Kirchenleiter sitzen „auf einem hohen Ross“
Wetzlar (idea) – Einer der beiden entscheidenden Gründer der Alternative für Deutschland (AfD), Konrad Adam (Oberursel bei Frankfurt am Main), hat die Kirchen vor Hochmut gewarnt. Bischöfe und Kirchenpräsidenten glaubten, „auf einem hohen Ross zu sitzen und die vielen Kirchenmitglieder, die konservativ denken, verprellen zu können, weil es ihnen dank des deutschen Kirchensteuersystems finanziell so gut geht“, sagte er in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Vielleicht helfe man den Kirchen, zu ihrer eigentlichen Aufgabe zurückzukehren, wenn man an diesem System etwas ändere. Adam – Mitglied der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau – hat sich nach eigenen Angaben wiederholt bemüht, mit Kirchenleitern ins Gespräch zu kommen. Die meisten von ihnen hätten aber „ziemlich kühl abgesagt“. Bischöfe und Kirchenpräsidenten haben die AfD immer wieder scharf kritisiert und ihr eine antichristliche Ausrichtung vorgeworfen. Adam wies dies zurück. Man werde im Programm keine einzige Aussage finden, die das belegten: „Wir bekennen uns gern zu den jüdisch-christlichen und den griechisch-römischen Grundlagen unserer Kultur.“ Im Übrigen wählten laut Umfragen fast genauso viele Kirchenmitglieder die AfD wie andere Bürger: „Das lässt vermuten, dass man den Warnungen der Kirchen nicht glaubt.“
Die meisten EKD-Chefs der letzten Jahren sind in der SPD und „parteipolitisch einseitig“
Hinsichtlich der Kirchenkritik an der AfD sollte man laut Adam nicht vergessen, dass fast alle EKD-Ratsvorsitzenden der letzten Jahre wie jetzt auch Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München) SPDMitglieder seien, wenn auch die Mitgliedschaft ruhe: „Diese parteipolitische Einseitigkeit vieler Kirchenführer erklärt manche Attacken auf eine konservative Partei, auch wenn ‚Hirten‘ sich politisch eigentlich zurückhalten sollten.“ Ihn wundere zugleich, dass es „keinerlei kirchliche Kritik an den ethisch fragwürdigen Positionen der Grünen und der Linkspartei zur Abtreibung, zu Ehe und Familie“ gebe. Zur Frage, was für ihn Konservativsein bedeutet, sagte Adam: „Ich bin gerne Deutscher. Ich liebe die deutsche Landschaft, die deutsche Kultur, die deutschen Kirchen, die deutsche Musik und die deutsche Sprache. Alles das möchte ich erhalten und nicht fremden Kulturen preisgeben.“ Adam war von 1979 bis 2000 Feuilleton-Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und danach bis 2007 Chefkorrespondent der Tageszeitung „Die Welt“. Er gehörte zum „Berliner Kreis“, in dem sich bis heute CDU-Bundestagsabgeordnete und Journalisten treffen. Diese Gruppe will das konservative Element in der Union stärken. Adam verließ jedoch diesen Kreis, weil er nach eigenen Angaben keine Hoffnung mehr hatte, in der Partei etwas zu bewirken. 2013 war er mit Prof. Bernd Lucke Gründungsmitglied der AfD und bis 2015 einer ihrer Sprecher. Ins Leben gerufen wurde die Partei im Gemeindezentrum der evangelischen Christuskirche in Oberursel.