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Wenn bei Frau Künast der Mond auf das Hinterteil scheint


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Rolf

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Wenn bei Frau Künast der Mond auf das Hinterteil scheint




BLUT UND BOHNEN

Der Paradigmenwechsel im Künast-Ministerium ersetzt Wissenschaft durch Okkultismus

Von Peter Treue

"Der tierische Organismus lebt im ganzen Haushalt der Natur darin. Von
vorne nach hinten im Tier: Von der Schnauze gegen das Herz zu hat es die
Saturn-, Jupiter-, Marswirkungen, in dem Herz die Sonnenwirkung, dahinter
gegen den Schwanz zu die Venus-, Merkur- und Mondwirkung . . . Das vom
Mond zurückgestrahlte Sonnenlicht ist ganz unwirksam, wenn es auf den Kopf
eines Tieres scheint. Aber diese Dinge gelten namentlich für das
Embryonalleben. Das Mondlicht entfaltet seine größte Wirkung, wenn es auf
den Hinterteil eines Tieres scheint."

Das sind Einsichten Rudolf Steiners. Er tat sie 1924 in Koberwitz bei Graf
Keyserling kund, in acht Vorträgen über "geisteswissenschaftliche
Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft". Steiner, der Gründervater
Anthroposophie, legte mit diesem Vortragszyklus den Grundstein für die
biologisch-dynamische Landwirtschaft, die radikalste Spielart des
heutigen Ökolandbaus. Die Anthroposophie ist eine Geheimwissenschaft. Sie
ist zwar in den Schriften Steiners öffentlich zugänglich, erschließt sich
jedoch angeblich nur "Eingeweihten".

Die höchste Stufe der Einsicht befähigt zur Lektüre der imaginären
"Akasha"-Chronik, die nur seherisch erfaßt werden kann. Allerdings hat das
seit Steiner, soweit bekannt, kein Anthroposoph mehr erreicht. Die
Anthroposophen glauben an Reinkarnation und Karma, an Äther-, Astral- und
andere Leiber und leiten die Entwicklung der Menschheit von
"Planetenzeitaltern" ab. Der anthroposophische Okkultismus erfährt heute
einen bemerkenswerten Aufschwung.

Das aktuelle Schlagwort "Agrarwende" der grünen Ministerin Künast umfaßt
auch die Erhebung dieses sektierischen Kultes in die Reihen der
ernstzunehmenden Wissenschaften.

Denn der ökologische Landbau, dessen massive Ausdehnung Frau Künast
ununterbrochen fordert, ist in seinen Grundfesten ein Kind des Rudolf
Steiner und einer Zeit, in der es vor allem darauf ankam, gesund,
natürlich und rassisch rein zu sein.

Blondheit, Gescheitheit und terrestrische Kräfte.

"Aber mit der Zeit verliert sich die Blondheit, weil das
Menschengeschlecht schwächer wird. Und die Erdenmenschheit würde vor der
Gefahr stehen, daß die ganze Erdenmenschheit eigentlich dumm würde, wenn
nicht das kommen würde, daß man eine Geisteswissenschaft haben wird, eine
Anthroposophie, die nicht mehr auf den Körper Rücksicht nimmt, sondern
aus der geistigen Untersuchung selbst heraus die Gescheitheit wieder holt,
wenn ich so sagen darf . . . Die blonden Haare geben eigentlich
Gescheitheit. Geradeso wie sie wenig in das Auge hineinschicken, so
bleiben sie im Gehirn mit ihren Nahrungssäften, geben sie ihrem Gehirn die
Gescheitheit. Die Braunhaarigen und Braunäugigen, und die Schwarzhaarigen
und Schwarzäugigen, die treiben das, was die Blonden ins Gehirn treiben,
in die Haare und Augen hinein."

So Rudolf Steiner in seiner Schrift "Über Gesundheit und Krankheit.
Grundlagen einer geisteswissenschaftlichen Sinneslehre". Dergleichen würde
heute, öffentlich vorgetragen, entrüstete Reaktionen hervorrufen. Statt
dessen wird der Geist Rudolf Steiners vielfach beschworen, wenn es um die
Dringlichkeit einer "Agrarwende" geht.
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mehr über Renate Künasts mentale Mondlichtigkeit:

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FAZ, Die Gegenwart, 13.03.2002, Nr. 61, S. 12
"BLUT UND BOHNEN
Der Paradigmenwechsel im Künast-Ministerium ersetzt Wissenschaft durch
Okkultismus"
Von Peter Treue

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"Wenn der Mond auf den Hintern scheint"
"r. agr. Peter Treue studierte Geologie in Bonn und
promovierte am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der
Universität Kiel. Heute ist er selbstständig und schreibt
gelegentlich zu wissenschaftspolitischen und wissenschaftlichen
Themen. Der obige Beitrag ist eine überarbeitete Version seines
Artikels "Blut und Bohnen", der am 13.3.2002 in der Frankfurter
Allgemeine Zeitung erschienen ist und eine heftige Debatte
auslöste. Diese ist zum Teil unter

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dokumentiert."
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Wenn der Mond auf den Hintern scheint





Mit dem Ökolandbau erlebt die Anthroposophie eine bemerkenswerte und staatlich forcierte Renaissance.


Von Peter Treue.




