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Markus 14, 53-72


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#1
Guest_Peter Wiem_*

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Das Markusevangelium Teil 2 – Jesus, der Menschensohn

e.) Jesus, der erhöhte Menschensohn 14,53-16,20

1.) Der Herr rettet durch sein Zeugnis über sich 14,53-15,15

A) Jesu Zeugnis vor der religiösen Elite 14,53-72

Und sie führten Jesus weg zum Hohenpriester; und alle Hohenpriester und Ältesten und Schriftgelehrten versammeln sich. Und Petrus folgte ihm von weitem bis hinein in den Hof des Hohenpriesters; und er saß mit bei den Dienern und wärmte sich am Feuer.
Die Hohenpriester aber und der ganze Hohe Rat suchten Zeugnis gegen Jesus, um ihn zu Tode zu bringen; und sie fanden keins. Denn viele legten falsches Zeugnis gegen ihn ab, und die Zeugnisse waren nicht übereinstimmend. Und einige standen auf, legten gegen ihn falsches Zeugnis ab und sprachen: Wir hörten ihn sagen: Ich werde diesen Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen, und in drei Tagen werde ich einen anderen aufbauen, der nicht mit Händen gemacht ist. Und auch so war ihr Zeugnis nicht übereinstimmend. Und der Hohepriester stand auf, in die Mitte und fragte Jesus und sprach: Antwortest du nichts? Was zeugen diese gegen dich? Er aber schwieg und antwortete nichts. Wieder fragte ihn der Hohepriester und spricht zu ihm: Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten?
Jesus aber sprach: Ich bin es! Und ihr werdet den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen mit den Wolken des Himmels.
Der Hohepriester aber zerriß seine Kleider und spricht: Was brauchen wir noch Zeugen? Ihr habt die Lästerung gehört. Was meint ihr? Sie verurteilten ihn aber alle, daß er des Todes schuldig sei. Und einige fingen an, ihn anzuspeien und sein Angesicht zu verhüllen und ihn mit Fäusten zu schlagen und zu ihm zu sagen: Weissage! Und die Diener schlugen ihn ins Gesicht.
Und als Petrus unten im Hof war, kommt eine von den Mägden des Hohenpriesters, und als sie den Petrus sich wärmen sah, blickte sie ihn an und spricht: Auch du warst mit dem Nazarener Jesus. Er aber leugnete und sprach: Ich weiß nicht, verstehe auch nicht, was du sagst. Und er ging hinaus in den Vorhof. Und als die Magd ihn sah, fing sie wieder an, zu den Dabeistehenden zu sagen: Dieser ist einer von ihnen. Er aber leugnete wieder. Und kurz nachher sagten wieder die Dabeistehenden zu Petrus: Wahrhaftig, du bist einer von ihnen, denn du bist auch ein Galiläer. Er aber fing an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne diesen Menschen nicht, von dem ihr redet. Und sogleich krähte zum zweiten Mal der Hahn. Und Petrus gedachte des Wortes, wie Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er begann zu weinen. Mk 14,53-72


