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Markus 12, 28-44


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#1
Guest_Peter Wiem_*

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Das Markusevangelium Teil 2 – Jesus, der Menschensohn

c) Jesus, der prophezeihende Menschensohn 11,27-13,37

2.) Der Herr rettet durch Richtigstellung von verkehrten Gedankengängen 12,13-12,44

B) Die Richtigstellung von gesetzlichem und verunehrendem Denken 12, 28-44

Und einer der Schriftgelehrten, der gehört hatte, wie sie miteinander stritten, trat hinzu, und da er wußte, daß er ihnen gut geantwortet hatte, fragte er ihn: Welches Gebot ist das erste von allen?
Jesus antwortete ihm: Das erste ist: »Höre, Israel: Der Herr, unser Gott, ist ein Herr; und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstand und aus deiner ganzen Kraft!« Das zweite ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!« Größer als diese ist kein anderes Gebot.
Und der Schriftgelehrte sprach zu ihm: Recht, Lehrer, du hast nach der Wahrheit geredet; denn er ist einer, und es ist kein anderer außer ihm; und ihn zu lieben aus ganzem Herzen und aus ganzem Verständnis und aus ganzer Seele und aus ganzer Kraft und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist viel mehr als alle Brandopfer und Schlachtopfer. Und als Jesus sah, daß er verständig geantwortet hatte, sprach er zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und es wagte niemand mehr, ihn zu befragen.
Und Jesus begann und sprach, als er im Tempel lehrte: Wie sagen die Schriftgelehrten, daß der Christus Davids Sohn sei? David selbst hat im Heiligen Geist gesagt: »Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde unter deine Füße lege!« David selbst nennt ihn Herr. Und woher ist er sein Sohn? Und die große Volksmenge hörte ihn gern.
Und er sprach in seiner Lehre: Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die in langen Gewändern einhergehen wollen und die Begrüßungen auf den Märkten und die ersten Sitze in den Synagogen und die ersten Plätze bei den Gastmählern ; die die Häuser der Witwen verschlingen und zum Schein lange Gebete halten! Sie werden ein schwereres Gericht empfangen.
Und er setzte sich dem Schatzkasten gegenüber und sah, wie die Volksmenge Geld in den Schatzkasten einlegte; und viele Reiche legten viel ein. Und eine arme Witwe kam und legte zwei Scherflein ein, das ist ein Pfennig. Und er rief seine Jünger herbei und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr eingelegt als alle, die in den Schatzkasten eingelegt haben. Denn alle haben von ihrem Überfluß eingelegt; diese aber hat aus ihrem Mangel alles, was sie hatte, eingelegt, ihren ganzen Lebensunterhalt. Mk 12,28-44


Als aber die Pharisäer hörten, daß er die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, versammelten sie sich miteinander. Und es fragte einer von ihnen, ein Gesetzesgelehrter, und versuchte ihn und sprach: Lehrer, welches ist das größte Gebot im Gesetz?
Er aber sprach zu ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand.« Dies ist das größte und erste Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.« An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.
Als aber die Pharisäer versammelt waren, fragte Jesus sie und sagte: Was haltet ihr von dem Christus? Wessen Sohn ist er? Sie sagen zu ihm: Davids. Er spricht zu ihnen: Wie nennt David ihn denn im Geist Herr, indem er sagt: »Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege unter deine Füße«? Wenn nun David ihn Herr nennt, wie ist er sein Sohn? Und niemand konnte ihm ein Wort antworten, noch wagte jemand von dem Tag an, ihn weiter zu befragen.
Dann redete Jesus zu den Volksmengen und zu seinen Jüngern und sprach: Auf Moses Lehrstuhl haben sich die Schriftgelehrten und die Pharisäer gesetzt.
Alles nun, was sie euch sagen, tut und haltet; aber handelt nicht nach ihren Werken! Denn sie sagen es und tun es nicht. Sie binden aber schwere und schwer zu tragende Lasten zusammen und legen sie auf die Schultern der Menschen, sie selbst aber wollen sie nicht mit ihrem Finger bewegen.
Alle ihre Werke aber tun sie, um sich vor den Menschen sehen zu lassen; denn sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten groß. Sie lieben aber den ersten Platz bei den Gastmählern und die ersten Sitze in den Synagogen und die Begrüßungen auf den Märkten und von den Menschen Rabbi genannt zu werden.
Ihr aber, laßt ihr euch nicht Rabbi nennen! Denn einer ist euer Lehrer, ihr alle aber seid Brüder. Ihr sollt auch nicht auf der Erde euren Vater nennen; denn einer ist euer Vater, der im Himmel. Laßt euch auch nicht Meister nennen; denn einer ist euer Meister, der Christus. Der Größte aber unter euch soll euer Diener sein. Wer sich aber selbst erhöhen wird, wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigen wird, wird erhöht werden. Mt 22,34-23,12