„Der tierische Organismus lebt im ganzen Haushalt der Natur darin. Von vorne nach hinten im Tier: Von der Schnauze gegen das Herz zu hat es die Saturn-, Jupiter-, Marswirkungen, in dem Herz die Sonnenwirkung, dahinter gegen den Schwanz zu die Venus-, Merkur- und Mondwirkung... Das vom Mond zurückgestrahlte Sonnenlicht ist ganz unwirksam, wenn es auf den Kopf eines Tieres scheint. Aber diese Dinge gelten namentlich für das Embryonalleben. Das Mondlicht entfaltet seine größte Wirkung, wenn es auf den Hinterteil eines Tieres scheint.“

Das sind Einsichten Rudolf Steiners. Er tat sie 1924 in Koberwitz bei Graf Keyserling kund, in acht Vorträgen über „geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft“.
Steiner, der Gründervater der Anthroposophie, legte mit diesem Vortragszyklus den Grundstein für die biologisch-dynamische Landwirtschaft, die radikalste Spielart des heutigen Ökolandbaus. Die Anthroposophie ist eine Geheimwissenschaft. Sie ist zwar in den Schriften Steiners öffentlich zugänglich, erschließt sich jedoch angeblich nur „Eingeweihten“. Die höchste Stufe der Einsicht befähigt zur Lektüre der imaginären „Akasha“-Chronik, die nur seherisch erfasst werden kann. Allerdings hat diese seit Steiner, soweit bekannt, kein Anthroposoph mehr erreicht. Die Anthroposophen glauben an Reinkarnation und Karma, an Äther-, Astral- und andere Leiber und leiten die Entwicklung der Menschheit von „Planetenzeitaltern“ ab.

Der anthroposophische Okkultismus erfährt heute einen bemerkenswerten Aufschwung. Das aktuelle Schlagwort „Agrarwende“ der grünen Ministerin Künast umfasst auch die Erhebung dieses sektiererischen Kultes in die Reihen der ernst zu nehmenden Wissenschaften. Denn der ökologische Landbau, dessen massive Ausdehnung Frau Künast ununterbrochen fordert, ist in seinen Grundfesten ein Kind des Rudolf Steiner und einer Zeit, in der es vor allem darauf ankam, gesund, natürlich und rassisch rein zu sein.

„Aber mit der Zeit verliert sich die Blondheit, weil das Menschengeschlecht schwächer wird. Und die Erdenmenschheit würde vor der Gefahr stehen, daß die ganze Erdenmenschheit eigentlich dumm würde, wenn nicht das kommen würde, daß man eine Geisteswissenschaft haben wird, eine Anthroposophie, die nicht mehr auf den Körper Rücksicht nimmt, sondern aus der geistigen Untersuchung selbst heraus die Gescheitheit wieder holt, wenn ich so sagen darf... Die blonden Haare geben eigentlich Gescheitheit. Geradeso wie sie wenig in das Auge hineinschicken, so bleiben sie im Gehirn mit ihren Nahrungssäften, geben sie ihrem Gehirn die Gescheitheit. Die Braunhaarigen und Braunäugigen, und die Schwarzhaarigen und Schwarzäugigen, die treiben das, was die Blonden ins Gehirn treiben, in die Haare und Augen hinein.“

So Rudolf Steiner in seiner Schrift „Über Gesundheit und Krankheit. Grundlagen einer geisteswissenschaftlichen Sinneslehre“. Dergleichen würde heute, öffentlich vorgetragen, entrüstete Reaktionen hervorrufen. Dennoch wird der Geist Rudolf Steiners vielfach beschworen, wenn es um die Dringlichkeit einer „Agrarwende“ geht.

Rudolf Steiner wurde 1861 in Kraljevica (Kroatien) als Sohn eines österreichischen Eisenbahnbeamten geboren. Er besuchte die Schule in Wien und studierte dort Mathematik. 1897 ging er nach Berlin, wo er literarische Zeitschriften herausgab. Von 1899 bis 1905 war er Lehrer an einer „Arbeiter-Bildungsschule“, dort entwickelte er sein anthroposophisches Weltbild. Das führte zum Bruch mit der „theosophischen Gesellschaft“, deren Generalsekretär Steiner seit 1902 war. Jene Gesellschaft, gegründet von der russischen Wahrsagerin Helene Blavatsky, hing „altindischen“ Erlösungslehren an. Präsidentin der „theosophischen Gesellschaft“ war zu Steiners Zeit Annie Besant. Nach dem Bruch hieß es in Mitteilungen der Theosophen, Steiner habe Prophet, okkulter Lehrer und Beamter zugleich sein und die Leitung an sich reißen wollen. Dieses Muster – Abfall von Führungspersönlichkeiten und Neugründung einer auf sie zugeschnittenen Gemeinschaft – ist typisch für die vielen Sekten- und Zirkelgründungen jener Zeit. Um seinerseits den Bruch deutlich zu machen, nannte Steiner fortan seine Lehre „Anthroposophie“ und seine 1913 begründete Gemeinde „Anthroposophische Gesellschaft“. Den Begriff der „Anthroposophie“ hatte er von Ignaz Troxler übernommen, einem Arzt und romantischen Naturphilosophen.

