Kretschmann kritisiert Kreuzerlass
Stuttgart (idea) – Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) hat sich kritisch zum bayerischen Kreuzerlass geäußert. Die dortige Staatsregierung hatte entschieden, dass im Eingangsbereich aller Landesbehörden seit dem 1. Juni ein Kreuz hängen muss. In einem Interview mit dem evangelischen Monatsmagazin „zeitzeichen“ (Berlin) sagte Kretschmann, das Kreuz sei kein bayerisches Symbol.
Der Staat ist eher der Schiedsrichter
Nur die Christen und nicht der Staat könnten den christlichen Glauben bewahren und lebendig halten. Der Staat selbst müsse neutral bleiben, um die Religionsfreiheit zu wahren. Er sei „eher der Schiedsrichter, der darauf achtet, dass keine Religion bevorzugt oder benachteiligt wird“. Dass der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) das Kreuz definiert habe, sei eine „eindeutige Grenzüberschreitung“. Hintergrund ist, dass Söder anfangs das Kreuz als Zeichen einer kulturellen Tradition bezeichnet hatte. Dazu Kretschmann: „Söder legt die Bibel aus, aber das steht ihm nicht zu, das ist eine harte Vorschrift unserer Verfassung.“
Durch Kreuze in Behörden wird niemand frömmer
Auf die Frage, ob der Kreuzerlass der CSU bei der Landtagswahl am 14. Oktober helfen werde, sagte Kretschmann, dies dürfe nicht der Maßstab sein: „Oder umgekehrt gesagt: Wenn eine gute Absicht dahinter war, wird sie leider keine Wirkung erzielen.“ Durch Kreuze in Behörden werde niemand frömmer. Es ließen sich auch keine AfD-Wähler dadurch wieder für die etablierten Parteien zurückgewinnen: „Es gibt keine unchristlichere Partei als die AfD.“ Es sei grundlegend für das Christentum, dass auch der Fremde der Nächste sei. Von dieser grundchristlichen Auffassung sei die AfD „Lichtjahre“ entfernt.