Der Mann hat völlig recht!
Aus der Einleitung meines Buches "Zeichen des Abfalls":
Es gibt im Neuen Testament einen Vers, der mir persönlich wichtig ist, weil er die Aufgabe der Theologie und der Theologen beschreibt. Petrus sagt nämlich: „Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist.“ (1. Petr. 3,15) Damit haben wir eine Aufforderung, die nicht nur Theologen, sondern jeden Christen zur Verantwortung ruft. Vorbild für die christliche Gemeinde sollten diejenigen sein, die angeblich ihren Glauben zum Beruf gemacht haben und diesen damit als Lebensaufgabe ansehen. Glaubwürdig Christsein – ist das heute noch möglich? Sind diejenigen, die von sich behaupten, den christlichen Glauben nach außen in die Welt und nach innen zur Stärkung der Gemeinden zu verantworten, noch glaubhaft? Biblische Theologie hat neben vielem anderen die Aufgabe, die Grenzen deutlich zu machen, wo die Wahrheit des Wortes Gottes aufhört und die Irrlehre anfängt. Sie hat ein verbindliches Glaubensbekenntnis, das mit der Bibel übereinstimmt. Diese Übereinstimmung hat sich in den Predigten, Vorträgen und öffentlichen Stellungnahmen einzufinden.
Glaubwürdige Theologie, das heißt, Gottes Gedanken nach zu denken und nach zu vollziehen. Wie anders könnte jemand an Jesus Christus glauben, wenn er nicht das Evangelium in Wahrheit gehört hätte? Aber verständlich reden von Jesus kann nur derjenige, der Seine Botschaft selbst verstanden und gründlich durchdacht hat. Nur wer selbst Klarheit hat, kann anderen ein klares Zeugnis geben. Daher gilt es, mit den Verantwortlichen zu rechten, sie zu stellen, wo die Grenze zur Irrlehre überschritten ist und die Selbstreflektion in der Verantwortung vor Gott und seinem Wort einzufordern. Nur so kann man dem eingangs angeführten Bibelzitat gerecht werden.
Warum aber hat die Theologie heute einen so schlechten Ruf? Warum sind selbst Christen inzwischen desinteressiert an theologischen Fragen? Darauf gibt es ausnahmsweise eine einfache Antwort. Der Weg der Wahrheit ist in großen Teilen der Christenheit verlassen. Stattdessen wurde der Zeitgeist zum Maß aller Dinge erhoben. Viele Theologen fordern inzwischen die Unterordnung des Wortes Gottes unter den Zeitgeist. „Die Bibel ist nicht für die Menschen von heute, sondern für die Menschen aus der Zeit ihres Entstehens geschrieben (…)“ sagte mir ein Hochschullehrer und fügte „salbungsvoll“ hinzu: „(…) und darum müssen wir in der heutigen Verkündigung das Wort Gottes neu für die heutige Zeit interpretieren.“ Das Resultat besteht inzwischen unübersehbar darin, dass persönliche Meinungen und Vorlieben der Verkündiger als die greifbare Wahrheit aus dem Wort Gottes verstanden werden. Die Spielräume der Interpretation werden immer weiter ausgedehnt und die säkular (weltlich) erzwungene Autorität der verantwortlichen Kirchenfürsten wird nicht mehr hinterfragt. An der Basis, in den Ortsgemeinden traut man sich keine Beurteilung oder Bewertung mehr zu. Sie bleibt unmündig gegenüber einer Theologie, die ihre Bodenhaftung verloren hat. Die Proportionen sind verdreht, aber klar bleibt die erste in diesem Buch vorzulegende Wahrheit, die lautet: Es darf uns nicht egal sein, wie die verantwortlichen Theologen und Pseudotheologen vom christlichen Glauben Rechenschaft geben. Nicht nur die vermeintlichen Experten, sondern jeder einzelne Christ ist berufen, im Alltag die gute Botschaft von Jesus Christus weiterzusagen und darin Jesu glaubhafter Zeuge zu sein. Man darf sich nicht damit begnügen, zu meinen, das Evangelium sei Ansichtssache.
Das Gebot der Stunde lautet, selbst Gottes Wort zu studieren, ein regelmäßiges persönliches Gebetsleben zu pflegen und sich des Heils in Christus gewiss zu sein, welches uns durch das Geschehen auf Golgatha Sündenvergebung und ewiges Leben zusichert, sofern wir bereit sind, eine persönliche, vertrauensvolle Beziehung mit unserem Retter und Heiland Jesus Christus einzugehen. Denn dies ist die einzige und wahrhaftige Voraussetzung dafür, dass der Heilige Geist in Person in uns aktiv werden kann, um uns tatsächlich in die gottgegebene Wahrheit zu leiten. Niemand, der uns von Gott reden hört, wird sich auf den Glauben an Jesus Christus einlassen, wenn er beim Zuhören den Eindruck gewinnt, alles sei vage und Ansichtssache und die Auslegung von Bibeltexten sei ungewiss. Wir leben in einer Zeit, in der jeder Metzger uns sagen kann, was eine gute Wurst ausmacht, und jeder Mechaniker erkennt, was an einer Maschine defekt ist. Aber für Wahrheit und Wichtigkeit des Wortes Gottes sind uns heute weitgehend die Qualitätsmerkmale verlorengegangen. Um das zu ändern, braucht es drei Punkte, die es zu verinnerlichen gilt.
Der erste lautet: Alle Theologie muss schriftgemäß sein! Menschen können von Gott nur das wissen, was er selbst ihnen offenbart hat. Daher muss alle Lehre an der Urkunde dieser Offenbarung gemessen werden. Mehr als diese Urkunde, Gottes Wort, die Bibel preisgibt, können wir nicht wissen. Und das, was darin enthalten ist, dürfen wir nicht ignorieren. Unsere Verantwortung liegt darin, denen zu widerstehen, die dieser Urkunde etwas hinzudichten oder etwas weglassen.
Der zweite Punkt, der gute und wahrhaftige Theologie ausmacht, ist die Beachtung des Zeitbezuges. Es ist unumgänglich zu begreifen, dass die Welt heute anders ist, als im Mittelalter oder zurzeit Jesu. Die Kultur, die Sprache und das Weltbild haben sich verändert. Aber die Botschaft Jesu ist noch immer dieselbe, auch, wenn sie auf neue Ohren trifft. Fatal ist, deshalb die gute Botschaft zu ändern. Vielmehr kommt es darauf an, die alte Botschaft in neue Situationen hineinzusprechen, ohne dabei dem Zeitgeist zu folgen. Es gilt, sich mit dem Zeitgeist auseinanderzusetzen, um in die Situation der Zeit hinein zu sprechen. Das Evangelium ist zu keiner Zeit alt oder jung, sondern es ist zu aller Zeit ganz dasselbe und allezeit gültig geblieben. Insofern kann die Rechenschaft vom biblischen Glauben nur dann ihren Zweck erfüllen, wenn sie auf die aktuelle geistliche Lage Bezug nimmt, die Sprache der Gegenwart spricht und die Fragen der Menschen kennt. Deshalb ist es aber doch Auftrag wahrhaftiger Christen, die Fragen nicht aus dem Zeitgeist heraus, sondern aus Gottes Wort heraus so zu beantworten, dass sie als Antwort auf die Fragen der Zeit vernommen werden. Gottes Wort erhebt den Anspruch, zu jeder Zeit aktuell und wahr zu sein.