Die aber Jesus gegriffen hatten, führten ihn weg zu Kaiphas, dem Hohenpriester, wo die Schriftgelehrten und die Ältesten versammelt waren. Petrus aber folgte ihm von weitem bis zu dem Hof des Hohenpriesters und ging hinein und setzte sich zu den Dienern, um den Ausgang zu sehen.
Die Hohenpriester aber und der ganze Hohe Rat suchten falsches Zeugnis gegen Jesus, um ihn zu Tode zu bringen; und sie fanden keins, obwohl viele falsche Zeugen herzutraten. Zuletzt aber traten zwei falsche Zeugen herbei und sprachen: Dieser sagte: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und in drei Tagen ihn wieder aufbauen. Und der Hohepriester stand auf und sprach zu ihm: Antwortest du nichts? Was zeugen diese gegen dich? Jesus aber schwieg. Und der Hohepriester sagte zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes! Jesus spricht zu ihm: Du hast es gesagt. Doch ich sage euch: Von nun an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels.
Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat gelästert. Was brauchen wir noch Zeugen? Siehe, jetzt habt ihr die Lästerung gehört. Was meint ihr? Sie aber antworteten und sprachen:
Er ist des Todes schuldig. Dann spien sie ihm ins Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten; einige aber schlugen und sprachen: Weissage uns, Christus, wer ist es, der dich schlug?
Petrus aber saß draußen im Hof; und es trat eine Magd zu ihm und sprach: Auch du warst mit Jesus, dem Galiläer. Er aber leugnete vor allen und sprach: Ich weiß nicht, was du sagst. Als er aber in das Torgebäude hinausgegangen war, sah ihn eine andere; und sie spricht zu denen, die dort waren: Auch dieser war mit Jesus, dem Nazoräer. Und wieder leugnete er mit einem Eid: Ich kenne den Menschen nicht! Kurz nachher aber traten die Umstehenden herbei und sprachen zu Petrus:
Wahrhaftig, auch du bist von ihnen, denn auch deine Sprache verrät dich. Da fing er an, sich zu verwünschen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht!
Und gleich darauf krähte der Hahn. Und Petrus gedachte des Wortes Jesu, der gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich. Mt 26,57-75

Sie ergriffen ihn aber und führten ihn hin und brachten ihn in das Haus des Hohenpriesters. Petrus aber folgte von weitem. Als sie aber mitten im Hof ein Feuer angezündet und sich zusammengesetzt hatten, setzte sich Petrus in ihre Mitte. Es sah ihn aber eine Magd bei dem Feuer sitzen und blickte ihn scharf an und sprach: Auch dieser war mit ihm. Er aber leugnete und sagte: Frau, ich kenne ihn nicht. Und kurz danach sah ihn ein anderer und sprach: Auch du bist von ihnen. Petrus aber sprach: Mensch, ich bin's nicht. Und nach Verlauf von etwa einer Stunde behauptete ein anderer und sagte: In Wahrheit, auch dieser war mit ihm, denn er ist auch ein Galiläer. Petrus aber sprach: Mensch, ich weiß nicht, was du sagst. Und sogleich, während er noch redete, krähte ein Hahn.
Und der Herr wandte sich um und blickte Petrus an; und Petrus gedachte an das Wort des Herrn, wie er zu ihm sagte: Bevor ein Hahn heute kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich. Und die Männer, die ihn festhielten, verspotteten und schlugen ihn.
Und als sie ihn verhüllt hatten, fragten sie ihn und sprachen: Weissage, wer ist es, der dich schlug? Und vieles andere sagten sie lästernd gegen ihn. Und als es Tag wurde, versammelte sich die Ältes-tenschaft des Volkes, Hohepriester sowie Schriftgelehrte, und führten ihn hin in ihren Hohen Rat und sagten: Wenn du der Christus bist, so sage es uns! Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich es euch sagte, so würdet ihr nicht glauben; wenn ich aber fragen würde, so würdet ihr mir nicht antworten. Von nun an aber wird der Sohn des Menschen sitzen zur Rechten der Macht Gottes. Sie sprachen aber alle: Du bist also der Sohn Gottes? Er aber sprach zu ihnen: Ihr sagt es: ich bin es. Sie aber sprachen: Was brauchen wir noch Zeugnis? Denn wir selbst haben es aus seinem Mund gehört. Lk 22,54-71

