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Wegen Helene Fischer: Pfarrer geht ins Kloster

Wegen Helene Fischer: Pfarrer

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Rolf

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Wegen Helene Fischer: Pfarrer geht ins Kloster

 

 

Ein Münsteraner Pfarrer ist betrübt über die mangelnde Glaubensleidenschaft seiner Gemeinde. Ein von einer Braut gesungenes Helene-Fischer-Lied setzt ihm so zu, dass er nun ins Kloster geht. Er kritisiert die Service-Mentalität der Kirchenbesucher und den gesellschaftlichen Bedeutungsverlust der Kirche.

Während eines Traugottesdienstes in seiner Kirche nahm sich die Braut das Mikrofon von Pfarrer Thomas Frings und sang einen Helene-Fischer-Hit. Dieser Vorfall ist für den Münsteraner Geistlichen symptomatisch für den fehlenden Glaubenseifer zahlreicher Kirchenbesucher. Menschen kämen immer seltener in den Gottesdienst, nur noch zu Weihnachten, zu einer Taufe, Beerdigung oder Hochzeit – aber dann solle alles perfekt laufen. Das wurde Frings zuviel. Ab Ostermontag lässt er sich als Pfarrer vom Bischof entpflichten und geht ins Kloster. Welchen Titel die Braut gesungen hat, daran könne sich der Pfarrer nicht erinnern, sagte er zu pro: „Ich kenne nur das eine Lied ‚Atemlos‘, und das war es nicht.“ Gegenüber

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sagte er: „Ich habe nix gegen Helene Fischer. Doch die Episode steht stellvertretend für sehr viele frustrierende Ereignisse in Kirche und Gemeinde.“

 

Auf der

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der Münsteraner Heilig-Kreuz-Gemeinde kritisiert Frings die wachsende Kluft „zwischen den immer seltener im Leben der Menschen stattfindenden Gottesdienste[n] [...] und der inneren Gestimmtheit dafür, dem Grundgerüst, das man zum Mitfeiern vielleicht braucht“. Er schreibt: „Der Anspruch, dass diese seltene Feier dann serviceorientiert, fehlerlos, auf hohem Niveau ‚geliefert‘ werden soll, und die Ahnungslosigkeit nicht Weniger ist für mich immer schwerer auszuhalten.“ Angesichts der Entwicklung und Aussichten sei ihm die Perspektive abhanden gekommen.

Zu viel Tradition, zu wenig Sehnsucht

Er feiere sonntags und werktags „mit Freude die Messe“ und freue sich über „jeden, der dies ebenfalls tut, und sei es unregelmäßig“. In seiner Gemeinde kämen rund 90 Prozent der Mitglieder nicht einmal im Jahr am Sonntag in den Gottesdienst, 70 Prozent nicht einmal an Weihnachten.

 

Die Veränderungen im Verhältnis der Gesellschaft zur Kirche, aber auch das Verhalten der Mitglieder in ihr, habe zu einer schrittweisen Veränderung bei dem Pfarrer geführt. „Die Glaubenspraxis der Menschen hat sich geändert, aber dass Kirche sich an dieser Stelle nicht verändern darf, da sind sich Fernstehende und Verantwortliche einig wie selten.“ Die einen wollten die Tradition und die anderen die Hoffnung nicht aufgeben.

 

Die Kirche bediene sich zu viel Tradition und wecke zu wenig Sehnsucht, kritisiert der 55-Jährige. Frings sei keine Verfechter des „heiligen Restes“, „aber eines mutigen Abschiednehmens vom Gewohnten, auch wenn es Ärger gibt“.

Gegenüber pro sagte Frings, er könne jungen Menschen nicht empfehlen, ins Pfarramt zu gehen. Er rät nicht ab, klärt aber über seine Bedenken auf. Er sei „jedes Mal erschrocken“, wenn ein Interessierter zu ihm sage, dass er überlege, Priester zu werden. Frings frage dann: „Worauf lässt du dich ein? Wie sieht deine Zukunft aus? Die ist unklar, weil immer Weniger immer mehr machen müssen.“ Vom Priesterdienst an sich, etwa in einem Krankenhaus, in einem Gefängnis oder in einer Bildungseinrichtung, ist Frings „absolut begeistert“. „Ich will nichts anderes machen.“ Jedoch wolle er nicht mehr als Pfarrer in einer Gemeinde tätig sein.

Bedeutungsverlust von Glauben in Kirche ist unverändert

Gespräche und Überlegungen wie Synoden, Umfragen und Dialoge brächten Erkenntnisgewinn. Dennoch fiele die Bilanz ernüchternd aus, „hat sich doch am Bedeutungsverlust vom in der Kirche gelebten Glauben nichts geändert“. Frings glaubt, dass sich daran zu seinen Lebzeiten auch nichts ändern werde

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Kirchen hätten auf gesellschaftliche Entwicklung nur einen marginalen Einfluss. Die meisten Kinder bei der Kommunionvorbereitung könnten weder das Kreuzzeichen noch das Vater Unser – trotz des Versprechens der Eltern hinsichtlich der Erziehung im Glauben, mahnt der Katholik. Zwar gingen alle jahrgangsweise zur Kommunion, jedoch könnten die meisten Familien nichts damit anfangen. „Dies sind Realitäten, mit denen ich mich kaum mehr abfinden kann. Und ich habe mich 25 Jahre als Pfarrer wahrlich bemüht.“ Den Stellenwert der Kirche in der Gesellschaft sieht er in 30 Jahren „noch weiter unten als jetzt“.

Lohnendes christliches Programm für Gesellschaft

Mit 27 Jahren sei Frings Priester geworden mit der Hoffnung, dass Glaube und Kirche wieder relevanter werden. Nun habe er den Glauben daran verloren, „dass sich der Weg, auf dem ich als Gemeindepfarrer mit Freude und Engagement gegangen bin, ein zukunftsweisender ist“. Bestenfalls vermöge dieser „eine leichte Bremse auf dem Weg des Bedeutungsverlustes zu sein“.

 

Jedoch hat Frings den Glauben daran nicht verloren, „dass es ein christliches Programm für unsere Gesellschaft gibt, für das es sich zu leben lohnt“. Sein Leben als Priester habe Frings als erfüllend erfahren und möchte weiterhin Priester bleiben. „Dennoch erlebe ich es als Gemeindepfarrer vermehrt in einer Funktion des Bedienens von Traditionen und als Verfügungsmasse einer Kirche, die auf allen Ebenen mehr an ihrer Vergangenheit arbeitet als an ihrer Zukunft.“

In das Kloster gehe Frings nicht, um etwas zu tun oder zu sagen. Gegenüber pro sagte er: „Ich erhoffe mir eine Gottesnähe.“ Vor seinem neuen Weg habe er Respekt, blicke aber positiv auf das Kommende: „Ich habe Angst vor der eigenen Courage, und es fühlt sich unglaublich toll an. Ich habe ab Ostermontag keinen Termin mehr in meinen Terminkalender.“ Dies sei ein „unglaublich befreiendes Gefühl“. Wie lange er im Kloster bleiben will, weiß Frings noch nicht. (pro)


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