Heute wird Steiner gelegentlich als Begründer der „Anthroposophischen Wissenschaft“ bezeichnet. Er selbst nannte seine Lehre, im Gegensatz zu den Naturwissenschaften, „die Geisteswissenschaft“ schlechthin. Der eigentümliche Sprachgebrauch – den Wörtern wird eine andere als die gemeinverständliche Bedeutung unterlegt – ist ein weiteres Merkmal esoterischer Sekten. Denn in Wahrheit ist die Anthroposophie so wenig Wissenschaft, wie Astrologie und Wahrsagerei es sind. Das weltanschauliche Kernstück von Steiners Ideen bildet eine evolutionistische Reinkarnationslehre. Sie verdankt sich nach Auffassung der Anthroposophen nicht metaphysischer Spekulation, sondern Steiners persönlicher Einsicht in höhere Welten. Seine Anhänger wähnen ihn im Besitz seherischer Gaben, er selbst beanspruchte die Fähigkeit zur „Hellsicht“. Untersuchungen über den Ursprung seiner komplexen Religionsschöpfung lassen aber eher vermuten, dass er auf Ideen von Annie Besant und Helene Blavatsky zurückgriff. „Das hellseherische Eindringen in höhere Bewußtseinssphären durch eine okkultistische Trainierung, die siebengliedrige Natur des Menschen, die drei Welten mit den sieben Regionen der Seelenwelt und des Geisteslandes, die sieben planetarischen Zustände, die sieben Kulturstufen und die sieben Wurzelrassen, die ganze Akasha-Chronik, vor allem die Lehre vom Karma und der Wiederverkörperung, alles so ziemlich in der gleichen Weise begründet und beschrieben“, schrieb Johannes Frohmeyer schon 1920 über Steiners Anthroposophie.

Die vollständige Erleuchtung kann man in dem weit über dreihundert Bände mächtigen Lebenswerk Steiners nachlesen. Vielfach handelt es sich dabei um stenographische Aufzeichnungen mündlicher Äußerungen. Es gibt fast keinen Lebensbereich, den Steiner nicht mit seinen Einsichten bestrichen hat. Aber einflussreich wurden seine Auffassungen vor allem in der Pädagogik (Waldorf-Schulen), der „alternativen“ Heilkunde und in der „biologisch-dynamischen“ Landwirtschaft. Dank dieser drei Säulen wurden die Anthroposophen zur erfolgreichsten okkulten Bewegung Europas.

„Wenn wir Kosmos wirken lassen wollen, dann ist es nötig, das Irdische möglichst stark in das Chaos hineinzutreiben... Das noch nicht zum Chaos Gekommene, das weist in gewisser Weise das Kosmische zurück. Verwenden wir das beim Pflanzenwachstum, so halten wir das eigentlich Irdische in der Pflanze drinnen fest und es wirkt das Kosmische nur in dem Strom, der dann wiederum hinaufgeht bis zur Samenbildung. Dagegen wirkt das Irdische in der Blatt- und Blütenentfaltung usw. In das alles strahlt nur das Kosmische seine Wirkungen hinein.“

So Steiner in seinem landwirtschaftlichen Vortragszyklus. Sein Werk gilt unter Anthroposophen bis heute als unantastbar, es stellt die ideologische Basis dieser esoterischen Weltanschauung dar. Und es ist die Basis der biologisch-dynamischen oder „organischen“ Landwirtschaft, die in Deutschland heute vor allem durch den Anbauverband „Demeter“ vertreten wird.

Bald nach Steiners Vortragszyklus 1924 erprobte ein „Versuchsring anthroposophischer Landwirte“ seine „Angaben“ (so die anthroposophische Vokabel). Drei Jahre später wurde eine „Verwertungsgenossenschaft für Produkte der Biologisch-Dynamischen Wirtschaftsmethode“ gegründet und 1928 das Markenzeichen „Demeter“ eingeführt. Auf dem Fundament der Lehre Rudolf Steiners folgen die Verfechter dieser Wirtschaftsweise bis heute seinen Anweisungen. So vergraben biologisch-dynamische Landwirte zum Beispiel Kuhhörner, gefüllt mit „Düngehilfsmitteln“, bei Vollmond auf dem Acker. Horn sei durchlässiger für kosmische Energie als andere Materialien. Zermahlene Kiesel und Kuhmist, in denen sich die kosmische Energie besonders anreichern soll, werden in den Boden eingearbeitet. Mist von „gesundem Weidevieh“ wird deshalb verwendet, weil er sich zum „Aufsammeln terrestrischer Kräfte“ am besten eigne. Zusätzlich wird der Boden mit speziellen „Heilpflanzen“-Extrakten besprüht, um deren „urwüchsige Kraftquellen“ nutzbar zu machen. Besonders empfahl Steiner den „stark kieselhaltigen“ Ackerschachtelhalmtee. Mitunter werden auch Brennnesseln über Wochen im Erdreich vergraben, damit sie sich mit den terrestrischen Energien anreichern können. Danach werden sie als hochgradig verdünnte Lösung ausgebracht. Steiner wies in Koberwitz ausdrücklich darauf hin, dass seine Präparate in geringsten Mengen wirksam seien, „was für den Landwirt von großem wirtschaftlichem Vorteil“ sei. Unter Anlehnung an die Homöopathie erhob er die Wirkung „kleinster Entitäten“ zu einem Hauptprinzip der biologisch-dynamischen Düngung. Sogenannte „Portionen“ von ein bis zwei Gramm sollen ausreichen, um ein Viertel bis ein Drittel Hektar „abzudüngen“, also etwa 3000 Quadratmeter. Diese Praxis erscheint schon angesichts der Menge natürlich vorkommender Pflanzenbestandteile und sonstiger organischer Substanz im Boden geradezu aberwitzig.

