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Grundlagen biblischer Seelsorge


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#1
Rolf

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Grundlagen biblischer Seelsorge






Teil 1: Seelsorge - Was ist das?

Was ist Seelsorge?
- kein biblischer Begriff, aber eine biblische Sache
- persönlicher Hirtendienst als Folge und Notwendigkeit praktischer Gemeinschaft
(Joh. 13,34-35; Röm. 15,1+2+7; Gal. 6,1-2; 1.Thess. 5,11+14; Apg. 20,28; 1.Petr. 5,2; u.v.a.!)
- ,,Sorgen, bemühen und kümmern um eine Seele"
Joh. 13,1-15 Voraussetzungen biblischer Seelsorge


a) Erlebte Wiedergeburt, Heilsgewißheit, Gotteskindschaft
(hinter dem Kreuz und unter dem Kreuz stehen; in der Vergebung und von der Vergebung leben)

B) Liebe zu den Mitmenschen ob gläubig oder ungläubig
* mit der Wertschätzung eines von Gott geliebten Menschen;
* verbunden mit einfüllsamen Verstehen
* erst danach: kritische Bewertung, Aufdecken von Schuld, Korrektur oder Tadel
* wichtig: nötige Distanz bewahren, nicht nur von Gefühlen beeinflussen lassen!

c) Rechne mit der Sünde! (Bei dir selbst und beim anderen!)

d) Rechne aber auch mit der Allmacht und dem Wirken unseres HERRN! -
(Er wirkt oft anders, als wir erwarten oder wünschen!)

e) Gelebte Gemeinschaft mit unserem HERRN ( im Gebet!) und mit Gläubigen
(Erfahrungen im zwischenmenschlichen Bereich und mit mir selbst!)

f) Seelsorge immer aus der Gemeinschaft heraus, aber niemals innerhalb der Gemeinschaft
(z.B. in Gesprächsrunden)
Wichtig:Einzelgespräche, Verschwiegenheit, Vertrautheit!

g) Lege Stolz, Würde, Titel und Stellung als Mensch ab!
Richtige Haltung: Demut, ,,gebückt", ,,erniedrigt", Sklavendienst

h) Aber: Sei dir deiner Stellung und Verantwortung vor Gott bewußt!
Wichtig:Eigene Schuld muß vergeben, das Gewissen gereinigt sein
(Probleme, Streit mit Geschwistern und anderen Mitmenschen müssen geklärt bzw. beigelegt sein, sonst bist du als Seelsorger unglaubwürdig!)

i) Lerne die Bibel auch unter seelsorgerlichen Aspekten kennen und anwenden
(Biblische Beispiele, biblische Grundsätze, Worte des Trostes, der Ermahnung usw.)

j) Lerne Füße waschen, nicht den Kopf (keine ,,Gehirnwäsche")
- eine schmutzige, unangenehme, z.T. ,,entwürdigende" Arbeit, die meist viel Geduld erfordert!

k) Beachte dabei die Distanz (zum Kopfl) und die Nähe zur Person und zum Problem





Grundlagen biblischer Seelsorge




Teil 2: Seelsorge - wer braucht das?

A. Das Menschenbild der Bibel
Der Mensch ist ein von Gott geschaffenes Geschöpf mit Geist, Seele und Leib (1 .Mo-2,7). Jeder Mensch ist durch Sünde ganz und gar verdorben, geistlich tot, im Widerspruch und im Widerstand zu Gott, hilflos und ewig verloren (Rö. 3,10-12 u. 23; Eph.2,1 u.a.). Durch Gottes Gnade und das Erlösungswerk Jesu Christi, durch Seine Liebe und Vergebung und durch den Glauben an Sein Blut kann jeder Mensch ein Kind Gottes werden und ewiges Leben erreichen (Rö. 3, 24-26; Eph. 2, 4-5 u. 8; Joh. 3, 36 u.a.).
Damit ist der Mensch vor Gott eine ,,neue Schöpfung" (2.Kor. 5,17; Hebr. 10,14; 2.Tim. 3,17). Aber als Mensch lebt er noch in seiner fleischlichen und zur Sünde fähigen alten Natur in dieser Welt, dem Herrschaftsbereich des Satans (Joh. 17, 11 u. 15; Rö. 7, 18 u. 22-24 u. a.). Allein die Gnade Gottes und die konsequente Nähe und Nachfolge des Herrn Jesus Christus kann den Gläubigen bewahren an Geist, Seele und Leib (1.Thess. 5,23; Phil. ,6-7; 2.Tim. 3,14-15).

B. Die Konsequenz
Daraus ergibt sich, daß alle Menschen Seelsorge brauchen. Jeder, ob ungläubig oder gläubig, benötigt zunächst einmal seelsorgerliche Hilfe, wenn er in seelischer Not ist.
Der Ungläubige steht noch vor dem Kreuz und ohne erlebte Vergebung da; er muß nach der ersten seelsorgerlichen Hilfe dahin geführt werden, sich im Licht Gottes zu sehen und Gottes Vergebung und Angebot der Gnade anzunehmen (s.o.). Gleichzeitig können alle Arten der Seelsorge (Zurechtweisung, Trost, Annahme) je nach Situation angewendet werden. Der Gläubige steht unter und hinter dem Kreuz, hat schon Vergebung seiner Schuld erlebt, und benötigt durch die Seelsorge, wenn erforderlich, Korrektur (evtl. auch mit Hinweis auf unvergebene Schuld!), Trost, Ermutigung und Begleitung.
Das Ausmaß der seelischen Störung oder Belastung kann sehr unterschiedlich sein, aber alle werden wir in Gottes Wort aufgefordert, einander seelsorgerlich zu ,,dienen".
>Joh. 13,14-15; 1.Kor.12,24-26; 1.Petr. 4,10