Die Schar nun und der Oberst und die Diener der Juden nahmen Jesus und banden ihn; und sie führten ihn zuerst hin zu Hannas, denn er war Schwiegervater des Kaiphas, der jenes Jahr Hoherpriester war. Kaiphas aber war es, der den Juden geraten hatte, es sei nützlich, daß ein Mensch für das Volk sterbe. Simon Petrus aber folgte Jesus und ein anderer Jünger. Dieser Jünger aber war dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesus hinein in den Hof des Hohenpriesters. Petrus aber stand an der Tür draußen. Da ging der andere Jünger, der dem Hohenpriester bekannt war, hinaus und sprach mit der Türhüterin und führte Petrus hinein. Da spricht die Magd, die Türhüterin, zu Petrus: Bist nicht auch du von den Jüngern dieses Menschen? Er sagt: Ich bin's nicht. Es standen aber die Knechte und die Diener da, die ein Kohlenfeuer gemacht hatten, weil es kalt war, und wärmten sich; Petrus aber stand auch bei ihnen und wärmte sich.
Der Hohepriester nun fragte Jesus über seine Jünger und über seine Lehre. Jesus antwortete ihm: Ich habe öffentlich zu der Welt geredet; ich habe allezeit in der Synagoge und in dem Tempel gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen, und im Verborgenen habe ich nichts geredet. Was fragst du mich? Frage die, welche gehört haben, was ich zu ihnen geredet habe; siehe, diese wissen, was ich gesagt habe. Als er aber dies sagte, gab einer der Diener, der dabeistand, Jesus einen Schlag und sagte: Antwortest du so dem Hohenpriester? Jesus antwortete ihm: Wenn ich schlecht geredet habe, so gib Zeugnis von dem Schlechten! Wenn aber recht, was schlägst du mich?
Hannas nun sandte ihn gebunden zu Kaiphas, dem Hohenpriester. Simon Petrus aber stand da und wärmte sich. Da sprachen sie zu ihm: Bist nicht auch du von seinen Jüngern? Er leugnete und sprach: Ich bin's nicht. Es spricht einer von den Knechten des Hohenpriesters, der ein Verwandter dessen war, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: Sah ich dich nicht in dem Garten bei ihm?
Da leugnete Petrus wieder; und gleich darauf krähte der Hahn. Joh 18,12-27

A) Die evtl. Reihenfolge der Ereignisse nach der Gefangennahme Jesu bis zu seiner Kreuzigung:

Das jüdische Verhör Jesu, das aus drei Vorführungen Jesu bestand,
a) das vorbereitende Verhör von Hannas (Joh 18,12-14.19-23);
b) das inoffizielle Verhör vor Kaiphas und dem Hohen Rat, wahrscheinlich vor Morgengrauen (Mt 26,57-68; Mk 14,53-65; Lk 22,54.63-65; Joh 18,24); und
c) das offizielle Verhör durch den Hohen Rat (Mt 27,1; Mk 15,1; Lk 22,66-71).
(2) Verbunden mit (1), aber vor (3) war die Verleugnung des Petrus (Mt 26,58.69-75; Mk 14,54.66-72; Lk 22,54-62; Joh 18,15-18.25-27) und der Selbstmord des Judas (Mt 27,3-10; Apg 1,18.19).
(3) Das Verhör Jesu vor Pilatus und Herodes besteht auch aus drei Akten: a) Jesus wurde durch Pilatus zum ersten Male befragt (Mt 27,2.11-14; Mk 15,1-5; Lk 23,1-5; Joh 18,28-38);
b) Pilatus sendet Jesus zu Herodes (Lk 23,6-12); und
c) Herodes sendet Jesus zurück zu Pilatus, der Barabbas losläßt (Mt 27,15-26; Mk 15,6-15; Lk 23,13-25; Joh 18,39-40). Darauf folgte
(4) Jesus wurde mit Dornen gekrönt und von den römischen Soldaten grausam geschlagen (Mt 27,27-30; Mk 15,16-19; Joh 19,1-3).
(5) Als Christus hingeführt wurde, um gekreuzigt zu werden, wurde das Kreuz auf Simon gelegt (Mt 27,31.32; Mk 15,20.21; Lk 23,26). Und
(6) auf dem Weg nach Golgatha warnte Jesus die weinenden Frauen vor dem Gericht, das über Jerusalem kommen sollte (Lk 23,27-31).