Vorreiter dieser landwirtschaftlichen Praktiken waren der „Reichsverband für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise in Landwirtschaft und Gartenbau e.V.“ und der Anbauverband „Demeter“. Einer der Reichsverband-Vorsitzenden, der ehemalige Reichskanzler Michaelis, unterstützte die Demeter-Gründung tatkräftig. Gegründet als „Versorgungs-Genossenschaft Demeter e.G.m.b.H.“ in Bad Saarow, wurde die Genossenschaft 1931 in den „Demeter-Wirtschaftsbund“ umgewandelt. Der Reichsverband für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise ging am 20. Februar 1935 in ein Verhältnis „gegenseitiger Förderung und enger Zusammenarbeit“ mit der „Deutschen Gesellschaft für Lebensreform e.V.“ in München, die wiederum Mitglied des „Sachverständigen Beirates für Volksgesundheit“ in der Reichsleitung der NSDAP war. Dieser Sachverhalt könnte ein Grund dafür sein, dass trotz der Auflösung der Anthroposophischen Gesellschaft am 15. November 1935 durch eine Verordnung der Gestapo zum „Schutz von Volk und Staat“ eine Weiterführung der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise nach Rudolf Steiner durch den nationalsozialistischen Staat geduldet und gefördert wurde.

Dabei gingen Verfechter des biologisch-dynamischen Landbaus einst wesentlich freundlicher mit der Ideologie des „Dritten Reiches“ um, als sie heute wahrhaben wollen. Das Organ für biologische Wirtschaftsweise „Bebauet die Erde“ zeigte sich 1940 erfreut darüber, daß der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, Darré, sich für eine „vernünftige und undogmatische Auswertung“ der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise aussprach. Enthusiastisch schrieb dessen Herausgeber und Vorreiter des Biolandbaus Ewald Könemann:

„Dazu kommt, daß auch von einer anderen Seite die biologische Frage sowohl im allgemeinen als auch im besonderen reif geworden ist. Zunächst ist im neuen Deutschland die Biologie politisch von Bedeutung geworden durch die Erkenntnis der Rassenfrage, die Darré ausgeweitet hat in dem Begriff ,Blut und Boden', das heißt er sieht die Erhaltung der Rasse unmittelbar mit dem Boden verbunden. Gleichzeitig aber machte sich eine Bewegung geltend, die die biologischen Fragen der Lebensweise vertiefte und eine Wissenschaft der Naturmedizin schuf. Genau genommen bedeutet dies nichts anderes als Rassehygiene.“

Die andauernde „Landflucht“ wurde von den Nazis als ungesund und schädlich für die Volksgesundheit betrachtet. Groteske Propagandaplakate versuchten, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Eine romantisierende Sicht auf das Landleben und die Verherrlichung des „bäuerlichen Menschen“ als Produzent „gesunder Nahrung“ für das Volk lassen durchaus Parallelen erkennen zu gegenwärtigen Diskussionen um Natürlichkeit und die Produktion „gesunder Lebensmittel“. Zur Kreislaufwirtschaft hatte Könemann ganz eigene Ansichten:

„Es bedarf nur noch eines Schlußsteines, nachdem die Erkenntnis der Rassenfrage zur Reinhaltung der Rasse (Blut) und ihre Erhaltung durch das Bauerntum (Boden) führte und durch die Naturmedizin die Gesunderhaltung des Menschen gesichert erscheint: den Boden selbst als Träger der Rasse und Spender der Nahrung gesund zu erhalten, und damit die biologische Linie zu vollenden, oder, anders ausgedrückt, sie als Kreis zusammenzuführen und den Kreis zu schließen.“

Das Streben nach „Gesundheit des Bodens“ und die vom Nationalsozialismus propagierte „Volksgesundheit“ gingen eine unheilige Allianz ein. Rudolf Steiner war bestimmt kein Nationalsozialist, zumal er bereits am 30. März 1925 in Dornach bei Basel gestorben ist und im Grunde kein Freund des Nationalstaates war. Doch das metaphysische Konglomerat, das er hervorgebracht hat, gehört auch zu den Quellen der nationalsozialistischen Bewegung. Und seine unverhüllt rassistischen Auslassungen muss man dem Strom zurechnen, der schließlich in die Verbrechen der Nationalsozialisten mündete.

Insgesamt wurden die Anthroposophen schließlich von den Nationalsozialisten als weltanschauliche Konkurrenten wahrgenommen, wie auch das Verbot der „Demeter“-Organisation von 1941 erweist. Das ändert aber nichts daran, daß Versatzstücke der anthroposophischen Lehren bei Nationalsozialisten auf fruchtbaren Boden fielen. Die Vorgänge verdienen also eine sensible Betrachtungsweise.
Davon ist Bundesministerin Künast weit entfernt. Sie hat inzwischen genügend Nachhilfe in Sachen Landwirtschaft genommen, um selbstbewusst im Sinne der Anthroposophen argumentieren zu können. In den BSE- und MKS-Fällen, die sie an die Spitze des Ministeriums gespült haben, sah sie eine historische Chance:

„Es hat sich eine Tür aufgetan. Wenn man auf Rudolf Steiner zurückgeht, dann haben sich die Menschen seit den zwanziger Jahren für einen nachhaltigeren Umgang mit der Natur eingesetzt. Es war immer eine kleine radikale Minderheit.“

Diese kleine radikale Minderheit hält jetzt – über Bündnis’90 / Die Grünen – die Fäden der Landwirtschaftspolitik in der Hand. Das Feindbild – „Profitbauern“ und „Agrarfabriken“ – ist klar definiert, der gemeine Landwirt produziert „Masse statt Klasse“. Dem stellt die Ministerin das elysäische Panorama ökologischer Landwirtschaft gegenüber. Da erwies sich der Beirat des Ministeriums allerdings als Hindernis. Den dort vertretenen Agrarwissenschaftlern leuchten Einsichten wie die folgende einfach nicht ein: „Im Apfel ißt man den Jupiter, in der Pflaume den Saturn... Das Minderwertiger-Werden der Produkte... hängt zusammen ebenso wie die Umwandlung der menschlichen Seelenbildung mit dem Ablauf des Kali-Yuga im Weltall“ (aus Steiners Vortragszyklus von 1924).