C. Die psychischen Störungen
Es gibt sehr viele verschiedene psychische Störungen, die häufigsten sind:
• Depressionen
• Angststörungen
• Zwangskrankheiten
• Psychopathen (abnorme Persönlichkeiten)
• Suchtkrankheiten
• psychosomatische Krankheiten
• Sexualstörungen
• Eßstörungen (Anorexie, Bulimie)
• u.a.
Alle diese Erkrankungen können in unterschiedlichen Schweregraden vorliegen, von ganz leichten (kaum merkbaren) Veränderungen bis hin zu sehr schweren psychiatrischen Krankheiten (die dann stationär behandelt werden müssen). In jedem Fall ist seelsorgerliche Begleitung (nicht Behandlung!), notwendig! Einige schwerwiegende Erkrankungen könnten aber vermieden werden, wenn früh genug in den Gemeinden bei all den kleinen Charakter Auffälligkeiten eine gegenseitige biblisch-seelsorgerliche Hilfe erfolgte.
Neben den psychischen Störungen (s.o.) wird echte Seelsorge dringend gebraucht bei der großen Zahl zwischenmenschlicher Probleme, wie z.B. Ehekonftikte, Probleme am Arbeitsplatz, Arbeitslosigkeit, Erziehungsprobleme, Generationkonftikte, Streit unter Gemeindemitgliedern usw. mit allen denkbaren Folgen.

D. Die Ursachen psychischer Störungen
Diese Ursachen sind sehr vielfältig; fast immer treffen mehrere Ursachen zusammen und führen dadurch erst zu einer Störung oder Krankheit. Bei jedem Menschen spielen solche Einflüsse und Faktoren eine Rolle, aber nicht bei jedem haben sie die gleichen Auswirkungen. Dazu gehören:
• Erbanlage (Veranlagung)
• Elternhaus und Erziehung
• Kindheits- und Jugenderlebnisse
• persönliche Lebensführung
• besondere Ereignisse im Umfeld
• unvergebene Sünde
• unbereinigte Schuld (anderer an dem Betroffenen)
• Egoismus
• Zank, Streit, Zwietracht
• Hass, Aggressionen, Vergeltungssucht
• Stress und krankmachende Sorgen
• Habsucht, Materialismus, Wohlstandsdenken
• chronischer Liebesmangel
• Einflüsse von Kultur, Zeitströmungen, gesellschaftlichen Maßstäben, ethischen Werten
• u.a.
Hierbei gibt es sowohl positive als auch negative Auswirkungen. Viele dieser Einflüsse sind über Jahrtausende unverändert und auch biblisch belegbar, andere gelten nur für die Zeit, in der wir leben.




Grundlagen biblischer Seelsorge





Teil 3: Seelsorge - wie geht das?

Formen biblischer Seelsorge - (1. Thess. 5,14)

4 "Ermahnungen" ( = Ermutigungen, Ermunterungen)
Brüder angesprochen - Verantwortung! Gültig für alle!

• Zurechtweisung )
• Trost ) zur rechten Zeit, bei der richtigen Gelegenheit, das richtige
• Annahme ) "Handwerkszeug" der Seelsorge (viel Gebet und Weisheit erforderlich)
• Langmut (Geduld)

1. Zurechtweisen:
Hinweis und Korrektur von falschem Verhalten, falschen Denkweisen und Hinweise auf unvergebene Schuld
Unordentliche: Alle, die etwas in ihrem äußeren Leben (Beruf , Ehe, Familie, Gemeinde) oder in ihrem inneren Leben (Herz, Seele - Haß, Aggression) nicht in Ordnung haben (keinen praktischen Frieden haben)
Beispiele: a) Schuld, Sünde - unvergeben, ungeklärt, nicht bereinigt
1.

2. Bewußt machen = ,,behalten" (Joh. 20,23)
Gal. 6,1+2
Vergebung zusprechen, bewußt machen ( = vergeben)
Ps. 103,12; Micha 7,18-20
B) Fremde Schuld (z.B. sexueller Mißbrauch)
oft schwere psychische Störungen
Vergebungsbereitschaft und Vergebung
Matt. 18,1Sf; Kol. 3,13
c) Falsches Denken, krnkhafte Gedanken
- Unzufriedenheit, Vergleich mit anderen (Ps. 73)
- Selbstmitleid (Ps. 77)
- Schuldgefühle trotz Vergebung
d) Anhaltender Streit, Neid (z.B.Erbauseinandersetzungen)
1.Kor. 3,3; 1.Kor. 6,7-8; Hebr. 12,14; 1.Petr. 3,11
e) schädliche Einflüsse, schlechte Verbindungen
2.Kor. 6,14
f) schlechte Gewohnheiten
1.Kor. l5,33-34; Hebr. 10,24-25


2. Trost 2.Kor. 1.3-4

* non-verbaler Trost (Trost ohne Worte)
• Schweigen können (Hiob 2,13)
• Trost durch Anwesenheit
• Trost durch kleine Gesten

* verbaler Trost
• Gespräch (Röm. 12,15)
• Bibelworte (nicht zur Anklage, z.B. Hebr. 12,6, sondern Hebr. 12,11b)
• Gebet

Kleinmütige - die ihren Mut ganz oder teilweise verloren haben
• durch eigene Schwäche, schwere Krankheit (z.B. Hiob)
• durch Verlust (zB. Maria und Martha - Joh. 11)
• durch äußere Umstände (zB. sinkender Petrus - Matt 14)


3. Annahme der Schwachen

Wer ist ,,schwach"? - Jeder! hat in irgendeinem Bereich seines menschlichen Daseins Schwachpunkte.

Röm. 14,1; Röm. 15,1+2+7
2.Kor. 12,8-10
Hebr.4,15- 16


Vorsicht! Nicht Schwachheit mit Sünde oder Schuld verwechseln!

Z.B. Depression mit Selbstmordgedanken ausgeübter Selbstmord
Müdigkeit, Bequemlichkeit unterlassene Hilfe (Jak. 4,17)
Freude an schönen Dingen Habsucht
Nervosität, Gereiztheit Jähzom


Was bedeutet ,,Annahme"?
• Verständnis aufbringen
• Mitgefühl haben
• Sich in die Lage hineinverstzen
• Tragenhelfen
• vor allem: Auf Verständnis, Liebe, Barmherzigkeit, Gnade und Hilfe des HERRN hinweisen - Dienst als Hoherpriester (Hebr. 4,15+16)
(Für Sünden Dienst als Sachwalter, Bekennen erforderlich! - vergl. 1.Joh. 1,9-2,2)

• Rechtzeitige Hilfe (nicht sofortige Hilfe!) - viel Geduld!

