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Lehren aus der Zukunft?


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Rolf

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Lehren aus der Zukunft?






von Jan Kneist 19.09.11


Eine merkwürdige Überschrift, werden Sie sich vielleicht denken. Da niemand die Zukunft kennt, kann man logischerweise keine Lehren aus etwas noch nicht Geschehenem ziehen. Man kann aber aus der Vergangenheit sehr wahrscheinliche kommende Entwicklungen ableiten. Der Pfad, der mit dem Euro-Experiment eingeschlagen wurde und all seine „Randerscheinungen“ beginnen, gravierende Auswirkungen auf Wirtschaft, Gesellschaft und jeden einzelnen Bürger zu entfalten.

Dabei ist der Euro nicht der eigentliche Beginn, er ist vielmehr der Katalysator einer verhängnisvollen Entwicklung, die viel früher begann. Natürlich interpretiert jeder Fakten anders und wenn ich sage, daß der Euro zur Währungsreform führt, können andere entgegenhalten, daß das sehr unwahrscheinlich sei, die Sparmaßnahmen greifen würden etc. Kennt man die Geschichte und ist man sich der Vielzahl von Papiergeldexperimenten bewußt, die immer wieder zur totalen Geldentwertung führten, dann kann man getrost von Null Wahrscheinlichkeit für einen glimpflichen Ausgang (auch) diesmal ausgehen. Indes bleiben dauerhafte Lerneffekte aus, da die Erinnerung über die Jahrzahnte verblaßt, es regelmäßig gepredigt wird, diesmal sei alles anders usw. Abseits jeglicher Propaganda spricht die reine Logik nicht für einen glimpflichen Ausgang dieses Experiments. Aber wie konnte es dazu kommen? Man muß zwei Ebenen betrachten – die rein finanzielle, also der Kettenbrief des Schuldgeldsystems, und die politische, die besonders in Deutschland von größter Bedeutung ist.

Startpunkt der jüngsten politischen Epoche ist das Ende des 2. Weltkrieges 1945. Startpunkt des finanzpolitischen Endspiels ist die Aufgabe des Bretton Woods Systems 1971 (andere bevorzugen 1913 als Gründungsjahr der FED). Beide Stränge sind untrennbar verbunden und gerade der politische Strang schuf in Europa die Grundlage für die kommende, beispiellose Finanz-Katastrophe. Der politische Strang wird hier nicht breit ausgewalzt. Wer aber interessiert ist, sollte sich über die politische Umerziehung der Deutschen und die spätere Unterwanderung der Institutionen durch die „´68er“ informieren. Hier ist die Erklärung für die fast pathologische Nicht-Reaktion der Deutschen auf das vor ihren Augen ablaufende Endspiel zu suchen. Der „gemeine“ Deutsche hat Guido Knopps Dokumentationen gesehen und damit verinnerlicht, daß wir eine Menge „gutzumachen“ haben und das geschah am leichtesten monetär. Diese Denkweise hindert sein logisches Denkvermögen gravierend. Der große Erfolg der westdeutschen Wirtschaft machte es ihm auch noch leicht. Die monetären Opfer blieben verborgen, denn wer in einem schönen Eigenheim wohnt und zufrieden ist, sich Weltreisen leisten kann und einen vollen Kühlschrank hat, der denkt kaum darüber nach, daß er eigentlich ohne mehr zu arbeiten noch wesentlich besser dastehen könnte.

In Zeiten des permanenten wirtschaftlichen Aufstiegs Westdeutschlands war es leicht zu verkaufen, daß immer mehr Kompetenzen an die EU fielen. Des Westdeutschen Portemonnaie füllte sich und dieser Erfolg wurde genau der „europäischen Einigungspolitik“ zugeschrieben. Daß immer mehr Länder der EG beitraten und die über diverse Fonds zu verteilenden Gelder und Subventionen ständig stiegen, ist bekannt und wird hier nur am Rande erwähnt. Die Umverteilung wurde immer als europäisches Friedenswerk bezeichnet und das mag teilweise richtig sein, doch auf Dauer führte sie zu „Moral Hazard“ bei den Empfängern, zur Festschreibung von Fehlentwicklungen und natürlich zur Wohlstandsminderung der (West-) Deutschen. Zu den von Deutschland geleisteten Nettozahlungen wurden ganze Bücher geschrieben, die Summen gehen in die Billionen DM, jetzt Euro. Einhergehend mit den Finanztransfers wurden immer mehr gesetzgeberische Kompetenzen an die EG übertragen, die regelmäßig von allen im Bundesstag vertretenen Parteien befürwortet wurden. Schon diese Einmütigkeit hätte jeden kritischen Bürger zu denken geben und am Wert dieser angeblichen „Demokratie“ zweifeln lassen müssen. Wo ist hier der Unterschied zur „Volkskammer“? Diese Transfers und wirtschaftliche Abschwächung Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre ließen unter der sozial-liberalen Koalition von 1969-82 die Schulden deutlich steigen. Aber jeder profitierte von den Schulden, denn die Basis war noch niedrig.

