Homosexualität: Spahn offen für Verbot von Konversionstherapien
Berlin/Tamm (idea) – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich offen gezeigt, sogenannte Konversionstherapien zu verbieten, die Homosexuellen helfen sollen, ihre sexuelle Orientierung zu verändern. In seiner „Facebook-Sprechstunde“ vom 13. August sagte er: „Ich kriege ja immer wieder die Aufforderung in Form einer Petition, dass das verboten werden soll.“ Dagegen sei er grundsätzlich nicht. Die angeblichen Heilungsversprechen seien „Quatsch – und das ist vor allem für die Betroffenen, denen da irgendwie was eingeredet wird, eine enorme psychische Belastung“. Was dort stattfinde, sei eine „Form von Körperverletzung“. Dass die Angebote „völliger Humbug“ und für die Betroffenen auch gefährlich sein könnten, stehe für ihn deshalb völlig außer Frage. Man habe sich mit dem Thema – auch in Rücksprache mit dem Bundesministerium für Justiz – schon beschäftigt, so Spahn in seinem Video. Die Frage sei nur, „ob und wie man das so verbieten kann, dass es irgendwas bewirkt“. Dazu hätten auch die Initiatoren der Petitionen bisher keinen Vorschlag, so der Minister. Gute Ideen könnten ihm jedoch gern zugeschickt werden. Spahn ist Katholik und lebt in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft.
Institut: Es gibt Menschen, die unter homosexuellen Empfindungen leiden
Kritik an den Äußerungen übt das Institut für dialogische und identitätsstiftende Seelsorge und Beratung (ehemals „Wüstenstrom“). Dessen Pressesprecher Stefan Schmidt (Tamm bei Ludwigsburg) erklärte gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea, es gebe „sehr wohl“ auch Menschen, die unter homosexuellen Empfindungen leiden. „Herr Spahn sollte sich vielleicht einmal persönlich mit Menschen treffen, für die ihre Homosexualität tatsächlich ein echter Konflikt ist und die eine Leidensgeschichte haben, die sie selbst nicht auf Diskriminierung zurückführen“, so Schmidt. Als Gesundheitsminister sei er ferner dazu verpflichtet, nicht nur „seine eigenen Empfindungen und Erfahrungen zum Maßstab zu machen“, sondern „vor allem all diejenigen Menschen ernst zu nehmen, die für sich einen anderen Umgang mit ihren Empfindungen wünschen, weil sie für sich persönlich ein Leiden feststellen“. Es widerspreche der Therapiefreiheit und greife unmittelbar in die sexuelle Selbstbestimmung ein, wenn man andeute, dass es solche Menschen nicht gebe und sie „sich eine Veränderung im Bereich ihrer Sexualität nicht wünschen dürfen“. Das gelte auch für Versuche, „Fachleuten zu verbieten, solches Leiden und Wünsche von betroffenen Menschen ernst zu nehmen und sie zu unterstützen“.
Niemand wendet mehr Methoden der 70er Jahre an
Wenn Spahn sich allerdings auf die Ansätze der Konversionstherapien in den 70er Jahre beziehe – dabei wurden Elektroschocks und Brechmittel eingesetzt – unterstütze das Institut dessen Sichtweise: „Dann kann und muss man von Körperverletzung sprechen. Wir kennen aber keine Psychotherapeuten und keine Organisationen, die solche Methoden anwenden oder propagieren.“ Genauso wenig seien Organisationen bekannt, die Menschen Konflikte einredeten oder „Heilungs-“ oder Veränderungsversprechen im Bezug auf eine sexuelle Orientierung äußerten: „Auch so etwas wäre unethisch und therapeutisch und seelsorgerlich unredlich.“ Das Institut entwickelt Konzepte und bietet laut eigenen Angaben Fortbildungen für den Bereich Identität und Sexualität an. Es ist Mitglied im „Deutschen Dachverband für Christliche Beraterinnen und Berater“ (ACC). Vorsitzender ist Markus Hoffmann.