• Toleranz und Geduld bei Schwachheit - Intoleranz und Konsequenz bei Sünde.

• Langmut bei Schwachheit - Mut bei Hinweis auf Schuld


4. Langmut gegen alle!

Nicht nur Geduld, auch Mut und positive Aspekte des Glaubenslebens für alle (z.B. Kommen des HERRN - 1.Thess. 4,18).


Grundlagen biblischer Seelsorge

Das wichtigste ,,Seelsorgeinstrument": das Gespräch
Vorbild für die individuelle Gesprächsführung ist der Herr Jesus selbst im Gespräch mit Einzelpersonen, und zwar z.B. mit Nikodemus (Joh. 3), mit der Frau am Jakobsbrunnen (Joh.4), und bei anderen Begegnungen - insbesondere im Johannes-Evangelium.

Einige allgemeine Hinweise zur Gesprächsführung:
• kein festes Schema, kein ,,Zwang", keine Schablone, - sondern ganz individuell,
- abhängig vom Ratsuchenden, abhängig vom Helfer, abhängig von der Situation
• keine Angst vor ,,Fehlern", - trotzdem grob falsches Verhalten vermeiden (s.u.)
• spontan und ,,echt" (ehrlich) durch die richtige innere Haltung (Liebe, Wertschätzung, Demut usw.), siehe Seite 1!
• Kontakt aufnehmen, Zuwendung schenken
• Mitgefühl und Geduld aufbringen, zuhören lernen
• Vertrauen gewinnen und Vertrauen vermiffeln (Vertrauensbasis aufbauen)
• das Ziel im Auge behalten (was wollen wir erreichen? - was soll das Gespräch bezwecken?), - siehe auch ,,Formen biblischer Seelsorge"
• biblische Aussagen, Vorbilder, Beispiele anführen
• regelmäßige Gesprächstermine, feste Zeiten, evtl. Grenzen festsetzen (mit Ausnahmen)

Einige Gesprächselemente:
• der Einstieg (wie beginne ich ein Gespräch?)
• die Fragen (Wann? Wo? Wie? Wer war dabei?)
• das Kern-Problem (eigene Person, Ehe, Familie, Beruf, Gemeinde u.a.)
• die anderen Problembereiche (evtl. mitbetroffen?)
• die persönliche Vergangenheit
• das Zuhören (aktives und einfühlsames Verstehen, Gesprächsführung durch kurze und gezielte Fragen, die Interesse vermitteln)
• die innere und äußere Haltung (s.o., Nächstenliebe, Wertschätzung, Offenheit; Gesten, Körperhaltung, Blickkontakt)
• Meinungsverschiedenheiten - wie gehen wir damit um?
• Umgang mit besonderen Charaktereigenschaften (> Schweigsame; > Redselige;
> Besserwisser; > Uneinsichtige; > Gedanken-Chaoten; > Anspruchsvolle; > Weinende)
• das Gebet (Jak. 1,5 und 5,16)

Einige Fehler bei der Gesprächsführung:
• Vorschriften, ,,Vollpredigen", lange Monologe, theoretische Erörterungen
• Vorurteile, Vereinfachungen (z.B. ,,alles okkult", ,,reine Habsucht", ,,immer die Männer")
• oberflächliche Appelle ( z.B. ,,stell dich nicht so an", - ,,reiß dich mal zusammen")
• leerer Trost (z.B. ,,wird schon wieder werden",- ,,ist doch gar nicht so schlimm")
• vorschnelle Problemlösung (z.B. ,,fahr mal in Kur", - ,,gönn dir mal was Gutes")
• Schweigepflicht nicht beachten
• das Vergessen praktischer Hilfen (z.B. Entlastung im Alltag, Pflege bei Erkrankungen, gemeinsame Freizeitgestaltung/Sport, Begleitung zum Arzt, Behördengänge, Wohnungswechsel oder evtl. Aufnahme in die eigene Familie, u.a.)



Angst als Schutz und als Krankheit

Geborgen in den Ängsten dieser Zeit

Angst gibt es in jedem Menschenleben, ob Groß oder Klein, ob im Mittelalter oder in der Neuzeit - Angst durchzieht die Menschheitsgeschichte!

als Kind: Angst vor Fremden (im Alter von 8-10 Mon.)
Angst vor Dunkelheit (typisch mit 3-4 Jahren)
Angst vor Schule und Klassenarbeiten (mit 6-14 Jahren)
als Erwachsener: Angst vor Arbeitslosigkeit
Angst vor Unfall, Krankheit, Leiden, Tod
Angst vor Überfall, Einbruch, Krieg
Angst vor der Zukunft

Angst prägt unser Leben! - Manchmal können wir von den Kindern lernen! - Warum?

Definitionen:
Angst ist das unbestimmte, allgemeine Gefühl der Bedrohung und des Ausgeliefertseins und der Unsicherheit im Leben (diffuse Lebensangst)
Furcht oder Phobie ist die spezifische Angst, die sich auf bestimmte Situationen oder Gegenstände oder Tiere bezieht
Panik ist eine massive Akutreaktion von übermäßig gesteigerter Angst mit körperlichen Symptomen, oft ausgelöst durch bestimmte Situationen
Schrecken ist die abgemilderte Akutreaktion bei kurzen, angstauslösenden Situationen ,,Angst" ist aber immer der Oberbegriff!