Nachdem die Unabhängigkeit des wissenschaftlichen Beirats von Ministerin Künast durch eine Satzungsänderung zerstört wurde, trat er geschlossen zurück. Jetzt kann sich Frau Künast ihre Berater danach aussuchen, welchen Rat sie wünscht. Künasts Staatssekretär Müller, ebenfalls ein Grüner, sah damit nur ein Hindernis für die Neuausrichtung der Agrarpolitik zum ökologischen Landbau beseitigt. Und das stimmt wohl auch. Wissenschaftliche Argumente zählen nicht, das Sagen haben Ideologen.
Auf der Homepage des Verbraucherministeriums wird im Zusammenhang mit dem ökologischen Landbau der anthroposophischen Methode das Wort geredet: „Der ökologische Landbau ist keine Modeerscheinung. Schon 1924 wurde die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise eingeführt. Auch andere Formen des ökologischen Anbaus, wie der organisch-biologische oder der naturgemäße Landbau, haben eine lange Tradition.“

Der schleichende Paradigmenwechsel fand schon vor Jahrzehnten statt. Mit Beginn der siebziger Jahre wurden an deutschen Agrarfakultäten die ersten Lehrstühle für ökologischen Landbau eingerichtet, zum Teil unter erheblichen universitätsinternen Protesten – wie in Kassel, wo der damalige Präsident der Gesamthochschule, Ernst Ulrich von Weizsäcker, die Initiative ergriff. Bis in die jüngste Zeit hinein wurden Lehrstühle und Institute für den Ökolandbau z.T. nur unter massivem politischem Druck eingerichtet. Nirgendwo sonst mischt sich die Politik so ungeniert in den Wissenschaftsbetrieb ein wie auf diesem Gebiet. Fadenscheinige, aus Steuergeldern finanzierte Forschungsprojekte werden ausgelobt, nur um endlich „nachweisen“ zu lassen, was in fast achtzig Jahren Forschung niemandem gelang: dass nämlich Bioprodukte gesünder sind als herkömmliche Ware.

Das Erfolgsrezept der anthroposophischen Seilschaften war und ist die undurchsichtige Verquickung von anthroposophischer Lehre und vorgeblich naturwissenschaftlicher Methodik. Dass einer „auf höheren Einsichten“ basierenden Weltsicht mit Naturwissenschaften nicht beizukommen ist, wissen auch die Anthroposophen. Steiner behauptete ohnehin, dass die Naturwissenschaften gar nicht anders könnten, als nachträglich Erkenntnisse zu gewinnen, die er dank seiner „Geisteswissenschaft“ schon vorher schaute.

Schon in den dreißiger Jahren gelangten Agrarwissenschaftler durch vergleichende Forschungen zu dem Ergebnis, dass es keine meßbaren Qualitätsunterschiede zwischen landwirtschaftlichen Produkten aus biologisch-dynamischer und konventioneller Wirtschaftsweise gibt. Daher mussten eigene Prüfverfahren eingeführt werden. Jedoch können nur Anthroposophen sie anwenden. Beispiele dafür sind die 1930 vorgestellten so genannten „bildschaffenden Methoden“, die die „innere Qualität, das Charaktervoll-Arttypische“ von Lebensmitteln sichtbar machen sollen, indem man das Wachstum und die Ausbildungsform von Kristallen aus Säften und Pflanzenextrakten frei interpretiert.

Die ideologisierte Richtung des Ökolandbaus ist eben untrennbar mit der esoterisch vernebelten Welt- und Natursicht verbunden. Attribute wie „natürlich, biologisch, organisch, gesund“ und „ganzheitlich“ – mit ihrer für die Gläubigen spezifischen Bedeutung – gehören ebenso dazu wie der Glaube an die Kraft der Steine und Gestirne. Steiner: „Das Wasser ist nicht nur aus H und O zusammengesetzt, das Wasser weist die Wege im Erdenbereich denjenigen Kräften, die zum Beispiel vom Mond kommen, so daß das Wasser die Verteilung der Mondkräfte im Erdbereich bewirkt“ (landwirtschaftlicher Vortragszyklus).

