.

Der Neger hätte das ohne Glauben nicht tun können. Ohne Glauben würde er gleich weggelaufen sein und gesagt haben: "Massa, ich unterlasse das Beten, ich liebe nicht des weißen Mannes Peitsche." Aber weil er durch Glauben beharrte, so ehrte ihn der Herr und gab ihm seines Meisters Seele zum Lohn.



Und nun
3) Eine Lebensfrage.



Teurer Zuhörer, hast du Glauben? Glaubst du von ganzem Herzen an den Herrn Jesus Christus? Wenn das wahr ist, so hast du Hoffnung der Seligkeit. Hast du Glauben? Soll ich dir helfen, diese Frage zu beantworten? Ich will dir Anleitung geben, woran du deinen Glauben prüfen und erkennen kannst.

Der, welcher Glauben hat, hat seiner eigenen Gerechtigkeit gänzlich entsagt. Wenn du noch das geringste Vertrauen in dich selbst setzt, so hast du keinen Glauben; wenn du noch ein Stückchen Vertrauen auf etwas anderes setzt, als was Christus getan hat, so hast du keinen Glauben. Wenn du noch auf deine eigenen Werke vertraust, so sind deine Werke der Antichrist, und Christus und der Antichrist können nie zusammen bestehen. Christus will alles haben oder nichts; Er muß ein ganzer Heiland sein, oder kein Heiland überall.

Wenn du Glauben hast, so kannst du sagen:
"Mit nichts in meinen Händen ich prange,
Einfach am Kreuze Christi ich hange."

Daran erkennt man den wahren Glauben, daß er eine hohe Achtung vor der Person Christi erzeugt. Liebst du Christus? Kannst du für Ihn sterben? Suchst du Ihm zu dienen? Liebst du sein Volk? O! wenn du Christus nicht liebst, so glaubst du noch nicht an Ihn; denn der Glaube an Ihn erzeugt Liebe zu Ihm. Ja noch mehr: wer wahren Glauben hat, hat auch wahren Gehorsam. Wer da sagt, er habe Glauben und hat keine Werke, der begeht eine Lüge; wer behauptet, an Christus zu glauben, und führt doch kein heiliges Leben, der ist im Irrtum; denn obwohl wir nicht auf gute Werke unser Vertrauen setzen, so wissen wir doch, daß der Glaube immer gute Werke hervorbringt. Der Glaube ist der Vater der Heiligkeit, und der hat den Vater nicht, welcher das Kind nicht liebt. Gottes Segnungen sind Segnungen mit seinen beiden Händen. Mit der einen Hand schenkt Er Vergebung, und mit der andern schenkt Er Heiligkeit; niemand kann das eine haben, wenn er nicht auch das andere hat.

Und nun, geliebte Zuhörer, habt ihr Glauben? Antwortet mit Ja, oder Nein. Sagt nicht: "Ich weiß es nicht, oder ich bekümmere mich nicht um dies." O! bekümmert euch jetzt ernstlich um diese wichtige Sache. Und wenn ihr fühlt, daß ihr Christus nötig habt, so sucht doch den Glauben an Ihn, den erhöhten Heiland, der Buße und Vergebung der Sünden schenken will. Und ihr, die ihr eure Sünden erkennt - werft euch doch auf seine Liebe, sein Blut, sein Tun, sein Sterben, seine Nöten und seine Verdienste. Es wird euch nicht fehlen, ihr werdet gerettet werden jetzt und an dem großen Tag, wo es dem Nichtgeretteten schrecklich ergehen wird. Jetzt ergreift Ihn, rührt seines Kleides Saum an, und ihr sollt geheilt werden. Amen.
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