Woher kommt die Angst?
,,Grundphänomen des Lebens"? - nein: Folge der Sünde! - siehe 1.Mose 3, 8-10 / Offb.21,3-5
Angst ist Folge - der Sünde
- des Getrenntseins von Gott
- des gestörten Urvertrauens
- des eigenen hilflosen (=,,nackten") Zustandes
- des Ausgeliefertseins an Naturgewalten, an Mitmenschen, an ,,Schicksal"

Beispiele: - Im AT wurden ganze Völker von Angst, Furcht und Schrecken erfüllt, als sie sich dem Wirken Gottes gegenübersahen, selbst aber getrennt waren von Gott.
> 2. Mose 15, 13-16; > vorher das Volk Israel selbst, 2. Mose 14, 10.13-14.
- Im NT sind die Jünger auf dem See Genezareth ein typisches Beispiel.
> Matth. 14, 22 ff
- Sogar beim Herrn Jesus selbst! - Warum?
> Mark. 14, 32 ff; Matth. 26,36 ff; Luk. 12, 50; Jes. 53, 8-9

Überwindung der Angst: Joh. 16,33

Wichtiger Grundsatz:

Frieden in Gott
ist das entscheidende Gegengewicht
zur Angst des Lebens (Joh. 14,27)!
 Bitte beachten: Angst ist keine Sünde, sondern Schwachheit! (vgl. Hebr. 4, 15-16)
Angst ist auch keine Niederlage, sondern natürlicher Bestandteil unseres Lebens nach dem Sündenfall - nicht nur zur Belastung, sondern zum Schutz.

Angst als Schutz

Angst als Schutz?
- zum Beispiel bei Kindern (heiße Herdplatte, stark befahrene Straße u.a.)
- z.B. Feuerwehrmänner (Angst vor Feuer!)
- z.B. Autofahrer (Angst vor überhöhten Geschwindigkeiten!)
- z.B. der Christ (Angst vor der Sünde!)

Wenn der Mensch keine Angst mehr kennt, lebt er sehr gefährlich!

Angst ist also nicht nur krankhaft (oder negativ),
sondern durchaus normal mit positiven Auswirkungen auf unser Leben!
Das letzte Glied in der Kette der Ängste, sozusagen die ,,letzte Angst unseres Lebens"
ist die Angst vor dem Tod!


Todesangst als Schutz?
- Ja, es ist die ,,wichtigste Angst des menschlichen Lebens", weil sie den Menschen zu Gott führen kann! (siehe Hebr. 9, 27).
Gott spricht zu den Menschen durch Krankheit, Nähe des Todes, Todesangst, auch heute noch
> Hiob 33, 19-22 u. 29-30.
- Aber viele Menschen verstehen diese Sprache Gottes nicht mehr, oder überhören oder verdrängen sie. Keiner möchte an seinen persönliche Tod erinnert werden oder sich mit dem Sterben und dem, was folgt, auseinandersetzen.

Wir haben als Christen jedoch eine Aufgabe und eine Verpflichtung unseren Mitmenschen gegenüber, weil wir um den Tod und das Gericht Gottes wissen!
>2.Kor. 5,11; Hes. 3,18; vgl. Hebr. 2,14-15

Gottesfurcht
Es gibt eine weitere Art von Angst oder Furcht, die mich zu Gott führen kann:
Die Angst vor der Größe, Macht und Gerechtigkeit Gottes, der ich als kleiner, hilfloser und sündiger Mensch schutzlos gegenüberstehe - eine durchaus realistische Einschätzung meiner Situation vor Gott! Das ist die Grundlage echter Gottesfurcht, durch die ich dann die Gnade und Barmherzigkeit Gottes erleben kann, und es ist der Beginn aller göttlichen Weisheit.
>Sprüche 1,7; Ps. 103, 11-13 u. 17; u.a.

Angst als Krankheit

Es gibt nicht nur die positive, ,,hilfreiche" und schützende Angst, sondern auch die krankhaft übersteigerte und krankmachende Angst - letztlich ist es eine Frage der ,,Dosis“.
Wir unterscheiden (mit fließenden Übergängen):
1. Angstneurosen - krankhaft übersteigerte allgemeine Lebensangst, die sich auf das Allgemeinbefinden und das ganze Leben der Betroffenen auswirkt, teils als Dauerzustand, teils in bestimmten Situationen, manchmal lähmend, oft mit starker innerer Unruhe.
2. Phobien (= Furcht), s.o., nur vor best. Tieren, Situationen, Krankheiten, z.B. Hundephobie, Spinnenphobie, Claustrophobie, Agoraphobie, Carcinophobie, AIDS-Phobie, Höhenangst.
3. Panikattacken s.o., oft ohne äußeren Anlaß, manchmal in Verbindung mit einer anderen Angststörung, aber immer mit starken körperlichen Symptomen (bes. Herzkreislauf)



Angststörungen
sind recht häufige Krankheiten, ca. 14% aller Menschen in den Industrienationen werden davon im Laufe ihres Lebens betroffen, zunehmend auch Jugendliche! Und auch Christen!
Warum so häufig?
Ursachen (s.o.) : - Folge der Sünde,
- des Getrenntseins von Gott,
- des gestörten Urvertrauens zu Gott,
- des eigenen hilflosen Zustandes
- des Ausgeliefertseins Naturgewalten, Schicksal u.a.)
Zusätzliche Ursachen: - ängstliche Persönlichkeit
- prägende Erlebnisse in der Kindheit (Mutter, Vater, Geschwister)
- seltener spätere Ereignisse im Jugend- oder Erwachsenenalter
- Begleiterscheinung bei anderen Krankheiten, z.B. Depressionen
- sekundäre Angst bei Herzinfarkt, Asthmaanfall u.a.
auffallend: im 2. Weltkrieg weniger behandlungsbedürftige Angst-Erkrankungen, mehr reale Furcht! (,,kein Platz" für Angstneurosen!)