„Mondkräfte“ spielen in der anthroposophischen Landwirtschaft eine besondere Rolle. Obwohl schon Untersuchungen in den dreißiger Jahren einen wie auch immer gearteten Einfluss des Mondes auf das Pflanzenwachstum für unwesentlich befunden hatten, wird bis heute an einigen Instituten dahingehend geforscht. 1995 fand die Dritte Wissenschaftstagung zum ökologischen Landbau statt. Tagungsort war die Christian-Albrechts-Universität in Kiel. Den ersten Plenarvortrag hielt Dr. Wolfgang Schaumann aus Bad Vilbel. Schaumann führte aus, dass Steiner mit seinem landwirtschaftlichen Vortragszyklus zu Menschen gesprochen habe, „die sich mit seinem bisherigen Werk, der Anthroposophie, schon beschäftigt hatten. Diese Voraussetzung muss daher eigentlich auch heute noch erfüllt werden, was aber nur selten der Fall ist.“ Steiners „Kurs“, wie Schaumann die Vorträge nennt, sei „eine geistig außerordentlich anspruchsvolle Kost. Es setzt eine sehr starke geistige Bemühung voraus, eine Beschäftigung mit den Grundlagen der Anthroposophie und gewissermaßen ein Leben mit den Inhalten.“ Stattdessen würden die Studenten mit „Spezialwissen vollgestopft“. Die „Wurzel des Problems“ sei die „Art der Bildung“ in Deutschland. Die Ausführungen endeten mit der Feststellung:

„Sie sehen, es ist ganz ungeheuer viel zu tun und das nicht deshalb, weil wir irgendwelche Sonderlinge sind, die sich seltsame Fragen einfallen lassen, sondern weil die Geschichte des Abendlandes dorthin strebt und weil die Welt, wo man hinblickt, gewissermaßen laut danach ruft, daß es endlich mit genügender Intensität geschehe.“

Das war der einleitende Beitrag einer wissenschaftlichen Tagung an einer staatlichen Universität! Schaumann forderte nichts anderes als eine Abkehr von wissenschaftlicher Bildung. Unverhüllt tritt hier der Anspruch einer okkulten Lehre zutage, durchgreifenden Einfluss auf das Bildungswesen in unserem Staat zu gewinnen. Was an anthroposophischen Waldorf-Schulen mit Kindern begonnen wird – die Vermittlung einer esoterischen Mythologie, die Runenlehre, das Rechnen mit Pentagrammen, die Erziehung zu heiliger Ehrfurcht und Scheu (wie Steiner es ausdrückte) –, das soll an den Hochschulen fortgesetzt werden. Dabei sind Erfolge dieses Ansinnens leider nicht zu verleugnen.

Die anthroposophische Medizin nach Rudolf Steiner wird heute allein in Deutschland in etwa 1000 Krankenhäusern und von 6000 Ärzten praktiziert. Trotz enormer Widersprüche der Anthroposophie zu den Naturwissenschaften fühlen sich Anwender dieser Methode nicht daran gehindert, eine Arzneimittellehre zu entwickeln, die auf dem Denkraster der Viergliederung des Menschen in physischen, Äther-, Astral- und Lichtleib beruht. Metalle (primär Gold-, Kupfer-, Eisen-, Quecksilber-, Zinn-, Silber- und Bleiverbindungen) dienen zur „Behandlung“ des „unbelebten Leibes“, wobei angebliche Zusammenhänge frei behauptet werden. So steht das Metall Blei den Anthroposophen für die Wirkung des Planeten Saturn und hat als „Zielorgan“ die Milz, Gold hingegen steht für die Sonnenwirkung und zielt auf das Herz, Silber sei mit dem Mond verbunden und wirke auf das Gehirn.

Diese Denkweisen und Praktiken sind nicht wissenschaftlich, sondern magisch, wie die biologisch-dynamische Landwirtschaft. Solchen Ansätzen hat sich jedoch beispielsweise das im Jahr 2000 gegründete Versuchsgut für den ökologischen Landbau in Trenthorst bei Lübeck verschrieben. Es wird von einem Agrarwissenschaftler geleitet, dessen anthroposophische Ausrichtung erst jetzt zutage trat. An diversen Instituten wird mehr oder weniger unverhohlen nach anthroposophischer Methodik gelehrt und „geforscht“. Am Institut für organischen Landbau der Universität Bonn wird zur Zeit eine prüfungsrelevante Vorlesung abgehalten mit Inhalten wie geisteswissenschaftliche Grundlagen der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise, goetheanistisches Naturverständnis und Erkenntnisweg, Nutzung chronobiologischer Rhythmen, bildschaffende Methoden und Phänomenologie.

Wie nicht erst diese Beispiele zeigen, steht der wissenschaftliche Ansatz in einigen Forschungseinrichtungen des ökologischen Landbaus zur Disposition. Gleichwohl sind nicht alle Institute, an denen zum Ökolandbau geforscht wird, Horte ideologischer Hardliner. Integrierende Ansätze zur Ökologisierung der Landwirtschaft können wichtige Impulse auch für die konventionelle Landwirtschaft liefern. Ein ergänzendes Miteinander statt ideologischer Grabenkämpfe wäre vonnöten. Aber das erfordert auch eine harte und deutliche Auseinandersetzung der Wissenschaftler mit den radikalen pseudowissenschaftlichen Ansätzen der Anthroposophie. Esoterik, Astrologie und Okkultismus haben an staatlich unterstützten Forschungseinrichtungen nichts zu suchen. Ein wissenschaftlicher und vor allem öffentlicher Diskurs über die historischen Grundpfeiler des Ökolandbau-Gebäudes und bestimmte gegenwärtige Ausrichtungen sind unerlässlich. Stattdessen arrangiert man sich meistens mit den ungeliebten Kollegen und meidet jede Konfrontation. Es gibt aber auch Ausnahmen, wie die Universität Kassel zeigt. Dort befinden sich namhafte Naturwissenschaftler schon seit längerem in einem intensiven Disput mit ihren Kollegen aus Witzenhausen zu deren anthroposophischen Ansätzen.