Er aber sprach zu ihnen: Wie sagen sie, daß der Christus Davids Sohn sei, und David selbst sagt im Buch der Psalmen: »Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege«? David also nennt ihn Herr. Und wie ist er sein Sohn?
Während aber das ganze Volk zuhörte, sprach er zu seinen Jüngern: Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die in langen Gewändern einhergehen wollen und die Begrüßungen auf den Märkten lieben und die ersten Sitze in den Synagogen und die ersten Plätze bei den Gastmählern; die die Häuser der Witwen verschlingen und zum Schein lange Gebete halten! Diese werden ein schwereres Gericht empfangen.
Er blickte aber auf und sah die Reichen ihre Gaben in den Schatzkasten legen. Er sah aber auch eine arme Witwe zwei Scherflein dort einlegen. Und er sprach: In Wahrheit sage ich euch, daß diese arme Witwe mehr eingelegt hat als alle. Denn alle diese haben von ihrem Überfluß eingelegt zu den Gaben; diese aber hat aus ihrem Mangel heraus den ganzen Lebensunterhalt, den sie hatte, eingelegt.
Lk 20,41-21,4

Gott gibt seine Ehre keinem anderen!
Es ist ein Akt der Liebe und der verständigen Einstellung Gott gegenüber, wie weit ich mit meinem Denken
(nicht richten!) und Handeln (nicht knausern!) bereit bin, Gott diese Ehre immer und überall geben zu wollen.

1.) Gott wird geehrt durch unsere Bereitschaft, Ihm zuhören zu wollen (nicht richten)
2.) Gott wird geehrt durch unsere Bereitschaft, Ihn lieben zu wollen (nicht knausern)
3.) Gott wird geehrt durch unsere Bereitschaft, Ihm vertrauen zu wollen (keine Selbstgerechtigkeit)

1.) Richten = gesetzliches und verunehrendes Handeln Gott gegenüber

Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß ihr meßt, wird euch zugemessen werden. Mt 7,1-2

Richten verunehrt Gott, da es ein unbefugter Eingriff in Gottes Aufgabenbereich ist.
Urteilen in Übereinstimmung mit Gottes Willen ehrt Gott.
Aber: wie sieht der Unterschied konkret aus?

Mein Vater übte jahrelang das Ehrenamt als Schöffe aus. Das sind Beisitzer bei Gericht, mit denen der Richter das Urteil abspricht, das er zu fällen gedenkt. Aus manchen dieser Verhandlungen kam mein Vater mit neuen Erfahrungen nach Hause, die er dann in vorsichtiger Form auch an uns Kindern weitergab. Eine davon möchte ich hier weitergeben:

Es ging um eine Lapallie, und die Beteiligten an der Verhandlung waren sich über diese Tatsache einig.
Alle - bis auf den Kläger! Dieser hatte schon eine gewisse Berühmtheit, was die Qualität und auch die Quantität der Verhandlungen anbetraf, an denen er als Ankläger ursächlich beteiligt war. Und das waren nicht Wenige!
Im Laufe einer solchen Verhandlung, bei denen es nicht viel mehr als um des Kaisers Bart ging, fragte der Richter den Ankläger:
"Sind sie vielleicht ein Prozesshansel?"
Natürlich strebte dieser dann einen Antrag wegen Befangenheit des Richters an, aber dieser schüttelte nur den Kopf und antwortete:
"Ich bin schon zu lange in diesem Geschäft!
Ich habe sie nicht verurteilt, sondern lediglich eine Frage gestellt!
Wie sie darauf reagieren ist ihre Sache, aber lassen sie mich aus dem Spiel."

