Den gottlosen Wissenschaftsbegriff in der Theologie überwinden
Marburg (idea) – In der Theologie sollte der gottlose Wissenschaftsbegriff überwunden werden und eine neue Einheit von Leben, Glauben, Beten und Forschen Gestalt gewinnen. Diesen nach seinen Worten „frommen Wunsch“ äußerte der Herausgeber der wissenschaftlichen Zeitschrift „Theologische Beiträge“ (Holzgerlingen) des Pfarrerinnen- und Pfarrergebetsbundes (PGB), der Theologe und Religionsphilosoph Prof. Heinzpeter Hempelmann (Schömberg/Schwarzwald).
Er sprach zum Abschluss eines Symposions zum 50-jährigen Bestehen der Zeitschrift in Marburg. Die Kirche könne die Gesellschaft dann wieder prägen, wenn sie sich leidenschaftlich von der Frage bewegen lasse, wie das Evangelium die Menschen erreichen könne. Hempelmann sieht die Gefahr, dass die Kirche sich an den Rand der Gesellschaft manövriere. Die einzige Chance, dies zu verhindern, sei, Jesus Christus erzählend zu verkündigen. An der Tagung vom 5. bis 7. März nahmen 70 Pfarrer, Dozenten, Theologiestudenten sowie Autoren und Leser der Zeitschrift teil.
Bibel lesen, sich an Jesus Christus freuen
Alle Referenten zeigten sich davon überzeugt, dass eine neue Freude an Jesus Christus, die aus der Beschäftigung mit der Bibel entstehe, zu einer Erneuerung von Kirche und Theologie führen könne. Der Theologieprofessor Rainer Riesner (Tübingen) sagte, die neutestamentlichen Jesusüberlieferungen seien aus historischer Sicht heute weitaus zuverlässiger, als von der Theologie in den letzten 200 Jahren angenommen worden sei.
Nach Ansicht der aus Südkorea stammenden Theologieprofessorin Mihamm Kim-Rauchholz (Bad Liebenzell) sind Theologen, die die Glaubwürdigkeit der Auferstehung Jesu Christi von den Toten leugneten, mit den Sadduzäern vergleichbar. Über sie habe Jesus festgestellt, dass sie weder die Schrift kennen noch der Kraft Gottes etwas zutrauen.
Die Pröpstin für Nord-Nassau der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Annegret Puttkammer (Herborn), machte deutlich, dass haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter der Kirche immer wieder neue Impulse brauchten, um sich an die Freude erinnern zu lassen, die vom Herrn der Kirche ausgehe.
Hempelmann nach 23 Jahren verabschiedet
Auf der Tagung wurde der 65-jährige Hempelmann als Herausgeber der Zeitschrift „Theologische Beiträge“ verabschiedet. Er hatte das Amt 23 Jahre inne. Als Nachfolger wurde Dekan Martin Reppenhagen (Ettlingen) eingeführt. Er wird zusammen mit dem Mitherausgeber und Schriftleiter Pfarrer Reiner Braun (Dauthphetal bei Marburg) die Verantwortung für die Zeitschrift tragen.
Mit einer Auflage von rund 2.800 Exemplaren sind die „Theologischen Beiträge“ eines der auflagenstärksten theologischen Blätter im deutschsprachigen Raum. Im 1913 gegründeten Pfarrerinnen- und Pfarrergebetsbund sind rund 1.000 evangelische Geistliche zusammengeschlossen. Der Bund fühlt sich dem Erbe des Pietismus verpflichtet. Als Gesamtvertrauensmann (Leiter) amtiert der württembergische Pfarrer Johannes Reinmüller (Ingelfingen bei Heilbronn).