Die konventionelle Landwirtschaft ist aber alles andere als unschuldig an dieser Entwicklung. Unfreiwillige Schützenhilfe erhielt die ideologische und radikale Ökofraktion nämlich zuhauf: Es war der oft ziel- und gedankenlose Einsatz von Herbiziden und Insektiziden, heute noch als Pestizide verrufen, der immer noch grassierende Einsatz von Hormonen und Antibiotika in der Tierzucht und eine oftmals ignorante Haltung der Funktionäre, welche eine zunehmend kritische Verbrauchergeneration in die Bioläden trieb. Dass die SPD das Landwirtschaftsministerium komplett den Grünen überließ – Ministerin und Staatssekretär –, es also praktisch aus dem Bereich eigener Interessen gestrichen hat, ist eine Folge der BSE-Affäre.

Heute rennen zahlreiche, ehemals konventionell ausgerichtete Bauern dem Zeitgeist hinterher und spielen mit dem Gedanken, ihren Betrieb auf „Öko“ umzustellen. Das Ganze ist, und damit wirbt auch „Demeter“, ein großes Geschäft. Für viele Landwirte dürfte der Umweltgedanke nicht das wichtigste Argument sein. Doch wird die Rechnung unter Umständen nicht aufgehen. Die von Frau Künast geforderten zwanzig Prozent „ökologisch“ produzierter Produkte würden zu einem starken Preisverfall führen. Und nur durch zum Teil sehr hohe Preise können Ökobetriebe und -produzenten überleben. Spätestens seit selbst der Lebensmittel-Discounter PLUS seine „BioBio“-Produkte zu Pfennigpreisen verramscht und ausgerechnet die Hamburger-Kette McDonalds mit Bio-Fleisch liebäugelt, müsste jedem Konsumenten langsam klar werden, dass ein Öko-Produkt ab jetzt nichts mehr ist als jede andere beliebig austauschbare Marketingidee. Waren es vor kurzem noch die „probiotischen“ Joghurts, sind es jetzt „Füllhorn“- oder „Bio-Wertkost“-Produkte.

Man sollte auch die Nachteile der „ökologischen“ Produktionsweise nicht aus dem Auge verlieren – etwa die hohen Ertragseinbrüche und Qualitätsverluste bei Getreide. Es ist ohne mineralische Stickstoffdüngung so gut wie unmöglich, backfähigen Qualitätsweizen zu produzieren, der sich durch einen besonders hohen Proteingehalt und gute Klebereigenschaften auszeichnet. Doch gerade die mineralische Stickstoffdüngung ist in das Fadenkreuz der Agrarwende geraten. Basierend auf dem strikten Mineraldüngerverbot durch die Richtlinien der Öko-Anbauverbände wird das in unseren Breiten effizienteste Werkzeug zur Ertrags- und Qualitätsbildung von Getreide verteufelt. Auch diese Beschränkung geht direkt auf Rudolf Steiner zurück, der forderte, dass keinerlei Kunstdünger mehr zur Anwendung kommen dürfe. „Das Streben nach Höchstqualität wäre dann vergeblich.“ Mineraldünger sei „tot“ und würde deshalb mit den Maßnahmen der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise, „die überall das Leben fördern sollen“, nicht harmonieren. Berechtigte ökologische Fragestellungen, zum Beispiel zur Nitratauswaschung ins Grundwasser, waren in diesem Zusammenhang ohne Bedeutung.

Aber auch die heute aktuellen ökologischen Zielsetzungen werden auf „biologisch-dynamischem Wege“ nicht zwangsläufig erreicht. Das ist nicht etwa eine Anspielung auf den Fund des hormonell wirkenden Wachstumsregulators Chlormequat in den Babygläschen des „Demeter“-Herstellers Sunval und des Bioland-Produzenten Evers (siehe Infokasten). Einige Agrarökonomen sind der Ansicht, dass die Anbaurichtlinien des ökologischen Landbaus nie darauf überprüft wurden, ob sie tatsächlich auf effiziente Weise die Umweltziele erreichen. Möglicherweise gibt es Landbaumethoden, die nachhaltiger als der Ökolandbau sind. Selbst beim unbestreitbar wichtigen Thema Tierschutz muss die Ökolandwirtschaft Probleme einräumen, so bei Fragen der Milchviehhaltung.

„Chemie nie! Natur pur!“ steht auf den Brötchentüten einer Bioland-Vertragsbäckerei. Bioland gilt als einer unter den zum Teil zerstrittenen Anbauverbänden, der ideologische Ansätze nicht unterstützen will und sich von diesen absetzte. Diese etwas schlichte Werbung ist dennoch ein Sinnbild für eine gesellschaftliche Entwicklung. So harmlos sich die Worte auf der Tüte auch ausnehmen: Sie sind Beleg für die Abkehr von einer wissenschaftlichen und realistischen Weltsicht hin zum Irrealen und Übernatürlichen. Dieser Prozess hat sich in die Schulen und Universitäten eingeschlichen, er spielt sich tagtäglich auf allen Fernsehkanälen ab – und auch in einigen Köpfen von Entscheidungsträgern. Während weltweit an der Entschlüsselung des menschlichen Erbgutes geforscht wird und Teilchenphysiker der Kraft auf der Spur sind, die „die Welt im Innersten zusammenhält“, lassen wohlmeinende deutsche Eltern ihre Kinder nicht mehr impfen, und der Staat selbst finanziert direkt und indirekt die Verbreitung pseudowissenschaftlicher Lehren. Die Pisa-Studie bescheinigte unserem Land niederschmetternde Bildungsergebnisse. Gerade in den naturwissenschaftlichen Fächern gibt es einen großen Mangel an Lehrkräften. Hat Steiner auch das vorhergesehen? „Unser Denken hört auf, und unser Kopf wird der Schauplatz des Wirkens der höheren Hierarchien.“