Möglichkeiten der Hilfe und Behandlung
Behandlungsziele:
• Geborgenheit vermitteln, Ruhe geben
• innerer Friede, Gelassenheit - letztlich: den Betroffenen zu Gott führen
• die Folgen der Sünde überwinden
• eine neue Vertrauensgrundlage schaffen (zu Menschen, vor allem zu Gott!)
wichtig: Offenheit, d.h. offenes Ansprechen der Ängste und ihrer Ursachen
vgl. Kind> Eltern

falsche Wege im Umgang mit der Angst:
• Ablenkung, Reizüberflutung (Musik, Fernsehen)
• Zerstreuung, Vergnügungssucht
• Arbeit, Arbeitssucht
• Alkohol, Drogen, Medikamente (Sucht!)
• Verdrängen
• Selbstsuggestion

biblische Hilfen im Umgang mit der Angst:
• Gebet (des Betroffenen, des Seelsorgers, der Familie, der Gemeinde u.a.)
• Gespräch (biblische Seelsorge)
• Gemeinschaft (mit Familienangehörigen, Freunden, in der Gemeinde)
• Geduld (bei allen, siehe 1. Thess. 5, 14b)

medizinische Hilfen im Umgang mit der Angst:
• Training (Verhaltentherapie)
• Tabletten (zur Unterstützung, nur auf ärztliche Verordnung!)


Wichtig für uns alle:


Geborgen in der Hand unseres HERRN,
trotz der Ängste unserer Zeit!
„Fürchte dich nicht“ (Jes. 43,1 ff.; Jes. 41,10)

Depressionen - Niederlagen des Glaubens?


> sehr häufige Gesundheitsstörung; in den Industrieländern wird jeder 4. im Laufe seines Lebens des-wegen behandlungsbedürfig!
> ,,Wohlstandskrankheit" - warum? * fehlende seelische ,,Abhärtung"
* hohes Anspruchsdenken, falsche Maßstäbe (Werbung)
* Reizüberflutung, Streß
* Lebensführung entgegen göttlichen Grundsätzen
> auch bei Christen häufig - warum? * gleiche geistige u. geistliche Umwelteinflüsse (s.o.)
* empfindsames Gewissen, sensiblere Gefühle
* Glaubensprüfung!
Definition der Depression:
Phase(n) mit unbegründet starker Niedergeschlagenheit und Antriebsmangel von mindestens zwei Wochen Dauer.

Symptome der Depression:
• Traurigkeit, Angst, Unsicherheit, Antriebsmangel, fehlendes Selbstwertgefühl
• Pessimismus, Grübelzwang, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche
• Selbstmitleid, Todessehnsucht, Selbstmordgedanken, Müdigkeit, Schlafstörung
• Erschöpfung, Versagensängste, Glaubenszweifel, Schuldgefühle u.a.
• verschiedenste körperliche Symptome

Arten und Ursachen der Depression
A. endogene Depression - Keine direkte äußere Ursache, sondern Stoffwechselstörung der Nerven-zellen (nur 3-5% aller Depressionen!)
- Sonderform: manisch-depressive Krankheit
- wichtig für die Behandlung: medikamentöse Therapie

B. reaktive (o. exogene) Depression
- Durch äußere, erkennbare Ursachen ausgelöst (ca. 90% aller Depressionen!)
1. Erschöpfungsdepression Beispiele: Mose in 4.Mose 11; Elia in 1 .Könige 19
- wichtig für die Behandlung: Verständnis, Begleitung, praktische Hilfe
2. Verlustdepression Beispiele: Jeremia in Jer. 15, 17-18 und Jer. 20, 14-18 ; Klagel. 3 Hiob in Hiob 3, 20-26 u.a.
- wichtig für die Behandlung: Trost, Hilfe, Geduld
3. Involutionsdepression - wenn die Kräfte nachlassen, z.B. Wechseljahre und Alter
- wichtig für die Behandlung: Vorbereitung, Grenzen akzeptieren
4. neurotische Depression - durch unvergebene, unbereinigte Schuld;
Beispiel: David in 2.Sam. 15 und Ps. 32 u. 38 u. 51
- wichtig für die Behandlung: Bekennen, Vergebung, Kreuz Christi,' Vergebungsbereitschaft
5. somatisierte Depression - körperlich-organische Beschwerden ohne krankhafte Veränderung.
,,ich darf nicht psychisch krank sein"
- wichtig für die Behandlung: Zuwendung, Liebe, Verständnis

C. weitere Faktoren, die eine Depression begünstigen
• familiäre Veranlagung (Erbanlage) - eigene Persönlichkeit (Charakter, Erziehung, Umwelt)
• Fehlverhalten: - Neid, Streit (Gal. 5,15) - unverarbeitete Konflikte
- Leben entgegen göttl. Grundsätzen (Abtreibung, Scheidung)
- chron. Unzufriedenheit (Jona 4) - Habsucht (1. Tim. 6, 9-10).
• Perfektionismus
• Vergleich mit anderen (Ps. 73) - Selbstmitleid (Ps. 77)
• schwere Krankheiten (Krebs, Operationen) – belastende Lebensumstände (Hiob)

 Entstehung der Depressionen fast immer durch mehrere Faktoren o. Ursachen!
Behand1ung, Hilfe, und Seelsorge bei Depressionen
Therapie und Hilfsmöglichkeiten richten sich nach Entstehung und Art der Depression!
Deshalb: In der ersten Behandlungsphase (nicht unbedingt beim ersten Kontakt!) sollten möglichst die Ursachen geklärt werden, damit die weitere Begleitung entsprechend erfolgen kann.
Allerdings: Die Grundlagen biblischer Seelsorge (SBS Mai 1998) bleiben immer gültig!
Dazu kommen die ,,4 Stützen der Therapie":
1. Gespräche und Gebet (Seelsorge)
2. Praktische Hilfe
3. Allgemeine Aktivierung
4. Medikamente