B) Das ungerechte und ungesetzliche jüdische Verhör Jesu gegenüber

Zwei Rechtssysteme haben Christus verurteilt: das jüdische und das römische, gerade die beiden, die der modernen Jurisprudenz zu Grunde liegen.

Die Gefangennahme und die Verhandlungen unter Hannas, Kaiphas und dem Hohen Rat waren unter jüdischem Gesetz; die Verhandlungen unter Pilatus und Herodes standen unter römischem Gesetz.

Das jüdische Verhör war in so gut wie allen Einzelheiten ungesetzlich und ungerecht:
Der Richter war nicht unparteiisch; er beschützte den Angeklagten nicht. Es wird nirgends gesagt, daß das Quorum (Beschlußfähigkeit) durch Anwesenheit der dreiundzwanzig Richter erfüllt war; die Richter hatten sich an der Gefangennahme beteiligt; sie waren feindlich (Mt 26,62.63).
Die Gefangennahme war ungesetzlich, weil sie ohne offizielle Anklage geschah.
Bei kriminellen Verhören mußten alle Sitzungen während des Tages angefangen und beendet werden. Nächtliche Verhandlungen waren ungesetzlich.
Ein Urteil auf schuldig konnte nicht an demselben Tag verhängt werden, an dem das Verhör abschloß. Es mußte am nächsten Tage gegeben werden.
Das Suchen nach feindlichem Zeugnis war ungesetzlich (Mt 26,59; Mk 14,56; Joh 11,53).
Kein Angeklagter konnte durch sein eigenes Zeugnis beschuldigt werden, dennoch suchten sie Antworten und Zugeständnisse aus den Worten Christi, um Ihn zu verurteilen (Mt 26,63-66; Joh 18,19).
Der Hohepriester durfte nicht seine Keider zerreissen (lt. dem Gesetz Mose).
Und keine gültige, gesetzliche Anklage wurde gegen Ihn vorgebracht.

Das Zusammenprallen von irdischer und himmlischer Autorität (Nach Rienecker Bibellexikon)

1) Die religiöse Elite und ihre Wertmasstäbe

a) "Pharisäer" genannt nach einem hebräischen Wort, das trennen bedeutet. Als der Dienst der nachexilischen Propheten aufgehört hatte, kamen fromme Männer auf, genannt Chasidim (Heilige), die die Ehrfurcht vor dem Gesetz unter den Nachkommen der Juden, die aus der Babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrt waren, lebendig erhalten wollten. Diese Bewegung entartete, und es entstanden die Pharisäer, wie wir sie in der Zeit unseres Herrn finden. Sie waren an den Buchstaben gebunden, an die Auslegungen der Tradition, die das Gesetz belasteten, und sie behaupteten, daß diese Auslegungen durch Gott mündlich an Mose gegeben worden seien und also die gleiche Autorität hätten wie das Gesetz selbst (vgl. Mt 15,2.3; Mk 7,8-13; Gal 1,14).
Die Pharisäer waren eine Sekte. Ein Mitglied war ein chaber (d. i. "zusammengeschlosssen", vgl. Ri 20,11) und war verpflichtet, den Grundsätzen der Pharisäer treu zu bleiben.
Sie waren moralisch, eifrig und verleugneten sich selbst, aber sie waren selbstgerecht (Lk 18,9), es fehlte ihnen ein Empfinden für eigene Sünde und persönliche Not (Lk 7,39). Sie waren die schlimmsten Verfolger Jesu Christi und Gegenstand Seines scharfen Tadels, z. B. Mt 23,1-36; Lk 11,42-44.