Dr. agr. Peter Treue studierte Geologie in Bonn und promovierte am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Kiel. Heute ist er selbstständig und schreibt gelegentlich zu wissenschaftspolitischen und wissenschaftlichen Themen. Der obige Beitrag ist eine überarbeitete Version seines Artikels „Blut und Bohnen“, der am 13.3.2002 in der Frankfurter Allgemeine Zeitung erschienen ist und eine heftige Debatte auslöste. Diese ist zum Teil unter

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dokumentiert.


Wachstumsregulatoren für Babys

Der jüngste Chlormequat-Fall in Ökoprodukten zeigte mehr als deutlich, wie wenig man den guten Vorsätzen und Versprechungen der Öko-Produzenten glauben kann. Nach den Demeter-Babybreien waren auch Produkte von Bioland-Produzent Naturkost Evers betroffen. In einigen Produkten dieser Hersteller war der für Babykost festgelegte Grenzwert von 0.01 mg/kg um das Vierfache überschritten worden. An die große Glocke wollte man das aber nicht hängen. Die offizielle Stellungnahme des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz versicherte sofort und zu Recht die Ungefährlichkeit der gefundenen Konzentrationen, freilich aber ohne Erwähnung der bedeutenden Tatsache, dass der Stoff in Ökoprodukten gefunden wurde. Chlormequat (CCC), ein auf den Hormonhaushalt der Pflanze wirkender Wachstumsregulator, ist in Deutschland im Obst- und Gemüseanbau nicht zugelassen.

Der Umgang des Anbauverbandes mit dem Bekanntwerden des Auftauchens dieser Chemikalie in Öko-Produkten machte gleich mehrere Probleme deutlich: Verschiedene Ökoproduzenten importieren anscheinend Biobirnen von italienischen Großproduzenten für ihre Babyprodukte und begründen das mit dem Hinweis, dass hiesige Birnen zu viel Säure enthalten und deshalb ungeeignet seien. Dafür nimmt man einige tausend Kilometer Transportwege und den umweltbelastenden LKW-Verkehr in Kauf.

Besonders ungewöhnlich aber war der Hinweis auf wissenschaftliche Untersuchungen zur Ungefährlichkeit von Chlormequat bei entsprechenden Grenzwerten. Demeter versicherte sofort, dass die gefundenen Konzentrationen (bis 0.04 mg/kg) auf keinen Fall schädlich seien. Dies mag sogar stimmen, nur weist diese Vorgehensweise frappierende Ähnlichkeiten mit Beschwichtigungsaktionen früherer Lebensmittelskandale auf. Eltern, die Babykost im Bioladen kaufen, wollen verständlicherweise, dass diese Produkte gänzlich frei von jedweden potenziell schädlichen Substanzen sind. Geradezu grotesk erschienen die Entschuldigungsversuche von Demeter: „In Tierversuchen – die wir hiermit ausdrücklich nicht rechtfertigen wollen, aber andere Untersuchungs-Bezüge liegen uns leider nicht vor – konnte bei Hunden, die täglich 4,7 mg/kg/Körpergewicht Chlormequat bekamen, keine gesundheitliche Beeinträchtigung beobachtet werden.“
Ob man die Wirkung auf Hunde mit der Wirkung auf den Hormonhaushalt des heranwachsenden Kleinkindes vergleichen kann, das eventuell über eine lange Zeit jeden Tag eine geringe Dosis des Wachstumsregulators mit der Babynahrung zu sich nimmt, ist mehr als fraglich und beinahe unredlich.

Abenteuerlich sind auch die Erklärungsversuche zu den Ursachen der Verunreinigung. Der biologisch-dynamische Anbauverband spekuliert über eine Anreicherung im Holz der Bäume, die auf eine frühere, natürlich konventionelle Bewirtschaftung zurückgehen soll und den Stoff nun langsam an die Birnen abgibt. Diese Erkenntnis ist bisher nur Demeter bekannt, lässt aber nebenbei die Frage aufkommen, warum sich dann Chlormequat nicht auch im Körper anreichern kann – ein fatales Argument für jede Grenzwertdebatte.

Viel naheliegender ist die Tatsache, dass Chlormequat gerade im Birnenanbau „geschätzt“ wird, um die Erträge zu steigern. Eine solche willkommene Nebenwirkung des Wachstumsregulators ist nicht neu und vielleicht die einfachste, wenn auch nicht bequemste Erklärungsmöglichkeit. Für Demeter ist das aber eine Erkenntnis, die erst kürzlich bekannt wurde: „Obwohl es für andere Kulturen in Deutschland nicht mehr zugelassen ist, wurde vor wenigen Monaten bekannt, dass Chlormequat verbotenerweise auch im konventionellen Obst- und Gemüseanbau genutzt wird.“
Anscheinend irrt sich Demeter in diesem Punkt. Man kann sich leicht ausmalen, dass ein vergleichbarer Fall mit konventioneller Babykost einen Riesenskandal bedeutet hätte. Aber im Ökolandbau scheinen unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen andere Regeln zu gelten.





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