Biblisches Seelsorge-Vorbild: der barmherzige Samariter
Text: Lukas 10,30-35
Wer ist mein ,,Nächster"? > u.a. der ,,Niedergeschlagene" in der Gemeinde!
Nicht darüber stellen im geistlichen Hochmut oder aus Angst vor Verunreinigung! (Priester!)
Nicht vor lauter ,,frommen Aktivitäten" die Halbtoten übersehen! (Levit!)
Sondern wie der Samariter
• hingehen (Kontakt aufnehmen)
• hinschauen (nicht erschreckt oder angeekelt abwenden, sondern Liebe und Wertschätzung zeigen trotz schwieriger Situation)
• innerlich bewegt sein (Mitleid empfinden, einfühlsames Verstehen)
• hinzutreten (intensive Beschäftigung und genaue Beurteilung ohne Vorurteil)
• Wunden verbinden (praktische Hilfe, evtl. auf wunde Punkte hinweisen und korrigieren, z.B. Fehlverhalten oder Schuld)
• Öl darauf gießen (Beschwerden lindern, seelischen Druck verringern, trösten)
• Wein darauf gießen (a. desinfizieren, reinigen; b. Freude geben)
• aufs eigene Tier setzen, in die Herberge führen, Sorge für den Kranken tragen (praktische Hilfe im Alltag, evtl. aus schädigender Umgebung herausbringen, dabei begleiten und stützen, auf eigene Bequemlichkeiten verzichten, für angenehme Umgebung sorgen, Schönes bieten)
• bezahlen (Hilfe kostet etwas: Kraft, Mühe, Zeit, Geduld)

Weitere Gesichtspunkte:
• Ein Halbtoter - was ist noch ,,lebendig", d.h. was funktioniert noch? (positive, glaubensstärkende Dinge betonen; mutmachende Gedanken und Aspekte verstärken)
• Zwei wichtige Grundhaltungen des Seelsorgers:
1. Barmherzigkeit
2. Wertschätzung



Eine Bibelarbeit in Gruppen

Bitte untersucht die folgenden biblischen Beispiele auf diese Fragen hin (sofern möglich):
(nicht alle Fragen lassen sich beantworten!)

1. Welche äußere Ursache führte zu dem Zustand der Depression?
2. Welche ,,geistliche" Ursache (Gesinnung, Denkweise, Haltung) könnte bei dem Betroffenen eine Rolle gespielt haben
3. Welche Symptome der Depression treten auf?
4. Wie sieht die Hilfe aus? - der Ausweg? - die weitere Entwicklung?
5. Wie geht Gott selbst mit den Betroffenen um? Wie urteilt Gott darüber?

Die Beispiele:

A. Hiob (Hiob 3,1-12 u. 20-26 u.a.; Hiob 6, 1-14; Hiob 38, 1-7; Hiob 39, 31-35; Hiob 42)


B. Mose (4.Mose 11;vgl.4.Mose 12,3u.7)


C. David (2. Sam. 11 u. 12; Ps. 32 ; PS. 38; PS. 51)


D. Elia (1.Kön.19; vgl.1.Kön.18)


E. Asaph (Ps. 77; vgl. Ps. 73)


F. Jeremia (Jer. 15, 17-21; Jer. 20, 14-18; Klagelieder 3, 1-33 u. 46-66)


G. Jona (Jona 4)


H. Judas (Matth. 27, 3-5)


I. Paulus (2.Kor. 1,8-11; 4,7-12; 11,23-30; 12,7-10)
 


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Bibl. Seelsorge - besondere Probleme bei Gläubigen





Vorbemerkung: Unterschiedliche Zielsetzung in der Seelsorge bei Gläubigen u. Ungläubigen


Unterscheide zwischen Person und Tat (Handlung)!
• Liebe zum Menschen und Wertschätzung - auch wenn er Sünder ist
• klare Verurteilung der Sünde (Schuld) - auch wenn der Mensch noch so sympathisch und die Tat noch so „entschuldbar“ ist
Wichtig: viele psychische Störungen sind nicht unmittelbar durch eigene Sünde oder Schuld ausgelöst (z.B. Depressionen, Angststörungen u.a.), trotzdem hilft Schuldvergebung und Friede mit Gott!





Warum gibt es so viele psychische Störungen bei Gläubigen?




A. Bei Menschen, die „aus der Welt“ zum Glauben kommen
1. Viele kommen „kaputt von der Straße“ und bringen ihre Probleme mit (vgl. 1.Kor.1,26-28) wichtiger Grundsatz: Schuld und Sünde sind vollständig vergeben und vergessen, und daran müssen wir auch in der Seelsorge immer denken, aber die Folgen der Sünde wie z.B. psychische Krankheiten und Schwächen bleien bestehen; hier wird Gottes Hilfe wirksam, und ein Teil dieser Hilfe ist die seelsorgerliche Begleitung solcher Gläubigen.
2. Auch psychisch Kranke, Hilflose, Suchtkranke u.a. werden manchmal angezogen von echt vorgelebter und verkündigter biblischer Botschaft (wie z.B. Barmherzigkeit, Schuldvergebung, Liebe, Erlösung, echte Gemeinschaft, vgl. Luk. 10 und Luk. 15), finden zum Glauben und erleben die Gemeinde als Herberge; auch bei diesen Geschwistern muß viel seelsorgerliche Hilfe geleistet werden. (> je überzeugender eine Gemeinde die Wesenszüge Jesu ausstrahlt, umso mehr werden solche Menschen vom Evangelium erreicht!)

B. Bei Gläubigen, die in die Gemeinde „hineingeboren“ wurden
1. Viele haben die Vorstellung und den Maßstab eines „Ideal-Christen“ vor Augen, mit Standard-Kriterien, die sich überwiegend an Äußerlichkeiten orientieren - und das Herz bleibt dabei leer! Wenn sich der schwache und unsichere Gläubige an solch einem hohen Maßstab mißt, stellt er schnell seine Unfähigkeit fest, dieses Ideal zu erfüllen. Einige erfüllen die äußeren Bedingungen, um dem Schein zu genügen, aber eine innere Überzeugung steht nicht dahinter. Bei Lebenskrisen bricht dann oft das „Kartenhaus“ zusammen. Andere führen ein „schein“heiliges Christentum mit innerer Unzufriedenheit, Unausgeglichenheit, psychischer Labilität, inneren Spannungen und Konflikten, die dann neurotische Störungen (Zwangs-Symptome), Angstzustände, Depressionen, Insuffizienz- und Schuldgefühle zur Folge haben. (vgl. Apg. 11, 23).
2. Es gibt häufig bei Gläubigen verdrängte Konflikte, verdrängte Gefühlsregungen wie z.B. Wut und Zorn, „weil sie ja nicht sein dürfen“. Man spielt eine „heile Welt“ und versäumt eine notwendige Konfliktbewältigung (vgl. Eph. 4, 25-27). So vermeiden wir in Gesprächen und auch in der Seelsorge Offenheit untereinander, wir setzen eine Maske auf und spielen uns gegenseitig etwas vor, und schließlich glauben wir selbst noch daran - das ist dann echte Heuchelei und bildet die Grundlage für spätere psychische Störungen. (s.u.)