Zweierlei fand ich daran Bemerkenswert: Erstens die Weisheit des Richters, der genau wusste, was er sagen durfte und damit den Ankläger durch dessen eigene Reaktion blosstellte; zweitens den genau definierten Unterschied des Urteilens und des Verurteilens.
Von beiden Dingen können wir Christen nur lernen!

Laut dieser Geschichte (und auch laut Bibel) richte ich, wenn ich ein Urteil ohne wenn und aber stehenlasse, ohne dies mit der Eingeschränktheit meines eigenen Horizontes oder meiner eigenen Erfahrungen abzugleichen.

Die scheinbare Ausnahme ist dann gegeben, wenn ich das Zeugnis des Wortes Gottes durch die Bestätigung des heiligen Geistes habe - ohne Wenn und Aber!
Was zwangsläufig eine umfassende Kenntnis des Wortes Gottes und des Redens in dem und durch (!) den heiligen Geist vorraussetzt!

Jesus spricht in Joh 12,47-50 folgendermassen:

Und wer meine Worte hört, und glaubt nicht, den werde ich nicht richten; denn ich bin nicht gekommen, daß ich die Welt richte, sondern daß ich die Welt selig mache. Wer mich verachtet und nimmt meine Worte nicht auf, der hat schon seinen Richter; das Wort, welches ich geredet habe, das wird ihn richten am Jüngsten Tage. Denn ich habe nicht von mir selber geredet; sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich tun und reden soll. Und ich weiß, daß sein Gebot ist das ewige Leben. Darum, was ich rede, das rede ich also, wie mir der Vater gesagt hat.

Jesus hat sehr wohl die Pharisäer als Heuchler bezeichnet, aber er hat auch begründet, warum!
Dabei war er sich seiner Wortwahl und seiner Argumentation absolut sicher, und auch der Tatsache, das er selbst nicht richtet, sondern das Wort Gottes, welches er ausspricht.
Und diese Sicherheit müssen wir als Kinder Gottes haben, wenn wir uns zum Beispiel mit theologischen und religiösen Fragen oder sonstigen Dingen auseinandersetzen, oder wir müssen unseren Mund halten!

Wir müssen wissen, dass das, was wir darüber äussern, Worte Gottes sind, oder wir müssen in solchen Fällen relativieren.
(Zum Beispiel: Ich meine, dass... laut meiner Meinung... in meinen Augen).
Aber ich darf mich nicht auf die Autorität des Wortes Gottes berufen und richten, wenn ich im Grunde nicht weiss, was darin geschrieben steht und wenn ich keine Sicherheit im Umgang mit dem heiligen Geist habe.

Mit den Worten Jesu bedeutet das: Ich rede also, wie mir der Vater gesagt hat durch seinen Geist.
Und diese Gewissheit muss ich haben, sonst bin ich ein Richter und ein Verurteiler.

Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, daß ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt 2.Tim 3,16

Wo ich mich auf die Masstäbe von Gottes Wort berufe, da habe ich sie auch an mir selbst zu akzeptieren.
Gott gibt seine Ehre keinem anderen, deshalb sorgt er durch die Masstäbe seines Wortes und durch den heiligen Geist stets dafür, dass wir vollkommen und zu allem guten Werk geschickt bleiben.
Das bedeutet wiederum, dass wir uns unserer menschlichen Unvollkommenheit und unserr Bereitschaft, selbst Ehre empfangen zu wollen, immer wieder (schmerzlich) bewusst werden müssen.

Darf der heilige Geist mich deshalb lehren, mich strafen, mich bessern, mich züchtigen?
Erlaube ich ihm das, oder soll er sich gefälligst jemanden anderen suchen, der in meinen Augen viel geeigneter dafür zu sein scheint?
Halte ich das Ungetrübtsein der Gemeinschaft des Heiligen Geistes mit mir und durch mich für ein erstrebenswertes Ziel?
Ist mir meine Beurteilung und die Beurteilungungen Anderer über mich letzten Endes doch wichtiger als die Ansicht Gottes und seines Wortes darüber?