In diese Phase fiel ein gravierender Rechtsbruch, der auch den Beginn des derzeit laufenden finanzpolitischen Endspiels einläutete - die endgültige Aufhebung der Einlösepflicht von US-Dollars in Gold im August 1971. Also wer damals darauf baute, Papiergeld jederzeit in echtes Geld (Gold) einlösen zu können, der wurde frech vor den Kopf gestoßen und seines Anspruchs auf echtes Geld beraubt. Ohne „Goldfessel“ war der zügellosen Verschuldung überhaupt keine Grenze mehr gesetzt, wie man anhand der Graphik der US Verschuldung gut erkennt. Achtung, der aktuelle Stand beläuft sich auf 14,7 Billionen USD.

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Ein beispielloses Experiment der Turbo-Umverteilung begann damals. Es führte zur Auslöschung der US-Mittelschicht, die sich bis zum Platzen der Immobilienblase noch wohlhabend glaubte und zu nie dagewesener Konzentration des Vermögens an der Spitze. Ein sich selbst beschleunigender Prozeß durch immer schneller auflaufende Zinsen, die die Kapitaleigner gar nicht ausgeben können, während sich die Staaten und die „unten“ immer weiter verschuldeten und auch leicht das Geld bekamen. Trotz dieser krebsartigen Wucherung wird diese Zeit im Allgemeinen als gute Zeit wahrgenommen. Fehlverhalten blieb ungestraft.

Das Nicht-Verstehen des fraktionalen Banksystems ließ die wundersame Wohlstandsmehrung durch Kredit und damit Asset-Blasen zur Gewohnheit werden. Da der Schuldensockel relativ niedrig war, bestand noch genug Luft nach oben, auch für Konjunkturprogramme, um die vorher mit Papiergeld angerichteten Verwerfungen für eine Weile zu übertünchen. Das lief jahrzehntelang so und wurde selbst von der herrschenden Volkswirtschaftslehre und den Zentralbankern nicht als das dargestellt, was es ist, nämlich eine immer größer werdende Atombombe mit Zeitschaltuhr. Über Jahrzehnte konnte das westliche System durch Aufschuldung weiterwirtschaften und seinem Wachstumszwang frönen. Vielleicht war es 1989 am Ende, so daß sich einige graue Eminenzen entschlossen, den Ostblock zu „befreien“, um so neues Verschuldungspotential und neue Absatzmärkte für den Westen zu schaffen und seinen Kollaps noch einige Jahrzehnte zu verzögern.

Seit 1989 sind jetzt 22 Jahre vergangen und erneut stehen wir am Scheideweg, das weltweite Aufschuldungspotential scheint ausgereizt, der Glauben an eine problemlose Neuverschuldung schwindet. Ein Schuldner des letzten Ausweges kristallisiert sich heraus, die Staaten. In dieser Phase des sich ausbreitenden Chaos wird jedem klar denkenden Bürger schmerzlich bewußt, daß Verträge zu normalen Zeiten eingehalten werden, in schwierigen Zeiten aber sofort gebrochen werden. Die EZB hat kein Recht, Anleihen anderer Euro-Länder direkt zu kaufen. Es ist ihr verboten und sie tut es trotzdem! Die Klausel, daß Euro-Länder nicht für die Schulden anderer Euro-Länder haften, wird ebenfalls gebrochen, Volksentscheide werden missachtet, Kritiker lächerlich gemacht. Warum das alles? Weil es jetzt um die Existenz des finanzkapitalistischen und auf Fiatgeld basierenden Wirtschaftssystems geht. Die „Demokratie“ westlicher Prägung- von der Ausgestaltung ihrer Mitbestimmungsrechte der Bürger keinen Deut besser als die sogenannte Diktatur des Proletariats. Ob ich in der DDR eine Einheitsliste aus Mangel an Alternativen wähle oder jetzt die Blockparteien im Bundesstag, macht nicht den geringsten Unterschied. Das Wahlvolk dient der Belustigung der korrupten Parteienelite. Im Westen fiel diese Entmündigung im materiellen Überfluß leichter und die Spiegelfechterei der Blockparteien wahrte zumindest den Anschein von Demokratie.. Wer das bis dato nicht begriffen hatte, der wird jetzt im Zuge der Euro-Krise unsanft aus seiner Traumwelt gerissen. Die vorgeblichen Demokraten pfeifen auf das Wohl des Volkes, sie vertreten ausschließlich die Interessen der selbsternannten Elite. Was im „Grundgesetz“ steht, spielt plötzlich keine Rolle mehr, selbst europäische Verträge, die regelmäßig undemokratisch zustande kamen, werden noch gebrochen.

