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Was ist eigentlich „evangelikal“?


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Rolf

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Was ist eigentlich „evangelikal“?

 

 

 

 

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Der evangelische Theologieprofessor Michael Herbst. Foto: Stefan Dinse

Greifswald (idea) – Was ist eigentlich „evangelikal“? Dieser Frage geht der evangelische Theologieprofessor Michael Herbst (Greifswald) im Deutschen Pfarrerblatt nach. Wie der Direktor des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung schreibt, ist der Begriff in Deutschland seit Mitte der 1960er Jahre verbreitet. Er markiere ein theologisch eher konservatives Spektrum von hoch engagierten und stark religiösen Menschen und Gemeinschaften. Kernstücke „des evangelikalen Kosmos“ seien „die Bibel, das Kreuz Jesu, die Bekehrung und der aktiv gestaltete persönliche Glaube“. In Deutschland könne man von bis zu 1,5 Millionen Evangelikalen ausgehen. Weltweit stellten sie rund 28 Prozent der Christenheit.

 

Es gibt keine Übereinstimmung von Evangelikalen und Rechtspopulisten

 

Allerdings sei der Begriff „evangelikal“ für „Freund und Feind“ hochgradig emotional aufgeladen und „nicht so präzise, wie er auf den ersten Blick erscheint“. So rückten Kritiker Evangelikale in die Nähe von Fundamentalisten. Herbst: „Die Nähe zum aggressiven politischen Fundamentalismus wird dabei mehr unterstellt als belegt und beendet in der Regel das Gespräch, bevor es begonnen hat.“ Zudem werde in den Medien immer wieder behauptet, dass theologisch Konservative politisch zum eher nach rechts neigenden Lager zählten. Herbst räumt ein, dass „für viele Fromme die Union die politische Heimat war und ist“. Ob das künftig die Alternative für Deutschland (AfD) werde, könne er nicht einschätzen. Keinesfalls aber gebe es eine Übereinstimmung von Evangelikalen und Rechtspopulisten.

 

„Neue Evangelikale“ in den USA: Sie stehen nicht rechts

 

Laut Herbst gibt es zudem in den USA eine neue Entwicklung. Bekannte „neue Evangelikale“ wie die Theologen Jim Wallis (Washington) von der Kommunität Sojourners (Gäste), Bill Hybels (South Barrington bei Chicago) von der 24.000 Mitglieder zählenden Willow-Creek-Gemeinde oder der Baptistenpastor und Bestsellerautor Rick Warren – er ist Hauptpastor der evangelikalen Saddleback-Gemeinde in Lake Forest (Bundesstaat Kalifornien) – gehörten nicht zum rechten republikanischen Spektrum. Sie stünden für eine Trennung von Kirche und Staat, engagierten sich für illegale Einwanderer, für sozial Schwache und gegen Rassismus.

 

„Ekelschranke“: Man entzieht sich einer Debatte

 

Für Herbst folgt daraus, dass es ein einheitliches evangelikales Lager gar nicht gebe. Es handele sich vielmehr um eine Mixtur höchst unterschiedlicher Gruppen und Kreise. Er habe jedoch den Eindruck, dass die Etikettierung von Einstellungen und Praktiken als „evangelikal“ zuweilen die Funktion habe, „bestimmte Fragestellungen auf Abstand zu halten“ und sich einer Debatte zu entziehen. Innerkirchlich werde auf diese Weise eine „Ekelschranke“ markiert. Man zahle dafür aber einen hohen Preis. Herbst: „Ich bin davon überzeugt, dass die evangelikale Tradition etwas aufbewahrt, was unsere Kirche nicht ohne Schaden vergisst.“


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