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Die Esoterik gleicht einem „gigantischen Kaufhaus“


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Rolf

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Die Esoterik gleicht einem „gigantischen Kaufhaus“






Wetzlar (idea) – Die Esoterik gleicht einem gigantischen Kaufhaus. Verglichen damit könnten die Kirchen zu einem Tante-Emma-Laden verkümmern. Diese Ansicht vertritt der Religionswissenschaftler Prof. Helmut Obst (Halle/Saale) in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Er beobachtet eine Zunahme esoterischer Angebote sowie ein verstärktes Auftreten von Gurus oder erleuchteter Meister. Die Szene sei inzwischen so breit, das sie selbst für Experten nur noch schwer zu überblicken sei. Zum Hintergrund: Im Jahr 2000 lag der Umsatz der Esoterik-Branche bei neun Milliarden Euro, 2010 waren es bereits 20 Milliarden Euro. Schätzungen zufolge soll er bis zum Jahr 2020 auf 35 Milliarden Euro jährlich wachsen. Zum Vergleich: 2013 nahmen die evangelischen Landeskirchen 4,8 Milliarden Euro an Kirchensteuern ein, die römisch-katholischen Kirche erhielt 5,5 Milliarden Euro.

In kirchlich geprägten Regionen ist die Esoterik stärker

Obst zufolge dringt die Esoterik inzwischen auch in die Kirchen ein, etwa wenn Christen ihr Horoskop zu Rate ziehen. In kirchlich geprägten Regionen sei die Esoterik besonders stark, etwa in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen: „Wo der Glaube zu Hause ist, gibt es leicht Übergänge zu religiösen Alternativmodellen und zum Aberglauben. In unkirchlichen Gebieten wie Mitteldeutschland fassen esoterische Gruppen kaum Fuß.“ Obst zufolge gibt es zwischen Esoterik und christlichem Weltbild Schnittmengen. So glaubten viele ihrer Anhänger an die Existenz Gottes und der Engel. Für sie sei es selbstverständlich, dass es neben der erfahrbaren, materiellen Wirklichkeit eine transzendente, also unsichtbare Realität gebe. Sie sehnten sich nach Spiritualität. In Teilen der Kirchen und der Theologie bestehe jedoch eine Distanz zu außergewöhnlichen Glaubenserfahrungen. So seien im Zuge der Aufklärung sowie der Entmythologisierung der Bibel die Engel aus den Kirchen verbannt worden. Bestenfalls dulde man noch aus kunsthistorischen und ästhetischen Gründen auf Kirchengemälden. Deshalb wendeten sich nicht wenige Zeitgenossen der Esoterik zu. Obst forderte dazu auf, die biblischen Berichte über Engel wieder ernstzunehmen. Engel seien keine mythologischen Figuren. Obst: „Als Christ glaube ich, dass es neben der sichtbaren auch eine unsichtbare Welt gibt.“ Würde man aus der Bibel alle Geschichten wegstreichen, in denen Engel vorkommen, gäbe es viele leere Seiten.

Das Christentum muss nicht von der Esoterik lernen

Nach Einschätzung von Obst trauen sich immer weniger Menschen, von ihren Wunder-Erfahrungen zu sprechen. Wer es dennoch tue, müsse fürchten, zu einem Fall für den Nervenarzt erklärt zu werden. Die weltweite Anziehungskraft der Pfingstgemeinden bestehe darin, dass sie für Erfahrungen mit Gott, die urchristlichen Gnadengaben und das Wirken des Heiligen Geistes offen seien. Das alles gehöre zum Kern des christlichen Glaubens. So sei das Salben und Händeauflegen bei Kranken eine uralte christliche Praxis. Gerade angesichts der Fortschritte in der Medizin wachse die Einsicht, dass nicht alles machbar sei. Glaube und Gebet trügen zur seelischen Gesundheit bei und diese wirke sich auf den körperlichen Zustand aus. Deshalb könne die ärztliche Heilkunst mit Segen, Salben und Handauflegen zusammenwirken, um den Heilungsprozess zu fördern. Obst: „Das Christentum muss das nicht erst von der Esoterik lernen. Es reicht, sich auf die eigene Tradition zu besinnen.“ Die Mehrzahl der Esoteriknutzer wisse im Grunde nicht, was sie wolle: „Man probiert heute mal eine Aura-Therapie aus, geht morgen in die indianische Schwitzhütte, übermorgen ein Chanelling und danach wieder etwas ganz anderes. Mit der Esoterik kommt man zu keinem Ende.“ Sie sei ein einsames Geschäft, dem das Gemeinschaftsstiftende fehle.

Wie Christen mit Esoterik umgehen sollten

Im Umgang mit Esoterik rät Obst Christen zur Gelassenheit: „Wenn ich an Christus glaube, kann mir – mit Luther gesprochen – Teufel und Welt letztlich nicht schaden. Die im charismatischen Lager verbreitete Furcht vor okkulter Belastung und Dämonen halte ich für kontraproduktiv.“



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