Wohin läuft die Entwicklung? Einige Bundestagsabgeordnete scheinen jetzt so viel Druck von der Basis zu bekommen, daß sie die geplanten Rettungsmaßnahmen und neuerlichen Milliardentransfers nicht mehr mittragen wollen. Diese Leute kommen in die Nähe dessen, was man „Volkvertreter“ nennt. Im Endeffekt hilft es aber wenig, wenn der vergrößerte Rettungsschirm von SPD und Grünen mitgetragen wird. Und hier kommen wir auf die politische Ebene in Deutschland zurück, die zur Staatsraison erhoben hat, daß wir an allem schuld sind und ewig zu zahlen haben. Linke Politiker hat diese Krankheit vollständig erfaßt. Die Bürgschaften werden also erhöht, auch wenn die Mehrheit der Bürger dagegen ist. Der Ausfall weiterer Bürgen führt dazu, daß die Last für Deutschland mit der Zeit immer größer wird und der Euro am Ende im inflationären Knall untergeht. Ein geordneter Schuldenabbau ist nicht möglich. Die Staaten (es wird ein weltweites Phänomen sein) werden sich über ihre Notenbanken finanzieren, so wie zu Kriegszeiten. Staatliche Transferempfänger erhalten real immer weniger, die Sparguthaben werden vernichtet. Plötzlich erwacht der Michel und fragt sich: Wie konnten wir das nur übersehen? Wie konnten DIE es schaffen, uns jahrzehntelang zu belügen und zu betrügen? Wir wähnten uns klug und waren kein bißchen schlauer als die Massen, die damals Hitler wählten. Diese „Zukunft“ aufzuhalten wird schwer bis unmöglich sein. Freiheit muß ständig verteidigt werden und wer darin nachläßt, hat einen hohen Preis zu zahlen.

Es bedarf einiger grundlegender Maßregeln

1. Das Fiat-Papiergeldsystem muß als Wurzel des Übels erkannt und beseitigt werden, Golddeckung ist anzustreben, endlose Aufschuldung wird unmöglich und eine rasante Vermögensumverteilung findet nicht mehr statt.
2. In diesem Zusammenhang steht auch die Geldschöpfung der Privatbanken, die unterbunden bzw. auf einen Anteil ihrer Einlagen beschränkt wird.
3. Der Staat wird auf seine grundlegenden Aufgaben zurückgeschnitten und Kompetenzübertragungen an Dritte finden nicht statt (Byebye EU). Es herrscht echte Gewaltenteilung.
4. Oberster Souverän ist das Volk, der Bürger. Alle Macht geht von ihm aus. Von ihm gewählte Vertreter haben seinem Willen zu entsprechen und falls nicht, werden sie umgehend zur Rechenschaft gezogen. Die Hürden für Volksentscheide werden niedrig angesetzt.
5. Presse, Forschung und Wissenschaft sind frei.

Wird das umgesetzt, dann erledigt sich fast sämtlicher Wahnsinn, der uns heutzutage auf allen Ebenen des täglichen Lebens begegnet, wie von selber. Aber bis dahin ist noch ein weiter Weg und bevor es besser wird, muss es noch wesentlich schlechter werden.

Erschienen im Rohstoff-Spiegel Nr. 19/2011 vom 17.09.2011
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