3. In den Familien von Gläubigen gibt es teilweise recht problematische „pseudo-biblische“ Er-ziehungsmethoden mit überzogener Autorität und extremer Strenge einschließlich unangemessener körperlicher Züchtigung (z.T. von erwachsenen Kindern!). Sehr oft entwickeln sich daraus schwerwiegende psychische Störungen.


Psychische Störungen, die bei Gläubigen häufig auftreten
• Erschöpfungsdepression
• somatisierte Depression
• Zwangsstörungen
• psychosomatische Krankheiten
• Perfektionismus

Psychische Symptome, die nur bei Gläubigen auftreten
• Glaubenszweifel
• fehlende Heilsgewißheit
• Schuldgefühle
• Versündigungsgedanken (z.B. „Sünde wider den Heiligen Geist“)
• Vorstellung von „Strafe Gottes“
• Unfähigkeit zum Beten und zum Bibellesen
• Angst vor Gottesdiensten


Biblische Seelsorge: Kränkung und Verbitterung

Bibl. Beispiel: Apostelgesch. 15, 35 – 41 (vgl. Apg. 4, 36-37; Kol. 4, 10+11; 2. Tim. 4, 11)

1. Frage: Was ist Kränkung, was ist Verbitterung?

Kränkung (ein psychologischer Begriff) ist jede seelische Verletzung, die durch Menschen verursacht wird.
Verbitterung (ein biblischer Begriff) ist die Folge von Kränkungen oder von Situationen, in denen man sich gekränkt fühlt (Unterschied beachten!)
Beispiele: Hanna und Peninna (1. Sam. 1, 6-10)
Männer bei David (1. Sam. 22, 2)
Im NT (Hebr. 12, 15)

2. Frage: Wie entstehen Kränkung und Verbitterung?

 dazu gehören immer 2 Personen!
 es müssen immer 2 Bereiche berücksichtigt werden!
1. die zwischenmenschlichen Beziehungen (Interaktionen)
• hier entstehen Kränkungen auf dem Hintergrund gestörter zwischenmenschlicher Beziehungen mit Konfliktpotenzial (z.B. Paulus und Barnabas)
2. die persönliche Veranlagung und Reaktion des Einzelnen
• hier entstehen Kränkungen durch die persönliche Empfindlichkeit sehr sensibler Personen, obwohl der andere gar nicht die Absicht hatte, den Betroffenen zu kränken, und auch kein Konfliktpotenzial bestand

worauf müssen wir also achten?
 zuerst einmal auf unsere Empfindlichkeit
 dann auf jede „vergiftet“ Atmosphäre (aufgebaute Aggressionen, Spannungen)
 und natürlich auf unsere eigene Haltung, das eigene Verhalten anderen gegenüber und auf die eigenen Worte

wichtiger Grundsatz:
Wenn es um die Heilung von Kränkung und Verbitterung geht, muss jeder zuerst bei sich selbst anfangen!

Die Wege zur Heilung sind meist verschieden - (deshalb wird uns auch die Lösung des Barnabas-Konfliktes nicht mitgeteilt!) - aber ich muss immer beginnen!


3. Frage: Wie reagiere ich? Wie gehe ich mit Kränkungen um?

a) Kränkungen ansammeln, kaum ein Wort darüber verlieren, aber Hass und Aggressionen aufstauen; Talsperren-Effekt, schließlich Mauerbruch (z.B. Mord) - oder nachhaltig vergiftete Atmosphäre (Beispiel: Esau, 1. Mose 27, 41)

B) beleidigt sein, sich zurückziehen, Zorn, Verbitterung (z.B. Lukas 15, 25 – 30)

c) andere mit hineinziehen, sich bei anderen beklagen, „schmutzige Wäsche waschen“, Parteien bilden (vgl. Sprüche 25, 9)

d) sich rächen, zurückschlagen, „mit gleicher Münze heimzahlen“, offener Streit
(vgl. Römer 12, 18 – 21)

e) höhere Instanzen einschalten („Brüder“, Rechtsanwalt, Gericht)
(vgl. 1. Kor. 6, 1 – 8)


4. Frage: Wie wirken sich Kränkung und Verbitterung aus?

Wenn ich Hass und Aggressionen gegen einen oder mehrere Menschen aufgebaut habe - wer hat dann wohl den größten Schaden? ICH SELBST!
- wenn ich mich gekränkt und verbittert zurückziehe
- wenn ich weiter Hass und Aggressionen in mir nähre
- wenn ich bei anderen „schmutzige Wäsche wasche“
- wenn ich auf Rache sinne
- wenn ich vor Gericht gehe
Dann leide ich selbst am meisten, weil ich nicht vergeben kann!

Biblisches Beispiel: Matth. 18, 34 + 35 („Peiniger“ > psychische Störungen und körperliche Krankheiten, die einen Menschen sehr „peinigen“ können!)
- neurotische Depressionen, Zwangsstörungen, Schlafstörungen
- Herzbeschwerden, Magen-Darm-Erkrankungen, Migräne
- Flucht in die Krankheit!

Weitere Folgen:
- Ehekonflikte, Ehekrisen, Familienprobleme (z.B. Isaak und Rebekka mit Esau und Jakob)
- Gemeinde – Probleme (z.B. 1. Kor. 11, 30)

kranke Beziehungen > kranke Ehen
kranke Ehen > kranke Familien
kranke Familien > kranke Gemeinden



5. Frage: Wo lauern Gefahren und Probleme?
(im Zusammenhang mit Kränkung und Verbitterung)

a) wir sind alle viel empfindlicher geworden!