Verurteilendes Richten ist ein Produkt aus persönlicher Unreife, Unkenntnis dem Worte Gottes und Unehrlichkeit Gott und unseren Mitmenschen gegenüber.
Je sicherer und ehrlicher ich mir aber im Umgang mit Jesus, seinem Wort und seinem Geist geworden bin, desto sicherer und gründlicher befähigt mich dies zu einem richtigen Denken und Handeln in den Augen Gottes. Dem Aufrichtigen lässt es Gott auch hier gelingen!

2.) Knausern = gesetzliches und verunehrendes Handeln Gott gegenüber

Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Deshalb sage ich euch: Seid nicht besorgt für euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, noch für euren Leib, was ihr anziehen sollt! Ist nicht das Leben mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung? Seht hin auf die Vögel des Himmels, daß sie weder säen noch ernten, noch in Scheunen sammeln, und euer himmlischer Vater ernährt sie . Seid ihr nicht viel wertvoller als sie? Mt 6,24-26

Gott hat uns in Jesus alles das geschenkt, was wir zum Leben und zum Sterben brauchen.
In Ihm sind wir also in jeglicher Beziehung reichgemacht.
Wo ich also diesen Reichtum bewusst zurückhalte, da verunehre ich zuerst Gott als den Geber allen Reichtums.
Wo ich aber im Vertrauen auf Ihn das gebe, was ich habe, und nichts für mich zurückhalte, da ehre ich Gott, weil ich mich von Ihm abhängig mache.

Die arme Witwe hat mit ganzen zwei Cents eine Glaubenstat vollbracht, die ihre Abhängigkeit und ihr Vertrauen gleichzeitig Gott gegenüber in ein ganz helles Licht gerückt hat. Diese zwei Cents zeugen seid ca. zweitausend Jahren ununterbrochen davon, wie sehr es sich lohnt, alles in unseren Gott zu investieren!

3.) Selbstgerechtigkeit = die seeliche Grundlage für Richten und Knausern

Ein Selbstgerechter duldet auf Dauer niemanden über sich, weder Gott, noch irgendeinen Menschen.
Deshalb sind solche Menschen normalerweise empfindlich gegenüber Zeichen und Wunder, weil ihre Gedankenwelt damit Grenzen beiseitesetzen muss, die nicht gerne beiseitegesetzt werden wollen.
In dem vorliegenden Text spricht Jesus die Schriftgelehrten und Pharisäer an, die innerlich und äusserlich voller Selbstgerechtigkeit waren.

a) Selbstgerechtigkeit zieht ein falsches Selbstverständnis nach sich

Die Selbstgerechtigkeit ist zuerst eine Gedankensünde und deshalb als solche nicht einfach zu erkennen.
Sie gleicht einem Baum, der zwar äusserlich gesund aussehen mag und scheinbar gute Früchte bringt, der aber innerlich nicht gesund ist.

Er sprach aber auch zu einigen, die auf sich selbst vertrauten, daß sie gerecht seien, und die übrigen verachteten, dieses Gleichnis:
Zwei Menschen gingen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer und der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst so:
Gott, ich danke dir, daß ich nicht bin wie die übrigen der Menschen: Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche, ich verzehnte alles, was ich erwerbe.
Der Zöllner aber stand weitab und wollte sogar die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach:
Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig! Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus im Gegensatz zu jenem; denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Lk 18,9-14

Nicht immer, aber sehr oft führt die Überbewertung der eigenen Gerechtigkeit zur gnadenlosen Verachtung anderer.
Aber immer liegt der Selbstgerechtigkeit ein falsches Gottesverständnis zugrunde.
Der Selbstgerechte meint, Gott in Gedanken, Worten und Taten davon überzeugen zu müssen und auch zu können, dass er gut genug sei, um vor Ihm bestehen zu können.
Wo Selbstgerechtigkeit in Aktion ist, da ist deshalb auch immer Religion und Tradition in Aktion.
Religion und Tradition ist der ideale Nährboden und gleichzeitig die logische Frucht der Selbstgerechtigkeit.

