Christliche Spiritualität: Deutschland ist Entwicklungsland
Kassel (idea) – Deutschland ist bei der Entwicklung von christlicher Spiritualität noch Entwicklungsland. Diese Ansicht vertrat der Referent bei der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin, Prof. Michael Utsch. Er sprach beim 7. Christlichen Gesundheitskongress am 24. Januar in Kassel.
Es sei an der Zeit, dass die christliche Heilkunde ihren Beitrag in das Gesundheitswesen einbringe. Dafür müssten Freikirchen und Landeskirchen stärker zusammenarbeiten und den Konfessionalismus überwinden. Die Einbeziehung des Glaubens in eine Behandlung sei sinnvoll, wenn der Patient dies wünsche.
Caritas: Wenn sich Mitarbeiter nicht mit der Kirche identifizieren
Der Leiter des Referats „Caritaspastoral und Grundsatzfragen“ im Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln, Bruno Schrage, forderte Christen dazu auf, ihre spirituelle Kompetenz in den Berufsalltag einzubringen.
Allerdings gebe es unter den 600.000 Mitarbeitern der Caritas viele, die nicht religiös seien und sich nicht mit der Kirche identifizieren wollten. So gebe es Kollegen, die angekündigt hätten, nach Ende ihres Berufslebens aus der Kirche auszutreten. Andere arbeiteten jedoch aus einer tiefen christlichen Motivation.
Gebet für und mit Patienten
Die Physiotherapeutin Claudia Elwert (Rheinstetten bei Karlsruhe) ermutigte dazu, für und auf Wunsch auch mit Patienten zu beten. So könne ein gemeinsam gesprochenes Vaterunser angesichts einer schweren Erkrankung Trost spenden. Mit einer christlichen integrativen Heilkunde könne man Gottes Liebe an Kranke und Sterbende weitergeben.
Die Fachärztin für Innere Medizin, Karla Kränzlein (Altensteig bei Karlsruhe), berichtete von einem Patienten, mit dem sie über Vergebung und Gnade gesprochen habe, um die Beziehungen zu Gott, Familienangehörigen und Arbeitskollegen wiederherzustellen. Gott könne verhärtete Herzen wieder aufweichen.
Christlicher Gesundheitspreis verliehen
Während des Kongresses wurde der Christliche Gesundheitspreis 2020 verliehen. Den ersten Preis (2.000 Euro) erhielt erstmals ein Künstler: Der Bildhauer und Diakon Ralf Knoblauch (Bonn) gestaltet Königsfiguren aus den Balken alter Bauernhäuser. Die Figuren sollen daran erinnern, dass alle Menschen eine Königswürde haben. Den zweiten Preis (1.000 Euro) bekam die Elisabeth-Straßenambulanz Frankfurt am Main. Sie betreut kranke Menschen, die auf der Straße leben.