b) Die Schriftgelehrten wurden so genannt, weil es ihre Aufgabe war, Abschriften von den heiligen Schriften zu machen und die Vorschriften des mündlich verbreiteten Gesetzes einzuteilen und zu lehren (siehe Pharisäer, Mt 3,7; auch hatten sie mit Sorgfalt über jeden Buchstaben in den Schriften des AT zu wachen. Ein solches Amt war gewiß nötig in einer Religion des Gesetzes und der Vorschriften; es war ein alttestamentlicher Dienst (2. Sam 8,17; 20,25; 1Kö 4,3; Jer 8,8; 36,10.12.26).
Zu dieser rechtmäßigen Aufgabe fügten die Schriftgelehrten aber noch die Sammlung der Überlieferungen hinzu, die rabbinische Entscheidungen über Fragen der religiösen Gebräuche enthielten. In späteren Jahrhunderten entstand daraus ein neues Gesetzbuch (Mischna); ferner die Kommentare (Gemara, die mit der Mischna zusammen den Talmud bilden); dazu kamen Kommentare über das AT (Midrasch); Betrachtungen über diese Kommentare (Hagada) und endlich mystische Auslegungen (die Kabbala), eine Methode, die der allegorischen Methode eines Origenes gleicht. In der Zeit unseres Herrn betrachteten die Pharisäer es als orthodox, die Überlieferungen anzunehmen, die sich über die Heilige Schrift gelagert und sie verdunkelt hatten.

2) Der geoffenbarte Sohn Gottes und seine Wertmasstäbe

Der Name "Sohn des Menschen" gründet sich auf die große messianische Stelle in Dan 7,13. Vgl. Mt 16,28; 19,28; 25,31; 26,64; Mk 14,62; Lk 22,69. Unser Herr bezeichnet sich selbst etwa achtzig Mal mit diesem Namen. Es ist Sein Name als Vertreter des Menschen in dem Sinne von 1.Kor 15,45-47, wie Sohn Davids ausgesprochen Sein jüdischer Name ist und Sohn Gottes Sein göttlicher Name.
Unser Herr gebraucht diesen Ausdruck beständig, weil er besagt, daß Seine Sendung (z. B. Mt11,19; Lk 19,10), Sein Tod und Seine Auferstehung (z. B. Mt 12,40; 20,18; 26,2) und Sein zweites Kommen (z. B. Mt 24,37-44; Lk 12,40) in Umfang und Auswirkung alle jüdischen Beschränkungen überschreiten.
Als Nathanael Ihn als "König Israels" bekennt, antwortet unser Herr: "Du wirst Größeres als dieses sehen . . . die Engel Gottes werden auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen" (Joh 1,50.51).
Als Seine Boten von den Juden hinausgeworfen werden, eilen Seine Gedanken vorwärts zu der Zeit, wenn der Sohn des Menschen zu der menschlichen Rasse zurückkommen wird (vgl. Mt 10,5.6 mit V. 23).
In diesem Namen ist Ihm auch das allgemeine Gericht übergeben worden (Joh 5,22.27).
Dieser Name zeigt auch an, daß in Ihm die Vorausschau des AT von einem Segen, der durch einen kommenden Mann kommen soll, erfüllt ist (siehe 1. Mose 1,26; 3,15; 12,3; Ps 8,5; 80,18; Jes 7,14; 9,5.6; 32,2).

3) Die eigentliche Auseinandersetzung

Hier gibt es nur einen, der diese Handlung bestimmt, und das ist unser Herr!
Sein Schweigen lässt seine Ankläger verzweifeln, sein Zeugnis lässt seine Gegner jubeln, da sie darin den Strick sehen wollen, den sie Ihm drehen konnten. Das die religiöse Elite Getriebene ihres eigenen Hasses waren, konnten sie nicht erkennen.
Noch viel weniger war ihnen bewusst, dass sie mit ihrer erbärmlichen Art und Weise, sich mit Jesus, seinem Wort und seinen Taten auseinanderzusetzen, unbewusst dem Prozess für die Erlösung der gesamten Menschheit den Weg bereitet haben.