b) Selbstgerechtigkeit zieht ein falsches Gottesverständnis nach sich

Durch sein fehlgeleitetes Verständnis von Gott und seinen Masstäben hat ein Selbstgerechter keine "Antenne" für die Qualitäten Gottes. Deshalb kann und will er im Grunde nicht verstehen, dass Gott den Menschen liebevoll mit seiner Gnade und Wahrheit personifiziert in Jesus Christus entgegenkommt:

Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld; und als er kam und sich dem Haus näherte, hörte er Musik und Reigen. Und er rief einen der Diener herbei und erkundigte sich, was das sei. Der aber sprach zu ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiedererhalten hat. Er aber wurde zornig und wollte nicht hineingehen.
Sein Vater aber ging hinaus und redete ihm zu. Er aber antwortete und sprach zu dem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir, und niemals habe ich ein Gebot von dir übertreten; und mir hast du niemals ein Böckchen gegeben, daß ich mit meinen Freunden fröhlich gewesen wäre; da aber dieser dein Sohn gekommen ist, der deine Habe mit Huren durchgebracht hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet.
Er aber sprach zu ihm: Kind, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, ist dein. Lk 15,25-31

Das Musterbeispiel dafür ist der Ältere der "verlorenen Söhne".
Mit der Gnade und Liebe des Vaters kommt dieser Sohn da nicht zurande, wo die Grenzen seiner selbstgezimmerten Gerechtigkeit erreicht und überschritten werden.
Da wird aus Unverständnis dann Unwillen, als dieser "Hiob des neuen Testamentes" sich benachteiligt fühlt, weil der Vater in seiner praktischen Barmherzigkeit sich liebevoller verhält, als der Sohn es den Umständen entsprechend wahrhaben will.
Dieser Unwillen verhindert ein auch nur einigermassen objektives Beurteilungsvermögen gründlich.

c) Der Unterschied zwischen Selbstgerechtigkeit und Stolz

Selbstgerechtigkeit schränkt die Gnade Gottes auf ein für den "Gerechten" akzeptables Mass ein.
Ein Selbstgerechter schätzt Gott charakterlich ähnlich wie sich selbst ein, nur mit grösseren Möglichkeiten aufgrund grösserer Fähigkeiten.
Der Umgang mit Gott ist nicht von Glaube, Liebe oder Hoffnung geprägt, sondern durch ein Geben und Nehmen auf der Grundlage von Religion und Tradition.
Gott ist quasi der Handelspartner meiner Seele, den ich durch meine selbstgezogene Grenzen auf Sicherheitsabstand halten will, damit er in mein Lebenskonzept und Gerechtigkeitsverständnis Ihm und anderen Menschen gegenüber nicht über Gebühr hineinredet.

Die Selbstgerechtigkeit stellt sich damit über die dementsprechenden Masstäbe Gottes und verwirft sie dadurch für sich.
Gleichzeitig wird Gott deswegen schuldig gesprochen, weil seine Gerechtigkeit scheinbar nicht genügt.
Im Unterschied zur Selbstgerechtigkeit lehnt der Stolz nicht nur die Erlösung Jesu ab, sondern auch den Anspruch Gottes, einziger Herr, Retter und Heiland zu sein.
Der Stolz geht gegen Gott, wie er ist; die Selbstgerechtigkeit geht gegen das, was Gott getan hat.

Insofern nimmt der Stolze mit seiner Persönlichkeit ein Stück weit den Platz Gottes ein.
Der Selbstgerechte kopiert ein Stück weit die Taten Gottes.
So wurden die Pharisäer zu Gesetzesübererfüllern und damit zu Heuchlern, Hiob zum furchterfüllten moralischen Genie und der ältere Sohn zum "Workoholic".
Alle taten das, was sie ihrer Meinung nach von Gott erwarteten, das sie tun müssten, um ihm zu gefallen. Welch ein Missverständnis!

Der hauptsächliche Unterschied zwischen Selbstgerechtigkeit und Stolz besteht demzufolge darin, dass der Selbstgerechte bewusst oder unbewusst das Erlösungswerk, der Stolze zusätzlich die Person Jesu Christi als Herrn geringschätzt.

