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Hab ich wohl vergessen zu erwähnen?!
Die Sache mit der Wahrheit im Internet ist ja so eine spezielle.
Wer wirklich alles aus seinem Leben erzählen und zeigen wollte, könnte sich auch gleich 24 Stunden filmen lassen oder bei der neuen Big Brother Staffel (gibt´s das denn überhaupt noch?) mitmachen. Ein Blog aber bietet die Möglichkeit, selektiert Szenen aus seinem Leben zu zeigen (es sei dahingestellt, inwieweit die der Realität entsprechen oder einfach nur ins rechte Licht gerückt wurden) und sich zu präsentieren, wie man sich eben präsentieren möchte, Seiten an sich zeigen, die im Alltag untergehen oder nicht verstanden werden, was auch immer.
Ein Blog erhebt jedoch nicht den Anspruch alles zu zeigen, die volle Wahrheit, das komplette Leben oder die Persönlichkeit des Autors, der Autoren. Das kann man, muss man aber nicht. Viele von uns werden das nicht tun, denn was hat man schon davon, wenn man das zerknautschte, ungeschminkte Gesicht zeigt, das man jeden Tag morgens im Spiegel sieht (hier danke ich immer kurz meiner Sehschwäche, dann ist der Anblick nicht ganz so scharf und schockierend
) Oder den unaufgeräumten Kleiderschrank, den verkohlten Kuchen, das sind Dinge, auf die wir nicht besonders stolz sind, die müssen nicht extra erwähnt werden, jeder kennt sie. Stattdessen rückt man alles ins rechte Licht, zeigt die guten und schönen Seiten seines Lebens und versucht eine Inspiration zu sein. Mal wieder den Blick fürs Detail zum Leben zu erwecken. Man möchte ja für sein Leben/seinen Blog bewundert werden. Denn lasst uns ehrlich sein, schriebe ich es wirklich NUR für mich, dann würde das gute alte Tagebuch genügen. Oder meinetwegen ein Word-Doc auf meiner Festplatte. Stattdessen bloggen wir und kommentieren, und freuen uns insgeheim über jeden neuen Klick und Besucher.
Ich stimme jedem zu, der sagt, das Glück muss aus einem selbst kommen, jeder Samen muss selbst sprießen und gedeihen, völlig richtig. Aber Sonne, Wasser und eine fruchtbare Erde helfen eben unglaublich dabei. Und man muss es sich ja nicht unnötig schwer machen
Ich weiß nicht mehr wie ich auf meinen ersten Blog gestoßen bin, aber es ist noch nicht allzu lange her (vielleicht 2 Jahre?) und ich habe mich dabei ertappt, wie ich diesen Blog regelrecht gefressen habe, alle vergangenen Posts in einer Nacht nachgelesen (zum Glück lese ich schnell
) und die Welt verflucht habe, das eben jene Bloggerin nicht meine Mutter sein konnte. Alles schien perfekt. Ihr Aussehen, ihre Deko, ihre Kuchen und Parties, ja sogar ihre Kinder, verdammt. Ich war schon ein bisschen neidisch. Dass ein Blog nicht ein komplettes Leben widerspiegelt, war mir dabei schon klar, aber man darf doch noch träumen? Und sich diese Perfektion und diesen wunderschönen Schein als Inspiration und geheimes Ziel nehmen?
Das schöne und gleichzeitig "gefährliche" an der wunderbaren Welt der Blogger ist, dass man sich verlieren kann. Es gibt so viele nette Bloggerinnen da draußen (an alle Männer, es sei mir verziehen, aber ich habe DEN männlichen Blogger noch nicht für mich gefunden), viele scheinen perfekt und obwohl man sich nicht kennt, wie Freundinnen zu sein. Wobei ich meinen Freundinnen im "echten" Leben selten so viel (geschriebene) Liebe zukommen lasse, wie eben den virtuellen. Man lässt sich inspirieren und eifert nach. Und da beginnt die Gefahr. Verliert man sich, und eifert zu sehr nach - dann sieht man vielleicht auch nicht mehr, dass das was auf dem Blog steht, vielleicht nicht alles ist. Dass es da noch mehr gibt, etwas mit dem man sich vielleicht nicht identifizieren möchte.
Bei meinem ersten Blog ist das eben der Fall. Der Blog wurde bekannt und bekannter. Mehr und mehr Leser kamen dazu und immer professioneller wurde das Auftreten. Mir persönlich ist es egal, was die "ECHTHEIT" angeht - ich liebte und liebe die Deko, Style und Flohmarkt-Posts, den Rest hab ich überflogen, oft ausgeblendet und ignoriert.
Ich finde es definitiv nicht wichtig, welcher Glaubensgemeinschaft man angehört oder ob überhaupt. Aber wenn man über Glaube und Religion schreiben möchte, muss man sich bewusst sein, dass Fragen dazu kommen. Und ob der richtige Weg ist, diese zu ignorieren, das wage ich zu bezweifeln.
Dann lieber nicht darüber schreiben?!
Viele identifizieren sich aber mit der Bloggerin und möchten alles wissen. Warum, frage ich mich? Um so zu werden? Glück lässt sich nicht erreichen, indem man glückliche Personen kopiert. Das habe ich selber ausprobiert und kann bestätigen, das funktioniert nicht
Aber viele versuchen die gleichen Wege zu gehen. Und verbirgt sich hinter den Blogs etwas, das vielleicht doch ein kleines Warnschild tragen sollte - dann ist eben dieser Weg ein möglicherweise gefährlicher.
Joanna wurde nun angegriffen, dass ihr Blog ein Sprachrohr für eine religiöse Glaubensgemeinschaft ist, die wohl gemein wohl als "Sekte" bezeichnet wird. Nachdem ich den Artikel gelesen habe, und selber ein bisschen recherchiert habe, ist mir aufgefallen, dass dieses Thema schon 2009(!) aufgekommen war. Allerdings war der Blog da noch ein kleiner, unbekannter, da hat es wohl noch niemanden weiter interessiert - das Publikum war nicht in dem Maße vorhanden, in dem es jetzt ist.
Jetzt aber lesen mehrere tausend Menschen regelmäßig diesen Blog, da ist eine Recherche hierzu wohl nicht verwunderlich. Dass dieses Thema jetzt wieder aufkommt und zwar wesentlich durchschlagender, ist da auch nicht verwunderlich. Erfolgreiche und bekannte Menschen sind nunmal viel interessantere Zielscheiben als der 0815 Normalos .. Da möchte ich auch nicht tauschen.
Aber dann muss ich mir als Person der Öffentlichkeit (und das ist man nunmal zumindest mit der Blogger-Identität) auch Fragen und Kritik gefallen lassen und mir und meinen Lesern/Freunden(????) auch die Chance auf Wahrheit geben oder?
Auch wenn die Zeit nicht leicht ist, vielleicht hilft da einfach die Wahrheit. Und Kommunikation. Denn wie hab ich so schön gelernt: Man kann nicht NICHT kommunizieren.
Und manchmal ist dann eben Schweigen die schlechteste Wahl des Kommunikationsmittels. Denn Freunde wollen gehört und verstanden werden, wenn sie Fragen haben. Und nicht ignoriert, gelöscht und ausgeblendet.
Ob ich weiterlesen werde oder nicht? Ich denke ja. Ich bin aber gespannt wie die nächste Reaktion sein wird. Denn ich persönlich mag tot-schweigen nicht. Ich glaube nicht an dessen Wirkung. Aber ich glaube ja auch nicht an Handauflegen...