D) Der Hohe Rat und die „zwei“ Hohepriester zur Zeit Jesu (nach Rienecker)

a) Der Hohe Rat

I) KOMPETENZEN
Der Hohe Rat war das höchste Regierungs- und Richterkollegium der Juden nach der babylonischen Gefangen-schaft (vgl. die Münzinschrift des Makkabäers Johannes Hyrkanus). Bereits die Perser hatten den Juden die Gerichtsbarkeit in deren eigenen Angelegenheiten zugestanden (Esr 7,25f; vgl.10,14). Dies Recht blieb ihnen auch weiterhin.
Um 30 n. Chr. jedoch entzogen die Römer dem Hohen Rat die Blutgerichtsbarkeit (Joh 18,31).
Die Bestätigung und Vollstreckung von Todesurteilen für religiöse Verbrechen, die der Hohe Rat nur noch aussprechen durfte, lag nun in Händen des römischen Statthalters.
In der Praxis bestand gelegentlich aber doch die Möglichkeit, diese Vorschriften ungestraft zu umgehen, wie z.B. bei der Steinigung des Stephanus, deren Ungesetzlichkeit der Bericht deutlich zum Ausdruck bringt (Apg 7,56).
Der Hohe Rat war seinem Wesen nach die oberste Religions-Behörde der jüdischen Gemeinschaft.

II) ZUSAMMENSETZUNG
Dieser Hohe Rat oder Synedrium (aus griech. synedrion) bestand aus 71 Mitgliedern. Den Vorsitz führte der amtierende Hohepriester (Kaiphas). Weiter gehörten zum Hohen Rat die »Hohenpriester«, d.h. die Glieder der herrschenden und früheren Hohenpriesterfamilien (vor allem Hannas; vgl. Apg 4,6: Johannes und Alexander), Sadduzäer und Pharisäer (Joh 7,45; Apg 23,6). Bei den Sadduzäern handelte es sich um Priester, die auf der Seite der Hohenpriester standen; die Schriftgelehrten oder Rabbinen, die zum größten Teil zur Gruppe der Pharisäer gehörten, bildeten die Opposition (vgl. Apg 23,9). Obgleich zahlenmäßig wohl die größte Gruppe im Hohen Rat, waren sie doch in zwei Lager gespalten, je nachdem ob sie zur Schule des Rabbi Hillel oder zu der des Rabbi Schammai gehörten.
Die Gesamtheit des Hoher Rat wird öfter als »die Hohenpriester, Ältesten und Schriftgelehrten« bezeichnet (Mt 26,57; Mk 15,1; Lk 22,66).
Von einzelnen Mitgliedern des Hohen Rat werden uns im NT weiter Gamaliel (Apg 5,34), Josef von Arimathäa (Mk 15,43; Lk 23,50f) und Nikodemus (Joh 3,1; 7,50) genannt. Ob Saul von Tarsus (Apg 7,57; 8,1; 9,1) schon vollberechtigtes Ratsmitglied war, wissen wir nicht.

b) Hannas (der „Machtmensch“, der die Juden hinter sich zu scharen wusste)

Griechische Kurzform des hebr. Hananja: »Jahwe ist gnädig« Hoherpriester, der 6 v. Chr. von dem syrischen Statthalter Quirinius und 15 n. Chr. von Valerius Gratus, dem Prokurator Judäas abgesetzt wurde. Hannas war das Haupt der damals mächtigsten Hohenpriesterfamilie und behielt Ansehen und Einfluß weit über seine offizielle Amtszeit hinaus. Fünf seiner Söhne bekleideten vor und nach seinem Schwiegersohn Kaiphas das Hohepriesteramt. In Lk 3,2 wird Hannas z. Zt. des Auftretens Johannes des Täufers neben Kaiphas als Hoherpriester genannt; Jesus wird nach seiner Gefangennahme zuerst zu Hannas geführt, der ihn dann zu Kaiphas weiterschickt (Joh 18,13-24), und noch beim Verhör des Petrus und Johannes steht sein Name an erster Stelle (Apg 4,6).

c) Kaiphas (der „eingeheiratete Repräsentant“ von Rom`s Gnaden)

