Viele Christen kennen die Bibel nicht mehr
Hannover (idea) – Viele Christen kennen sich in der Bibel nicht mehr aus. Diese Ansicht vertrat der Leiter für theologische Ausbildung und berufliche Fort- und Weiterbildung in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Oberkirchenrat Helmut Aßmann, gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Er sagte: „Wir erleben in der Kirche einen großen Bildungsnotstand. Es herrscht viel Unsicherheit in der Beantwortung geistlicher Fragen.“ Christliche Bildung beginne in der Familie. So sei es wichtig, dass die Wohnung etwas vom Glauben widerspiegle, etwa durch einen Segensspruch an der Wand oder eine Bibel auf dem Tisch. Auch Gewohnheiten wie das Tischgebet oder der Gottesdienstbesuch seien von Bedeutung. Aßmann empfiehlt, Kinder an Entscheidungsprozessen teilhaben zu lassen: „So merken sie, dass der Glaube nicht auf den Sonntag begrenzt ist, sondern zum Alltag gehört.“
Pastor soll mit Gott per Du sein
Mit Blick auf die aktuelle Ausbildung von Pastoren forderte Aßmann eine Abkehr von der Konzentration auf Kompetenzen. Ein Pastor müsse Beziehungen zu Gott ermöglichen. Er sollte Menschen helfen, „einen Kontakt zu Gott zu kriegen“. Dies setze aber voraus, dass er selber bei Gott zu Hause sei: „Die Leute müssen merken: Der Pastor wohnt im Reich Gottes. Er ist mit Gott per Du.“
Der Missionsauftrag gilt auch gegenüber Muslimen
Für Aßmann ist die Mission eine Aufgabe für alle Christen. Die Weitergabe des Evangeliums gelte auch den Muslimen. Wie er weiter sagte, ersetzt der interreligiöse Dialog nicht den Missionsauftrag. Aßmann: „Im Kern geht es um ein Bekenntnis, nicht um Rechthaben.“ Er ermutigte zur intensiven Auseinandersetzung mit dem Islam, etwa durch das Bemühen um Freundschaften mit Muslimen: „Das entspannt, macht aufmerksam und ist ausgesprochen kreativ.“