4.) Neutestamentliche Geldeinheiten und ihre Verwendung (nach Rieneckers Bibellexikon)

1) Z.ZT. DES NT waren in Palästina die röm. und griech. Münzen in Umlauf. Es werden drei Kupfermünzen genannt. Die kleinste ist das jüd. LEPTON (LÜ: Scherflein Mk12,42 oder Heller Lk21,2). Zwei Lepta ergeben einen röm. QUADRANS = Heller (Mk12,42; Mt5,26; LÜ: Pfennig), von dem vier das ASSARION (Mt10,29; Lk12,6 LÜ: Groschen; RevEB: Pfennig). Die röm. Entsprechung zum (griech.) Assarion ist das As. Die häufigste Silber-münze war der röm. DENAR (Mt18,28; Mk6,37; Lk7,41 u.ö.;) der 16 Assaria entsprach. Die griech. DRACHME (Lk15,8; LÜ: Silbergroschen) steht ihm gleich. Bei den in Apg19,19 genannten Silberstücken handelt es sich um diese Münze, die an allen Stellen in LÜ mit Silbergroschen wiedergegeben wird. In Mt22,19 wird der Denar bzw. Silbergroschen als »Steuermünze« bezeichnet, weil die jährlich erhobene röm. Kopfsteuer ein Denar betrug.

2) Bei dem in Mt17,24 genannten Tempelgroschen dagegen handelt es sich um die DOPPELDRACHME, den Jahresbetrag der jüd. Tempelsteuer, die auf die Verpflichtung von Neh10,33 zurückging, in ihrer Höhe aber an die Abgabe von 2Mo30,13; 38,26 angeglichen worden war. Diese Doppeldrachme (= zwei Denare) galt demnach so viel wie der hebr. halbe Schekel. Die Münze selber war in späterer Zeit nicht mehr im Umlauf. Dafür hatte man neben dem Denar den STATER (Mt17,27; LÜ: Zweigroschenstück) oder die Tetradrachme, ein Vierdrachmen-stück, das gleich einem Schekel war. Auch bei den SILBERLINGEN (Mt26,15), die Judas für seinen Verrat erhielt, hat es sich vermutlich um Münzen im Werte des Schekels (vgl. Sach11,12) bzw. der Tetradrachme gehandelt. An größeren Geldeinheiten begegnet uns die griech. MINE (Lk19,13; LÜ: Pfund) zu 100 Drachmen und das griech. TALENT (Mt18,24; 25,15; LÜ: Zentner) von 60 Minen = 6000 Drachmen.

3) Der Schatzkasten (griech. gazophylakeion; Mt 27,6: korbanas) bezeichnet eine Reihe von 13 Gefäßen, die nach Josephus im Vorhof der Frauen des herodianischen Tempels aufgestellt waren und in die die Tempelsteuer, aber auch freiwillige Abgaben in Form von Geld und Naturalien für gottesdienstliche Zwecke eingelegt wurden. Dreimal im Jahr wurden nach dem Talmud diese Opferstöcke in die Kammern ausgeleert, in denen der Tempelschatz aufbewahrt wurde. In der Nähe des Schatzkastens lehrte Jesus (Mk12,41.43; Lk21,1; Joh8,20).

5.) Armut und Geldmangel aus der Sicht der Schrift (nach Rienecker Bibellexikon)