Beiname des Josef, der 18 n. Chr. durch den römischen Prokurator Valerius Gratus, den unmittelbaren Vorgänger des Pilatus, als Hoherpriester eingesetzt wurde. Er war der Schwiegersohn des Hannas (Joh 18,13) und der Hohepriester z. Zt. des Auftretens Johannes des Täufers (Lk 3,1f). Kaiphas stellte den Antrag, Jesus zu töten (Joh 11,47-53; 18,14). In seinem Palast versammelte sich der Hohe Rat zum Prozeß Jesu (Mt 26,57; Joh 18,24), den Kaiphas leitete. Nach dem Scheitern des Zeugenbeweises veranlaßte er Jesus durch seine direkte Frage zu dem Selbstzeugnis, auf Grund dessen er als Gotteslästerer verurteilt wurde (Mk 14,59-64). In Apg 4,6 wird Kaiphas noch einmal bei der Verhandlung gegen die Apostel Petrus und Johannes erwähnt. 36 n. Chr. wurde er durch den römischen Statthalter von Syrien, Vitellius, abgesetzt. Der Tradition gemäß findet man den Ort seines Hauses in der Oberstadt von Jerusalem.

E) Die Handhabungen beider Rechtssysteme (jeweils durch Juden und Römer) Jesu gegenüber

Sie (Hohepriester + Co.) führen nun Jesus von Kaiphas in das Prätorium; es war aber frühmorgens. Und sie gingen nicht hinein in das Prätorium, damit sie sich nicht verunreinigten, sondern das Passah essen könnten. Pilatus ging nun zu ihnen hinaus und sprach: Welche Anklage bringt ihr gegen diesen Menschen vor? Sie antworteten und sprachen zu ihm: Wenn dieser nicht ein Übeltäter wäre, würden wir ihn dir nicht überliefert haben. Joh 18,28-30
Da spricht Pilatus zu ihm: Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, daß ich Macht habe, dich loszugeben, und Macht habe, dich zu kreuzigen? Jesus antwortete: Du hättest keinerlei Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre; darum hat der, welcher mich dir überliefert hat, größere Sünde. Joh 19,10-11

a) Jesus beurteilt das Vorgehen der Juden als grössere Sünde

Zur Einordnung: Es geht hier nicht um die Person Judas Ischariot!
Judas hatte Jesus an die Juden überliefert, aber nicht an die Römer.
Jesus bezieht sich in seiner Beurteilung ausschliesslich auf seine Überlieferung durch die Juden an Pilatus.
Nachdem Pilatus Christus für unschuldig erklärt hatte (Mt 27,24), waren alle seine weiteren Handlungen Jesus gegenüber unrecht und standen im Gegensatz zu Geist und Buchstaben des römischen Gesetzes.
Die Unfairness, mit der Jesus seitens der weltlichen Gerichtsinstanz (den Römern) behandelt wurde, stand also derjenigen seitens der Religiösen (den Juden) nur wenig nach. Trotzdem gab es einige Unterschiede dabei:

Römer wie Juden wurden Jesus gegenüber handgreiflich. Allerdings gingen die Soldaten auf Anordnung von Pilatus wesentlich grausamer vor.
Die Dornenkrone entstellte denjenigen lebenslänglich, der sie einmal (unter Schlägen) aufgesetzt bekam.
Ausserdem verspottete Herodes Jesus noch zusätzlich.
Jesus erklärt im Johannesevangelium die Frage des Hohenpriesters nach seiner Lehre als entlarvend für die Vorurteile und Vorgehensweise Ihm gegenüber.
Was Jesus gesagt hat, weil Er seine Lehre nicht im Verborgenen geredet hat, hätte der Hohe Rat wissen müssen.
Aber der wollte sich mit ihrem Inhalt gar nicht persönlich auseinandersetzen, sondern er suchte lediglich nach Anknüpfungspunkten für eine mögliche Verurteilung Jesu.

b) Die Juden drohten öffentlich, Pilatus bei einem Freispruch in den Rücken fallen zu wollen

