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Im oberpfälzischen Schmidtmühlen geht die Angst um


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Im oberpfälzischen Schmidtmühlen geht die Angst um





Landrat setzt religiöse Einrichtung für Drogenabhängige unter Druck



Von Albrecht Winter

Sanft plätschert das Wasser der Vils hinter dem kleinen Anwesen, Vögel zwitschern und Enten gründeln. Auf dem Harschhof in der Oberpfalz wird im frühen Sonnenschein schon fleißig gearbeitet. Hier wohnen rund 30 ehemalige Drogensüchtige und Haftentlassene, die mit Arbeit und Gebet wieder auf die Beine kommen wollen. Wer es nirgends mehr aushält, der kommt hierher zu Olli Ewers.

Olli, wie ihn im nahe gelegenen Schmidmühlen selbst der Bürgermeister nennt, war einst ein übler Rocker. Er war jahrelang in Haft und kennt daher die Regeln der "Knackis". Nach seiner Bekehrung zu Gott im Gefängnis schwor er Gewalt und Drogen ab. Er begann sich um die Verlierer der Gesellschaft zu kümmern und nannte sich bald Pastor.

Vor 15 Jahren bot ihm der Deutsche Orden den Harschhof mit dem Café an der Vils an. So gründete der gebürtige Hesse seine Immanuel-Gemeinschaft. Das Projekt lebt seither von Spenden. Manche haben mit dem Projekt wieder in ein geregeltes Leben gefunden, andere haben die strengen Regeln und die täglich über eine Stunde dauernden Gebete nicht ausgehalten und sind wieder fortgegangen.

Olli könnte in Ruhe seine Arbeit weiterführen, hätte es nicht vor ein paar Wochen einen Zwischenfall gegeben: Ein Bewohner des Harschhofes lag damals in Schmidmühlen hilfsbedürftig am Boden. Als ein Postbote ihm helfen wollte, "habe der Mann den Postboten gewürgt", erklärt Bürgermeister Peter Braun. Der Würger habe erst abgelassen, als ein zweiter Passant einschritt. Für Pastor Zoltan Ferenczy von der Immanuel-Gemeinschaft war der Vorfall ein "epileptischer Anfall des Bewohners", der sich vielleicht Hilfe suchend an seinen Retter geklammert habe.

"Unsere kleine Marktgemeinde verkraftet diese Einrichtung nicht", sagt Bürgermeister Braun und spricht von "kriminellem Potenzial ohne staatliche Aufsicht." Vor zwei Jahren habe es eine Brandstiftung an einem Schuppen von Olli gegeben. Seither hätten sich die drei unmittelbaren Nachbarn der Gemeinschaft Hunde angeschafft. Für Polizeihauptmann Georg Scheffmann von der Polizeiinspektion Amberg hingegen bestand in den letzten Jahren in Schmidmühlen kein Problem. Der Statistik nach ist die Region "sicherheitspolitisch nicht auffällig".

Anders sieht es Amberg-Sulzbachs Landrat Armin Nentwig. Er wetterte kürzlich auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz: "Von dieser sektenähnlichen Vereinigung geht eine nicht unerhebliche Gefahr aus." Kritik äußerte Nentwig daran, dass inzwischen Menschen aus ganz Deutschland auf den Harschhof kämen, was den Landkreis vergangenes Jahr 93.000 Euro an Sozialhilfe gekostet habe. Er forderte die Kirchen auf, gegenzusteuern, damit die Menschen "diesem Glaubens-Humbug nicht erliegen".

Der katholische Pfarrer Georg Braun meint, man wisse zu wenig über die Arbeit von Olli Ewers. Es sei aber vorgekommen, dass Mitglieder der Gemeinschaft ihn verängstigt um Hilfe gebeten hätten. Ambergs Gefängnispfarrer Reinhard Schmitz lobt dagegen das Engagement Ewers für Inhaftierte. Ewers sei viele Jahre mit seinen Leuten zu Gesprächen und Gottesdiensten ins Gefängnis gekommen. Auch bekomme die Einrichtung keinerlei Zuschüsse und sei damit billiger als jede andere Therapieeinrichtung.

Ambergs stellvertretender Dekan Rüdiger Löbermann kritisierte das Verhalten von Landrat Nentwig und Bürgermeister Braun: "Hier werden bewusst Ängste geschürt." Die Motivation dafür sieht er vor allem in der Finanznot des Landkreises. Kritisch betrachtet er allerdings auch die religiösen Aktivitäten von Ewers. Nun wolle man sich ein genaueres Bild machen.

Foto per ISDN oder E-Mail abrufbar bei epd-bild (München), Telefon 089/12172-140. Bestellnummer: b050390.

(Artikel vom 30.03.2005)
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