B) Sachprobleme werden zu Beziehungsproblemen

c) Vergeistlichung eines Konfliktes

d) „Rabattmarken kleben“

e) „Victimisierung“ (Überbewertung von Kränkungen)


6. Frage: Was können wir tun?

Gibt es einen Ausweg bei Kränkung und Verbitterung?

 schon im Vorfeld vorbeugen!
 sich selbst immer wieder prüfen!
 sich selbst beherrschen bei Konfliktsituationen!
 Konflikte bereinigen, wo Schäden drohen!
 bei mir selbst beginnen!

a) wie kann ich mich vor Kränkungen und Verbitterung schützen?
• Wichtigster Schutz: die Liebe (1. Kor. 13, 4 – 7) - kränkt nicht und läßt sich nicht kränken!
• Darüber stehen (in Liebe) und sich darunter stellen (in Demut)
1. Petr. 4, 8 und 1. Kor. 6, 7
• Versuchen, den anderen und seine Situation zu verstehen, sich in seine Lage versetzen
Phil. 2, 4
• Um des HERRN willen Verletzungen ertragen, IHN als Vorbild vor Augen haben
Matth. 5, 11 + 12 und 1. Petr. 2, 19 – 23
• Auch in Kränkungen das Handeln und die Wege Gottes sehen
z.B. David auf der Flucht vor Absalom: 2. Sam. 16, 10
• Auch wenn ich Kränkungen erlebe, kann ich Erfahrungen sammeln (1. Petr. 3, 8 – 11)
- was will mein HERR mir damit sagen?
- was kann ich für mein Verhalten daraus lernen?
- was sollte ich in Zukunft anders machen oder vermeiden?

B) wenn Kränkungen vorgekommen sind – was kann ich tun, damit sie keine weiteren Schaden anrichten?
• Ich habe jemanden echt gekränkt, bin selbst schuldig geworden
Jak. 5, 16
• Ein anderer fühlt sich von mir gekränkt, ich bin mir aber keiner Schuld bewußt
Matth. 5, 23 + 24
• Ein anderer hat mich echt gekränkt, beleidigt, verletzt
Matth. 18, 15 – 17 und 1. Kor. 6, 5
• Ich reagiere empfindlich und fühle mich von einem anderen gekränkt oder verletzt
Römer 12, 20 + 21

c) zuletzt noch zwei sehr wichtige Punkte
• Die äußere Tat: Sprüche 19,11
• Die innere Haltung: Kol. 3, 13 + 14


Vergebungsbereitschaft und Liebe heilen auch Kränkung und Verbitterung!




Alkohol – die unterschätzte Gefahr



Vorbeugen – Helfen – Heilen

In der Bundesrepublik Deutschland ca. 2,5 Mill. behandlungsbedürftige Alkoholiker, das bedeutet: 2,5 Mill. Einzelschicksale, etwa jeder 30. Deutsche!!

Jeder, der Alkohol trinkt, steht in der Gefahr, Alkoholiker zu werden!
4 Grundsätze:
 Der Süchtige oder Abhängige merkt nie, wann und wie er abhängig wird
 Er meint, zu jeder Zeit alles im Griff zu haben und aufhören zu können
 Selbst wenn er bemerkt, daß er sein Trinkverhalten nicht mehr unter Kontrolle hat, gibt er es vor sich selbst und vor anderen nicht zu
 Fast jeder Suchtkranke vermeidet den Besuch beim Arzt - und fast jeder Arzt ist froh, wenn der Suchtkranke nicht kommt!

Vorbeugen nur möglich, wenn man Gefahren kennt und erkennt:
Alkohol bei vielen Gelegenheiten als Einstieg!

Ablauf der Alkoholkrankheit (am Beispiel eines sog. Gamma-Alkoholikers)
• 1. Stufe: Alkohol zur Beruhigung und Erleichterung mit langsamer Dosissteigerung
• 2. Stufe: heimlicher Alkoholgenuß, hastiges Trinken, meist schon am Morgen, . Gedächtnislücken, Filmriß
• 3. Stufe: Kontrollverlust über die Trinkmenge, schwere und lange Rauschzustände
• 4. Stufe: schwere Gedächtnisstörungen, Isolation am Arbeitsplatz und in der Familie, . körperlicher, geistiger, seelischer und sozialer Abbau, schwere Gesundheitsschäden

Befreiung vom Alkohol
Voraussetzungen: a) Krankheitseinsicht
B) Einsicht in die eigene Hilflosigkeit und die Behandlungsbedürftigkeit
c) Bereitschaft zur Behandlung

4 Grundsätze zum Helfen und Verstehen
 Alkoholismus ist eine Krankheit
 Es ist keine Schande, krank zu sein - aber es ist eine Schande, nichts dagegen zu tun.
 Alle Eigenhilfe ist zum Scheitern verurteilt (weniger trinken, kontrolliert trinken, Medikamente nehmen, nur Entzugserscheinungen behandeln)
 Vor der Behandlung von Organschäden und psychischen Störungen muß immer die Alkoholkrankheit behandelt werden

Behandlungsschritte
 1. Stufe: Kontakt – und Vorbereitungsphase
• 2. Stufe: Entgiftungsphase (im Krankenhaus, ca. 10 – 14 Tage)
• 3. Stufe: Entwöhnungsphase („Entziehungskur“, 3 - 6 Monate)
• 4. Stufe: Nachsorgephase (lebenslang!), wichtig: alkoholfreier Lebensraum!




Biblische Aussagen zum Umgang mit Alkohol (und Drogen):
 als Arzneimittel empfohlen (Sprüche 31, 4-7; 1. Tim. 5, 23)
 als Mittel zur Freude nicht verboten (Psalm 104,15; Joh. 2, 1 – 11)
 als Rauschmittel verurteilt (Spr. 31, 4-5; 1. Mose 9, 20-25; Eph. 5, 18; 1. Tim. 3, 3+8; Titus 2, 3)

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