FAZ-Kommentar: Bedford-Strohms Bilanz ist gespalten
Frankfurt am Main (idea) – Die Bilanz der Amtszeit von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München) als EKD-Ratsvorsitzender ist gespalten. Diese Ansicht vertritt Reinhard Bingener, Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) in Hannover, in der Ausgabe vom 30. Oktober.
Hintergrund: Bedford-Strohms Amtszeit als EKD-Ratsvorsitzender endet im Herbst 2021. In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk hat er angekündigt, nicht für eine Wiederwahl zu kandidieren. Bedford-Strohm habe sich „mit seinem Fleiß und seiner Begeisterungsfähigkeit von der Selbstgenügsamkeit abgehoben, die in beiden Kirchen um sich greift“, schrieb Bingener.
Er habe jedoch auch manchmal über das Ziel hinausgeschossen. So sei seine Hoffnung, aus dem 500-jährigen Reformationsjubiläum werde eine „Generation 2017“ erwachsen, ein Trugbild geblieben. Das gelte ebenso für die Erwartung „ökumenischer Durchbrüche“ in seiner Amtszeit.
Auch politisch habe es ihm teilweise an Realismus gefehlt. Insbesondere habe er legitime Gegenargumente gegen seine Positionen in der Migrationspolitik nicht einbezogen. „In der EKD-Meinungsblase stieß er damit kaum auf Widerspruch, unter den Mitgliedern schon eher.“
Ungeklärt sei, in welchem Umfang sein politischer Kurs zu Kirchenaustritten geführt habe. „Zuletzt nutzte sich Bedford-Strohm wegen seines Eigensinns auch intern ab“, schrieb Bingener weiter. So werde jetzt gegen Ende seiner Amtszeit über Einschnitte beraten, von denen er sich immer ferngehalten habe. Sein Nachfolger dürfe sich ab dem kommenden Jahr „mit den verhedderten Strukturen im Protestantismus“ herumplagen.