Daraufhin suchte Pilatus ihn loszugeben. Die Juden aber schrien und sagten: Wenn du diesen losgibst, bist du des Kaisers Freund nicht; jeder, der sich selbst zum König macht, widersetzt sich dem Kaiser. Als nun Pilatus diese Worte hörte, führte er Jesus hinaus und setzte sich auf den Richterstuhl an einen Ort, genannt Steinpflaster, auf hebräisch aber Gabbata. Es war aber Rüsttag des Passah; es war um die sechste Stunde. Und er spricht zu den Juden: Siehe, euer König!
Sie aber schrien: Weg, weg! Kreuzige ihn! Pilatus spricht zu ihnen: Euren König soll ich kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König außer dem Kaiser. Dann nun lieferte er ihn an sie aus, daß er gekreuzigt würde. Sie aber nahmen Jesus hin und führten ihn fort. Joh 19,12-16

Die Juden leugneten Gott öffentlich als höchste Instanz in ihrem Leben, nur um Pilatus zu einem Urteil in ihrem Sinne zu zwingen.
Sie bekannten sich dabei bedenkenlos als (angebliche) Monarchisten und Anhänger des (verhassten) römischen Kaisers anstatt als Theokraten, also als Menschen, die Gott über sämtliche weltliche Autorität gesetzt hatten.
Darüber hinaus benützten sie ihre öffentlich bezeugte vermeintliche Kaiser- und Römertreue, um sämtliche Herrschaftsansprüche Jesu nicht nur zu verwerfen, sondern um sie auch zweckbedingt gegen Pilatus zu verwenden.

c) Die Juden nahmen alle Schuld eines evtl. Fehlurteils auf sich

Pilatus spricht zu ihnen: Was soll ich denn mit Jesus tun, der Christus genannt wird? Sie sagen alle: Er werde gekreuzigt! Er aber sagte: Was hat er denn Böses getan? Sie aber schrien über die Maßen und sagten: Er werde gekreuzigt! Als aber Pilatus sah, daß er nichts ausrichtete, sondern vielmehr ein Tumult entstand, nahm er Wasser, wusch seine Hände vor der Volksmenge und sprach: Ich bin schuldlos an dem Blut dieses Gerechten. Seht ihr zu! Und das ganze Volk antwortete und sprach: Sein Blut über uns und über unsere Kinder! Dann gab er ihnen den Barabbas los; Jesus aber ließ er geißeln und überlieferte ihn, damit er gekreuzigt werde. Mt 27,22-26

Hass ist eine Konsequenz desjenigen, der sich in einer Sache oder Angelegenheit zu Recht unterlegen weiss!
Hass ist überdies zu allen Zeiten ein schlechter Ratgeber gewesen! Hier führt dieser Hass zu der grausigsten und folgenschwersten Selbstverfluchung, die jemals auf dieser Erde stattgefunden hat.
Die Geschichte des jüdischen Volkes bis heute war und ist geprägt durch diesen Fluch!

F) Die Verleugnung des Petrus

Das Umfeld dieser Versuchung und anschliessender Verleugnung des Petrus ist schwierig in Worte zu fassen.
Jesus bezeichnet diesen Zeitraum als die „Stunde der Finsternis“, also als einen zeitlichen Abschnitt, in der rein äusserlich gesehen tatsächlich „die Hölle los“ war.
Diese Stunde war wahrscheinlich eine absolute Ausnahmesituation!
Satan hatte es dabei besonders auf drei Personen abgesehen: Jesus, Judas Ischariot und Petrus!

Jesus fiel dem Augenschein nach, aber sein scheinbarer Fall brach dem Teufel rechtlich das Genick!
Judas fiel, tat nur Busse vor Menschen und wurde ein Opfer seiner Tat. (Mt 27)
Petrus fiel, tat aber Busse und wurde von Jesus wieder als „Hirte seiner Brüder“ eingesetzt (Joh 21).
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