Seit Jahrzehnten arbeiten wir gemeinsam beim «Tages-Anzeiger». Und seit wir uns kennen, legst du dich an mit Sekten, mit Evangelikalen und Astrologen. Warum tust du dir das an?
Ich bin hartnäckig, ich wachse am Widerstand, ich habe ein starkes Gerechtigkeitsempfinden. Vor allem sehe ich mich als Aufklärer. Viele sogenannte Religionsgemeinschaften missbrauchen die Religionsfreiheit, um Menschen von sich abhängig zu machen und ihre totalitären Interessen durchzusetzen. Dagegen kämpfe ich an. Ich habe in all den Jahren Hunderte von Sektenopfern und ihre Angehörigen beraten. Das gab meiner Arbeit einen zusätzlichen Sinn – weit über die Aufklärungsfunktion hinaus, die ich für mich beanspruche.
Wer viel mit Sekten zu tun habe, hört man, werde selber hart dabei. Stimmt das?
In der Arbeit hast du gar keine andere Wahl, wenn du umzingelt bist von sehr unangenehmen Kontrahenten. Wenn gegen dich gemobbt wird, wenn du beschattet wirst, tätlich angegriffen. Wenn du Drohbriefe und Morddrohungen bekommst. Wenn du deinen Vortrag nur mit Polizeischutz halten kannst. Wenn dir nachts um zwei Steine durchs Fenster geworfen werden. Wenn du über fünfzig Strafverfahren und Prozesse überstehen musst gegen Leute, die unendlich viel Geld haben, dich auf eine Million Schadenersatz verklagen und sich die teuersten Anwälte leisten können. Ich kann mich an eine Zeit erinnern, da hatte ich 13 Prozesse gleichzeitig am Laufen, die mich monatelang beschäftigten, Tag und Nacht. Es mag sein, dass mich solche Erfahrungen bei Auftritten härter wirken lassen, als ich es bin. Es kann sein, dass ich manchmal heftig reagiere, was auch an meinem Temperament liegt. Meine öffentliche Rolle ist zu einer zweiten Haut geworden, die abzustreifen nicht immer einfach ist. Dabei bin ich als Mensch harmoniebedürftig und halte mich für einfühlsam. Und man muss manchmal laut werden, um bei solchen Gegnern gehört zu werden.
Wie viele Prozesse hast du verloren?
In der Schweiz keinen einzigen, es gab zwei Vergleiche. In Deutschland verlor ich in einem Verfahren in 8 von 26 Punkten. Das war gegen den Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis, den VPM.