I) IM AT

Armut wird im AT nicht als Ideal, sondern als ein Übel betrachtet, meist als Folge von Sünde (Spr6,9-11; 10,4; 21,17 u.ö.). Das Ideal umschreibt die Bitte Agurs:
»Armut und Reichtum gib mir nicht; laß mich aber mein Teil Speise dahinnehmen, das du mir beschieden hast. Ich möchte sonst, wenn ich zu satt würde, verleugnen und sagen: Wer ist der Herr? Oder wenn ich zu a. würde, könnte ich stehlen und mich an dem Namen meines Gottes vergreifen« (Spr30,8f).
Obwohl die Verheißungen Gottes an die Erzväter (1Mo13,14ff; 26,3; 28,13f) einen Reichtum an materiellen Gütern einschließen, sieht die Bibel doch auch Armut als von Gott kommend an (1Sam2,7) und den Armen als von Gott gemacht (Spr17,5; 22,2). In der Gesetzgebung an Mose und das Volk nahm darum der Herr den Armen unter seinen Schutz. So gebietet er seinem Volk, das Recht des Armen nicht zu beugen (2Mo23,6) und die Hand dem bedrängten und armen Bruder weit aufzutun (5Mo15,11; vgl. das -› Sabbat- und das Jobeljahr (Halljahr) und Bestimmungen wie 3Mo19,9f; 23,22; 5Mo23,25f; 24,19-21). Selbst bei den Opfergesetzen wurde mit dem geringeren Vermögen der A. gerechnet (vgl. 3Mo1,14-17; 12,8; 14,21; 27,8).
Besonders das 5. Buch Mose nimmt sich in seinen Bestimmungen der Hilfsbedürftigen: der Witwen und Waisen, der Fremdlinge und Armen an. Unter allen bibl. Büchern trägt gerade dieses Buch den sozialen Umständen des Volkes Israel Rechnung. So kommt es, daß das jüd. Volk ursprünglich die Armut kaum gekannt hat. Bei aller Fürsorge soll aber ein Richter den Geringen nicht begünstigen, um dadurch den Namen eines milden Richters zu erhalten (2Mo23,3; 3Mo19,15; vgl.2Sam15,2-4).
Das Volk Israel hat sich jedoch nicht an diese Bestimmungen gehalten. Durch die zunehmende Verweltlichung, besonders seit der Zeit Davids und Salomos, mit dem Aufkommen der Stadtkulturen, brach der Gegensatz zwischen Reich und Arm auf. Gegen die ausbeutenden Reichen sind besonders Amos, Jesaja und Jeremia, aber auch andere Propheten im Namen des Herrn aufs schärfste aufgetreten (Jes5,8; Jer34,8ff; Am2,6; 3,10ff; 4,1; 5,11). Da dieser gesetzlos erworbene Reichtum nicht mehr als Ausdruck des Segens Gottes verstanden werden konnte, anderseits aber auch die Abhängigkeit vom Beistand Gottes den Armen in die Nähe Gottes treibt (weil sich die Freundschaft der anderen nach dem Besitzstand richtet Spr14,20; 19,4.7!), wird Armut häufig zu einem Kennzeichen des Frommen (Ps9,10f; Spr19,1.22; 28,6) und Gerechten, dem voller Trost und Ersatz für das hier um der Gerechtigkeit Gottes willen Entbehrte verheißen wird (Ps37; 72; Jes29,19).

II) IM NT

So sieht auch das NT den Armen. Es zeigt am Beispiel und im Gleichnis, wie nahe er dem Himmelreich ist (Mt11,5; Mk12,41ff; Lk14,13; 16,19ff). Dabei kennt es aber auch eine Armut, die nicht mehr materiell zu verstehen ist, sondern als Einfalt, Demut, Niedrigsein. Einen solchen Armen preist Jesus selig (Mt5,3 » ..die da geistlich arm sind«). Trotzdem vergißt Jesus auch die materielle Not des Armen nicht (Joh13,29), und das NT gebietet auf verschiedene Weise, für ihn zu sorgen. Die Glieder der Urgemeinde verkauften Güter und Habe und übergaben das Geld an die Apostel, damit sie es an die Armen austeilten. Sie schufen so eine Art Armenversorgung (Apg2,44f; 4,34ff), die auch darum notwendig wurde, weil die Glieder der jungen Christengemeinde z.T. ihren Arbeitsplatz, auch den Rückhalt in ihren Familien verloren hatten und aus aller jüd. Wohltätigkeit ausgeschlossen waren. Auch waren ja einige Christen aus Galiläa nach Jerusalem gezogen, die dort ohne Einkommen waren. Als die Witwen der griech. sprechenden Christen übersehen worden waren (Apg6,1f), wählte die Gemeinde die Sieben, die den karitativen Dienst in der Gemeinde zu leiten hatten (und auch als Evangelisten tätig waren; Apg6-8). Dies mußten Männer voll Heiligen Geistes und Weisheit sein, die einen guten Ruf hatten - was deutlich macht, wie dieser Dienst in der Urgemeinde verstanden worden ist. Auch Paulus war stets bemüht, die Armen der Muttergemeinde in Jerusalem durch Gaben der heidenchristlichen Gemeinden zu versorgen.
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